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"Wie der Grauburgunder nach Württemberg kam"-Eine Sage

Memmet

New member
Die folgende Sage wurde mir vor ca.18 Jahren bei einem Besuch auf einem Weingut in der Nähe von Speyer erzählt,ich habe sie mir damals aufgeschrieben,da ich sie sehr spannend fand:


În Speyer gab es einst einen Kaufmann,den Johann Ruland,der besaß einen Garten in dem ein uralter Weinstock wuchs,aus dessen Trauben sich ein Wein keltern ließ der lieblicher war als alle anderen Weine.
Als in Gerlingen der Winzer Jakob Weidle von diesem Weinstock hörte,wollte er ihn unbedingt besitzen um ihn zu vermehren,auf seinen Weinbergen anzubauen und mit dem Wein aus seinen Trauben gute Geschäfte zu machen.
Von diesem Jakob Weidle erzählte man sich unheimliche Dinge:Als junger Mann hatte er an einem Feldzug gegen die Türken teilgenommen und sich durch besondere Grausamkeit hervorgetan.So hatte er einen ungarischen Mönch,der ihn um eine Gabe für die Hungernden bat,an eine Kapellentür genagelt,ihm den Bauch geöffnet und zu ihm gesprochen :"Gräm dich nicht,Mönchlein!Du sollst allem was da hungert ein Festmahl sein!"Das brachte ihm unter seinen Landsleuten den Beinamen "Der Fuaderer" (Der Fütterer) ein.
Und als er eines Tages in einem Kampfe ein Ohr durch den Streich eines Türken verlor,hob er es auf und brachte es zu einer alten Zigeunerin,die ihm einen Zilpzalp,einen Weidenlaubsänger, dafür gab,der fortan unter seinem wallenden Bart saß und ihm aufs Wort gehorchte.
Dieser Jakob Weidle also machte sich nun auf den Weg nach Speyer.Dort angekommen begab er sich sogleich zu Rulands Haus um den Weinstock für sich zu gewinnen.Doch die beiden konnten sich auf keinen Preis einigen und schon bald hatte sich ein heftiger Streit entsponnen.
Als Ruland schließlich zwei Knechte herbeirief um den unliebsamen Gast vor die Tür zu setzen sprach dieser:
"Geht in euren Garten zu euren Trauben,denn es wird das letzte mal sein daß Ihr sie seht,ehe dreimal der Schnee gefallen!"
Besorgt ging der Kaufmann zu seinem Gärtlein,doch fand er zu seiner Beruhigung den Weinstock mit seinen Trauben unversehrt vor.Doch Weidles Worte wollten ihm nicht aus dem Kopfe,so wies er seine Knechte an,in dieser Nacht vor dem Garten Wache zu halten.
Und so standen die Knechte bis zum Morgengrauen vor dem Tor des Gärtleins.Doch was sie nicht bemerkten,war der kleine Zilpzalp,der unermüdlich die ganze Nacht lang eine Beere um die Andere von dem Weinstock zupfte und in seinem Schnäbelchen zu seinem Herrn brachte,welcher sie in großen Körben sammelte.
Als der Kaufmann am nächsten Morgen zu seinem Gärtlein eilte um nach seinem Weinstock zu sehen,traute er seinen Augen nicht,als nicht eine Beere mehr daran hing.Wutentbrannt rief er seine Knechte herbei um zu erfahren was in der Nacht vorgefallen sei.Da flatterte der kleine Zilpzalp direkt vor ihn hin und aus seinem Schnabel fielen drei Weidenblätter vor des Kaufmanns Füße.Kaum war das geschehen,verwandelte sich der Zilpzalp in eine Schlange und war im hohen Gras verschwunden .
Zu Tode erschrocken schrie der Kaufmann:"Du und dein Herr,schert euch nur fort in eure Hölle!"
Der Winzer Weidle wurde in Speyer nie mehr gesehen.In seiner Heimat aber zog er aus den Traubenkernen hunderte kräftiger kleiner Reben heran und wurde sehr vermögend mit Rulands süßem Wein.An des Kaufmanns Weinstock jedoch wollte drei Jahre kein Wein mehr wachsen.

Liebe Grüße,

Marc-Memmet
 
Hallo Memmet,

vielen Dank für diese schöne Volkssage! Ein sehr interessantes Motiv. Die Suche nach besonderen und alten Weinsorten ist ja bis heute ein aktuelles Thema. Bis heute werden alte vergessene Weinreben mit neuen Sorten gekreuzt um wieder einen besonderen Geschmack zu erreichen. Dies sehe ich in dieser geschichte angedeutet.
Wer war der Erzähler dieser Sage?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Wolfgang!
Die Sage wurde uns im Rahmen einer Weinprobe vom Inhaber des Weinguts erzählt.Leider komme ich nicht mehr auf den Namen des Guts, Scheyrer oder Scheurer oder etwas Ähnliches.
 
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