• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Vorhängeschlösser

gropli

Member
Grüezi

Kürzlich besuchte ich in Norditalien eine Wallfahrtskirche. Der Kirchhof wurde von einem Eisengitter umfasst und an den Gitterstäben hingen überall Vorhängeschlösser, nutzlos und ohne Funktion. Irgendwie entsinne ich mich, irgendwo gelesen zu haben, dass solche Vorhängeschlösser von frisch Verliebten angebracht werden...

Weiss jemand mehr dazu?

Gruss
Gropli

.
 
Hallo Gropli,

den Bezug der Vorhangschlösser, Liebesbeziehungen bzw. Hochzeitsbrauch hat Oksana einmal mit einem Beispiel aus Russland dargestellt, wo wir dann auch noch auf Beispiele aus dem Bereich (abgeschlossenes) Militär in Meran eingegangen sind.

Das Thema "Schloss" ist allerdings in der Volkskunde ein enorm großer Bereich...

In Norditalien findet man auch Schlösser und Ketten an den St. Leonhardskirchen. Ein sehr schwer zu klärender Brauch, hier ein Versuch einer Deutung:

Wie die Ketten an den Leonhards-Kirchen zustande kamen.

Heinrich Mart auf Ramings übergab am 23. Oktober 1545 (Sterzinger Gerichtsprotokoll Nr. 32, F. 103) seinem Sohne Christian den oberen Padatschhof und legte ihm dabei die Verpflichtung auf, zur Beruhigung seines Gewissens sein (des Übergebers) versäumtes Gelöbnis einzulösen. Vor 29 oder 30 Jahren hatte er nämlich verlobt, alle Jahre eine Kirchfahrt ins Passeier nach St. Leonard zu machen. Wenn er diese Kirchfahrt versäumen würde, so verpflichtete er sich, dafür einen eisernen Gürtel (gemeint wird wohl ein Kettenglied sein) zu dieser Kirche und zu St. Vilg auf dem Joch ein „waxenes Pild“ von 1 Pfund Gewicht zu stiften. Die Passeirer Kirche gewann somit von diesem Mart allein 30 neue Glieder, vorausgesetzt allerdings, dass sein Sohn gewissenhafter war als der Vater und die Sache nicht auch bis zu seinem Ableben aufschob oder gar vergaß.

E. Auckenthaler in: Der Schlern, 9. Jahrgang, 1928, S.513


Weil es vielleicht zum Thema (wenn auch entfernt) passen würde:

In Norditalien gab es Anfang des 20. Jahrhunderts mysteriöse Funde von Ketten und Hacken in sehr steilen Felswänden, die eine Lawine an Diskussionen ausgelöst haben, wie es wohl dazu gekommen sein könnte...

Bei Bedarf könnte ich Beispiele dazu raussuchen?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Nicht nur in Italien sind manche Leonhardskirchen mit Ketten umspannt. So ist z.B. auch die Kirche von St. Leonhard in in Kärnten von einer Eisenkette umgeben.

Leonhard erhielt die Kette als sein Attribut, weil er regelmäßig Gefangene besuchte und für viele erreichte beim König (Chlodwig) auch ihre Freilassung erreichte. Zu seiner Zeit sollen auch viele Gefangene seinen Namen gerufen haben,daraufhin sollen ihre Fesseln abgefallen sein, die sie dann dem Einsiedler als Dank für ihre Freilassung gebracht haben sollen.

Eine weitere Deutung des Zusammenhanges Leonhard - Kette liegt möglicherweise im französichen Wort lien (= Fessel, Bindung, Bindeglied)

In Sommerein (Bezirk Bruck/L., Niederösterreich) steht ein Bildstock aus dem Jahre 1624 mit einem Heiligen, der sich durch die Kette als Hl. Leonhard "ausweist.
 
Zuletzt bearbeitet:
...den Bezug der Vorhangschlösser, Liebesbeziehungen bzw. Hochzeitsbrauch hat Oksana einmal mit einem Beispiel aus Russland dargestellt...
Ja, genau so sieht das dort aus - Vorhängeschlösser in den Gitterstäben.
Mit dem St.Leonhard hat da meiner Meinung nach nichts zu tun. Es sind ja Schlösser und keine Ketten.

Gruss gropli


.
 
Zurück
Oben