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Vom Bannen

H

Hojeweible

Guest
In allen Zeiten gab und gibt es Geisterbanner.

So nennt man Leute, die durch nur durch ihren Geist, also durch ihr Wollen verursachen, dass ein anderer nicht mehr vom Fleck kann; es sei, der Banner gibt den Gebannten frei.

Im Südwesten von Augsburg, in Gessertshausen, war vormals eine Schenke, die „der dürre Ast“ geheißen haben soll. Dort saßen die Bauern nach getaner Arbeit manchmal zusammen und tranken ihre Halbe, spielten Karten und redeten über dies und das.
Eines Abends saßen Zwei in der Stube und spielten Sechsundsechzig.
Einer der beiden war ein Wanderschäfer, der seine Herde auf dem vor dem Ort gelegenen Gmeinanger gepfercht hatte. Gleich beim Niedersetzen hatte der sein Messer in die Tischplatte gestoßen und wie die zwei so Spiel um Spiel machen, fängt mit einem Mal das Messer des Schäfers an zu zittern. Der steht auf, wirft die Karten auf den Tisch und sagt: „Ich muss fort, da ist einer an meinem Pferch!“ Zwar weiß man ja, und man wusste es vor allem in dieser Zeit, dass man bei Schäfern mit allem rechnen musste. Etliche von denen, so hieß es hatten Zauberkraft; manche gingen gar mit dem Bösen selbst um, so erzählten die Leute.
Trotzdem glaubte der Kartenbruder seinem Mitspieler, dem Schäfer nicht recht und ging mit ihm hinaus auf den Gmeinanger und etliche andere Bauern aus dem Ort gingen auch mit, um zu sehen, was es mit der Geschichte auf sich hätte.
Als sie zu Pferch kamen stand da ein Mann und hatte einen Hammel auf der Schulter, stand, hielt den schweren Hammel im Arm und konnte nicht weiter. So sehr hatte er sich angestrengt weg zu laufen, dass der helle Schweiß in Strömen über sein Gesicht lief. Und froh war er, dass der Schäfer ihn freigab, so froh, dass er ihm recht gern das Versprechen gab, das dieser ihm abnahm, nämlich niemals mehr das Eigentum eines anderen zu stehlen.

Ein ähnlicher Zauberer war ein Brauer in einem Dorf am Stoffersberg, nahe bei Landsberg am Lech. Seine zwei Schäfer saßen jeden Abend bei ihm in der Gaststube und ließen sich’s wohl sein. Die Schafe standen derweil allein in ihrem Pferch, denn auch die Hunde wärmten sich am Ofen in der Stube. Ein Gast von auswärts wunderte sich darüber und fragte dem Wirt danach. Der sagte ihm, dass er sich auf das Bannen verstünde und jeder, der versuche, den Schafen etwas zu tun, müsse da draußen stehen bleiben, solange bis er hinginge und denjenigen selbst freispreche. Als der Gast dem Brauer aber nicht glauben wollte, sagte der zu ihm: “Dann geh‘ ruhig hinaus und probier‘ es.“ Der Zweifler ging hinaus, stieg in den Pferch und nahm sich ein Lamm auf die Schulter. Wie er aber wieder über das Gatter steigen will, bekommt er seine Füße nicht und nicht vom Boden los, gleich, wie fest er zieht und drückt.
Der Wirt ließ ihn stehen bis zu Morgengrauen, erst dann ging er mit einigen anderen hin und befreite den Fremden. Sie eilten sich, denn der Banner muss den Gebannten vor dem Morgengrauen befreien, sonst holt ihn der Teufel. Und trifft er beide an, so nimmt er beide mit.
Ein Neugieriger bat den Brauer, ihn doch in dieser Kunst zu unterweisen. Der Brauer aber sagte: „Ich habe drei Söhne und keiner von ihnen soll dies von mir lernen. Auch wenn ich könnte wollte ich es nicht lehren. Dieses ist etwas Arges und man weiß nicht, wie schnell man es mit dem Teufel zu tun bekommt.“


Nacherzählt, selbst fabuliert ein bisschen gebürstet und hübsch gemacht
für Euch
von Eurem Hojeweible:smi_blume
 
Ein wenig unheimliche Geschichte - passt zu Herbstabenden wo sich draußen auch die Schafe schon ein wenig zusammendrängen und Rauch aus dem Kamin steigt...
 
Bei uns sagt man zum bannen "festmachen" (d.h. jemanden seinen Willen
aufzwingen durch eine besondere Gabe). In einer Geschichte meines ersten
Büchleins der "Schwerter Sagen" steht so eine alte Erzählung, Titel: "Ein Tropfen
Blut" - im internet als kostenlose pdf-Datei (bei Interesse). - Ulrike
 
Hallo Ihr Lieben,

Danke, für das feedback.

@ Sonja: Das Hojeweible hat jetzt glatt rote Ohren. Vor Verlegenheit. Herzlichen Dank auch für's Willkommenheißen. Schön ist's bei Euch.

@ Elfie: Ja, Geschichten, in denen man den Krähennebel schmeckt... (Weible ist ein Novemberkind, da muss das so sein.)

@ Ulrike Berkenhoff: Eine imposante Sammlung, liebe Ulrike! Die Geschichte mit dem Tropfen Blut hat das Hojeweible schaudern lassen. Mit dem Bösen macht man auch keine Geschäfte...

es grüßt Euch sehr,

Euer einziges Hojeweible:smi_blume
 
In allen Zeiten gab und gibt es Geisterbanner.

So nennt man Leute, die durch nur durch ihren Geist, also durch ihr Wollen verursachen, dass ein anderer nicht mehr vom Fleck kann; es sei, der Banner gibt den Gebannten frei.....

... Nacherzählt, selbst fabuliert ein bisschen gebürstet und hübsch gemacht
für Euch
von Eurem Hojeweible:smi_blume

Hallo und herzlich willkommen, Hojeweible! :)

Diese Sage reiht sich herrlich ein in die oberöstereichischen Sagen vom Schlangenbannen und andere Banngeschichten, die alle auf "übernatürliche" Kräfte der "Banner" zurückgehen ... danke Dir dafür!

Liebe Grüße aus dem herbstlichen Steyrtal
Norbert/cerambyx
 
Ja, Norbert! Wie schön, so schnell wieder auf Dich zu treffen (Hojeweible hat sich eben noch über Deinene Willkommensgruß - auf der Vorstellungsseite - gefreut...).

Das Hojeweible ist auch schrecklich neugierig...darum war's schon auf Deiner Homepage...Toll hast Du das gemacht! Richtig wohl fühlt das Weible sich zwischen den Sagen und Geschichten und den wunderschönen Fotos. Vorallem der Pießling Ursprung ist geradezu anziehend, findet das Weible.

In Deiner Sagensammlung hat das Hojeweible heute morgen glatt eine Stunde herumgebummelt und dabei fast vergessen, dass Hund dringend gelüftet werden mußte...er hat schon ganz "dringend" geschaut. Wir haben ein großes "Waldgassi" im Nebel gemacht, zur Wiedergutmachung. Jetzt sind wir wieder da, nebelfeucht und glücklich. Hund schläft zufrieden neben mir und ich geh' wieder Sagen naschen... :)

Bis bald, mein Lieber!

Es grüßt Dich herzlichst,
Dein persönliches Hojeweible :smi_blume
 
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