Elfie
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Schnell noch, ehe der Winter endgültig zu Ende ist, eine tierische, vor allem aber wahre Geschichte:
Tierische Teamarbeit
Eines Winters will Lisa auch am Schreibtisch sitzend das bunte Treiben am Vögelhäuschen sehen.
Im Garten gibt es genug Futterstellen, doch im schmalen Vorgarten ist keine Gelegenheit, eine solche anzubringen.
Also schneidet sie im Auwald Stangen und bindet sie zu einem Dreifuß, an dessen Ende sich die Astgabeln gut zum Behängen mit Meisenringe, Futterknödeln und Häuschen eignen.
An die zwei Meter muß das wie ein nacktes Tipi anmutende Stück schon hoch sein, um den maßgeblichen Teil zum Fenster reinschauen zu lassen.
Bald baumeln zwei kleine Holzhäuschen, ein paar Ringe und mehrere Knödel im Wind und warten auf Gäste.
Am zweiten Tag ist es endgültig entdeckt.
Leere Hülsen von Sonnenblumensamen bedecken bald den Schnee ringsum, auch ganze Kerne sind dabei.
Nichts geht verloren, denn dazwischen sind Spuren von Vogelbeinen zu sehen und auch andere. Winzige Pfötchen, deren Gewirr sich in einer einzigen Spur wiederfinden. Ab da dürfte sich das Mäuschen auf exakt dem selben Weg hin und her bewegen: unterm Zaun durch, ein Stück entlang um dann in einem Spalt der Bruchsteinmauer zu verschwinden.
Nach jedem Neuschnee dauert es grad mal über Nacht, bis der Mäusepfad wieder errichtet ist.
Eines Morgens – Lise schaut verschlafen aus dem Fenster, zu sehen ob Schneefahrbahn ist – meint sie Bewegung im Futterhäuschen zu sehen.
Jetzt schon ein Vogel?
So früh fängt keiner den Wurm, schon gar nicht im Winter.
Lisa macht das Licht aus und als die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, will sie diesen kaum trauen: nicht ein Mäuschen sitzt da in luftiger Höhe. Auch nicht zwei, sondern drei teilen sich den schmalen Spalt, in dem die Kerne liegen. Dicht gedrängt und eifrig fressend.
Die geschäftigen Bewegungen der Pfoten lassen ahnen, wie sie die Samen einem nach dem anderen festhalten um sie aufzuknacken.
Obwohl Lisa lächeln muß, klopft sie energisch ans Fenster. Diebsbande, fällt denn nicht genug hinunter?
Blitzschnell sind die Nager im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Häuschen. Ob sie sich fallen ließen oder wie sie es sonst schafften, war im fahlen Licht der Straßenlampe nicht zu sehen.
Auf dem Weg zum Dienst denkt Lisa über die Kombinationsgabe der kleinen Tiere nach.
Da finden sie Futter – wo kommt es her?
Zwei Meter über ihnen, das ist als ob für mich auf einem Vierzigmeter-Kran der Brotkorb hängt, staunt sie.
Damit nicht genug finden sie von drei Bäumen den richtigen, um an die Quelle zu gelangen.
Schnell ist das Gesehene im Alltagstrubel vergessen, am nächsten Tag schaut sie wieder aus dem Fenster – nichts. War es der Schock oder eine andere Zeiteinteilung, lange ist keine Maus mehr zu sehen.
An einem freien Tag ist Lisa zur frühen Stunde ausgeschlafen, die Mäuse fallen ihr ein.
Der Tag fängt jetzt schon früher an, neugierig schaut sie ins Morgengrauen – vielleicht hat sie diesmal Glück.
Und siehe da: alle drei sind wieder an der Arbeit.
Doch nicht faul beim Fressen mitten in der Fülle, es wird überhaupt nicht gefressen.
Lisa steht und schaut und staunt.
Jede Maus läuft die Stange hoch, ins Haus, stopft sich ein paar Kerne in den Mund und verläßt den Ort auf selbem Weg. Unten angekommen folgt sie der gewohnten Spur und verschwindet unterm Zaun, während längst die nächste auf dem Weg nach oben ist. Jede tut es der anderen gleich, nie sind zwei auf der Stange. Ist eine aus dem Nest zwischen den Steinen zurückgekehrt und sieht, dass die andere unterwegs ist, wartet sie unten. Ebenso jene, die diese Beobachtung von oben macht. Alles geht schnell und ohne Pause.
Kein Gedränge, keine Zusammenstöße. Es ist echte Teamarbeit von drei Mäusen, die sich vermutlich die Wohnung teilen und gemeinsam für Vorrat sorgen.
Ob ihnen auf Grund der Störung der Futterplatz als Speisesaal zu unsicher geworden war?
Ob sie erst später die Möglichkeit des Nachhausetragens entdeckt haben?
Oder ob sie ohnehin zwischendurch sitzen und fressen und immer auch schon gesammelt haben? Die Nacht ist lang.
Dafür bräuchte es Studien, Vergleichsmöglichkeiten, langfristige Beobachtungen. Ich hab den falschen Beruf – denkt Lisa wieder einmal.
Und so begnügt sie sich mit der Erfahrung, dass Mäuse gemeinsam einen Plan machen können.
Nicht nur ziellos herumrennen und fressen, was ihnen vor die Nase kommt.
Tun sie das überhaupt – ziellos rennen?
Was wissen wir schon? Wer denkt schon über das Tun von Mäusen nach?
Sollten wir vielleicht – zum besseren Verstehen. Wir sollten Tiere – egal wie groß oder klein sie sind – ganz anders sehen.
Oder sie zumindest in Ruhe ihr Leben leben lassen.
Tierische Teamarbeit
Eines Winters will Lisa auch am Schreibtisch sitzend das bunte Treiben am Vögelhäuschen sehen.
Im Garten gibt es genug Futterstellen, doch im schmalen Vorgarten ist keine Gelegenheit, eine solche anzubringen.
Also schneidet sie im Auwald Stangen und bindet sie zu einem Dreifuß, an dessen Ende sich die Astgabeln gut zum Behängen mit Meisenringe, Futterknödeln und Häuschen eignen.
An die zwei Meter muß das wie ein nacktes Tipi anmutende Stück schon hoch sein, um den maßgeblichen Teil zum Fenster reinschauen zu lassen.
Bald baumeln zwei kleine Holzhäuschen, ein paar Ringe und mehrere Knödel im Wind und warten auf Gäste.
Am zweiten Tag ist es endgültig entdeckt.
Leere Hülsen von Sonnenblumensamen bedecken bald den Schnee ringsum, auch ganze Kerne sind dabei.
Nichts geht verloren, denn dazwischen sind Spuren von Vogelbeinen zu sehen und auch andere. Winzige Pfötchen, deren Gewirr sich in einer einzigen Spur wiederfinden. Ab da dürfte sich das Mäuschen auf exakt dem selben Weg hin und her bewegen: unterm Zaun durch, ein Stück entlang um dann in einem Spalt der Bruchsteinmauer zu verschwinden.
Nach jedem Neuschnee dauert es grad mal über Nacht, bis der Mäusepfad wieder errichtet ist.
Eines Morgens – Lise schaut verschlafen aus dem Fenster, zu sehen ob Schneefahrbahn ist – meint sie Bewegung im Futterhäuschen zu sehen.
Jetzt schon ein Vogel?
So früh fängt keiner den Wurm, schon gar nicht im Winter.
Lisa macht das Licht aus und als die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, will sie diesen kaum trauen: nicht ein Mäuschen sitzt da in luftiger Höhe. Auch nicht zwei, sondern drei teilen sich den schmalen Spalt, in dem die Kerne liegen. Dicht gedrängt und eifrig fressend.
Die geschäftigen Bewegungen der Pfoten lassen ahnen, wie sie die Samen einem nach dem anderen festhalten um sie aufzuknacken.
Obwohl Lisa lächeln muß, klopft sie energisch ans Fenster. Diebsbande, fällt denn nicht genug hinunter?
Blitzschnell sind die Nager im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Häuschen. Ob sie sich fallen ließen oder wie sie es sonst schafften, war im fahlen Licht der Straßenlampe nicht zu sehen.
Auf dem Weg zum Dienst denkt Lisa über die Kombinationsgabe der kleinen Tiere nach.
Da finden sie Futter – wo kommt es her?
Zwei Meter über ihnen, das ist als ob für mich auf einem Vierzigmeter-Kran der Brotkorb hängt, staunt sie.
Damit nicht genug finden sie von drei Bäumen den richtigen, um an die Quelle zu gelangen.
Schnell ist das Gesehene im Alltagstrubel vergessen, am nächsten Tag schaut sie wieder aus dem Fenster – nichts. War es der Schock oder eine andere Zeiteinteilung, lange ist keine Maus mehr zu sehen.
An einem freien Tag ist Lisa zur frühen Stunde ausgeschlafen, die Mäuse fallen ihr ein.
Der Tag fängt jetzt schon früher an, neugierig schaut sie ins Morgengrauen – vielleicht hat sie diesmal Glück.
Und siehe da: alle drei sind wieder an der Arbeit.
Doch nicht faul beim Fressen mitten in der Fülle, es wird überhaupt nicht gefressen.
Lisa steht und schaut und staunt.
Jede Maus läuft die Stange hoch, ins Haus, stopft sich ein paar Kerne in den Mund und verläßt den Ort auf selbem Weg. Unten angekommen folgt sie der gewohnten Spur und verschwindet unterm Zaun, während längst die nächste auf dem Weg nach oben ist. Jede tut es der anderen gleich, nie sind zwei auf der Stange. Ist eine aus dem Nest zwischen den Steinen zurückgekehrt und sieht, dass die andere unterwegs ist, wartet sie unten. Ebenso jene, die diese Beobachtung von oben macht. Alles geht schnell und ohne Pause.
Kein Gedränge, keine Zusammenstöße. Es ist echte Teamarbeit von drei Mäusen, die sich vermutlich die Wohnung teilen und gemeinsam für Vorrat sorgen.
Ob ihnen auf Grund der Störung der Futterplatz als Speisesaal zu unsicher geworden war?
Ob sie erst später die Möglichkeit des Nachhausetragens entdeckt haben?
Oder ob sie ohnehin zwischendurch sitzen und fressen und immer auch schon gesammelt haben? Die Nacht ist lang.
Dafür bräuchte es Studien, Vergleichsmöglichkeiten, langfristige Beobachtungen. Ich hab den falschen Beruf – denkt Lisa wieder einmal.
Und so begnügt sie sich mit der Erfahrung, dass Mäuse gemeinsam einen Plan machen können.
Nicht nur ziellos herumrennen und fressen, was ihnen vor die Nase kommt.
Tun sie das überhaupt – ziellos rennen?
Was wissen wir schon? Wer denkt schon über das Tun von Mäusen nach?
Sollten wir vielleicht – zum besseren Verstehen. Wir sollten Tiere – egal wie groß oder klein sie sind – ganz anders sehen.
Oder sie zumindest in Ruhe ihr Leben leben lassen.