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Storch aufstellen

harry

Well-known member
In der Süd- und Oststeiermark fielen mir immer wieder Störche auf, die anläßlich einer Geburt vor Häusern aufgestellt sind.

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Störche vor einem Haus in Löffelbach, Hartberg

Mehrere Leute, über die Hintergründe dieses Brauches gefragt, gaben mir folgende Auskunft:

Dieser Brauch hat sich erst in den letzten Jahren zu einem "Boom" entwickelt. Sobald die Geburt eines Kindes bekannt wird, stellen Verwandte, Kollegen, Vereinsfreunde u.s.w. vor dem Haus einen solchen Storch auf. Ist das Kind ein Bub, so wird ein Striezl (geflochtenes Briochegebäck) mitgebracht. Ist es ein Mädchen, dann eine Semmel "in entsprechender Größe". Oft kommt so eine recht ansehnliche Storchengruppe zusammen.

Nachdem sich das Elternpaar vom Geburtsstress erholt hat, so etwa nach einem Monat, wird der Storch wieder abgeholt. Bei dieser Gelegenheit müssen die Eltern die Spendergruppe zu einer Buschenschank einladen oder entsprechend bewirten.

Ist dieser nette Brauch auch anderswo bekannt? Vielleicht kann jemand noch etwas dazu ergänzen.

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Storch vor einem Haus in Löffelbach, Hartberg
 
Hallo Harry,

im Mühlviertel, Oberösterreich, konnte ich auch eine Anzahl von Störchen belegen, hier etwa in Kefermarkt:

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Storch in Kefermarkt, Oberösterreich, © Wolfgang Morscher, 7. August 2008

Wolfgang (SAGEN.at)
 
ein weiterer Storch im Mühlviertel, Oberösterreich, hier zwischen Nößlbach und Hartmannsdorf:

Storch_Noesslbach.jpg

© Wolfgang Morscher, 7. August 2008


Wolfgang (SAGEN.at)

 
Hier ein Storch auf einem Kamin bei Florenthein in der Nähe von Sankt Oswald bei Freistadt, Mühlviertel, Oberösterreich:

Storch_Florenthein.jpg

© Wolfgang Morscher, 7. August 2008


Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich bin vor ein paar Monaten stolze Tante geworden - einen Storch haben zwar weder die Eltern des Mädchens noch ich oder sonstwer aufgestellt - aber ich habe für meine kleine Nichte ein Transparent aus weißem Leinen angefertigt, auf dem ich mit rotem Garn eine Doppelaxt und die Aufschrift: "Hurra, ein Mädchen!" raufgenäht habe (siehe Foto).

Das Transpi erfreut sich großer Beliebtheit, hängt groß über dem Bett meiner Nichte, und wird auch ansonsten gern von ihrer Mutter samt Töchterlein benutzt: So waren z.B. beide mit dem Transpi auf der Frauendemo am Internationalen Frauentag am 8.März (die Kleine war grade mal ein paar Wochen alt und schon auf der ersten Frauendemo :smi_klats )
 

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Hier eine imposante Dreieransammlung an Störchen, gesehen in Falkenohren, Salzkammergut, Oberösterreich:

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Störche in Falkenohren © Wolfgang Morscher, 6. August 2008


Wolfgang (SAGEN.at)

 
Auch in das südöstliche Niederösterreich ist der Brauch bereits vorgedrungen. Dieser Storch wurde in Krumbach (Wiener Neustadt-Land) aufgestellt.

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Storchenfigur in Krumbach, Niederösterreich
 
Hallo Wolfgang,
Wäre bei einem Knäblein: "Hurra, ein Mann!" gestanden? ;)

Wohl kaum, denn neugeborene kleine Buben sind schließlich keine Männer ;)
Auf meinem Transpi stand ja auch "Hurra, ein Mädchen" und nicht "Hurra, eine Frau".

Was mich an den Storchaufstellungen interessiert: Werden mehr Störche für Buben oder mehr für Mädchen aufgestellt, oder hält sich das in der Waage? Was habt ihr da für Beobachtungen gemacht?

LG,
Dolasilla
 
Was mich an den Storchaufstellungen interessiert: Werden mehr Störche für Buben oder mehr für Mädchen aufgestellt, oder hält sich das in der Waage? Was habt ihr da für Beobachtungen gemacht?
Antwort "aus dem Bauch heraus":
Auf den Fotos erkennt man, dass manche Störche (neben weißen) ein rosa Bündel tragen uns andere ein blaues. Vielleicht ist das ein Hinweis. Heutzutage freut man sich doch über jeden neuen Erdenbürger, egal, ob Bubi:smi_reite oder Mädi :smi_blume
 
Ein Beleg aus der Schweiz 1960:

"Wenn früher bei einem Männerchormitglied der Storch zum ersten Mal vorsprach und ein Knäblein in die Wiege legte, hängten ihm seine Sängerkameraden eine "Taffäre" ans Haus. Auf der einen Seite stand zu lesen:

Hochzeit und Taufeschmaus
bringen uns fröhliche Gäste ins Haus.
[...]

Vor Jahren griff nun der Männerchor den alten Brauch wieder auf. Er lies eine Taffäre in Wiegenform zimmern und darauf ein Bild malen. Es stellt den Staufberg dar mit dem alten Kirchlein. Im Vordergrund steht im Dorf Staufen Freund Adebar auf dem Kaminrand eines Hauses und trägt in seinem Schnabel das "Wickelkind". Den unter dem Bild stehenden Spruch hat der Präsident des Männerchors verfasst:

Jetz isch aber höchsti Zyt,
Dass es wieder Nachwuch git.
Au de Storch het's Glyche dänkt
Und het eus en Sänger gschänkt."
Quelle: Ed. Attenhofer, Lenzburg, Ein alter Staufener Brauch lebt wieder auf, in: Schweizer Volkskunde, Korrespondenzblatt der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde, 50. Jahrgang, H.6, Basel 1960, S. 82 - 83.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Die Bewohner dieses Hauses bereiteten ihrer neuen Mitbewohnerin einen herzlichen Empfang.

Diesmal auch von mir ganz persönlich:
Herzlich willkommen in dieser schönsten Welt, die wir kennen, Paula! :smi_blume

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Storch mit Windeltransparent "Herzlich willkommen Paula"
 
Im Waldviertel müssen auch die Störche wetterfest und kälteresistent sein, wie hier in Grafenschlag im Bezirk Zwettl.
 

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Schon im Sommer hatten die Waldviertler Störche alle Schnäbel voll zu tun. Was allerdings das Geflügel im Parterre aussagen soll :nixweiss:, vielleicht: bei Dauerlärm hol´s der Geier :D ?
Was aber hier in Ottenschlag ein besonderer Vorteil war: die Lieferanten hatten ihr Quartier im Nachbarhaus aufgeschlagen! Leider ist es mir nicht gelungen, das gesamt ins Bild zu bekommen.
 

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Störche sind im Waldviertel erst seit den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts stärker präsent!
Seit einigen Jahren nistet auf dem Rauchfang des ehemaligen Sägewerkes Traschler in Horn ein Storchenpaar, das auch immer wieder Junge aufzieht! In den Neunzigerjahren konnte ich in Gmünd ein belegtes Storchennest beobachten und man sieht Störche auch immer wieder in der Landschaft bei der Futtersuche. Die deutliche Klimaerwärmung hat auch die Störche in das Waldviertel verschlagen! Früher reisten die Waldviertler in das Burgenland, um Störche zu bewundern!
Lit.: Hermann Maurer, Störche im Kamp- und Thayagebiet, Das Waldviertel 25 (36), 1976, S. 273.
 
Vor ungefähr 25 Jahren hab ich auf dem Stift Zwettl (KLostergebäude) ein Storchennest entdeckt und konnte es gar nicht glauben, dass es hier oben welche gibt. Heuer hab ich gesehen: es existiert immer noch.
 
In der Stadt Horn (Waldviertel) gibt es eine Hebammenordination mit dem Titel "Horner Storchennest".
Das Haus, in dem sich diese Ordination befindet, ist äußerlich mit einem Storch gekennzeichnet, ähnlich einem "Zunftzeichen".
 

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