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Schraubendampfer

Hermann Maurer

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Eislaufen gehörte in meiner Kindheit noch zu den wichtigsten Wintervergnügen. In den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts hatten aber die wenigsten Eisläufer eigene Eislaufschuhe sondern sogenannte Schraubendampfer. Es waren das Eislaufkufen, die mittels eines Schlüssels oder einer Leier an die Alltagsschuhe angeschraubt wurden. Das Vergnügen war dadurch meist ein etwas wackeliges!
Woher der Ausdruck Schraubendampfer stammt, ist mir nicht bekannt. Es liegt mir aber ein Flugblattlied aus dem Wiener Verlag Franz Barth vor, das um 1850 gedruckt wurde und von einem Mathias Steiner aus Korneuburg (Niederösterreich) verfaßt wurde. "Der Dampfstiefel - Schuster" bringt in Wort (in "localer Mundart") und Bild die damals faszinierende Fortbewegung mittels Dampfes und zwar als Fiktion mittels Dampfstiefel! (Original in der Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn)
Vielleicht handelt es sich bei der Bezeichnung Schraubendampfer um eine diesbezügliche Reminiszenz! Die Dampfkraft war in Niederösterreich bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts im Alltag durchaus existent und wichtig.
 
Diese Erinnerungen an die Kindheit kann ich 1 zu 1 übernehmen. Auch bei uns in Tirol wurden die "Geschraubten" Schraubendampfer genannt. Ich habe aber keine Ahnung warum "Dampfer".
 
Ich kenne diese Schraubendampfer auch noch aus meiner Jugend.
Meine (persönliche) Worterklärung: Die Eisen erinnerten von der Form her an ein Schiff und damals wurde jedes größere Motorschiff ohne Rücksicht auf die Antriebsart als "Dampfer" bezeichnet.
 
Der Begriff wurde bei uns nicht gebraucht, aber diese Schlittschuhe gab es auch. Sie waren völlig ausreichend, um als Kinder Eishockey zu spielen. So ähnlich war es ja auch mit den Skiern mit der einfachen Riemenbindung. Zum "im Schnee rumrutschen" völlig ausreichend, keine teuren Skischuhe und Spezialbindungen.
Dresdner
 
Hier noch zur Vervollständigung die erste Seite des eingangs zitierten Flugblattes "Der Dampfstiefel-Schuster" mit der Illustration des Wunschdenkens um die Mitte des 19. Jahrhunderts!
 

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Eine Konstruktion, die mich ein wenig an den Motorschuh erinnert:

"Galten die bisherigen Konstruktionen durchaus praktischen Zwecken, so zeigt unsere letzte Abbildung eine Anwendung des Motors, von der man heute noch nicht sagen kann, ob sie immer ein sportliches Spielzeug bleiben wird, oder ob sie eines Tages vielleicht als wirkliches Verkehrmittel allgemeine Bedeutung gewinnen dürfte. Es ist dies der sogenannte Motorschuh, eine Konstruktion die einigermassen an das Motorrad erinnert. Lassen wir beim Motorrad die Räder immer kleiner werden und dementsprechend den Rahmen und Sattel verschwinden, bilden die Fußrasten zu einer Art Plattform aus und ziehen die Lenkstange allein in die Höhe, so kommen wir zu der im Bild veranschaulichten Maschine.

Unser Bild zeigt ihre Anwendung am Strande eines amerikanischen Badeortes. Tatsächlich sind solche Motorschuhe auch bereits im Straßenverkehr amerikanischer Städte vielfach in Gebrauch. Gegenüber dem Motorrad rühmt man dem Motorschuh nach, dass er seinem Benutzer gestatte, während der Fahrt sauber zu bleiben, da er durch die vorn und hinten nach oben gebogene Fußkraft gegen Kotspritzer hinreichend geschützt ist. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass auch diese Konstruktion im Laufe der Zeit eine gewisse praktische Bedeutung als Stadtverkehrsmittel gewinnt."
Quelle: "Merkwürdige Automobile" in: Das Neue Universum, Vierzigster Jahrgang, 1919, S. 155 - 156.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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