Nun wollte ich euch fragen, was ihr noch so bei einer Sage interpretieren würdet?
Zur Interpretation von historischen Texten in der heutigen Zeit hat ja der Admin schon einige grundsätzliche Dinge geschrieben; schau dir zudem den folgenden Link an:
(Administrator: Link existiert nicht mehr).
Grundlegend ist zu sagen, dass die Interpretation immer vom grundsätzlichen Geschichtsverständnis dessen abhängt, der sie interpretiert. Man wird eine Sage also vom heute vorherrschenden bürgerlichen Geschichtsvertändnis aus anders interpretieren als aus Sicht des marxistischen Geschichtsvertändnisses.
Dieses führt die Entstehung und den Inhalt des Handelns und Denken der Menschen, also auch von Sagen, primär auf die konkreten sozialökonomischen Verhältnisse zurück, also auf viel grundlegendere Beziehungszusammenhänge als bürgerliche Interpretationsmuster. Siehe dazu: Jürgen Kuczynski: "Geschichte des Alltags des deutschen Volkes".
Damit erklärt sich auch die Tatsache, dass Sageninhalte gleichen oder vergleichbaren Inhalts vor langen Zeiten in verschiedenen Teilen der Welt entstanden, die damals über keine gegenseitige Kommunikation verfügten.
Zudem ist natürlich auch immer der Stand der Produktivkräfte entscheident, der zum Zeitpunkt der Entstehung eines Textes herrschte.
Bei Sagen also auch die Angst der Menschen vor damals unerklärbaren Naturphänomenen. Auch dies machten sich die damals Herrschenden zu Nutze, um "ihr" gemeines Volk an der Leine zu halten. Man kann dies auch in den Kontext zur Religion in der jeweiligen Zeit setzen - Religion gleichzeizig als Segen und Opium für das Volk.
Beachten sollte man ferner, dass auch viele Sagen einer Veränderung unterworfen waren. Übrigens ein sehr interessanter Aspekt; leider jedoch nur bedingt nachvollziehbar; da über lange Zeiträume Sagen nur mündlich weitergegeben wurden (bzw. weitergegeben werden konnten (siehe exemplarisch dazu: Meiche, Alfred: "Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete").
Viele Fragen und Interpretationsmuster also. Dabei immer an George Orwells "1984" denken:
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft: wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit
Ein überaus bedenkenswerter Ausspruch - bezogen auf das, was historische Texte enthalten, aber auch brandaktuell, was z.B. die gegenwärtigen Entwicklungen in einem großen östlichen Land und vor allem deren Interpretation betrifft. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt ...