Nun hab ich doch auch noch was rostiges gefunden. Ich bin heute auf den Schienen der ehemaligen Ybbstalbahn spazieren gegangen und habe entdeckt, dass sowohl die Schienen selbst als auch die Brückengeländer schon Rost ansetzen.
Gras wächst über die Sache, der Rost frisst die letzten Funken Hoffnung darauf, dass es die Ybbstalbahn doch noch einmal wieder geben wird.
Ich vermisse meinen "Schofkas-Express"- immerhin bin ich als Kind schon täglich damit zur Schule nach Waidhofen gefahren, genauso wie mein Vater und später meine Tochter.
Früher, als die alten Waggons noch waren, konnte man draussen zwischen den Waggons stehen und die vorbeifliegenden Schienen beobachten. Oder nach "Sonnwendhansl" greifen, wenn man sich weit aus dem Fenster lehnte. (Was natürlich nicht erlaubt war!).
Die Fenster konnte man mit einem Lederriemen öffnen, den man streng nach unten ziehen musste und an einem Haken in der Wand des Zuges einhängen konnte.
Die Sitze waren damals aus grünem Leder.
Als die neuen Triebwagen kamen, konnte meine Oma ihre Einkäufe nicht mehr in Waidhofen erledigen, weil diese Triebwagen keine Toiletten mehr hatten und Oma musste öfter mal aufs Klo wegen den Wassertabletten.
Auch Schaffner gab es keinen mehr in den Triebwagen. Früher ging er noch mit seiner Zange durch und kontrollierte die Karten, später wurde die Zange durch ein modernes Kastl ersetzt, das Zettel ausdruckte. Und noch später kam gar niemand mehr sondern man musste selbst zum Triebwagen- Fahrer gehen und sich melden, wenn man keine Karte hatte.
Ich hatte als Jugendliche die Angewohnheit, dass ich mich gerne etwas "anders" gekleidet habe, als meine Mutter es vorgesehen hatte für mich. So kam es vor, dass ich mit einem gestrickten Blumenkleid eingestiegen bin in Opponitz und in Waidhofen stieg ich dann mit einem Jeans- Minirock und einem grellgrünen Fledermausärmeligen Pullover wieder aus.
Das war auch einem Schaffner nicht entgangen, den ich als Erwachsene in Wels auf einer Mineralienbörse wieder traf und der mich schmunzelnd darauf ansprach und sagte: "Du warst doch die Kleine, die sich im Zug-Klo immer umgezogen hat?" *lach* War DAS peinlich! :-D
Und einmal wollte ich meiner Oma vorführen, dass ich aus dem Zug raus springen konnte bevor er stehen blieb! Das war eine beliebte Mutprobe! (Aber natürlich auch nicht erlaubt!) Als meine Oma damals in Waidhofen einkaufen war, da fuhren wir gemeinsam zurück nach Opponitz und ich wollte meiner Oma zeigen, was ich kann. Der Zug war voll besetzt, wir fuhren in den Bahnhof ein, ich riss die Türe auf und sprang hinaus.... und landete voll auf dem Bauch, dass mir die Schultasche über den Kopf flog. Das gab allgemeines Gelächter und dazu noch eine Ohrfeige meiner Oma. *grins*
Im Zug traf man auch immer sehr interessante Menschen! Zum Beispiel die "Bahnsteig- Lisl" die so genannt wurde, weil sie immer am Bahnsteig anzutreffen war. Oder die "Rosl", eine geistig behinderte ältere Frau die immer ein zu kurzes Dirndlkleid anhatte und deswegen von den Jungs immer gehänselt wurde.
Oder den alten "Roman" einen Mann aus Hollenstein, der immer ein Tannenzweigerl auf dem Hut trug und recht lustig, weil ständig betrunken war.
Immer gab es etwas zu sehen, zu erzählen oder zu erleben mit der Ybbstalbahn. Ganz abgesehen davon, dass sie viele Sachen transportierte damals- Postsäcke, Fahrräder, Kinderwagen und eben den Schafkäse der Bauern, der in die Molkerei nach Waidhofen gebracht wurde, die es heute auch nicht mehr gibt.
Ich bin traurig...