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Sage aus Deutschland gesucht "Mutprobe"

Merlin 0374

New member
Hallo Forum,

Ich suche nach einer Sage, also evtl. den Titel der Sage, den Ort und vielleicht sogar Quellen dazu, aus Deutschland. Das Gebiet dürfte Norddeutschland, evtl auch im Berlin oder bis in das Ruhrgebiet reichen

Die Sage:
Es handelt sich um eine Erzählung in der in einer Stadt, oder einen Dorf, in einem Wirthhaus ein paar Männer davon erzählen, dass es (ich glaube) in der Kirche spuken soll. Einer der Männer meint aber, er habe keine Angst davor und er lässt sich darauf ein, dass er in der Nacht in dieser Kirche geht. Zu den Zeitpunkt ist vor dem Altar ein Sarg, in dem ein Toter aufgebahrt liegt.

Als Beweis, das er dort war soll er einen Nagel in den Sarg hauen. Er geht also um Mitternacht zu dem Sarg und haut den Nagel ein. Dann vernimmt er aber Stimmen, oder irgendwas ähnliches und er will aus der Kirche laufen. Das geht aber nicht weil - so denkt er zumindest - ihn ein Geist festhält. Er bekommt solche Angst, das er an dieser Angst zu Boden fällt und verstirbt.

Am nächsten Tag finden einige Bewohner des Dorfes oder dieser Stadt den Mann neben Sarg liegen und bemerken, dass er den Nagel nicht nur in den Sarg geschlafen hat, sondern damit auch seinen Mantel fest genagelt hat. Darum konnte er nicht weglaufen.


Ich wäre echt super dankbar wenn es jemand gäbe, der mir Infos zu der Sage geben könnte.


Viele Grüße
Daniel
 
Hallo Daniel,

das Sagenmotiv, das Du suchst ist mindestens in ganz Europa verbreitet. Im Grunde handelt es sich um eine Erzählung, die wir heute wohl als Horrorgeschichte bezeichnen würden.

Es gibt auch Varianten solcher "Mutproben" bis in die Gegenwart, dabei ist es durchaus denkbar, dass ein massiver Schock tödlich sein kann. Ich befürchte, dass auch im Gebiet der (bei uns verbotenen) Folter in diesem Bereich des Schocks gearbeitet wird.

Über die Suchfunktion der Hauptseite von SAGEN.at findest Du viele Beispiele zu dieser Erzählung, als Beispiele nenne ich:

Die Wette

oder:

Die Magd auf dem Friedhof

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Wolfgang,

Danke dir für die ausführliche Antwort. Eigentlich ist es logisch, dass sich solche Sagen mehrfach verbreiten. Ich hatte die Geschichte mit mal in einen Buch gelesen, in dem die einzelnen Geschichten explizit bestimmten Regionen und Dörfern oder Städten zugeschrieben wurden.
Aber mit deiner Antwort kann ich definitiv etwas anfangen

Vielen Dank
Daniel
 
Ludwig Strackerjan hat in seiner Sammlung "Aberglaube und Sagen aus dem Herzogthum Oldenburg" dazu einiges zu sagen.
Band 1 findest Du digital hier.
Band 2 findest Du digital hier.
Aus Rodenkirchen (Gemeinde Stadland, Landkreis Wesermarsch) hat er die Geschichte, dass sich dort einmal spät abends ein paar Leute in der Gastwirtschaft getroffen haben. Nach genügendem Genuss von Bier und Schluck wurde eine Mutprobe beschlossen: es solle einer zur Geisterstunde auf den Friedhof und dort ins Beinhaus gehen und einen echten Totenschädel mitbringen. Einer findet sich dann auch. Er geht auf den Friedhof, die Kirchturmuhr hatte 12 geschlagen und steuert zielstrebig das Beinhaus an. Dort angekommen fängt er auch flugs an, zwischen den dort liegenden Menschenknochen herumzusuchen. Als er einen Totenschädel gefunden hat, sagt er laut: "Denn hebb ick funnen!". Daraufhin sagt eine Stimme: "Dat is mien Kopp!" - schnell legt er den Kopf wieder weg und nimmt den nächsten. Da meldet sich erneut die Stimme und sagt: "Dat ist mien Grotmodder ehr Kopp!" . Also legt er auch den Totenschädel wieder weg und nimmt den nächsten. Aber auch da meldet sich die Stimme und protestiert: "Dat ist mien Vadder sien Kopp!". Daraufhin entgegnet er: "Un wenn de Kopp den Düwel sien Grotmudder tauhört, nähm ick denn nu mit!"
Aber er hatte es dann doch mächtig mit der Angst zu tun bekommen, weil ihm auch noch jemand vom Beinhaus über den Friedhof bis zum Gasthof folgte. Und da kam er schweißgebadet an!
 
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