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Rote Kreuze und Tote Männer

cerambyx

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Nachdem einige Fragen aufgetaucht sind, versuch ich hier meine Idee für Euch zu umreißen:

Ein schriftliches Konzept wird nächste Woche fertig - ich arbeite auch bei Hobbies ungern ins Blaue hinen und hab diesen Thread nur wegen des für mich überraschenden Interesses am Thema und Oksanas aktueller Fragestellung "befüllt".

Ich habe aus dem Interesse an Kleindenkmälern heraus mir zur Aufgabe gemacht, eine Übersichtsdokumentation anzulegen, da mir auffiel, dass diese Plätze einiges gemeinsam haben. Vielleicht kann ich - auch mit eurer Hilfe - ein Muster herausschälen, das eine bessere Interpretation ermöglicht.
Ich habe aber bemerkt, dass es wenig darüber gibt - Kleinkulturdenkmäler haben oft - wenn überhaupt - nur regionales Interesse (oder hab ich nur keinen Zugang zur Info?).

In Österreich gibts viele Rote, Weiße, Schwarze Kreuze, und nur einzelne Blaue, Grüne, Gelbe. Verteilt sind diese - zumindest laut Österreich Karte, die ich als erste Basis verwende - über Niederösterreich, Wien, Burgenland und Steiermark, vereinzelte finden sich in Oberösterreich und Tirol. Vorarlberg ist leer.

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Auch gibt es viele Flurnamen "Toter Mann" und einen einzigen mit "Tote Frau", viele außerdem mit dem Wortteil "Tot..." über Österreich verteilt.

Beim Betrachten der Karte auffällig hierbei: "Tote...." sind im Alpenraum zu finden und werden von diesem ausgehend zunehmend von den "unten" Kreuzen abgelöst.

Nachdem Bergsteigen eins meiner Hobbies ist, habe ich beide Themen verquickt zum obigen Projektnamen - und kann somit bei jedem Wetter aktiv sein.
(Rote Kreuze steht somit im Projektnamen für alle Kreuze mit Farbattribut ...)

Ziel: Eine Fotodokumentation der Objekte mit Inschriften, Gravuren, Bildern etc. sowie der Situation als Panorama. Nicht Ziel ist die Erhebung der Hintergrunddaten - dafür ist in meinen 36-Stunden-Tagen einfach kein Raum mehr! ;-)

Weiters gehört dazu die Einarbeitung in eine Access-Datei mit Details, kartografische Darstellung in AMAP (Access-Datei im Hintergrund), Erstellung des Bildarchivs (Access-Datei im Hintergrund), Verknüpfung aller dieser Daten mittels Objektnummer, Karteiartige-Übersicht im Internet (wird laufend weiter entwickelt, derzeit HTML-Code automatisch aus Access-Datenbank generiert), sowie GoogleEarth (Modell in Kürze, ebenfalls automatisch generiert), Präsentationskatalog (bewährt sich für Kontaktaufnahme vor Ort "Was tun Sie denn da?"). Die Detaildatenübernahme von der Basisdatei in AMAP und Bildarchiv erfolgt vollautomatisch.

Auf Oksanas Frage: "Rote Kreuze"
Bisher habe ich von drei "Theorien" Kenntnis:

  • Rote Kreuze als "Bezirksgrenzen" und "Stätte der Gerichtsbarkeit"
  • Rote Kreuze als Markierte Punkte (Kraftorte) entlang von Ley-Linien
  • Rot entstand aus Rod, (roden, freie Fläche, engl. road=Straße) also einfach "Wegkreuzung
"

Ich bin kein Wissenschafter und gehe daher vorsichtig mit Deutungen und Interpretationen um (da bin ich ganz auf Linie von Wolfgang, der oft einen mit Recht harten wissenschaftlichen Kurs verfolgt!) - man ist schnell auf der Esoterikwelle ausgeglitten. Aber ich glaube jedenfalls erkannt zu haben, daß die Plätze / Kreuzungen älter sind als Gerichtsbarkeitsgrenzen; von manchen weiß ich bereits, dass sie früher frei standen, obwohl sie sich jetzt im Wald befinden (Botanische Hinweise der Pfalnzengesellschaften im Unterwuchs ...) aber auch genau umgekehrt .... es gibt herrliche Standorte auf Kuppen im tiefen Wald .. und mitten in Talkesseln inmitten von Wiesen und Feldern weithin sichtbare, ohne Weg und Steg dorthin, nicht einmal eine Flurgrenze läßt sich ausmachen ...

Tja, soweit bin ich derzeit - siehe auch auf meiner HomePage ... und für Material und Hilfe überaus dankbar:

  • Bilder (mit Koordinaten wegen Kartografie/GIS)
  • Daten über "Bunte" Kreuze, die NICHT in der ÖK aufscheinen (bin schon über 3 gepurzelt - Danke diesbezüglich auch an harry!)
  • Aufzeichnungen, schriftliches/digitales Material, Skizzen, usw.
  • Lokale (oft genauere durch einheimische Kartografen!!!) Landkarten mit Flurnamen "Tot..." und "Bunte Kreuze"
  • Ideen
  • Anregungen, Kritik, Ergänzungen, Hinweise ...

Danke übrigens nochmals für Euer Interesse - als "Laienforscher" hab ich nicht mit diesem starken Echo gerechnet ...

Liebe Grüße aus dem regnerischen Steyrtal
(hier hats grade geschüttet wie zu einem Weltuntergang!)

Norbert
 
Hallo Norbert,

sehr beeindruckend! Ich habe sowohl die Kreuze in der Bildgalerie mit Begeisterung gesehen als auch Dein Konzept beeidruckt mich sehr.

Ich habe jetzt ein bischen in der mir zur Verfügung stehenden Literatur geblättert: es handelt sich offenkundig um ein außerordentlich schlecht erforschtes volkskundliches Gebiet...

Lediglich das Gebiet der "Steinkreuze" ist halbwegs in den Grundlagen erforscht.
Es wäre daher ein Vorschlag, dass Du auch Steinkreuze in Deine Arbeit aufnimmst.

Ich zitiere Richard Beitl, Wörterbuch der deutschen Volkskunde, Stuttgart 1974, S. 774:

"Steinkreuz, Kreuzstein. Die Forschung fragt nach Standort, Material, Formgebung, Chronologie und Sinndeutung in Bericht, Sage und Volksglauben. Die Steinkreuze umgibt das "Fluidum des Außerordentlichen, des Numinosen und der Ehrfurcht" (Brockpähler). Man hat in ihnen Erinnerungszeichen an allerlei Landesfeinde gesehen: Franzosen, Schweden, Panduren, Hunnen, Tartaren usw. oder an großes Sterben durch Hungersnot und Pestilenz. Mehr Wahrscheinlichkeit hat die Auffassung, es handle sich um Grenzsetzungen. Doch dürften damit nur seltenere Fälle richtig erfaßt sein. Die Mehrzahl aller Steinkreuze ist offenbar zur Sühne für begangenen Mord am Tatort vom Täter errichtet. Zahlreiche erhaltene Sühneverträge des 13. bis 16. Jahrhunderts sprechen ausdrücklich die Verpflichtung des Schuldigen zur Steinkreuz-Setzung aus, die einen Teil des Sühnevertrags mit der Sippe des Betroffenen ausmacht.

Eine andere wichtige Festsetzung solcher Verträge war die Vorsorge für das "Seelengeräthe" des Toten, der nicht mehr rechtzeitig oder nicht hinreichend für seine dereinstige Erlösung aus dem Fegefeuer hatte sorgen können. Sie erklärt den oft am verwitterten Steinkreuz noch deutlich kirchlichen Charakter, z. B. die Einmeißelung eines Kreuzes oder die "Marter Christi" (Gekreuzigter). Durch ihre Sorge für das Seelenheil des Getöteten sind die Steinkreuze Vorläufer der Marterln geworden. [...]"

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Habe hier was interessantes über Rote Kreuze gefunden, oder ist es schon bekannt?

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)
 
Hallo Norbert,

vielen Dank für die ausführlichen Antworten!
Verstehe nicht ganz, warum du für dieses Thema entstandenes Interesse als „überraschend“ bezeichnet hast. Das Thema „Rote Kreuze“ ist wirklich spannend und interessant:smi_blume

Ich habe mir inzwischen noch das Kapitel „Flurdenkmäler“ und dein Projekt „Rote Kreuze“ auf deiner Homepage etwas näher betrachtet. Muss ehrlich sagen – hat mir sehr gefallen. Art und Weise, wie du das aufgebaut hast und die Idee selbst. Kann dir noch viele weitere Erfolge in dieser Richtung wünschen! :smi_klats

Warum wurden aber die Kreuze doch so bunt bemalt und warum gibt es gerade mehr rot als gelb oder blau gefärbte Kreuze? Tragen die Farben evt. noch irgendwelche Symbolik? Und das mit den Schildern finde ich toll! Hat man da die Farbe des Kreuzes in Wort angegeben, damit man nach Jahren, wo die Farbe schon nicht mehr zu erkennen ist, weiß, was für ein Kreuz es ist – rotes, grünes usw.? ;)

Liebe Grüße aus Archangelsk, das gerade die Zeit der weißen Nächte erlebt:)
Oksana
 
Hallo Norbert,

ich blättere eben in dem Buch:
"ALLAND an der Via Sacra im Wienerwald. Ein heimatkundlich erkundeter Katalog der Kapellen, Marterln, Bildstöcke in der Via-Sacra-Gemeinde Alland.
Erkundet, zusammengestellt, verfasst und gestaltet von Erich (+) und Christl Dorffner, Alland 2005".

Das Buch listet 55 Kleindenkmäler in der Gemeinde Alland im Wienerwald auf.

Darunter finden sich:

Nr. 20, Rotes Kreuz. Auf dem Weg von Glashütten nach Kleinmariazell an der Gemeindegrenze.
Das Marterl mit der Darstellung der schmerzhaften Muttergottes steht auf dem Weg nach Kleinmariazell. Die Via Sacra verzweigt sich bei Alland, einer der möglichen Wege nach Mariazell in der Steiermark führt hier vorbei.

Nr. 37, Weißes Kreuz. An der Straße von Maria Raisenmarkt nach Schwarzensee bei der Abzweigung Laxentalstraße.
Der Name Weißes Kreuz leitet sich von dem Forstinspektor Josef Weiß aus Mayerling ab, der 1893 die Grabstätte der erschlagenen Franzosen von Obermeierhof im Wald aufgefunden hat. Auf Veranlassung der französischen Gesandtschaft in Wien wurden die Gebeine auf dem Ortsfriedhof in Raisenmarkt bestattet.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Rote Kreuze
Ich habe über sämtliche Kreuze in meiner Pfarre recherchiert, wobei zwei Rote Kreuze vorkommen. Es könnte bei einem auf die etwas bräunlich - rötliche Färbung des Kreuz(-stammes) zurüchzuführen sein. Bei einem anderen könnte es auch eine Ableitung vom Familiennamen "Rath" - "Rathen - Kreuz", umgangssprachlich Rotes Kreuz gesprochen, sein.
Ich suche noch einen Artikel in meiner Bibliothek, der - glaube ich - aus der Obersteiermark stammte und über gewisse Kraftlinien oder so ähnliches bei Roten Kreuz zu berichten weiß.
Sollte an dieser Quelle Interesse bestehen, bitte ich um eine Benachrichtigung!
far.a
 
far.a schrieb:
Rote Kreuze
Sollte an dieser Quelle Interesse bestehen, bitte ich um eine Benachrichtigung!
far.a

Hallo, far.a !
Das wär ganz super wenn Du mir so etwas besorgen könntest, ich bin grade am Zusammentragen von allem, was aufzutreiben ist, um einen genaueren Überblick zu bekommen. Mir genügen natürlich auch Scans oder - wenn kein Scanner verfügbar ist - einfach ein digitales Bild! Denkt bitte an die Möglichkeiten der Digitalkameras! Ich hab schon so manches einfach (hochauflösend!) fotografiert, da der Besitzer es dann nicht aus der Hand geben muß!

Im Voraus besten Dank!
Norbert
 
Danke, Oksana, für Deine aufmunternden Worte!

Oksana schrieb:
Verstehe nicht ganz, warum du für dieses Thema entstandenes Interesse als „überraschend“ bezeichnet hast.

Weil ich dies alles nur (!) in meiner Freizeit als Hobby betreibe und nicht wußte, dass ich auf - nach Wolfgangs Worten - ein nur wenig bearbeitetes/untersuchtes Thema gestoßen bin!

Oksana schrieb:
Warum wurden aber die Kreuze doch so bunt bemalt und warum gibt es gerade mehr rot als gelb oder blau gefärbte Kreuze?
Oksana

Nun, genau diese Fragen bewegen mich auch und daher mache ich erstmal die Dokumentation um vielleicht auf Muster zu stoßen. Ich habe aber schon verschiedene interessante Theorien gehört und werde diese genauso auf meiner HomePage dokumentieren. Schon jetzt glaube ich Zusammenhänge zwischen Rot-Weiss-Schwarz und den Farbattributen von Ambeth-Wilbeth-Borbeth zu "erahnen" (z.B. die "schwarzen Kreuze" treten in Tirol und Niederösterreich/Burgenland auf, wo meines Wissens norisches Eisen gewonnen wurde - und Borbeth/Hl. Barbara ist ja noch heut die Schutzheilige der Bergmänner (und Tunnelbauer) ...
Aber jetzt widme ich mich erstmal der Dokumentation und die Fachleute werden dann sicher besser und genauer weitere Schlüsse ziehen ....

Liebe Grüße aus dem Steyrtal
Norbert
 
SAGEN.at schrieb:
Es wäre daher ein Vorschlag, dass Du auch Steinkreuze in Deine Arbeit aufnimmst.

Hallo, Wolfgang, ich hab bei meinen Recherchen im Internet über Steinkreuze einiges erfahren, hätte sie aber demnach eher ausschließlich dem deutschen Raum zugeordnet und hab auch noch keins gefunden. Nachdem ich aber ohnehin nicht nur Rote Kreuze, sondern auch andere Kleinkulturdenkmäler "mitnehme", melde ich mich sicher wenn ich fündig werden.
Da ich ja auch Botanisch/Zoologisch/Geomorphologisch unterwegs bin, wächst auch mein diesbezügliches Archiv und Besonderheiten stelle ich gern vor (siehe Löcher im Berg ...)

Grüße aus Oberösterreich
Norbert
 
Hallo Norbert,

zu den Steinkreuzen gibt es, wie gesagt, schon eine Reihe volkskundliche Forschungsarbeiten. In den 1930er-Jahren vor allem von Dr. Kuhfahl aus Dresden, der auch Systematiken erstellt hat.

Dr. A. Kuhfall schreibt in den Tiroler Heimatblättern, 9. Jahrgang, Heft 1, Jänner 1931, S. 2 - 3:

"...aus ihrer Gesamtheit läßt sich der gemeinsame Grundgedanke herauslesen, daß ein gewaltsamer Tod an einsamen Ort und eine blutige Tat den Anlaß gegeben haben. Der Name "Mordkreuz" taucht im Volksmund in verschiedenen Ländern auf, und in Übereinstimmung damit finden wir zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert in Urkundsbüchern des deutschen Sprachbereichs, aber auch vereinzelt auch in slawischen Gebieten, das Steinkreuz als Sühnezeichen mittelalterlicher Strafrechtspflege neben kirchlichen und finanziellen Leistungen ausdrücklich erwähnt. Hunderte von Gerichtsurteilen und Wahrsprüchen lassen sich aus alten Akten kirchlicher und weltlicher Herren herauslesen. Beim Ausgang der Steinkreuzsitte ist der Sühnegedanke also sicherlich der vorherrschende gewesen."

[Man erkennt so nebenbei eine Deckung der Meinungen von A. Kuhfall und Richard Beitl... :) ]

Für Tirol konnte Dr. A. Kuhfall drei Steinkreuze nachweisen, leider eines sehr vage beschrieben, als "Inntal bei Hall" - keine Ahnung, wo dies sein könnte?

Die anderen beiden Steinkreuze in Tirol sollten laut angefügter Skizze auffindbar sein, mal sehen, ob wir sie nicht finden und vor die Linse bekommen... :)

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Moin,

aus eigener Erfahrung weiß ich, dass gerade bei volkskundlichen Themen man bei der Suche nach Erklärungsansätzen oft auch das scheinbar Banale in Betracht ziehen muss. Ein schönes Beispiel sind die 'Wächtersteine' der Visbecker Braut, deren Position in einigen esoterischen Kreisen immer noch als 'Meisterwerk steinzeitlicher Astronomen' gedeutet werden, tatsächlich aber im Zeitalter der Romantik im 19. Jahrhundert zur 'Verschönerung der Anlage' dort hin gestellt wurden. Trotzdem ist die 'steinzeitliche astronomische Wundertat' nicht aus einigen Köpfen heraus zu bekommen.

Was die Kreuze im Einzelnen angeht, wäre es einmal interessant, wann sie das erste Mal erwähnt wurden. Eventuell finden sich da ja Unterlagen in den Kirchenarchiven, denn die Kreuze wurden schließlich irgendwann einmal geweiht; da muss es irgendwo noch Abrechnungen geben, denn das Abhalten einer Messe war schließlich nicht kostenlos, ebenso der Bau, die Unterhaltung und vor allem die Erneuerung.

Zur Farbe des Kreuzes: da denke ich immer erst einmal an das Banale. Die Bezeichnung 'Rotes', 'Schwarzes' oder 'Weißes' Kreuz muss nicht unbedingt eine tiefergehende Ursache haben; der Name kann auch ganz einfach von dem ursprünglich zum Bau verwendeten Material herrühren.

Zum Thema 'Toter Mann' bzw. 'Tote Frau': da fällt mir ein Synonym aus dem Bergbau ein. Ein 'Toter Mann' ist da eine nicht mehr Betrieb befindliche Abbaustelle in einem Bergwerk, in dem die dort anstehenden Bodenschätze so weit abgebaut sind, dass der Abbau dort eingestellt worden ist. Vielleicht sollte man einmal in dieser Richtung weiterschauen: gab es an den betreffenden Orten mit diesem Flurnamen eventuell heut aufgegebene Siedlungen oder Höfe? Ein möglicher Fingerzeit könnte hier die spätmittelalterliche Wüstungsperiode infolge der damals zahlreichen Fehden und Seuchenzügen sein. Auch da lohnt es sich einmal, in die lokalen Archive zu schauen.
 
Moin,

Ich kann dir in einem zustimmen – man muss einer Sache nicht immer tief an die Wurzel gehen. Die Loesung einer scheinbar schweren Frage ist oft einfach.

Aber in diesem Fall glaube ich nicht, dass die Namen der Kreuze auf das Material zurueckzufuehren sind. Und was meinst du unter „Material“? Verschiedene Baumarten, deren Holz verschieden gefaerbt ist?

Auch denke ich immer wieder an die Schilder. Man wollte die Farben der Kreuze doch hervorheben, wenn noch extra Schilder mit geschnitzten Bezeichnungen gemacht wurden? Es war dann doch wichtig? :kopfkratz

Liebe Gruesse
Oksana
 
Oksana schrieb:
Aber in diesem Fall glaube ich nicht, dass die Namen der Kreuze auf das Material zurueckzufuehren sind. Und was meinst du unter „Material“? Verschiedene Baumarten, deren Holz verschieden gefaerbt ist?

Unter Umständen, Oksana. Da ich ja beruflich eben auch viel mit Kartierungen im Gelände zu tun habe, erlebe ich in Gesprächen mit anderen Kartierern immer wieder die Genese von neuen Flurnamen. Es handelt sich dabei um zunächst interne Bezeichnungen, mit denen man eine Lokalität ganz einfach beschreibt. Irgendwann werden solche Flurbezeichnung Allgemeingut und volkstümlich; weil dann unklar ist, woher und von wem der Begriff ursprünglich stammt, liefert er irgendwann Anlass zu zahlreichen Spekulationen.

Auch denke ich immer wieder an die Schilder. Man wollte die Farben der Kreuze doch hervorheben, wenn noch extra Schilder mit geschnitzten Bezeichnungen gemacht wurden? Es war dann doch wichtig? :kopfkratz

Das ist jetzt Spekulation meinerseits, aber es gibt eines zu bedenken: ich vermute einmal, dass die Kreuze ursprünglich eines gemeinsam hatten - sie waren aus Holz. Holz verwittert nun einmal recht schnell und es ist eine Erneuerung notwendig. Um nun die Orientierung im Gelände sicher zu stellen, ist man vielleicht daran gegangen, die Kreuze zu streichen, um sie auch nach der Erneuerung zuordnen zu können. Wenn nun an Stelle eines ursprünglich rötlichen Kreuzes auf einem Mal ein weißes oder schwarzes steinernes Kreuz steht, wird ein Ortsfremder an ihm vorbei gehen, weil er es nicht zuordnen kann.
 
@ niccelausi:
Habe wieder ein paar neue Woerter gelernt, Danke dir dafuer! :smi_blume

Verstehe doch nicht ganz, was du unter "Spekulation" meinst? Falsche Deutungen?

Liebe Gruesse
Oksana
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, Ihr Alle!

Oksana schrieb:
... Verschiedene Baumarten, deren Holz verschieden gefaerbt ist?
Oksana
Hallo,
Ich hab die Idee mal aufgegriffen: Ergebnis einer kurzen Befragung meiner Förser im Haus:
"rot" ="Lärche",
"weiß" = "Tanne" "Buche" und "Ahorn"
"grün" = "frisch geschlägertes Holz"
"schwarz" = "Ebenholz" wobei unklar, ob gemeint ist "Eibenholz" oder tropisches Hartholz (Spekulation und nicht mehr: mit Blut konserviertes Holz wird in Stuben schwarz)

Ob die Schilder der "Bunten Kreuze" im Weilhartforst gleiches Alter haben wie die Stämme, werde ich zu ermitteln versuchen - muß sowieso nochmal hin wegen des nicht aufgefundenen "Blauen Kreuz" ...

Ich hab grad an die betreffende Gemeinde geschrieben, weil eins der Roten Kreuze leider massiv beeinträchtigt wurde durch das
  1. Abholzen der beiden flankierenden Tannen! (mitten im Fichtenforst! und es war KEINE Sturmschadensnutzung!)
  2. der die Teile des Kreuzes verbindende Holznagel zertrümmert und der Querbalken achtlos neben dem Kreuz unter Ästen begraben lag
  3. das Kreuz zusätzlich durch Jungwuchs "verwuchert" war
und um Kontaktadressen und vorhandene Infos hab ich auch gleich ersucht / mal sehen ....

Schwitzende Grüße
Norbert
 
Oksana schrieb:
@ niccelausi:
Habe wieder ein paar neue Woerter gelernt, Danke dir dafuer! :smi_blume

Verstehe doch nicht ganz, was du unter "Spekulation" meinst? Falsche Deutungen?

Nein Oksana - was ich unter dem Begriff 'Spekulation' verstehe, sind erst einmal Hypothesen. Es sind einfach einmal ein paar Denkansätze, die mir logisch erscheinen, in diesem Fall nicht jedoch richtig sein müssen und der Überprüfung bedürfen.

Manches ueber die moeglichen Wege der Entstehung von roten Kreuzen wird berichtet. Auch wird erklaert, warum eigentlich die roten Kreuze rot sind. Verstehe schon, dass man diesen Theorien nicht 100-prozentig vertrauen kann (Spekulationen???), war einfach interessant zum Lesen.

Hier können u.U. auch regional gebräuchliche Farben eine Rolle gespielt haben... Ich denke hier nur an das Falun-Rot, das in Schweden gebräuchlich ist. Auch in Deutschland gibt es da regional sehr unterschiedliche Farben. Das Fachwerk ist in den Mittelgebirgsregionen schwarz (Verwendung von Teer), in Norddeutschland dagegen oft weiß oder grün gestrichen...
 
Grüß euch!

Ein interessanter Thread ist das!

Zum "Toten Mann" gibt es hier (Admin: externer Link existiert nicht mehr) eine, wie ich meine, plausible Erklärung, u.a. heißt es:
...ostalpinen Flurnamen zu tun haben, die Toter Mann oder so ähnlich lauten? Nun, Teutates hat seinen Namen einfach vom keltischen Wort Teuto, das sich später über Touta zu Tota wandelte und so viel wie Volk, Stamm oder Leute bedeutete, entlehnt. Teutates war also eigentlich nur ein Gattungsbegriff, ein Titel oder eine Art Berufsbezeichnung - wie z.B. Hofrat, Gott oder Heros...

Auch andere Flurnamen werden auf dieser Seite auf ihre keltischen Wurzeln hin untersucht. Man erfährt z.B., dass die Innsbrucker "Kotlåckn" nichts mit 'Kot' zu tun hat,sondern mit 'Wald' - u.v.a.m.
 
Hallo, baru!

Die Rohrecker-Bücher stehen in meinem Regal und die Anregung, auch "Tote Männer" zu kartieren habe ich großteils aus seinen Informationen erhalten, nachdem ich auch noch vor dem "Toten Mann", ein Pfahl-Wegkreuz im Dunkelsteiner Wald in NÖ unweit der "Toten-Frau-Kapelle", gestanden habe!

Nun, unweit von mir gibts im Warscheneckgebiet auch einen "Toten Mann" - und
unnötig zu sagen, dass die Umgebung von verdächtigen Flurnamen nur so wimmelt: der Weg führt über die "Rote Wand" (die allerdings wirklich rot ist!); südöstlich gibts ein "Frauenkar", das vom "Wiederlechnerstein" (Wilbeth?) begrenzt wird; nördlich vom Toten Mann gibt es die "Drei (!) Türme"; abwärts Richtung "Höllgraben" gibts natürlich vorher einen Durchgang zur Anderswelt: den Brunnsteiner-See - und der Weg "In der Höll" führt flugs in die "Höllstube", von der man schließlich absteigt auf den "Pyhrnpaß", der einen uralten Übergang darstellt - Fragmente von Römerstraße inclusive!
Übrigens: In der "Höll" gibts Ritzzeichnungen, die den Kelten zugeschrieben werden ....

Hier der "Tote Mann" als Berg zum Anschauen (bei Bedarf vergrößern, weil Panoramabild)
Und hier zum Felsbildermuseum , wobei ich nicht verschweigen will, dass der seinerzeitige Umgang mit den Zeichnungen s e h r kritisch gesehen wird und als massiv unprofessionell bezeichnet wurde (gelinde ausgedrückt!) ...
 
Hallo Cerambyx,
es wäre sicher interessant zu wissen, ob an dieser Stelle einmal Bergbau betrieben wurde. Die Bezeichnung "Toter Mann" ist ja wie schon oben erwähnt bergbautypisch.(Auch im heutigen Kohlebergbau.) Der Ursprung ist mir nicht bekannt. Könnte eine Übertragung aus dem Erzbergbau sein wie so vieles. Zum Beispiel der Bergmannsgruß "Glück Auf"
 
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