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Robinson aus den Alpen

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Johann Georg Peyer – ein oberösterreichischer Robinson

Daniel Defoe’s „Robinson“ aus dem Jahr 1719 ist natürlich allen bekannt, vielleicht auch „Die Insel Felsenburg“ (1731 – 43) von Johann Gottfried Schnabel , Meister Grimmelshausens „Abenteuerlicher Simplizius Simplizissimus“ (1668).

Defoes Geschichte von Robinson Crusoe geht auf das Leben des Abenteurers Alexander Selkirk zurück, der sich 1704 nach einem Streit mit seinem Kapitän auf der Insel Mas a Tierra aussetzen. Selkirk verbrachte vier Jahre und vier Monate auf der Insel, bis er gerettet wurde.

Johann Georg Payer aus Linz-Urfahr (Oberösterreich) erlebte auch Abenteuer, die Robinson Crusoe nicht nachstehen:

Johann Georg Payer wurde am 1. Mai 1713 in Urfahr geboren. Seine Lehre als Weber musste er wegen seiner üblen Streiche abbrechen, ebenso als Barbier und Bader in Eferding. Dann sollte er in Wien zum Weinbauern ausgebildet werden, jedoch lief er dort Werbesoldaten in die Hände. Er stand in Kämpfen und rettete mehrmals das Leben seiner Vorgesetzten. Als Dragoner-Wachtmeister geriet er 1739 in Bosnien in türkische Gefangenschaft. Er wurde auf den Sklavenmarkt in Konstantinopel verschleppt, wo er von einem reichen Kaufmann gekauft wurde.

Bei diesem Kaufmann lerne er Fatime kennen und floh mit ihr. Sie wurden jedoch vom Pascha eingeholt, Fatime hingerichtet und Peyer Rudersklave des Paschas.

Malteserritter befreiten Peyer aus der Flotte des Pascha, jedoch versank das Schiff, das ihn in die Heimat bringen sollte bei einem Unwetter. Peyer wurde von einem Brasilienfahrer gerettet und musste mit diesem mitfahren. Bei einem neuerlichen Schiffbruch wurde Peyer mit seinem treuen Hund auf eine unbewohnte Insel auf den Antillen gespült.

Hier kämpft er mit dem Verhungern, er hatte größte Schwierigkeiten, sein Überleben zu organisieren. In seiner Jackentasche findet er einen Feuerstein mit dem er Feuer machen kann. Als er den Feuerstein verliert, benutzt er ein Brillenglas zum Feuermachen.

Eines Tages nähern sich nackte, dunkelhäutige Menschen in Booten. Er musste jedoch feststellen, dass es Menschenfresser waren, die einen Weißen grausam niederstachen, den sie als Gefangenen mitgebracht hatten. Sie wollten damit den Vulkan auf der Insel beruhigen, der Rauch ausstieß.

Irgendwann taucht ein Segler auf, der den Linzer nach Europa mitnimmt. Peyer nennt bei der Abreise seine Insel „Peyerbach“, erlebt eine Meuterei während der Fahrt und muss seinen Schatz an Edelsteinen an den Kapitän herausgeben. Auf einer Ulmer Schachtel (Zille) kommt er schließlich in Linz an.

Johann Georg Peyer stirbt 1783 in Kremsmünster, sein Lebensbericht erschien 1802 erstmals in Druck.
(zitiert nach: Prof. Dr. Fritz Berger, Johann Georg Peyer - ein Urfahrer Robinson, in: Mühlviertler Heimatblätter, Zeitschrift der Mühlviertler Künstlergilde im OÖ. Volksbildungswerk, 5. Jahrgang, 1965, Heft 9/10, S. 161 - 164. Online auf forum oö Geschichte)

Es ist heute fast nicht mehr feststellbar, ob die Geschichte wahr, teilweise wahr oder falsch ist - sie ist zumindest teilweise plausibel und unterhaltsam spannend.

Es wäre interessant, ob jemandem ähnliche Berichte von Robinsons aus Mitteleuropa bekannt sind?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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