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Osterbrote

gavial

Member
Welches Osterbrot kommt bei Euch auf den Tisch?

In manchen Gebieten Österreichs wird zu Ostern bestimmtes Gebäck auf den Festtisch gebracht. So ist zum Beispiel in Kärnten (und bei mir zu Hause) ein Ostertisch ohne Reindling undenkbar. Dazu wird übrigens Schinken und Eierkren (!) gereicht. Wer das einmal probiert hat, wird es immer wieder wollen.

Reindling.jpg

Reindling

In Niederösterreich gibt es mancherorts den Osterzopf, ein aus sechs Strängen geflochtenes Milchbrot. Hier kann man den gleichen Teig, wie für den Reindling nehmen. Bevor man ihn gehen lässt, gibt man eine gute Handvoll bemehlter Rosinen dazu und knetet sie ein.

Sechserzopf.jpg

Osterzopf

Im Waldviertel, jetzt schon bis Wien herunter findet man die Osterpinze. Das ist ein rundes Germteig-Gebäck (wieder der gleiche Grund-Teig aber ohne den Ärger beim flechten ;) ), das vor dem Backen drei- oder viermal speichenförmig eingeschnitten wird. Es symbolisiert die Sonne und den heraufkommenden Frühling.

Hier ist ein "Fotorezept" für den Reindling zum herunterladen. Da ist weiß, dass manche Köche auch Probleme mit einem Germteig haben, liefere ich auch dazu gleich eine Anleitung mit.
 

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  • Germteig.pdf
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  • Reinling.pdf
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Hallo Gavial,

süßes Osterbrot, kombiniert mit Osterschinken und Kren, gehört auch auf jeden Ostertisch im südtiroler Unterland! Und schmeckt wirklich sehr, sehr gut, das genannte Osterbrot hat sogar Ähnlichkeit mit dem von dir gezeigtem Reindling, veilleicht kann ich ja ein Rezept zum Vergleich auftreiben....

Bei mir gibt es jedes Jahr ein neues oder besser anderes Osterbrot, am liebsten wähle ich jene Rezepte aus, die Rosinen enthalten (oder sonst füge ich sie halt einfach dazu).

Auch bei den Hauptmahlzeiten gibts bei mir jedes Jahr was anderes, am liebsten habe ich aber Lamm.

lg Berit
 
Ich hatte noch das Glück, von meiner "Tafgodn" (Taufpatin) zu Ostern eine "Fochetz" geschenkt zu bekommen. Das ist ein kreisrundes, flaches Weiß- oder Milchbrot(wenn die Godn eine wohlhabende Frau war), am Rand etwas dicker, durch einen eingeritzen Achterstern verziert, auf der neben Ostereiern vielleicht noch ein paar Naschereien lagen.
Im Lauf der vergangenen 30 Jahre ist dieser Brauch verschwunden; als meine Godnkinder noch klein waren, habe ich selber für sie Fochetzen gebacken.

Ein anderer Brauch hat sich aber (noch) erhalten, Spottnamen für die Spätaufsteher des betreffenden Tages:
Palmsonntag: Palmesel
Gründonnerstag: stinkands Oa (stinkendes Ei) und Weichnpfinståg-Glaggel
(Weichnpf. = Gründonnerstag, Glaggel - eine handliche Ratsche)
Karfreitag: Kårfreitåg-Ratschn
Karsamstag: Foierhund und Taflappin (Feuerhund, Lappin = dumme Frau; die Feuer- und Taufwasserweihe fand früher am Morgen des Karsamstag statt)
Ostersonntag: der Erste, der aus dem Bett findet, wird Osterfahl (Osterfähnchen) oder das Osterlampei (-lämmchen)
Ostermontag: Ostermutågstier

Wäre interessant zu erfahren, wo es diesen oder einen ähnlichen Brauch auch gibt.
@Berit: Ist dir aus Südtirol so etwas bekannt?
 
Osterbrote und Brauchtum

Hallo Baru,

ja sicher ist mir das (?) "Fochatz" bekannt und wird meines Wissens im Vinschgau immer noch verschenkt und ist bei den Dorfbäckern zu kaufen...
Ich glaube es wird meistens in der Form der Taube gebacken oder verwechsel ich das jetzt mit der "Colomba" der Italiener? Ich werde dem in den nächsten Tagen nachgehen .... :floet:

Und der Palmesel, der als letzter aus dem Bett am Palmsonntag steigt, ist mir auch bekannt...

lg Berit
 
Diesen Text fand ich bei Georg Graber (Volksleben in Kärnten, 1938):

...Da der Palmsonntag die Osterzeit eröffnet, wird ein bekannter Anfangsbrauch geübt. Die Leute müssen heute früh aus dem Bette. Wer am längsten schläft, erhält den Namen „Palmesel". So hieß ursprünglich das hölzerne, auf einem Gestell mit Rädern angebrachte Reittier, auf dem der Darsteller des Herrn am Palmsonntag seinen Einzug hielt ....

Hier noch ein Bild von Osterpinzen das ich bei einem Bäcker in Nierderösterreich fotografiert habe:

Osterpinzen_01.JPG

Osterpinzen in einer Bäckerei
 
AW: Osterbrote und Brauchtum

Berit (SAGEN.at) schrieb:
ja sicher ist mir das (?) "Fochatz" bekannt und wird meines Wissens im Vinschgau immer noch verschenkt und ist bei den Dorfbäckern zu kaufen...
Kann es sein, dass sich das Fochatz von der italienischen "Focaccia" ableitet?
Ich habe in meiner Rezept-Datenbank (früher sagte man "Kochbuch" :)) folgendes Rezept dazu gefunden.
 

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  • Rezept_Focaccia.pdf
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AW: Osterbrote und Brauchtum

Kann es sein, dass sich das Fochatz von der italienischen "Focaccia" ableitet?
Das ist gut möglich, um nicht zu sagen, sicher!
In unserem Dialekt gibt es viele Lehnwörter aus dem Italienischen. So z. B. auch Gåtz (groß) und Gatzl (klein) für (Suppen-)Schöpfer, abgeleitet von ital. cazzuola - Kelle.
Dem Gatzl verdanken die Kesselflicker, die aus Italien nach Österreich kamen, den Spottnamen "Katzelmacher", der sich lange Zeit, teilweise heute noch, als Bezeichnung für Italiener gehalten hat. - Hat also nichts mit den Katzen zu tun. :nono:
(Quelle: Leopold Ziller, Ein Salzburger Mundart-Wörterbuch)

Ich erinnere mich an die "goldene" Gatzlreihe (Schöpfkelle aus Messing, Stiel aus Eisen), die hinter dem Herd der Größe nach an einer Stange aufgereiht baumelten.
 
Habe nun endlich was zu den Osterbroten - Fochatz - gefunden u.z. in dem Wörterbuch der Tiroler Mundarten von Josef Schatz. Dort kann man nachlesen:

fochaze f. (Kiens), fochεze und ganz alt fêrεze f. (Defreggen), fouhaz (Antholz), fogaze f. fogazle n. (Sillian. Kartitsch. Villgraten), fögize (Pustertal), föchza (Ötztal), fochεzo f. (Lechtal), fochεz m. (Inntal), eine Brotart, aus Weizenmehl ohne Germ, zu bestimmten Zeiten gebacken, Ostern, Allerheiligen, als Patengabe; im Unterinntal mißlungenes Hausbrot, das mit Mehlzusatz gebessert wird; in Sillian, Pustertal Brot aus Teigresten in Fladen gebacken; in Defreggen schlechtes Kleienbrot in dünner Form.

Althochdeutsch fochenza f., spät entlehnt aus romanisch focatia, zu lateinisch focus Herd, mit ch oder g für das fremde c. Das ch ist nicht durch die Lautverschiebung entstanden, sondern Ersatz des c = k wie bei pech.

Berit
 
Hier ein Rezept für unser Dresdner Osterbrot.

Frisches Osterbrot

Ute Donath, Chefin der Bäckerei Donath in Dresden-Klotzsche, verrät, was ins Osterbrot kommt:

Zutaten: 1 Metze Mehl (4 kg), 1500 g Butter, 250 g Butterschmalz, Salz, 650 g Zucker, 200 g süße gehackte Mandeln, abgeriebene Zitronenschale, 2 kg Rosinen, 1,2 kg Zitronat, 1,3 l Milch, 200 – 250 g Hefe

Zubereitung: Zutaten kräftig vermengen, in Brot formen und backen. Danach mit Aprikosenmarmelade bestreichen, Fondant und Mandelsplitter darüber.

gr_1778002_1.jpg

Foto: sz-online.de

Dresdner
 
bei uns nennt man diese geflochtenen osterbrote "osterstriezel" und traditionell kriegt man den von der taufpatin, und diese versteckt eine münze darin.
(früher waren es zehn schillinge, heute sind es 2 euro-münzen)
alles liebe, sonja
 
Mit Sonjas Hinweis auf den "Osterstriezel" haben wir wieder eine interessante Parallele, sowohl zwischen den Regionen als auch den Anlässen. Unserer Weihnachtsmarkt, der älteste in deutschen Landen, ist der Striezelmarkt.

Der Begriff Osterstriezel sollte daher stammen, dass früher weihnachtlicher Stollenteig, welcher übrig geblieben war, zur Zubereitung der Osterbrote verwendet wurde. Dies hat mir ein alter Bäckermeister auch bestätigt.

Dresdner
 
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