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Originale (Personen) des Ortes, der Region

Dresdner

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Ein Thema, bei welchem ich auch über die Suchfunktion nicht fündig geworden bin - Originale der Region, der Stadt, des Dorfes.

Diese "Volkstypen", deren Namen und persönlichen Daten zumeist unbekannt sind, waren zumeist "kleine Leute", welche oft am Rande des Existenzminimums lebten. Bekannt wurden sie durch ihre oftmals skurille Art des Auftretens und ihre Kleidung. Oftmals waren sie menschliche Sonderlinge, manchmal aber auch berühmte Erfinder. In Einzelfällen auch beides zugleich.

Es gab sie in der Vergangenheit, aber, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, auch heute noch.

Sinn dieses Threadts ist, Informationen zu solch liebenswerten Originalen zusammenszustellen und dazu anzuregen, sich mit diesem Thema vielleicht einmal tiefgründiger zu befassen.

Hier ein erstes Original.

Die Eierhanne (Dresden / Sachsen)

Die Eierhanne war eine Marktfrau, welche täglich auf dem Dresdner Altmarkt ihre Ware feilbot. Der Altmarkt war der zentrale Marktplatz der Stadt und die Ware der Eierfrau bestand, wie es der Name schon sagt, ausschliesslich aus gekochten Eiern.
Um die gekochten Eeier warm zu halten, hockte die korpulente Frau über ihrem Korb und pries ihre Ware mit den Worten "Warme Eier, meine Herren" an.
Unter dem Gelächter der Umherstehenden zog sie dann die warmen Eier unter ihrem Allerwertesten hervor. Abends ging sie durch die Gastwirtschaften und machte dort scherzend und knicksend ihre Runde. Wenn Gäste dabei allzu anzüglich wurden, bewies sie ihre Zungenfertigkeit. Gegen ein Abendessen oder ein Trinkgeld jedoch war sie gern bereit, ein Lied zu singen.
1836 ist die Eierhanne in Dresden verstorben.


* erzählt nach: Dresdner Originale in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dresden. o.J.

Dresdner
 
Hallo Dresdner,

ein wunderbares Thema hast Du da aufgegriffen, ein herrliches volkskundliches Betätigungsfeld für jeden!

Ich selbst bin am Land aufgewachsen und lebe nun in der Stadt. Mir fällt in Bezug auf Originale auf, dass jene am Land viel zurückgezogener waren, als jene hier in der Stadt. Die "auffälligen" Originale in der Stadt sind im Stadtzentrum fast täglich anzutreffen.


In Wien habe ich in den 1980er Jahren oft Waluliso gesehen. Das war ein Mann mit weißer Toga, der sich nach Wald, Luft, Licht und Sonne nannte. Er hielt lange ausführliche Reden am Stephansplatz im 1. Wiener Bezirk, es ging meist um ökologische Themen. Genau verstanden habe ich nicht was er meinte, aber er wurde mindestens so oft fotografiert, wie der Stephansdom, das fand ich immer lustig.


Nur ein einziges Mal hatte ich in Wien Gelegenheit in unmittelbarer Nähe ein weiteres Original zu erleben. Ich glaube, das war im Jahr 1990. Am Graben bei der Pestsäule kam eine alte Frau mit Kopftuch und in sehr einfachem Gewand vor die Pestsäule und spielte ein paar Stücke auf Ihrem Saxophon. Dann hat sie einen Fetzen aus ihrer blauen Arbeits-Jacke gezogen, das Saxophon abgewischt und ist wieder gegangen.
Ich habe dieses Erlebnis persönlich als außerordentlich spektakulär in Erinnerung, sonst wurde sie wenig beachtet. Ich weiß bis heute leider nicht, wer diese Frau war?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
An ein weiteres Original kann ich mich hier in Innsbruck erinnern:

In Innsbruck gab es in den 1970er Jahren einen alten Mann, hinter dessen Rücken alle gemunkelt haben, dass er sehr, sehr reich sei. Dieser alte Mann ging aber in sehr schlechter Kleidung mit einer einfachen Kappe als Kopfbedeckung durch die Stadt und verkaufte uralte Zeitschriften. Er hat kaum geredet und wenn überhaupt, dabei mehr die Zunge zwischen den Lippen bewegt.
Ich habe ihn öfters in der Innsbrucker Höhenstraße am Heimweg gesehen, wo er mühsam mit den Zeitschriften unterm Arm hochgegangen ist.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Wolfgang,
ich glaube bei der Saxophon-Spielerin handelte es sich um Lucia Westerguard, hier (Link existiert nicht mehr) kannst du das überprüfen.
Liebe Grüße, Elfie
 
Hallo Elfie,

ganz herzlichen Dank - ja es war Lucia Westerguard! Auf Grund Deines Hinweises erkenne ich sie sofort wieder!

Ich habe sie am nächsten Tag nach einem Stones-Konzert in Wien gesehen, also vermutlich 1990, evt auch 1998. Ich war vom Vorabend ein wenig erschöpft und habe mich bei der Pestsäule ausgeruht, als die Dame plötzlich erschien und ganz herrlich Saxophon spielte. Niemand hat sie beachtet, es war fast ein Solokonzert. Für mich war das wirklich ein großes Erlebnis, die ältere Dame und ihr Saxophon-Spiel mitten in einer lauten Stadt.

Leider muss ich auch lesen, dass Lucia Westerguard im Juni 2008 verstorben ist.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ein Original der Gegenwart ist der Drehorgelmann am Dresdner Residenzschloss der Wettiner, gegenüber der Semperoper.

SZ-online schreibt dazu in dieser Woche:

Der Dresdner Drehorgelmann feiert 70.

Jochen Schalk hat heute Geburtstag. Mit Freunden feiert er im Lindenhaus der Dresdner Tafel.
Die Geburtstagstorte dürfte inzwischen bei Jochen Schalk angekommen sein – eine neunstöckige Schichttorte aus Mürbeteig mit Johannisbeergelee und Buttercreme hat ihm seine Frau versprochen, gebacken nach uraltem Familienrezept.

Der Drehorgelspieler lebt seit Jahren getrennt von ihr, sie haben aber ein sehr herzliches Verhältnis, sagt er. Silvia Freifrau von Gravenreuth wird heute zwar nicht mit ihm im Lindenhaus auf der Mathildenstraße feiern, wo die Chefin der Dresdner Tafel, Edith Franke, für ihn von 15 bis 18 Uhr eine Feier ausrichten lässt. Doch Freunde sind aus seiner früheren Heimat Bad Salzuflen und Göttingen angereist. Und sicher werden zahlreiche Dresdner kommen, um ihm zu seinem 70. zu gratulieren.

Lange haben sie den Musikanten vom Theaterplatz nicht mehr gesehen und spielen hören. Jochen Schalk ist seit Sommer sehr krank. Im Oktober hatte er eine Bypass-Operation und kann nur schwer laufen. Im Frühjahr ist die nächste geplant. „Ich hatte mir vorgenommen, zu Ostern wieder zu spielen, ein, zwei Stunden, aber mein Arzt ist gar nicht begeistert“, erzählt das Dresdner Urgestein. So hofft er denn auf den Frühsommer.

Bis dahin hat er vielleicht auch eine neue Wohnung gefunden. Die jetzige ist für seine wirtschaftliche Lage zu groß und zu teuer. „Eine Spenderin hat meine Mietschulden übernommen, jetzt suche ich zusammen mit dem Sozialamt ein neues Zuhause“, sagt Schalk.

Markenzeichen von Schalks Drehorgel ist ein alter Plüschaffe, der sich bei jeder Spende "bedankt". Schalk ist auch von seiner Bekleidung her ein Original, sein Äußeres erinnert an die Minnesänger des Mittelalters. Für ein nettes Gespräch ist er gern zu haben und für jede Spende ist er dankbar. Eines kann er aber gar nicht leiden: Touristen, die ihn ungefragt filmen oder photographieren. Diese Leute bekommen dann schon einmal sehr derbe Bemerkungen zu hören und wenn sie darauf nicht reagieren, wird der Drehorgelmann richtig wütend.
Wünschen wir dem Drehorgelmann aber erst einmal gute Besserung und dass er spätestens im Sommer wieder die Dresdner und ihre Besucher unterhält.

Dresdner
 
Skurrile Menschen gibts und gab es wohl zu jeder Zeit und fast in jedem Ort. Nur die wenigsten werden zu bekannten Originalen, die lange Zeit unvergessen bleiben.
Erinnern kann ich mich an den Klarinetten Franze in Klagenfurt,der an der Ecke zum Stauder Platz seine Lieder spielte, oder an Erna, eine ca 70 Jahre alte Obdachlose in den 60ern. deren Lebensmittelpunkt der Heiligen Geist Platz war und von den Kindern und Jugendlichen immer gehänselt wurde. Grund dafür war eigentlich nicht ihre Armut, oder Obdachlosigkeit, sondern ihre Reaktionen auf die Bemerkungen der Leute. Wenn sie gut drauf war, kam schon mal ein Papierkorb oder ein anderes Wurfgeschoss angeflogen. Die verbalen Antworten könnten Bände füllen.
Zur Zeit gehört die 10 Schilling Frau (heute 1€, ja alles wird teurer) zu Klagenfurts Originalen. Die angebliche Hausbesitzerin dreht immer mit dem Spruch "Tschuldigung, haben sie bitte einen € für mich" ihre Runden durch die Innenstadt. Vielfach wird sie schon, bevor sie etwas sagen kann, mit ihrem eigenen Spruch abgewimmelt.
Leider vor kurzem verstorben ist eine Obdachlose, die ihr gesamtes Hab und Gut in einem Einkaufswagen eines Supermarktes spazieren führte.
Ein Klagenfurter Original ist auch Jesus (Admin: externer Link existiert nicht mehr) ein Mitvierziger mit Rasterlocken, der seinen Lebensmittelpunkt in der Uni Klagenfurt hat. Im Internet surfen, mit Studenten philosophieren, auch in Vorlesungen sitzen, das sind seine Vorlieben. Fast schon zum Maskottchen geworden, würde ihm keiner seinen Platz in der Uni wegnehmen.
 
Auch ich erinnere mich an eine besondere Gestalt aus meiner Kindheit.
DER GRATULIER-TONI
in den 50er Jahren war rund um einen Ort im Bezirk Melk ein alter Mann unterwegs, der bettelnd von Haus zu Haus bestimmter Straßen ging. Er war kein gewöhnlicher Bettler sondern ein unter dem Namen "Gratulier-Toni" gut Bekannter. Sein Kennzeichen war ein großer Wecker, den er am Metallbügel über den Schellen wie eine Handtasche trug. Er kannte die Vornamen der Besuchten und vergaß nie zu gratulieren. Er war Analphabet, aber er besaß einen "Mandl-Kalender", der dürfte die nötige Information geliefert haben. Man sagte auch, dass er beteln gar nicht nötig hätte, es war für ihn gesorgt. Aber er dürfte die vertraute Umgebung und die Menschen vermisst haben.
Früher war er Knecht bei einem Bauern der Umgebung, aber als er nicht mehr arbeiten konnte, kam er in das für den Gerichtsbezirk zuständige Altenheim. Im Volksmund hieß das "Armenhaus" und es war fast eine Drohung und Schande, dort hin zu müssen. Es traf Menschen ohne Familie und solche, um die sich niemand kümmerte.
Toni vermisste dort seine Freiheit, die frische Luft, die Tiere und das Heu. Er ging auf Wanderschaft. Anfangs war man besorgt und versuchte, ihn festzuhalten, später bekam er die offizielle Erlaubnis, über Nacht weg zu bleiben. Sein ehemaliger Arbeitsgeber ließ ihn im Heu schlafen. Ging es ihm schlechter, blieb er im Heim. Auch, wenn es für´s Heu zu kühl wurde. Denn da hatte er in den Stall gewechselt, worauf man ihm mit Hausverbot drohte.
So ging das viele Jahre, meine Großmutter hatte für ihn ein altes Häferl aufgestellt, in dem sie die Groschen sammelte. Später kam zum Wecker ein Stock und immer öfter war er am Bahnhof anzutreffen. Er schaffte den 6km Fußweg bis zum Altenheim nicht mehr. Eines Tages war er veschwunden. Aber gesprochen wurde noch viele Jahre von ihm.
 
Ich habe hier in der Gegend einige solcher Originale gekannt.
Zum einen den "Güttl-Fritz" aus Opponitz.
Der lag einmal betrunken auf der Strasse und jammerte: "I wü ham zu meiner Mama!"
Ihn kannte jeder im Dorf und er war bekannt dafür, daß er gerne und viel
getrunken hat.

Dann gab es noch aus Hollenstein die "Ros`l" eine alte Frau die immer mit einem ganz kurzen Dirndlkleid rumlief, mit sich selbst redete und leider alles tat was man ihr sagte.
Das wurde besonderes von einigen Jungs ausgenützt und die fragten sie immer wieder mal, ob sie ihr Röckchen nicht hochheben wolle, was die Rosl dann auch tat worüber die Jungs sich dann laut gröhlend halb totlachten.

An einen "Roman" kann ich mich auch noch erinnern, er sah aus wie ein richtiger Wurzelsepp, trug auf seinem Hut immer Tannenzapfen und Blätter, fuhr gerne mit dem Zug von Lunz raus nach Waidhofen und wieder rein.

Alle drei sind mittlerweile verstorben aber vergessen werden sie wohl noch lange nicht sein.
 
Ein Linzer Original war bis in die 80er-Jahre hinein die
"Fetz'n-Gretl".
Sie war eine Obdachlose, die stets ihr ganzes Hab und Gut
in einigen Plastiksackeln mit sich trug.

Ein anderes Original war sicher der "Waldeggstraßenkehrer".
Es gibt die Geschichte, daß es sich bei ihm um einem ehemaligen
Diplomingieur handelt, der durch eine Gehirnhautentzündung seine
Persönlichkeit völlig veränderte.
Fakt ist jedenfalls, daß er fast zu jeder Tages- und Nachtzeit einen
bestimmten Abschitt der Waldeggstraße kehrte. Kam ihm ein Auto
zu nahe oder wurde er gar angehupt, reagierte er äusserst unwirsch.
Da flogen der Besen oder gar ein Stein hinter dem Missetäter her.

Der dritte im Bunde der Linzer Originale, den es zu erwähnen gilt,
war der ehemalige Bürgermeister von Linz (1969-1984) Franz Hillinger.
Er wurde ob seines Mascherls, daß er immer trug von den Linzern
liebevoll "Propellerfranzl" genannt.
Auch um ihn und um seine Trinkfestigkeit ranken sich unzählige
Geschichten.
So soll er zB. in illuminiertem Zustand an der Haltestelle Hauptplatz
mit dem Worten: "Hallo Volk", von der obersten Straßenbahnstiege,
in die dort wartende Menge gestürzt sein. Man hat ihn aufgefangen und
zu seinen Amtsräumen, im alten Rathaus geleitet, wo er sich von der
Strapaze erholen konnte.
Selbst erlebt habe ich wie er einem derben "Servus Alter" eines Schaustellers
am Urfahranermarkt mit einem fröhlichem "Servus Junger" begegnete.
Die Linzer Bürger behalten den "Probellerfranzl" als einen ihrer besten
und auf jeden Fall als den beliebtesten Bürgermeister in guter Erinnerung.

Jeder dieser Menschen geht in der einen oder anderen Weise ab.
Sie boten Gesprächsstoff, Anlass zu Spekulationen und erinnern
uns an eine Zeit, die vielleicht noch etwas menschlicher war, da sie
doch solche Originale hervorbrachte und vertrug.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine reichhaltige Sammlung echter Originale des Waldviertels (speziell des Raumes um Eggenburg) bringt Eduard Kranner in seinem Buch "Käuze um alte Stadtmauern". Horn 1948, 158 Seiten.
 
Ein Original meiner Stadt, der "Tempo-Fritz", ist im Januar diesen Jahres verstorben.
Mit seinem kleinen, selbst umgebauten Imbiss-Dreiradfahrzeug stand er über viele Jahre auf dem Dresdner Neumarkt vor dem Verkehrsmuseum. Mit seiner unnachahmlichen Art begeisterte er Einheimische und Touristen.

Die Dresdner Neuesten Nachrichten schrieben dazu:

Fritz Skarbovskis, den die Dresdner eher als Tempo-Fritz oder als Imbissmann aus dem roten Tempo-Mobil auf dem Neumarkt kennen, ist tot. Diese Nachricht überraschte am Donnerstagabend. Der 1944 geborene Dresdner, dessen kleines Fahrzeug als Kult-Imbiss galt, ist überraschend verstorben. Die Info von Skarbovskis Tod verbreitete sich im Internet.

Fritz Skarbovskis war gelernter Metallflugzeugbauer und betrieb bis 1993 eine kunsthandwerkliche Töpferei. 1999 eröffnete "Tempo-Fritz" vor dem Verkehrsmuseum seine mobile Imbissbude. Auf Basis eines Tempo-Dreirads hatte er gemeinsam mit seinen Söhnen und Schwiegersöhnen den berühmten Imbisswagen, der nicht nur bei Einheimischen beliebt war, entwickelt und gebaut. Auch Sigmund Jähn und die Puhdys waren bei dem weißbärtigen Mann zu Gast. Skarbovskis sprach fließend russisch und polnisch. "Das Schöne ist, bei mir treffen sich nicht nur junge Studenten und Bauarbeiter, sondern auch Politiker und Geschäftsleute. Eben Menschen aller Berufs- und Bildungsschichten", diktierte er einem DNN-Redakteur in den Block, als er nach viel Streit um den Stand 2011 wieder auf seinen Stammplatz vor dem Verkehrsmuseum zurückgekehrt war.

Täglich von 10 bis 17 Uhr stand er damals in dem roten Kasten auf dem "Rücken" des Dreirads und verkaufte unter anderem Currywurst, Bockwurst, Kaffee und Bier. Mehrfach hatten ihn bis dahin die Behörden attackiert. Es begann 2008 als ihm das Liegenschaftsamt den Stellplatz kündigte, weil die Verantwortlichen meinten, das Tempo-Mobil passe nicht zur geplanten Neumarkt-Gestaltung. Die damalige Oberbürgermeisterin Helma Orosz, der Fritz Skarbovskis daraufhin einen Brief geschrieben hatte, rettete den Imbiss-Standplatz. Danach machte ihm das Ordnungsamt das Leben schwer, "Tempo-Fritz" landete schließlich vor Gericht. Auch das stand er durch und war wieder auf dem Neumarkt präsent.

Der Imbissbetreiber war im Dresdner Osten zu Hause. Gemeinsam mit seiner Frau Edith hatte er fünf Kinder.

Textquelle: (Admin: externer Link existiert nicht mehr)
 
Schöne Geschichte von einem interessanten Mensch.
Solche Originale geben einer Stadt, einem Ort oder auch nur einem Platz ein besonderes, persönliches Gesicht und vielen Menschen, die mit ihnen zu tun haben, Freude.
 
Da Klompara Otto

Attillo Mina (1924-2013) kam 1940 mit Vater und Bruder ins Obere Drautal, wo er bis in die 60er Jahre das wandernde Kesselflickergewerbe ausübte ("mit Gewerbeschein!" wie Otto stets stolz betonte). Seine Lebensart und-weisheit machten ihn zu einen besonderen Original.

Eine Lebensweisheit von Otto.

"Konnst jo nit imma jammern,
wo werst denn die gonzn Zacha hernehmen."

(Kannst ja nicht immer jammern,
wo werst denn die ganzen Tränen hernehmen.)
 

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Wieder ein schönes Andenken an einen interessanten Menschen, dessen Lebensweisheit Einblick in sein Schicksal gibt!

Leider habe ich alteregos Beitrag erst jetzt entdeckt: ich denke, diese Menschen bleiben deshalb in Erinnerung, weil man sich früher mehr um seine Umgebung kümmerte.
Es wurde vielleicht geschimpft oder gelästert über manche Typen, aber sie gehörten zum Stadt-/Dorfbild, man nahm an irgend einer Weise an ihrem Leben teil. Und wenn sie nicht mehr da waren, fehlten sie.

Ich denke, das hat sich in den letzten Jahren sehr geändert.
 
Nun ist auch unser Drehorgelmann, über den ich 2010 hier berichtete, tot.


Die DNN schrieben dazu:
Der frühere Drehorgelspieler vom Theaterplatz Jochen Schalk ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der Mann mit Baskenmütze, Schal und Weste bereits am 12. Juli 77-jährig. Jochen Schalk war vor allem mit seiner Drehorgel namens „Katharina“ zu einem Dresdner Original geworden. Zahllose Dresdner und Touristen, die ihn zwischen Residenzschloss und Katholischer Hofkirche spielen sahen und hörten, werden ihn in all den Jahren aufs Foto gebannt haben.

Geboren wurde Jochen Schalk 1940 in Bad Salzufflen in Nordrhein-Westfalen. Die Eltern besaß einen großen Bauernhof. Dort wuchs er zusammen mit zwei älteren Brüdern und einer Schwester auf. Er absolvierte eine Ausbildung an einer höheren landwirtschaftlichen Schule. Als seine Eltern sich zur Ruhe setzten, heiratete er und übernahm den Hof, der allerdings nicht genug abwarf, um davon zu leben. Die Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen, hielt nicht.

Nach mehreren Gelegenheitsjobs siedelte Jochen Schalk 1995 nach Dresden über und verdiente seinen Lebensunterhalt als Drehorgelspieler. Im Juli 2012 dann legte er die Kurbel seiner „Katharina“ für immer aus der Hand. Damals hatte sich viel geändert für Jochen Schalk. Er trat ein spätes Erbe an, bekam einen Teil eines Bauernhofs im Westen Deutschlands zugeschrieben und kaufte davon Oldtimer – darunter einen Adenauer-Mercedes, einen schwarzen Luxusoldtimer, Baujahr 1961. Er chauffierte Kunden an besonderen Tagen, Hochzeiten zum Beispiel, durch Dresden. Das Ehepaar Biedenkopf beispielsweise ließ sich von ihm zum Opernball fahren. Schalk hatte auch den Namen seiner zweiten Frau Silvia Freifrau von Gravenreuth angenommen und hieß fortan Jochen Schalk Freiherr von Gravenreuth. Dann aber war er im Dezember vergangenen Jahres mit seinem „Adenauer“ auf dem Neumarkt zwischen „Hilton“ und Frauenkirche in einen Unfall verwickelt. Er verkaufte schließlich einen Teil seiner Luxuskarossen und gab seinen Chauffeurdienst auf. Bereits seit 2015 litt Jochen Schalk an Lungenkrebs. Langwierige Aufenthalte in Krankenhäuser folgten. Am 12. Juli starb das Dresdner Original in einer Klinik in Freital.

Die Urnenbeisetzung findet am kommenden Sonnabend, 19. August, 15.30 Uhr in der Naturruhe Friedewald, Bestattungswald Coswig statt.
Foto und Text: https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Drehorgel-Schalk-ist-tot
 
Der Wallische Johann bzw. Johann Foltran

... war ein Steinmetz, der aus dem Fleimstal ins Zillertal kam und im Wald bei Aschau in einer Höhle ein Einsiedlerleben führte. Obwohl er sich im Laufe der Zeit ein Haus gebaut hatte, zog er das Leben in seiner Höhle vor.

Er wurde mehrmals ins Fleimstal zurückgeschickt, weil die Gemeinde Aschau Angst hatte, sonst für seinen Lebensunterhalt aufkommen zu müssen- er kam aber immer wieder zurück.

Im Winter 1906 wurde er schließlich tot in seiner Höhle aufgefunden. Er war erfroren.

2014 wurde ein Themenweg angelegt, der an den „Wallischen“ erinnert. Er führt unter anderem zu seiner Höhle im Wald. Auch wurde ein Theaterstück, das sich mit seinem Leben beschäftigt, bei der Höhle aufgeführt.

Im Anhang ein Bild von der Höhle, heute bei einem Spaziergang gemacht.
 
Vielen Dank ulli292! Das ist wieder ein interessantes Beispiel, dass manche der Einsiedler ein eigenes Haus zur Verfügung hätten, aber dennoch das Leben in der Freiheit bevorzugen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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