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Näpfchen und Schleifrillen auf Steinkreuze in Niederösterreich

Hermann Maurer

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Näpfchen, Schälchen, Schleifrillen und Wetzstellen sind an niederösterreichischen Steinkreuzen immer wieder anzutreffen. Ihre Deutung im Sinne der Volksmedizin oder auch als Aufnahmevorrichtungen für Lichter (Lichtersteine) ist bekannt. Es sei hier auf die besonders typischen Belege von Reinprechtspölla (Bezirk Horn) und Loosdorf (Bezirk Mistelbach) hingewiesen. Aber auch die Steinkreuze von Schrems (Bezirk Gmünd) und Roseldorf (Bezirk Hollabrunn) tragen ähnliche Spuren.
Literatur zum Thema:
Josef Fuchs, Alte Steinkreuze im oberen Waldviertel. Das Waldviertel 13, 1964, S. 1 - 4 und S. 117.
Hermann Maurer, Ein Schalenstein aus dem niederösterreichischen Waldviertel. Das Waldviertel 32, 1983, S. 174 - 180. (Grabungsergebnisse betreffend das Steinkreuz von Reinprechtspölla)
Hermann Maurer, Das Schwedenkreuz von Reinprechtspölla - ein germanischer Opferstein? Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Horn, 1985, Folge 9 und 10.
Hermann Maurer, Das "Franzosenkreuz" von Loosdorf, BH. Mistelbach. Horner Schriften zur Ur- und Frühgeschichte Nr. 7/8, 1983 - 1984, S. 64 - 66.
Hermann Maurer, Steinkreuz von Roseldorf. Waldviertel 1985, Bonn 1985, S. 32 - 33.
 
Danke, Hornarum48, das ist tatsächlich ein interessantes Thema.
Fotos einiger solcher "Seelennäpfchen", wie sie manchmal auch genannt werden, und der dazugehörigen Steinkreuze sind mit Datum vom 20.10.2009 in der Bildgalerie zu finden.
 
Eine vollständige (zeichnerische und fotografische) Dokumentation des Steinkreuzes von Reinprechtspölla findet man im obzitierten Aufsatz aus 1983 "Ein Schalenstein... " in der Zeitschrift Das Waldviertel. Veranlasst durch eine Straßenverbreiterung im Jahre 1982 wurde das Objekt, das schon fast bis zu den Kreuzbalken versunken war, ausgegraben, dokumentiert und später etwas rückversetzt wieder aufgestellt. Die sekundären Veränderungen (Näpfchen etc.) wurden besonders besprochen, so auch bei dem Steinkreuz von Loosdorf (siehe die Literaturangabe)!
 
Danke für die Information. - Da wird wieder eine Wanderung in die Universitätsbibliothek fällig ...
 
Da fällt mir ein: Es gibt eine Publikation "Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich"von Ada Paul 1976. Bei Bedarf Näheres via p.m.
 
Selbstverständlich wurden die zusammenfassenden Arbeiten von Frau Ada Paul in obig angeführter Literatur zitiert. Ein Artikel beschäftigt sich sogar mit ihrer (unzutreffenden) Vermutung, das Steinkreuz von Reinprechtspölla sei ein germanischer Opferstein gewesen! Ihre Veröffentlichungen sind sicherlich für alle, die sich mit dem Thema weiterführend beschäftigen möchten, wertvolle Grundlagen. Es sei hier noch auf ihre Veröffentlichung "Steinkreuzforschung in Österreich" hingewiesen (Mannus 56, 1990, S. 69 - 80), die auf einem im Jahr 1989 in Asparn/Zaya gehaltenen Vortrag zurückgeht.
Ergänzend sei auch erwähnt, dass bereits Karl Süß, der sich um das Steinkreuz von Reinprechtspölla sehr verdient gemacht hat, die "eigroßen Schalen" als Seelennäpfchen bezeichnet hat (Karl Süß, Über Waldviertler Sagen und ihre Gestalten. Das Waldviertel III, 1926, S. 121.).
 
Hallo Hornarum48,
danke für das für mich sehr interessante Thema.
Schalensteine wurden im Thread "Magische Grenzsteine" einmal angesprochen.
siehe dort unter #6.

Ich zitiere:
Neben dem Markstein liegt ein rundlicher Sandstein mit drei kleinen Mulden. Schwegler erwähnt den Stein in seinem Buch über die Schalenstein.
Es gibt aus anderen Regionen die Überlieferung, wonach Soldaten solchen Steinen Gesteinsmehl entnahmen, da dieses sie beschützen sollte. Ebenso wurden andernorts solche Mulden als Grenzzeichen benutzt. Vom Renggpass ist mir aber nichts derartiges bekannt.
Auch auf dem Grenzstein auf der Halgenfluh gibt es solche Schalen.
Ein anderer Schalensteine ist der Hexenstein von Kerns.


Grüße Volker
 
Zur Dokumentation der Näpfchen und Schleifrillen hier Veröffentlichungen aus den Jahren 1983 (Reinprechtspölla,Loosdorf) und 1985 (Roseldorf).
Literatur: Hermann Maurer, Horner Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 7/8, 1983-1984, Horn 1983, S. 57 - 66.
Hermann Maurer, Waldviertel 1985, Bonn 1985, S. 32 - 33.

Abbildungen: links das Steinkreuz von Reinprechtspölle, in der Mitte das Steinkreuz von Loosdorf und rechts das Steinkreuz von Roseldorf.
 

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Es sei hier noch eine Veröffentlichung für Interessenten des Steinkreuzes von Reinprechtspölle angeschlossen! Wegen des Veröffentlichungsortes ist diese eher unbekannt geblieben bzw. schwer zugänglich, obwohl sie unter anderem natürlich in der Nationalbibliothek und in der Niederösterreichischen Landesbibliothek und in der Waldviertelbibliothek aufliegt.
 

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Die Meinung, es handle sich bei dem Kreuz von Reinprechtspölla um einen "germanischen Opferstein", ist ganz veraltert und ist in die Zeit vor 1945 zurückzuführen, in der alles "germanisch" war. Damals waren auch alle im Waldviertel vorkommenden Muldensteine (natürliche Schalensteine) germanisch. Es wäre interessant, welche Kriterien auf einen "germanischen Opferstein" hinweisen oder dessen Bedeutung sichern. Der Begriff ist obsolet und sollte nicht leichtfertig verwendet werden, das heißt gar nicht verwendet werden. Welchen gesicherten germanischen Opferstein kann man in Niederösterreich nördlich der Donau zu Vergleichszwecken anführen? -
Das Steinkreuz von Reinprechtspölla wurde von mir im Jahre 1982 ausgegraben und steht seither in voller Größe und Gestalt jedem Interessenten zur Verfügung. Die von mir dazu veröffentlichte Literatur ist weiter oben zitiert und für jeden Interessenten bei www.academia.edu jederzeit zugänglich!
 
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