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Meine Geschichte...am Anfang

S

skaty

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Kapitel 1

Vor langer Zeit, in einem dunklen Zeitalter, da gab es ein Dorf in Griechenland namens Trikala. Dort lebten sehr friedvolle Menschen, weit abgeschieden von den großen Städten. Wie Orestes, ein sehr großer starker Mann dessen größter Stolz seine wunderschöne Frau Elena war. Er und seine Frau Elena ließen sich vor Jahren in diesem friedfertigem Dorf nieder. Nach kurzer Zeit gebar sie einen Jungen, sein Name war Jannis. Es sollte nicht lange dauern und er bekam einen kleinen Bruder und eine Schwester. Es waren drei prachtvoll gesunde Kinder. Jannis und Silas kamen ganz dem Vater, blonde leicht gelockte Haare schmückten ihr Gesicht. Himmelsblaue Augen die die Gefahr nicht fürchteten. Ihre Schwester Yuna war ganz das Gegenteil, sie hatte ein einzigartiges Merkmal wie ihre Mutter. Ihre Augen, eins war so blau, wie der Himmel, das andere so grün wie die Wiesen an einem frühen Sommermorgen. Ihre braunen Schulterlangen Haare trug sie meist offen, sodass sie im morgendlichen Sonnenlicht schimmerten.
Wie all die anderen Männer des Dorfes, ging Orestes jeden Tag auf die Felder und verrichtete seine Arbeit am Acker. Elena, seine etwas zierliche Frau übte Heilpraktiken aus, wie auch die Handhabung spezieller Kräuter. Jeden Tag kamen einige Frauen vom Dorf zu Elena nachhause. Sie lehrte ihnen alles über die heilenden Kräuter, das sie zu wissen vermochte und meist wurde auch der neueste Tratsch ausgetauscht. Elena versuchte auch Jannis, Silas und Yuna für die Heilkunde zu begeistern, doch war deren Anteilsnahme mehr störend, in der Gruppe, als das sie etwas lernen konnten. Den dreien schwebten andere Dinge vor, und da standen die Heilpraktiken ihrer Mutter, an letzter Stelle. Der Marktplatz im Dorf, er lockte zu sehr nach aufregenden Abenteuern und vielen Streichen. Dies war jedoch meist mit Ärger verbunden, wie damals, als sie anfangs, bei Meister Mirkal nur ein paar Dinare verdienen wollten. Im Dorf nannten ihn alle Meister, weil er sich bezüglich des Fisches am Besten auskannte. Meister Mirkal, er hatte die größten und besten Fische dies es zu kaufen gab. Mirkal war immer der Erste am Markt und der Letzte der ging. Eines Tages standen die drei Rabauken sehr früh auf. Sie liefen zu Meister Mirkal, der gerade einen großen Schubkarren mit seinem frischen Fisch belagerte. „Was wollt ihr drei denn schon so früh?“ fragte er neugierig die Kinder. Jannis ergriff das Wort, „Wir dachten wir könnten etwas dazu verdienen, wenn wir Ihnen helfen.“ „Ach was, verschwindet! Geht spielen, oder was ihr sonst so macht…“ „Nein, es ist unser Ernst. Wir wollen auch diese wohlriechenden frischen Fische am Markt verkaufen, harte Arbeit sind wir gewöhnt.“ Sagte Yuna. Meister Mirkal sah einen Augenblick auf seine Fische und überlegte. Währenddessen fingen Silas und Yuna an zu kichern. „Reißt euch zusammen!“ flüsterte Jannis seinen Geschwistern zu. Der kleine, stämmige Mann drehte sich ihnen zu, sein ewig langer braunweißer Bart fing an sich zu bewegen, „Nun denn! Wenn es euch Kindern Ernst mit der Arbeit ist! So soll es sein. Ihr könnt gleich anfangen. Jannis, Silas! Euch zeige ich wie man den Fisch ausnimmt.“ „Was ist mit mir?“ rief Yuna enttäuscht. „Du Mädchen, du wirst meine Marktschreierin. Dir kann man kein Messer in die Hand geben, du könntest dich, oder noch schlimmer, jemanden verletzten!“ Yuna verzog das Gesicht, sie beneidete ihre Brüder und fand es ärgerlich zugleich, nur weil sie ein Mädchen war, hieß es, sie könne nicht mit den Messern umgehen. Aber dies konnte sie nicht auf sich sitzen lassen, Yuna schmiedete schon einen Plan. „Ich kann auch mit Messern umgehen, ich bin sehr geschickt und lerne schnell“, sprach Yuna überzeugend. „Wirklich, das ich nicht lache Yuna, dann zeig mir, was für Kraft in dir steckt! Ich weiß auch schon wie, schiebe den Schubkarren bis zum Marktplatz. Wir warten dann an meinem Stammplatz auf dich.“ „Aber klar! Ist doch ein leichtes für mich.“ Yuna fiel in Übermut, sie wollte es Meister Mirkal zeigen, sie kann auch so hart arbeiten wie ihre Brüder. Das ist doch keine Geschlechtsfrage, dachte sie für sich. Sie spuckte sich in ihre Handflächen, rieb sie aneinander und fing an den Karren zu schieben. Anfangs schob er sich fast von selbst, doch dann musste sie einen kleinen Hügel bewältigen. Es ging immer langsamer bergauf, der Schweiß rann ihre Stirn hinab. Sie musste kurz halt machen, „Uf…“ Silas drehte sich um, schrie seiner Schwester zu: „Was ist los? Lass dich ja nicht unterkriegen von diesem kleinen Hügel! Hörst du! Du wirst es schaffen Yuna, ich glaub an dich!!“ Yuna fing an zu lächeln, „Du hast Recht Silas! Wenn ich will, kann ich es schaffen. Ich muss mich nur zusammen reißen, meine ganze Kraft darauf konzentrieren. Ich werde es schaffen.“ Yuna schrie vor Freude laut aus, sie bekam einen Powerschub. Jetzt noch mit großem Schwung, dann hatte sie es geschafft. Die Straße wurde wieder ebener, sie konnte schon ihre Brüder sehen, die ihr aus der Ferne zuwinkten. Meister Mirkal war nicht sehr erfreut, dass Yuna es geschafft hatte. „So, so. Bist auch du endlich da. Naja das war ja auch nicht schwer! Jetzt kommt Kinder, ich werde euch zeigen wie man mit dem Messer umgeht.“ Yuna´s Augen wurden ganz groß, als sie hörte, dass auch sie den Fisch ausnehmen durfte. Die drei standen um den Meister herum und beobachteten jeden Schritt den er tat. „Zuerst, überzeugt euch ob der Fisch tot ist. Manche haben noch einen Hauch leben in sich, da hilft nur ein kräftiger Schlag auf den Kopf. Dann legt ihr den Fisch vor euch nieder, nehmt das Messer in die eine Hand und mit der anderen haltet den Fisch fest. Nun können wir ihn ausnehmen!“ Mirkal schnitt den Fisch am Bauch entlang auf. Die ganzen Gedärme waren zu sehen. Er schnitt sie mit einem Handgriff heraus und präsentierte den Kindern den zum Verkauf fertigen Fisch. „So geht das! Nun hängen wir die großen, schönen Fische auf die Hacken auf. Die anderen kommen auf die Verkaufsfläche, die gehen immer schnell weg.“ „Die Fische stinken ja noch schlimmer als der Misthaufen unserer Schweine zuhause.“ „Nein Silas, “ sprach der Meister, „dieser Duft ist die beste Note des Fisches. Der kann noch ganz anders stinken, aber dann ist er nicht mehr zum Verzehr für uns gedacht. Aber jetzt macht euch an die Arbeit, es ist noch viel zu tun!“ Jannis, Silas und Yuna fingen an die Fische auszunehmen. Währenddessen spazierte Meister Mirkal den Markt entlang. „So jetzt sind wir endlich alleine!“ „Ich dachte der geht gar nicht mehr, Yuna!“ sprach Jannis. „Was habt ihr jetzt geplant? Würmer in den Bauch der Fische oder Schweinekot?“ „Sei doch mal ruhig, “ befahl Yuna ihren Bruder Silas, „ich muss nachdenken.“ Yuna stapfte auf und nieder, verdrehte die Augen und kratzte sich am Kopf. „Was könnten wir tun, was denn nur… Ah, ich hab´s. Kommt her, ich erzähle es euch.“ Die drei steckten die Köpfe zusammen, tuschelten kurz und machten sich so gleich an ihren Streich. Jannis rannte zum Obsthändler, er ergaunerte sich einige schrumpelige, braune Äpfel. Silas eilte zum Fleischer, er bat den Metzger um ein paar Gänse Federn. Yuna stöberte im Laden des Meisters Mirkal und fand genau das was sie noch brauchte. Plötzlich hörte sie männliche Stimmen, jemanden der es sehr eilig hatte, in den Laden zu kommen. Sie lief schnell in den Lagerraum und versteckte sich. Dann sah sie zwei dunkle Gestalten aus ihrem Versteck, Yuna schloss die Augen und sprang auf sie los, sie warf den kleineren der beiden zu Boden. Yuna öffnete ihre Augen und fing an zu lachen, als sie erblickte, wen sie da angesprungen hatte. Es war niemand anderer als ihr Bruder Silas und daneben, stand Jannis mit einem großen, grinsenden Gesicht. „Müsst ihr mich denn so erschrecken?“ , sagte Yuna mit aufgeregter Stimme, „ich dachte sonst wer kommt daher!“ Jannis ergriff das Wort, „Ja, was bist du denn auch so schreckhaft! Aber jetzt genug vom rumalbern, der Meister wird sicher bald wieder zurückkommen.“ „Hast ja Recht Jannis. Ihr wisst was ihr zu tun habt, Jungs?“ „Ja.“ Sie nahmen die ganz großen Fische zu sich, Jannis quetschte die schrumpeligen Äpfel in deren Bauch. Während Yuna die Butter zermatschte und anschließend mit Silas Hilfe die Fische damit einrieb. Zum Schluss haben sie noch die Gänsefedern auf die Fische festgemacht. „So jetzt haben wir fliegende Fische!“ sagte Jannis mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht.
Yuna schrieb noch auf die Kreidetafel: Die Sensation!! Fliegender Fisch für nur 1 Dinare,
Heute und nur bei Meister Mirkal´s Fisch Bude!!!

„Dieses Angebot lässt sich keiner entgehen, so ein Preis für solch dicke Fische mit Flügel!“ sagte Jannis. „Stimmt, das wird ein Spaß werden.“ „Hey Leute, eine Menge Kundschaft kommt, wie eine Herde Rinder hergelaufen, die werden Augen machen.“ Schrie Silas. „Dann lasst uns die Fische schnell verkaufen bevor Mirkal kommt und uns noch erwischt!“ sagte Yuna euphorisch. Yuna stieg auf ein Podest und schrie ganz laut: „Sie wollen frischen Fisch? Das hat doch jeder, aber bei Meister Mirkal erhalten Sie einen fliegenden Fisch! Kommen Sie zu uns, wir haben die Besten!“ Während Yuna den begeisterten Leuten den Fisch schönredete hatte Silas mittels einen sehr dünnen, fast unsichtbaren Seil die Fische zum fliegen gebracht. Jannis kam kaum noch mit dem Verkauf der Fische nach, so gut ließen sie sich verkaufen. Es wurden immer mehr Kunden, die diesen einzigartigen Fisch kaufen wollten. Bis sie schließlich binnen einer viertel Stunde ausverkauft waren. Das Lager war leer, kein einziger Fisch war mehr da. „Das lief ja super Yuna!“ sagte Jannis. „Wir haben genug eingenommen, jetzt können wir verschwinden, bevor noch Meister Mirkal auftaucht und uns saures gibt!“ sprach Yuna zu ihren Brüdern. Sie machten sich sogleich aus dem Staub und liefen in den Wald. Mitten drin befand sich ein herrlich, ruhiger See, noch ganz unberührt von Menschenhand. „Das war ein großartiger Streich Yuna, dem haben wir es gezeigt!“ „Das ist wahr Silas und die Ausbeute teilen wir uns.“ „Das wird aber sicher noch Ärger geben!“ sagte Jannis nachdenklich. Plötzlich bekam auch Silas es mit der Angst zu tun, „Stimmt, Jannis hat Recht. Ich will keinen Ärger bekommen! Was tun wir? Sollen wir weglaufen? Ich will nicht weg von hier, Mama und Vater würden mir sicher fehlen.“ Yuna nahm Silas an die Hand, „Jetzt mach dir nicht gleich in die Hose Silas! Ich weiß schon einen Weg, wie wir aus dieser Sache heil rauskommen!“ „Dann lass doch mal hören!“ sprach Jannis energisch, „Nun gut! Zuerst werden wir uns mit Hilfe des Moors am Körper verteilte Flecken aufschmieren. Dann sieht es so aus, als ob wir übel zugerichtet wurden.“ Yuna nahm einen sehr kantig, scharfen Stein in die Hand, „So, da du der älteste und damit auch mutigste in Mirkals Augen bist Jannis, werde ich dir eine leichte Kampfwunde zufügen. Das hat dann den Anschein, als hättest du versucht seinen Laden zu verteidigen.“ Der Bruder nickte ihr zu und Yuna stach ein. „Ah, eine kleine Wunde hattest du gesagt? Du hättest nicht so tief zu stechen müssen Yuna!“ Das Blut floss langsam seinen Arm hinab. „Es soll doch so echt wie möglich aussehen. Der Schmerz vergeht auch noch, ist doch halb so schlimm. Jetzt laufen wir schnell wieder zurück zu Meister Mirkal und berichten ihm, dass wir überfallen worden sind.“ In der Ferne konnten sie den alten kleinen Mann schon laut brüllen hören. „Der ist aber nicht gut gelaunt Jannis.“ „Das wird schon Silas, keine Angst.“ Sie kamen der Fisch Bude immer näher, Silas packte seine Schwester an die Hand. Er drückte ganz fest zu und Yuna drückte ihm zurück. „Aha, da seid ihr ja! Wo sind meine Fisch, sagt bloß ihr habt sie verkauft“ Ich werde gleich Orestes, euren Vater holen, ich persönlich verabscheue Gewalt, aber Orestes wird da keine Grenzen kennen!“ Jannis brachte kein Wort raus, er schubste Yuna, sie solle was sagen. Während Silas schon ganz glasige Augen bekam. „Hör doch mal zu Mirkal, wir haben deinen Fisch nicht. Als du weg warst, kamen drei Mänenr, sie wollten all den Fisch den du hast. Zuerst wollten wir ihn nicht rausgeben, doch dann drohten sie uns zu töten. In große Beutel verschleppten sie die Fische und liefen in den Wald. Da haben wir sie dann verfolgt und es kam zu einer Gegenüberstellung. Wir boxten ihnen in den Magen, ins Gesicht. Doch deren Linke war stärker und katapultierte mich und Silas weit in ein Gestrüpp hinein. Jannis wurde auf die Knie gezwungen, da hat er eine Hand voll Dreck vom Boden genommen und einen dieser Barbaren in die Augen geworfen. Der zweite packte ihn, wollte ihm das Leben nehmen, doch der dritte entsagte ihm. Das ist nur ein kleiner Junge, schrie er ihn an. Der darauf sein Messer zog und Jannis am Arm verletzte, so das wir niemals vergessen. Wir konnten nur noch zusehen wie sie hinter den Bäumen und dem Gestrüpp verschwanden.“ Meister Mirkal kratzte sich an seinem struppigen Bart und überlegte. „Nun wenn dies wahr ist, dann bist du ein Held Jannis!“ „Was ist mit uns?“ flüsterte Silas seiner Schwester zu. Sie schubste ihren Bruder zur Seite, „Sei still!“ „Das muss ich gleich verkünden, der Tapfere Jannis, wehrte sich gegen drei Barbaren…“ „Bitte Meister Mirkal, das muss nicht sein. Ich war dumm, ich habe meine Geschwister in Gefahr gebracht und die ganzen Fische sind auch weg.“ „Aber, aber. Sei nicht so bescheiden Jannis. Dies verlangt viel Mut, gegen drei bewaffnete Männer zu kämpfen. Nicht ein jeder hätte so schnell gehandelt wie du. Ich werde deinem Vater berichten, was für einen mutigen und tapferen Sohn er doch hat.“ Jannis zuckte, von seinen Lippen wollte die Wahrheit entspringen, doch Yuna sprach ihm dazwischen, „Mirkal, ich glaube das ist genug Lob für meinen lieben Herrn Bruder. Du siehst selbst, er bekommt kein Wort mehr raus. Hab vielen Dank für diesen arbeitsreichen Tag, doch nun müssen wir nachhause.“ „Ist gut mein Kind, hast ja Recht.“ Der Meister musste für den heutigen Tag seinen Laden schließen, er brauchte wieder Ware. Mirkal nahm seinen Schubkarren und zog runter zum See. „Das war ja einfach! Du bist der Held des Tages und nebenbei haben wir noch einen Verdienst gemacht.“ Sprach Yuna euphorisch. „Das hat er auch verdient, nachdem er so gemein zu dir war Yuna“, „Halt,“ schrie Jannis „es ist nicht unser Recht über ihn zu urteilen Silas, er mag zwar ein alter fieser Mann sein, doch sollte dies nicht als Rache gelten. Manche denken es sei in Ordnung wenn man selbst das Gesetz in die Hand nimmt, aber es ist nicht immer der richtige Weg.“ „Ich verstehe Jannis, aber das war nur ein harmloser Streich. In dieser Welt ist nun mal ein Mann um vieles mehr Wert als eine Frau. Es ist traurig, da auch wir Frauen genauso mutig und stark sein können wie ihr Männer.“ „Du hast ein falsches Bild vor Augen Yuna. Schließlich sind wir es, die Kriege gewonnen haben, hart am Acker arbeiten, jedoch die Frauen sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern haben.“ Yuna zog ein grimmiges Gesicht auf und wollte ihrem Bruder am liebsten verkloppen. Doch sie verkniff es sich und die drei gingen schweigend nachhause.
Am nächsten Tag, am frühen Morgengrauen waren die drei schon munter. Sie liefen in den Wald, um dort unbeobachtet ihr Geld auf zu teilen. Als sie nahe einer kleinen Lichtung ankamen, stolperte Silas über einen Stein. „Haha, du Tollpatsch!“ rief Yuna. Sie halfen ihrem Bruder auf und machten eine große Entdeckung. „Was kann das sein? Es funkelt so wunderschön!“ sagte Jannis. „Mal sehen…“ sprach Yuna. Sie versuchte es herauszuziehen, doch vergebens. „Lass mich da mal ran! Das ist ein Job für einen richtigen Mann!“ sagte Jannis. Yuna verdrehte die Augen. Doch tatsächlich, Jannis zog langsam etwas raus. „Geschafft! Nun, sieh an über was du gestolpert bist Silas!“ sagte Jannis triumphierend. Silas kam aus dem staunen nicht mehr raus. „Das,… das ist ein echtes Schwert! Lasst es uns gleich ausprobieren!“ „Nein Silas! Zuerst sollten wir es säubern! Kein Krieger der Welt würde mit so einem Schwert kämpfen wollen! Nicht wahr Jannis?“ „Ja du hast Recht Yuna. Am Besten wir verstecken es hier im Wald. Wenn Vater erfährt, dass wir es besitzen gibt´s nur Prügel!“ sprach Jannis zu seinen Geschwistern. Sie gruben ein kleines Loch und versteckten darin das Schwert. „Morgen werden wir wieder hier herkommen, dann können wir das Schwert benutzen, aber jetzt gehen wir nachhause, Mutter fragt sich bestimmt schon wo wir so lange sind.“ Sprach Jannis.
In derselben Nacht noch, als alle schliefen, schlich sich eine dunkele Gestalt aus dem Haus. Sie ging in Richtung Wald, dorthin, wo das Schwert versteckt war. Als sie ankam entdeckte sie ein großes Loch im Boden. Plötzlich wurde sie von hinten angesprungen und zu Fall gebracht. „Wer bist du, Eindringling?“ fragte eine junge Knabenstimme. Das Mädchen stand wieder auf und sprach: „Jannis bist du das etwa? Was machst du hier?!“ Es stellte sich heraus das Yuna es war, die Nachts in den Wald schlich. Jannis antwortete, „Äh… ich wollte nur schauen ob auch niemand das Schwert stiehlt!“ „Also hast du es ausgegraben! Zeig mal her!“ Jannis gab seiner kleinen Schwester das prachtvolle Schwert, „Sei ja vorsichtig damit Yuna!“ „Ja, ja. Mach dir keine Sorgen, ich weiß schon was ich da tue.“ Yuna fuchtelte eine Weile vor Jannis, mit dem Schwert herum. „Nun ist aber genug! Gib es mir wieder bevor noch was passiert!“ sprach Jannis, der immer wütender wurde. „Dann holst dir doch! Haha…“ rief Yuna. Die zwei rangelten um das Schwert, solange bis ein Unglück passierte. Jannis schrie laut aus, „AH, du hast mich erwischt!“ In Jannis Handfläche war eine tiefe Wunde die nicht mehr aufhörte zu bluten. „Wir müssen das schnell verbinden!“ sagte Yuna. Sie riss ein Stück ihrer Kleidung ab und verband damit die Wunde. „Au, das hört nicht auf zu bluten Yuna! Was machen wir?“ „Wir müssen es Vater sagen.“ „Spinnst du? Niemals Yuna.“ Yuna nahm noch ein Stück ihrer Kleidung und rollte diese zusammen. Sie drückte es auf die Wunde und verband sie nochmals. „So das sollte ein bisschen die Blutung stillen, hoffe ich.“ „Das klopft ja richtig, aber es hat aufgehört zu bluten! Danke Yuna!“ Yuna vergrub das Schwert wieder, „Dieses Schwert bleibt solange hier versteckt bis wir es wirklich brauchen. Wer hätte gedacht dass das so gefährlich sein kann.“ Die zwei verließen den Wald und gingen wieder nachhause. Unbemerkt kamen sie in das Haus hinein und legten sich schlafen.
Der nächste Morgen begann. Yuna und Silas waren schon früh auf und halfen ihrer Mutter beim Frühstück. Nur Jannis lag noch im Bett. „Jannis“ , rief die Mutter, „komm jetzt runter, sonst kannst du mit den Schweinen essen!“ Der Junge kam schwankend wie ein Trunkenbold langsam die Treppe hinunter. „Wie siehst du denn aus Junge?“ fragte die Mutter. „Mir geht es gut Mama, ich bin nur etwas müde.“ Sagte Jannis und versteckte seine Hand unter dem Hemd. Die Mutter verließ die Stube um ihren Mann zum Frühstück zu holen. „Zeig mal her deine Wunde!“ sagte Yuna. Jannis hob die Hand hoch und nahm den Verband ab. „Ih, das sieht ja ekelig aus! Das kann nicht mehr gesund sein Jannis!“ „Woher hast du diese Wunde, Jannis?“ fragte Silas neugierig. „Das geht dich nichts an!“ schrie Jannis vor Schmerz. „Es ist richtig eitrig geworden und tut verdammt weh!“ Silas lachte seinen großen Bruder aus, „Haha… das werde ich gleich Mama erzählen. Die macht dich wieder gesund.“ „NEIN“ rief Jannis. Silas rannte schon raus und stolperte seiner Mutter in die Arme. „Was wirst du mir erzählen Silas?“ fragte die Mutter. „Nichts Mama“ rief Jannis. Nun kam auch der Vater in die Stube, „Was ist denn hier los?“ Er sah seine Kinder vorwurfsvoll an und erwartete eine Erklärung für den Wirbel am frühen Morgen. Yuna flüsterte Jannis zu, „Nun sag schon was passiert ist!“ und stieß ihn. Jannis rückte vor und erzählte: „Yuna und ich,… wir waren gestern Abend noch im Wald spielen…“ „Da kamen plötzlich zwei fiese Gestalten und wollten mir etwas Böses. Dann nahm Jannis seine Steinschleuder und schmiss nach ihnen, einen traf er mitten ins Gesicht. Der flüchtete auch gleich. Ich versteckte mich hinter einen Busch, während der fremde einen Dolch aus seinem Schuh zog und Jannis bedrohte. Schließlich erwischte er ihn bei der Hand…“
„In dem Moment sprang Yuna aus ihrem Versteck und haute dem Mann mit einem großen Holzstück auf dem Kopf. Er wurde bewusstlos und wir liefen nachhause.“ „Wir wissen, wir hätten es euch sofort sagen müssen! Tut uns Leid!“ Der Vater war stolz auf seinen Jungen „Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Jannis, du hast viel Mut bewiesen und deiner Schwester geholfen, wer weiß was passiert wäre wenn du nicht bei ihr gewesen wärst.“ Währenddessen kochte die Mutter etwas Myrrhe in einem Topf. Dann tunkte sie den Verband darin und band es um die Hand ihres Sohnes. „In ein paar Tagen sollte es wieder geheilt sein! Mein kleiner Held!“ sagte die Mutter. Jannis schämte sich, „Danke Vater, aber…“ Yuna fiel ihrem Bruder ins Wort „Ich kann mich glücklich schätzen so einen tapferen Bruder zu haben“, sie umarmte Jannis und flüsterte „Genieße deine Lorbeeren und halte die Klappe!“ So ist es Yuna und Jannis gelungen das Geheimnis um das Schwert zu wahren.
Die Jahre vergingen und aus den Kindern wurden junge Erwachsene. Von nun an nahm der Vater seine Söhne mit auf das Feld. Sie sollten früh lernen sich selbst versorgen zu können. Währenddessen ging Yuna ihrer Mutter zur Hand. Sie lernte sehr viel über Heilkräuter und deren Praktiken. Elena nahm ihre Tochter mit auf eine große Lichtung, dort wuchsen ganz einzigartige Kräuter. Zum Teil sehr nützliche aber auch giftige. Ihre Mutter lehrte Yuna tagtäglich auf dies zu achten. Manche Kräuter eigneten sich gut für offene Wunden, jedoch sie dem Magen nicht wohl besonnen galten. Es gab eine große Vielfalt an Kräutern und am Besten, konnten Elena und Yuna diese am Marktplatz bestaunen. Einmal in der Woche, kamen verschiedene Händler, aus fernen Ländern, die auf der Durchreise waren. Es war für die Dorfbewohner immer ein großes Ereignis wenn die Händler kamen. Sie brachten exotische Früchte, ihres Landes Kräuter und noch viele Genussmittel die hier eine Seltenheit waren. Elena und ihre Tochter waren am diesen Tag schon sehr früh am Markt, denn nur die Ersten erlangten noch großen Überblick über die Vielfalt an Waren. Sie gingen von Händler zu Händler, betrachteten die Güter mit genauem Auge, fälschten um den besten Preis und meist glückte ihnen das auch. Yuna´s Mutter predigte ihr immer mit dem Charme, den eine Frau besäße zu agieren, doch auch Vorsicht sei geboten, zuviel davon könnte schlimme Folgen mit sich tragen. Als sie dann endlich, nach einen halben Tag am Markt alles hatten, konnten sie sich auf den Weg nachhause machen. Sie hatten zwei prachtvolle Körbe mit Allerlei Gutem voll gepackt. „Das war eine große Ausbeute Yuna. Wir haben uns einige Dinare erspart.“ „Stimmt Mutter und heute ist uns nicht einmal Dimitra in die Quere gekommen.“ Sie gingen weiter den Weg entlang und entdeckten ein kleines Mädchen. Es saß zusammen gekauert auf dem kalten Boden, nahe dem Wald. So ein armes Wesen das förmlich nach Hilfe rief, dachte Yuna.
Yuna kniete sich zu dem Mädchen nieder, „Wo ist deine Mutter, Kleines?“ Das Mädchen war verschreckt und sah auf den Boden. „Ich will dir doch nur helfen, wie heißt du denn?“ „Daphne“, sprach das Mädchen mit schluchzender Stimme. „Daphne, das ist ein schöner Name. Aber was machst du hier ganz alleine?“ fragte Yuna´s Mutter und reichte dem Mädchen die Hand. Vorsichtig streckte Daphne die Hand entgegen, „Ich, ich wollte Blumen pflücken, für meine Mama… aber jetzt finde ich nicht mehr den Weg nachhause.“ „Wie heißt den deine Mama?“ „Dimitra, so heißt meine Mama!“ „Ach, Dimitra. Ich kenne deine Mama, da hast du aber einen weiten Weg nachhause. Weißt du was, wir bringen dich zu deiner Mama. Die macht sich bestimmt schon große Sorgen um dich.“ Die drei machten sich sogleich auf den Weg. Während dem Gehen bemerkte Yuna´s Mutter das die kleine Daphne immer schwächer und auch blasser im Gesicht wurde. „Kind!“, sagte sie „was ist mit dir los?“ Das Mädchen blickte mit kleinen Augen zu ihnen auf. Daphne machte den Mund auf, sie wollte sagen… Indem Moment fielen ihr die Augen zu und sie fiel zu Boden. „Mama“ schrie Yuna, „was hat sie denn?“ Elena nahm das Kind in den Arm und sah sie sich genauer an, die Stirn der kleinen Daphne war glühend heiß. Elena stülpte den Ärmel des Mädchens nach oben. „Da, ein Biss. Siehst du Yuna. An ihrem Arm, Gift ist in ihr Blut eingedrungen. Wie eine Linie entlang der Venen die zum Herz führen.“ „Oh Nein! Das kann nur ein Biss einer Kupferotter sein! Wir müssen jetzt schnell handeln! Yuna wir brauchen eine Kompresse, damit wir das Gift stoppen können!“ Sie umfasste die Kompresse mit Efeu und gab es ihrer Tochter. Yuna machte sich ans Werk und verband Daphne sofort. „Und jetzt? Ich sehe wie das Gift nicht mehr weiter in ihren Körper fließt, aber…“ Die Mutter unterbrach ihre Tochter, „Ich weiß, wir haben es nur verzögert. Zuhause habe ich einige Tinkturen die dem Mädchen helfen können. Los, wir haben nicht viel Zeit!“ Yuna trug das Kind auf den Armen und lief mit ihrer Mutter so schnell sie konnten nachhause. Kurz vor ihrem Haus verließen Yuna ihre Kräfte, „Halt Mutter! Ich kann nicht mehr.“ Sie sah sich Daphnes Arm an. „Wir haben nicht mehr viel Zeit! Das Gift hat sich sehr rasch verbreitet. Komm Yuna! Gib sie mir, ich trage sie weiter. Wir sind gleich da!“ So rannten sie weiter und weiter bis sie an ihrem Ziel gelangten. Wie eine Ewigkeit kam es Yuna vor, bis sie endlich ihr Haus erreichten. Elena legte das Mädchen auf den Tisch. „Yuna“, rief sie „hol Decken und wärme Daphne damit!“ In Windeseile machte ich Yuna´s Mutter an die Arbeit. Sie nahm ein paar Heil Kräuter und mischte sie mit den Saft der den Ursprung eines Baumes wohl vermag. Jedoch so besonders und mächtig war, als wäre es von dem Göttern´s Blut. Ein rares Heilmittel da es nur schwer zu finden war, weit entfernt von diesseits des Landes. „Mama, Daphne wird ganz blau im Gesicht.“ Yuna nahm die Hand des Mädchens „Kämpfe Daphne! Du wirst es schaffen, ich weiß es…“ Daphne zitterte am ganzen Körper. „Die Mixtur ist nun fertig! Nimm ihr den Verband ab Yuna.“ Die Mutter nahm den Arm zu sich und rieb die Wunde fest ein. „Bald geht es dir wieder besser!“ sagte sie und verband den Arm wieder. Yuna saß die ganze Zeit an Daphnes Seite, jede noch so kleine Bewegung des Mädchens ließ sie wieder Hoffen. „Mutter, meinst du sie wird wieder aufwachen?“ Die Mutter blickte zu ihrem Kind, das selbst schon vor Erschöpfung kaum noch stehen konnte, „Yuna leg dich bitte nieder. Du kannst im Moment nichts für Daphne tun. Das ist jetzt ihr Kampf, sie muss es alleine schaffen.“ „Ja Mama. Aber sobald sie wach ist, rufst du mich, ja!“ antwortete Yuna. Ihre Mutter nickte, saß sich zu Daphne und wachte über das Kind. Gegen späten Abend kam der Vater mit seinen zwei Söhnen nachhause. Er sah seine Frau die mittlerweile am Tisch eingeschlafen war. „Guten Abend Elena. Was ist denn hier passiert?“ fragte ihr Mann. Elena drehte sich um und sah ihren Mann Orestes. „Oh, ich bin eingeschlafen. Yuna und ich, wir haben nach unseren Einkauf am Markt Dimitra´s Tochter am Waldrande aufgelesen. Sie wurde von einer Schlange gebissen.“ „Geht es ihr schon besser?“ fragte Orestes. Elena fühlte die Stirn von Daphne, „Ihre Körpertemperatur ist wieder in Ordnung, sie ist über den Berg! Das muss ich gleich Yuna sagen!“ Die Mutter rannte hinauf in ihr Zimmer, „Yuna, Schatz! Daphne, sie ist wieder gesund. Komm schnell runter.“ Yuna sprang euphorisch aus dem Bett und konnte es kaum erwarten die Kleine Daphne zu sehen. Das Mädchen kam langsam wieder zu sich. Sie war ganz verwirrt und erschöpft. Yuna brachte ihr eine Suppe und einen Krug Wasser. „Hier damit du wieder zu Kräften kommst!“ sagte sie. „Daphne, wir werden dich dann nachhause bringen. Deine Mutter macht sich sicherlich schon Sorgen.“ Sprach Orestes. „Darf ich auch mitgekommen, Vater?“ fragte Yuna. „Ja, aber wir müssen uns beeilen. Es wird schon bald dunkel.“ Nachdem Daphne von Elenas Kochkünsten wieder zu Kräften kam, marschierten Orestes, Yuna und Daphne los. Den halben Weg schon geschafft fiel die kleine Daphne wieder zu Boden. Nur das diesmal die Müdigkeit des langen Marsches sich bemerkbar machte. Orestes nahm das Mädchen auf den Arm und trug sie bis zu ihr nachhause. Yuna blickte zu ihren Vater mit strahlenden Augen, „Ich bin so froh dass es Daphne wieder gut geht!“ Der Vater grinste, „Ja Yuna. Das hat sie nur dir und deiner Mutter zu verdanken.“ „Das meiste hat doch Mutter getan, ich bewundere ihr großes Wissen über die Heilung. Ich sag dir Vater, eines Tages werde ich diese Praktiken gut wissend einsetzten. Dann kann ich, wie Mutter, jedem Menschen der in Not ist helfen.“ Der Vater klopfte seiner Tochter auf die Schulter, „Ich hab dich lieb Yuna.“ Er blickte wieder nach vorne und konnte schon das Haus von Daphne sehen. „Vater wir sind da. Jetzt kann Daphne endlich wieder zu ihrer Mama.“ Yuna klopfte an die Tür. Ein klirrendes quietschen erklang, als die morsche Tür geöffnet wurde. Daphnes Mutter Dimitra stand vor der Tür. „Guten Abend, was macht ihr noch zu so später Stunde unterwegs… Daphne! Kind da bist du ja!“ Dimitra konnte ihren Augen nicht glauben, „Wir haben den ganzen Tag nach dir gesucht. Geht es dir gut, ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Orestes ließ Daphne zu Boden, „Ja Mama, ja Mama! Yuna hat mich gerettet!“ Daphne erzählte wie Yuna und ihre Mutter sie gerettet haben und sie großes Glück hatte. Die Mutter verneigte sich vor Yuna und ihrem Vater, „Habt vielen Dank, wie kann ich das je wieder gut machen?“ Yuna wollte schon den Mund auf machen aber ihr Vater kam ihr zuvor, „Das ist keine Ursache. Wir helfen gerne, aber jetzt müssen wir wieder los.“ Dimitra und Daphne winkten ihnen noch zu, bis sie schließlich hinter den Bäumen verschwanden. Auf dem nachhause Weg grummelte Yuna. „Was ist denn los?“ „Ach nichts… Dimitra hätte uns schon was geben können.“ „Hat sie doch Yuna.“ Yuna sah ihren Vater mit verwunderten Augen an, „Was denn Vater?“ „Sie hat sich bedankt, und wir haben wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert. Materieller Reichtum macht dich auf Dauer nicht glücklich, aber wenn du weißt du hast jemanden geholfen, fühlst du dich reicher als es ein König je könnte. Dies kann dir auch niemand mehr wegnehmen.“ Yuna überlegte, „Ich weiß nicht. Meinst du?“ So ging es weiter bis sie endlich zuhause waren.
Am nächsten Morgen war Yuna das Gespräch im Dorf. Alle Menschen bewunderten sie, wie tapfer und mutig sie doch war. Als sie durch das Dorf spazierte kamen viele Bewohner auf sie zu und lobten ihre Tat. Yuna blickte in die Menschenmenge, sie sah wie glücklich und freundlich die Dorfbewohner waren. Es rührte sie und auch innerlich freute sie sich. Yuna dachte sich, wenn so eine bescheidene Tat belobt wird, was wäre dann wenn sie noch mehr Gutes tun würde. Von nun an wollte sie jedem im Dorf helfen der in Nöten war. Doch hatte sie noch viel zu lernen. Sie ließ sich jeden Tag von ihrer Mutter lehren und saugte das Wissen förmlich auf. Eines Tages sollte sie dies alles unter Beweis stellen müssen.
Sie war zuhause und putzte die Küche als ihre zwei Brüder ungewöhnlich früh vom Feld nachhause gelaufen kamen. Die Jungen stürmten in das Haus und riefen nach ihrer Mama. Doch die war nicht da. Nur Yuna kam aus der Küche geeilt und pfiff ihre Brüder zusammen was der Lärm hier soll. „Yuna, wo ist Mama? Wir brauchen sie sofort!“ schrie Jannis vor Panik. „Was ist denn los? Sie ist gerade auf den Markt gegangen! Kann ich euch helfen?“ „Vater wurde von einer Schlange gebissen, er wurde ganz blass im Gesicht und…“ erzählte Silas mit knapper Atemnot. „Wir müssen schnell handeln. Ich hoffe nur es war keine giftige Schlange! Aber Mama hat für solche Notfälle immer ein Fläschchen ihrer Spezial Tinktur beiseite gelegt. Gott sei Dank! Silas nimm noch einen Verband mit und dann schnell los!“ sprach Yuna, sie riss sich noch die Schürze vom Leibe und rannte mit ihren Brüdern los. Als sie ihren Vater auffanden sahen sie ihn gemütlich, in aller Herrgott Ruhe dasitzen. Yuna war außer Atem, kaum Luft bekam sie, „Wie geht es dir? Las mich deine Wunde sehen. Sag doch was!“ Ihr Vater lachte nur, „Es geht mir gut Kinder! Es war keine giftige Schlange, seht mich an, ich bin wohlauf!“ „Lass mich das trotzdem verarzten Vater. Ich will nur sicher sein!“ Der gute Vater ließ seine Tochter machen. „AU“, schrie er plötzlich, Yuna erschreckte, „Was ist, wo tut es dir Weh?“ „Du stehst mir auf den Fuß Yuna.“ „Oh, tut mir Leid. Ich bin nur so aufgeregt! Ohne Mama habe ich das noch nie gemacht!“ „Schon gut mein Kind. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Danke.“ Yunas Brüder konnten sich das lachen nicht verkneifen, „Siehst du Yuna, du bringt nur Unheil, deinem lieben Vater. Hoffen wir nur, das wir nicht in solch einer misslichen Lage geraten Silas haha…“ „Haltet die Klappe, ihr werdet schon noch sehen!“ schrie sie und verließ das Feld. Als Yuna zuhause war traf sie auf ihre Mutter, „Mama ich muss dir was erzählen. Vater hatte eine Wunde… und dann haben mich Jannis und Silas ausgelacht!“ Elena schüttelte den Kopf, „So geht das nicht. Aber mach dir nicht allzu viele Gedanken darüber was andere über dich denken. Wichtig ist, das du dir immer selbst treu bleibst und genau weißt, was du willst!“ Yuna nickte, „Mama, du hast Recht. Kann mir egal sein was die zwei denken, aber sag was duftet denn so gut?“ „Das Abendessen, es ist noch am Herd, ich wollte es noch ein bisschen ziehen lassen.“ Da kam Yuna die Idee, „Ach das kann ich doch noch schnell fertig machen, ruh du dich nur aus liebe Mutter.“ „Sehr gerne Yuna.“ Elena verließ die Küche in Richtung Stube und legte sich nieder. Etwas später kamen auch die drei von der Arbeit nachhause, „Mmh, das duftet aber gut hier!“ rief Jannis und stürmte sogleich in die Küche. Silas folgte seinem Bruder und freute sich schon auf das Abendmahl. Plötzlich blieben beide stehen, „Ach du kochst, Yuna. Hast du doch noch was gefunden was du wirklich kannst!“ sagte ihr Bruder Jannis mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Yuna nahm den Kochlöffel in die Hand, drehte sich um und schmiss damit nach Jannis. „Haut bloß aus der Küche ab und deckt gefälligst den Tisch, ich bin gleich fertig.“ Orestes betrat die Küche, sah seine Söhne an, „Ihr habt gehört was eure Schwester gesagt hat. Abmarsch!“ Schnell verrichteten sie die Arbeit und warteten schon geduldig auf das gute Essen. Sie servierte zuerst ihren Eltern eine wohlschmeckende Mahlzeit. Die nächsten zwei Teller, die sie mit List etwas aufpeppte bekamen ihre Brüder zu Tisch. Yuna hatte Schweine Kot unter den Fleischhäppchen getarnt, die verfeinert mit Sauce und etwas Gemüse genussvoll aussahen. Nun saß sich auch Yuna an den Tisch, „Lasst es euch schmecken!“ Herzhaft bissen die Brüder in den Kot, „Das ist echt lecker Yuna! So ein zartes Fleisch! Finde ich toll dass du uns das von heute Nachmittag nicht mehr übel nimmst. Wie ich gesagt habe, du gehörst hinter den Herd.“ Yuna lächelte ihrem Bruder zu und wunderte sich, das ihre Brüder den Schwindel nicht bemerkten. Sie hätte heulen können vor lachen, doch ließ sie sich nicht anmerken. Yuna blickte eine Runde um den Tisch und sah wie glücklich ihre Familie war. Es verging ein langer friedlicher Abend.
Doch eines Nachts sollte sich alles ändern. Yuna, Jannis und Silas hatten wieder mal im Wald gespielt, als plötzlich Schreie aus dem Dorf zu hören waren. Sie stürmten alle drei in Richtung Dorf. Hinter einem Felsvorsprung konnten sie sehen wie ihre Heimat niedergebrannt und Willkürlich ermordet wurde. „Jannis“ schrie Silas, „wir müssen Mama und Vater helfen.“ „Nein mein Bruder, du musst jetzt stark sein und auf unsere kleine Schwester aufpassen und seid leise!“ kuschte Jannis seinen kleinen Bruder zurück. „Aber…“ „Silas, tu was ich dir sage!“ Jannis rannte in den Wald zurück, er holte sich das Schwert, das bisweilen noch immer versteckt war. Der junge Knabe lief bewaffnet mit dem aus Stahl glänzendem Schwert in das Dorf zurück. Er überraschte einen der Banditen von hinten und rammte ihm sein Schwert in den Rücken. Jannis schaute um sich her, ein Bild des Schreckens hatte sich ihm offenbart. Jannis lief planlos auf der Suche nach seinen Vater umher, schließlich fand er ihn auf dem Boden liegend. „Jannis, was machst du…“ Jannis kniete sich zu seinen Vater, „Hör zu Vater, wir müssen Mutter finden!“ Der Vater richtete sich auf, um noch einmal ein letztes Wort mit seinem Sohn zu sprechen, „Junge, ver... versprich mir,… was auch geschieht, pass auf deine Mutter und deine Geschwister auf,…du bist jetzt der Mann, sei stark…“ Jannis nahm seinen Vater bei der Hand, „Sag das nicht, hörst du! Du sollst das nicht sagen, ich weiß doch nicht was ich ohne dich tun soll!“ Doch Jannis Vater erlag seinen schweren Verletzungen. Jannis packte seinen Vater am Arm, er schüttelte ihn, damit er wieder aufwacht. „Bleib bei mir, du kannst nicht einfach gehen…ich brauch dich doch noch.“ Der Junge wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht und schrie, „Nein Vater, ich werde dich in deinem Namen rächen, Vergeltung all jenen die dein Blut an ihren Händen kleben haben!“ Jannis nahm sein Schwert in die Hand und rannte voller Zorn in die Schlacht. Während Silas mit ansehen musste wie sein Vater vor seinen Augen starb, brodelte die Wut in ihm. Er wollte auch an der Seite seines Bruders kämpfen. Yuna sah ihren Bruder an, „Du bleibst mit schön hier Silas, ich lass dich nicht alleine gehen.“ „Nein verstehe Yuna, ich muss Jannis helfen, du wärst nur in Gefahr. Ich könnte es mir nicht verzeihen wenn dir etwas passiert, also bleibst du hier!“ „Soll ich etwa hier sitzen bleiben und zusehen wie ihr alle von diesen Barbaren einer nach dem anderen abgeschlachtet werdet? Nein bestimmt…“ Silas schlug seine Schwester bewusstlos, „Tut mir Leid Yuna, aber nur so kann ich dich beschützen.“ Ohne zu zögern lief Silas bewaffnet mit einem ähnelnden Holzschwert in das Dorf. Er sah wie seine Mutter geschlagen wurde und eilte ihr zur Hilfe. „Hey“, schrie Silas, „lass deine Finger von meiner Mutter!“ Der Barbar drehte sich um und lachte herzhaft, „Das ist dein Schwert? Hahaha… Verschwinde Junge bevor ich es mir anders überlege!“ Silas wollte nicht aufgeben. Er schmiss mit einem Stein dem Banditen auf den Kopf, nur diesmal hatte der Knabe kein Glück mehr. „Ich Perses werde von einem Kind geschlagen?! Haha, jetzt ist meine Geduld am Ende!“ Jannis blickte hinüber und musste zusehen wie sein Bruder getötet und seine Mutter von Perses verschleppt wurde. Er rannte Perses hinterher in der Hoffnung ihn töten zu können, doch ein Bandit kam ihm zuvor und schlug Jannis bewusstlos. Die Barbaren machten sich mit ihrer Ausbeute und den Frauen davon.
Stille und Trauer kehrte in das Dorf ein. Die wenigen, die überlebt hatten suchten ihre Familien die unter den Trümmern der Häuser ihren Verletzungen erlagen. Nun wurde auch Yuna wieder munter, sie wagte sich vorsichtig aus dem Versteck hervor zu kommen, ihr war ein wenig schwindlig gewesen, nachdem Silas ihr eine harte Kopfnuss verpasste. Yuna schrie ganz laut nach ihren Brüdern, Mama und Vater, doch erhielt keine Antwort. Sie fiel in sich zusammen. Als sie wieder aufblickte stand ihr Bruder Jannis vor ihr. Ihre Augen leuchteten vor Glück. Jannis fiel seiner Schwester vor Erschöpfung in die Arme und flüsterte ihr zu, „Ich bin so froh dass du bei mir bist.“ Sie knieten eine Weile voreinander Arm in Arm nieder. Da kam Mirkal aus seinem Versteck heraus gekrochen, er griff sich auf den Kopf, „Sie haben alles zerstört“, schrie er in seinem Elend, „fast kein Funken Leben mehr da, was mache ich nur?“ er schaut um sich her und suchte nach Lebenden, „Ah, ihr zwei seid es. Wo ist euer Vater, eure Mutter und Silas?“ Jannis und Yuna blickten zu Mirkal auf, Jannis stand auf, „Vater und Silas,…sie haben sie einfach getötet.“ Er wischte sich laufend die Tränen aus dem Gesicht, „Mutter… sie ist, sie haben sie mitgenommen und ich konnte es nicht verhindern… nur eine Hand voll unserer Dorfbewohner sind noch am Leben. Wir müssen jetzt Vater und Silas holen,…“ Jannis half seiner Schwester auf, sie gingen in ein noch unversehrtes Häuschen. „Du bist verletzt Jannis, komm lass mich dir helfen“, sagte Yuna und säuberte vorsichtig die Wunde an seinem Kopf. „Das wird bald wieder gut Jannis. Aber sag mir, was sollen wir tun?“ Jannis schüttelte den Kopf und wendete seinen Blick von Yuna ab, „Ich weiß nicht Yuna, wir müssen zuerst Vater und Silas beerdigen. Und dann, Mutter suchen.“ Da kam auch schon Meister Mirkal in die Stube, „Na Kinder, kann ich euch helfen? Wisst ihr schon wo ihr jetzt hin könnt?“ Jannis spannte Mirkal sogleich ein, er solle ihm helfen Orestes und Silas zur Familien Grotte zu tragen. Er konnte es einfach nicht zulassen, das Yuna diesen Anblick noch einmal ertragen müsse.
Am späten Abend gingen Jannis und Yuna zu den Gräbern und beteten für ihre Familie. Später in der Stube machte sich Jannis schreckliche Vorwürfe: „Ich hätte das verhindern müssen Yuna! Es ist meine Schuld, dass auch Silas getötet worden ist. Ich verfluche den Tag an dem dieser Perses mit seinen Banditen in unser Dorf einkehrte. „Jannis“, rief Yuna, „wir müssen Perses finden und unsere Familie rächen.“ „Sei still Yuna!“ schrie er, „wir haben keine Ahnung wo sie sind, und auch keine Erfahrung im Kampf. Auch wenn wir ihn finden haben wir keine Chance! Das Beste ist, wir verlassen das Dorf und kehren nie wieder hier her zurück.“ „Um alles zu vergessen Jannis? Nein, ich werde das nie vergessen können. Eines Tages werde ich die Kunst des Kampfes erlernt haben und Perses finden, dann werde ich ihn töten, sodass die Seelen unserer Familie endlich ihre Ruhe findet!“
Jannis sah seine kleine Schwester an und merkte das sie nicht mehr das Mädchen war, das einst so fröhlich und um bekümmert war. In ihren Augen war die Unschuld der Jugend erloschen, Dunkelheit übernahm die Macht in ihrem Herzen. Er nahm sie in den Arm und sagte: „Der Tag wird kommen Yuna, dann wird auch Perses seine Sünden büßen müssen.“
 
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