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Letzte Zeugnisse von Kannibalismus?

Hermann Maurer

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Im nördlichen Niederösterreich (zuletzt gehört im mittleren Weinviertel) war es im 20. Jahrhundert bei der ländlichen Bevölkerung noch gelegentlich üblich, den bei einem Begräbnis zu Ehren des Beerdigten obligaten Leichenschmaus unter dem Titel "Jetzt ess man zam" (jetzt essen wir ihn zusammen) abzuhalten. Spötter meinen dazu, dass damit nicht primär der Leichenschmaus sondern eigentlich symbolisch der Tote gemeint war.
Ob sich dadurch der letzte Rest einer Ersatzhandlung für Kannibalismus dokumentiert?
 
Hoi Hornarum

Ich glaube du interpretierst das falsch, mit Kannibalismus hat das nichts zu tun. Das Leichenmahl ist eher ein typisches Übergangsritual: Die Zeit der Trauer ist vorbei, es kehr wieder der Alltag ein.

In der Trauerzeit richtet sich der Fokus auf den Verstorbenen. Man trauert und gedenkt ihm. Diese Phase gipfelt sozusagen in der Beerdigung; der Leichnam wird im Beisein der Bevölkerung bestattet und „der Erde zurückgegeben“. Das anschliessende Leichenmahl bildet dann den Wendepunkt. Nicht mehr der Tote ist im Zentrum, sonder der Alltag kehrt zurück.
Schon manches Leichenmahl entwickelte sich im Laufe des Tages zu einem rauschenden Fest. Die Normalität ist wieder zurück …

Bei uns trifft sich die Trauerfamilie nach einem Monat zum „Dreissigsten“. Und nach einem Jahr zum „Erstjahrzig“. Und damit ist die Trauerzeit dann endgültig beendet.


Gruss gropli


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Natürlich! So kann man das ja auch bei Wikipedia nachlesen! Hier sollte die Meinung von Zeitzeugen, die in derselben Tradition wurzeln, aufgeführt werden! Archaisch anmutende Aussagen und Handlungsweisen sind auch heute immer wieder feststellbar, lassen sich aber meist nicht weit und vor allem zweifelsfrei rückverfolgen!
 
Natürlich! So kann man das ja auch bei Wikipedia nachlesen! Hier sollte die Meinung von Zeitzeugen, die in derselben Tradition wurzeln, aufgeführt werden! Archaisch anmutende Aussagen und Handlungsweisen sind auch heute immer wieder feststellbar, lassen sich aber meist nicht weit und vor allem zweifelsfrei rückverfolgen!

Das tönt für mich eher etwas nach Wunschdenken.
Auf welche Tradition, archaisch anmutenden Handlungsweisen beziehst du dich? Bitte erläutere das mal etwas ausführlicher...


Gruss gropli


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Ich denke dabei beispielsweise an das Wallfahrtswesen oder an die sogenannte Volksmedizin, Bereiche, die sicherlich seit der Urzeit in irgend einer Art existieren! Auch das Numen wurde ja nicht immer wieder neu erfunden, das existiert jedenfalls seit der Steinzeit!
Mit Wunschdenken hat das meinerseits nichts zu tun, ich stehe diesen Dingen neutral gegenüber und versuche nur zu dokumentieren!
 
Das gemeinsame Essen war manchen nicht so wichtig wie ein feucht-fröhliches
"Gedächtnisstrinken". Vulgär gesprochen heißt es bei uns: Fell versaufen.
Woher stammt wohl dieser Ausdruck? Ist er auch woanders( noch )geläufig?
Dies fragt sich Ulrike
 
Es könnte auch was damit zu tun haben, daß früher in der Regel der Leichenschmaus aus dem zurückgelassenen Vermögen des Verstorbenen bezahlt wurde.

Bei den Germanen/Wikingern war es früher üblich, das Vermögen eines Toten dreizuteilen.
Ein Teil wurde dem Toten mit ins Grab bzw. ins Feuer gegeben.
Einen Teil erhielten die Hinterbliebenen.
Und den dritten Teil verwendete man, um ein Fest für den Toten zu feiern.
 
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