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LAUFZEITFEHLER



Es war wie das stechen von windgepeitschten eiskristallen.
Direkt ins herz, tief.
Meine augen zuckten, der graue schauer lag vor mir, wie ein gestörtes fernsehbild.
Es fühlte sich an als wollte man meine seele aus meinem körper reißen,
mit bloßen händen.
Und als alle merkten, dass alles nicht mehr das war was es sein sollte, wurde es noch viel schmerzhafter.

Du springst fröhlich, freudig ins wasser, und als du eintauchst merkst du das es pure wahrheit ist.
Mehr als nur kalt, nass, klar und rein. Es ist die essenz der reinheit...

Die bitterlichsten tränen meines lebens habe ich geweint, denn es war nicht mehr,
und nie gewesen. Tränen schwarz wie die nacht, zäh wie öl und klebrig wie teer.
Teertränen - nicht sie haften an dir, du haftest an ihnen.
Sie erstarren wie der rote sigel am umschlag des totenscheins.
Versigeln deinen verstand.

Der mittelpunkt, wir kennen ihn nicht.
Kennen nicht einmal den unseres eigenen universums,
kennen nicht einmal den unseres planeten.
Stets waren wir von unserer wichtigkeit geblendet, verbarrikadierten jeden punkt.

Alles was uns nun geblieben war, waren unsere kinder.
Kinder die, die unsinnige sinnhaftigkeit unseres seins noch nicht verstehen.
Kinder die lachen können, selbst wenn wir alles begraben wofür wir jemals gelebt haben.
Kinder die aufgeweckt herumtollen wenn wir schwarze teertränen weinen.
Tränen, durchtränkt von unserem eigenen wahnsinn.
Entstanden durch unseren wahnsinn...

Nicht nur kalt, nass, rein.
Sie sind die essenz unseres wahnsinns.


Seit sie mich wieder hochgefahren haben, gab es nur noch horrornachrichten.
Ich bin den ganzen tag am fenster gesessen,
hab in die straße geblickt in der nur einige kinder noch wie menschen wirkten.
Die erwachsenen schleppten sich gebückt, geplagt den bürgersteig entlang.
Ihre augen waren kalt, oft tränen gerötet. Ihre glieder hingen schlaff herunter.
Eine frau saß auf der bordsteinkante und weinte, ihre schwarzen tränen tropften auf schwarzen geteerten asphalt.
Über den ganzen falschen planeten war der ausnahmezustand verhängt worden.
Doch es war kein politiker und kein terrorist daran schuld.
Es war die wahrheit.
Der fernseher spuckte nur noch schwarze teertränen, durchtränkt von enthusiastischem selbstmitleid.
Die meisten sender waren ohnehin eingestellt, einfach zusammengebrochen,
so wie alles andere.
Ich weiß nicht wie oft der strom in den letzten wochen ausgefallen ist,
ich habe es meist erst bemerkt, als der fernseher urplötzlich wieder losbrüllte.
Angeblich ist die sebstmordrate um 400% gestiegen.
Man weiß ja nie wann man wieder abstürzt.
Und es ist schrecklich.
Denn es ist die wahrheit.
Etwas womit wir menschen schon immer ein problem hatten,
selbst in einer traumwelt.
Ja, nun haben wir es selbst gesehen wie minderbemittelt wir sind.
Jetzt sind wir dem größten problem unsere existenz gegenübergestellt,
und es ist nicht das jüngste gericht.
Es ist die nackte wahrheit über uns selbst, dass endergebnis unserer einbildung, unserer überheblichkeit.

Die matrix ist gefallen!
Die falsche welt, die traumwelt in die wir uns projeziert haben.
Als ich aufwachte war es dunkel.
Ich konnte mich selbst in meinem geist kaum erkennen.
Mein wesen war weiter, aber kalt, wie das erwachen nach einem rausch.
Erinnerungen die aus dem nichts wiederkehren, als hätte ich tausend jahre vergessen.
Ein verzerrtes spiegelbild, dass dir eisig in die glieder fährt.
Kleine minderbemittelte fleischklumpen sind wir in wahrheit.
Mit verkümmerten aufgedunsenen gliedern. Kaum dass man noch etwas menschliches in uns erkennt.
Ja wir waren ja so erfolgreich. Lebten uns aus, im überfluss unseres fortschrittes!,
doch wir haben uns selbst überfüttert.
Bis wir unfähig waren eigenständig zu existieren.
Maschinen übernahmen für uns jegliche arbeit, selbst die körperpflege, einfachste dinge.
Ich bin gerobbt, auf meinem aufgeblähten bauch, weil ich nicht aufstehen konnte.
Wie würmer sind wir jammernd und stöhnend neben und übereinander gekrochen,
haben uns verfangen in den dutzenden kabeln, die aus unseren körpern herausführten.
Tausende müssen in dieser halle gewesen sein, tausende.
Doch meine augen, sie waren erblindet.
Die maschinen sie sind in einem heillosen durcheinander auf den erwachten körpern herumgeschossen,
versuchten hilflos ordnung zu schaffen. Zerrten mich hunderte meter weit über kalten boden.
Flößten mir bittere flüssigkeiten in meinen zahnlosen mund.
Ich lag da und die zeit schien inne zu hallten.
Mein herz war wie zu stein erstarrt, so schwer das es mich hinunter in den kalten boden zu ziehen schien.
Ich fühlte mich als müsste ich ertrinken, in der eisigkalten wahrheit, die mir den atem erschwerte.
Immer wieder verlor ich das bewusstsein, um in noch tieferer dunkelheit zu erwachen.

Niemand der eine lampe anzündet, deckt sie mit einem gefäß zu oder stellt sie unter das bett;
sondern er stellt sie auf den leuchter, damit die eintretenden das licht sehen.
Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar wird; und nichts ist geheim,
das nicht bekanntwerden und an den tag kommen wird.
Gebt also acht, wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat,
dem wird auch das, was er zu haben meint, weggenommen werden.

Lukas 8,5-16



Was wird wohl kommen wenn dies nun vorrüber ist?
Was wir sein, wenn wir alle wissen was wir wahrlich sind?
Die nacht war frisch und doch tropfte mir der schweiß von der nase.
Warum schwitze ich?, schwitze ich in der halle auch?
Wo ist sie?, unsere elektronen sonne, ich warte auf sie, wie ein kind auf den weihnachtsmann.
Ein kind das den trug kennt. Und trotzdem wartete es, freut sich.
Aber freu ich mich? Zeigt mir die wahren sterne, damit ich zu ihnen reisen kann,
in der fantasie meiner realität.


David Kreisl -130603-
www.friendsconnection.at
 
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