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Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern - ich war damals ein kleines Kind - als der Kohlenhändler bei unserem Haus vorfuhr und zwei dunkel gekleidete Männer die Kohle auf geschulterten Metalleimern in den Keller getragen haben.

Es gab damals in dieser Region eine Menge Bergwerke und praktisch jeder Haushalt und jeder Industriebetrieb wurde mit Kohle geheizt oder befeuert. Am Bahnhof standen hundertemeterlange Güterzüge voll beladen mit Kohle. Zum Verschub derselben war auch tatsächlich noch eine Dampflokomotive im Einsatz.

Zuerst verschwand die Dampflokomotive, dann die Güterzüge und ein Bergwerk nach dem anderen wurde geschlossen. Die Haushalte stellten auf Ölheizungen oder Fernwärme um und damit verschwand ein ganzer uralter Industriezweig. Es kamen keine Kohlenträger mehr nach Hause, sondern ein Tankwagen, viele sehr alte Bräuche, Berufe und Traditionen rund um den Bergbau und die Kohle sind innerhalb weniger Jahre ausgestorben.

Wer kann sich noch an das Heizen und das Leben mit Kohle erinnern? Wer hat noch Fotos aus dieser Zeit?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Meine Tante hat ab und zu Kartoffelschalen mit in den Ofen getan , damit der Kamin gereinigt wird.
 
Kohleheizungen gibt es auch heute noch - die sogenannten Allesbrenneröfen der Zentralheizungen werden mit Holz und Kohle befüllt! Vor allem auf dem Land ist diese Heizungsart noch weit verbreitet, sie ist zwar arbeitsintensiv aber angeblich kostengünstig!
 
Und ob ich mich erinnere - mag aber gar nicht mehr dran denken.
Allesbrenner, zwei am Stück und wenn keiner nachgelegt hat, haben sie gefroren. Was dann der Fall war, wenn ich in der Arbeit war - 12 Stunden am Tag. Naja, 2mal, dann 2mal frei :eek:.
Wir wollten auf eine gute Zentralheizung sparen, aber Hauskauf und verschiedene Umbauten haben das verschoben, dann kam es erstens anders und zweitens als man denkt und ich hab weiter Kohle gefeuert. Seit Jahren nur noch Holz und über Nacht Brikett, damit die Glut bleibt. Das Knistern des Feuers und das Raumklima würde ich nicht mehr tauschen. Nein - Foto gibt es keines.
 
Mei, was ich schon so lange fragen wollte:

Wer kann sich noch an die "Hexe" erinnern? Das war eine Art Sparherd in der Nachkriegszeit, auf der wurde gekocht um Brennmaterial zu sparen...?

Wer hat noch Erinnerungen daran oder wer kennt andere Bezeichnungen dafür?

Berit
 
Ich erinnere mich an "Kohlenberge" meiner Kindheit. Der Keller wurde
damit gefüllt (2 Familienhaus). Ein Lastwagen brachte eine ganze Ladung,
über eine hölzerne Rutsche wurde alles abwärts durchs Kellerfenster befördert.
Es gab so kleine Stückchen, wurden aus Säcken hinabgeschüttet. Dann gab es
Eierkohlen, wurden mit grobzinkigen Gabeln runtergeschaufelt. Briketts wurden
die Rutsche runtergeschoben und gestapelt wie Mauern. Alles (auch wir Kinder)
war voller Kohlenstaub! Große Metallschütten waren zum Tragen in die Wohnung, in den Schlafzimmern war es kalt, Öfen nur in den Küchen und
Wohnstuben u. Kohle auch für den Waschkessel. Brennholz gab es natürlich
auch. Ein Teil des Kellers war für Vorräte (Kartoffeln, Eingemachtes u.a.).
Nachher gab es Ölöfen, mit einer Kanne wurden sie gefüllt, Plempern war
gefährlich. Auch gab es dann Elektrobeistellherde, aber Strom ist eine teure
Angelegenheit zum Heizen. Heuer haben wir Erdgasheizung. - Wir leben
an der Bahn (Dortmund-Sauerland), im und nach dem Krieg schmissen die
einheimischen Bahner ihren Nachbarn Kohle von den Zügen die
Böschung runter. Wehe sie wurden erwischt! Wir hatten ja ein großes
Reichsbahnausbessserungswerk ganz in der Nähe (Schwerte-Ost), erst jetzt
arbeitet man die unrühmliche Geschichte auf(Zwangsarbeiter u.a.).
Auch mein Opa fuhr Dampflok im Krieg. - Viele Grüße von Ulrike
 
Aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch sehr gut an die Kohlelieferanten. Aus drei Gründen. Meine Großmutter hatte einen kleinen Kohlenofen (ich glaube, man nannte diese Schwedenofen), in dem sie die herrlichsten Bratäpfel gemacht hat, die ich jemals je gegessen habe. Von dort kenne ich auch die Sitte, Kartoffelschalen unterzumischen. Als Grund nannte sie Reinigung in dem Sinne, dass die Kartoffelschalen den russigen Geschmack bei Braterdäpfeln bzw. den bereits genannten Bratäpfeln, neutralisieren. Zum reinen Heizen mischte sie Zeitungsreste unter.
Der zweite Grund war, dass in dem Haus, in dem ich mit meinen Eltern wohnte, ein Kohlenhändler quasi Nachbar war. Von diesem Mann war ich mächtig beeindruckt. Gute zwei Meter groß und sicherlich 130 kg oder mehr schwer. Wenn er zu seinem Geschäft ging oder von dort kam, war auch immer eine Riesen-Butte mit dabei. Da ich diese so oft sah, konnte ich mir sehr leicht vorstellen, was der Krampus alles in so was reinstopfen kann. Ganz nebenbei war dieser russverschmierte Riese von einem Mann eine schon fast klischeehafte gute Seele und hatte oft nur zum Spass ein paar Schillinge bei der Hand, die er uns Kindern ohne jegliche Bettelei gab.
Das dritte fällt unter die Kategorie Jugendsünde. Da ich auf dem Weg zu dem Park, in dem ich vorzugsweise spielen ging, an einer Kohlenhandlung mit einer ganzen Flotte von diesen schwarzen Kohlewagen (so eine Art dreirädrige motorisierte Rikscha) vorbeikam und sah, wie die Arbeiter sie leicht bedienten, nahm ich mir vor, in einem unbeobachteten Moment eine solche zu entern (Autoschlüssel oder ähnliches gab es nicht). Gedacht und eines Tages getan, doch leider war diese Handbremse äußerst schwierig und lautstark und mehr als einen kleinen Hüpfer habe ich nicht zusammmengebracht und dann hieß es rennen, denn die Arbeiter kamen schimpfend und bedrohlich aus ihrem Laden gelaufen.

Na ja. Soll so sein.
lg
erich
 
@Berit: den Ausdruck "Hexe" kenn ich in diesem Zusammenhang nicht, aber auf den "Allesbrenner"-Herden wurde immer gekocht, mach ich im Winter heute noch. Er hat ein Backrohr, eine Brennstofflade...
Es gab sie auch immer schon mit einem "Schiff", so hieß die integrierte Wanne an der anderen Seite, also gegenüber dem Brennraum, dazwischen das Backrohr. In diesem Schiff wurde gleichzeitig das Wasser heiß. Im Bauernhaus meiner Verwandten gab es einen großen gemauerten Herd, da gabs schon ganz komfortabel diese Wasserwanne in der Wand und einen Ablasshahn dazu.
Was es noch gab: die sogenannten Zusatz- oder Beistell-Herde. Ziemlich schmal und mit Größe und Verkleidung an die damaligen E-Herde angepasst, standen meist auch daneben. Den Deckel konnte man dann hochklappen, da war die Herdplatte, war auch Allesbrenner, man beheizte damit die Küche, kochen ging natürlich auch, aber die Platte war kleiner als bei den richtigen Tischherden. Er war zum Heizen gedacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Thema "Heizen mit Kohle" war auch in der DDR ein gesellschaftlich wichtiges Thema.
Der Großteil des Altwohnungsbestandes hatte Kohleheizungen; bedingt durch Devisenknappheit und Embargo, diente die einheimische Braunkohle als Rohstoffgrundlage.
Die Beschäftigten in den Braunkohletagebauen rund um Leipzig und in der Lausitz leisteten geradezu Unmenschliches um die Versorgung zu gewährleisten. In den Wintermonaten halfen Angehörige der Nationalen Volksarmee, die Kohle auch unter extrem schlechten Bedingungen zu den Brikettfabriken zu transportieren.
Die ausgebaggerten Gebiete glichen zum Großteil Mondlanschaften; in den vergangenen 20 Jahren wurden sie zunehmend rekultiviert; wobei auch weiterhin Tagebaufördergebiete erschlossen werden. Rund um die Brikettfabriken war es schwarz und bei den Vergasungsanlagen für Braunkohle auch nebelig - da nahmen sich die Zustände in den ostdeutschen Gebieten und im Ruhrgebiet nicht viel.
Was den Endverbraucher betraf, bestellte man die Kohle beim örtlichen Kohlehändler. Eine Besonderheit war eine Bescheinigung, die jede in einem kohlebeheizten Haushalt lebende Person erhielt: man konnte eine bestimmte Anzahl von Zentnern zu einem vergünstigten, subventionierten Preis erwerben.
Geliefert wurde die Kohle entweder lose (vor die Haustür) oder gesackt (in den Kohlekeller - etwas teurer).
Die besten Wärmeverwerter waren die guten alten Kachelöfen - wir denken noch heute sehnsüchtig daran zurück. Danach kamen die ebenfalls gemauerten Küchenherde - geeignet zum Heizen und zur Speisezubereitung.
Die reinen Kohlebeistellherde dagegen speicherten keine Wärme, man musste sie ständig nachheizen.
Einmal jährlich wurden die Rauchzüge der gemauerten Öfen gereinigt. Dazu nutzten wir eine uralte spezielle Reinigungsbürste (überdimensionale "Stahldrahtflaschenbürste" mit ca. 1 m langen biegsamen Drahtstiel). Zudem benötigte man Lehm, um die "Reinigungskacheln", die man vorher vorsichtig mit Wasser entfernt hatte, wieder einzusetzen.

Bei aller Kachelofenwehmut (die Wärme war auch ganz anders als bei den heutigen Fernheizkörpern!)- es war eine anstrengende und zeitintensive Sache, die Wohnung warm zu bekommen. Zudem war der Wikungsgrad der Anlagen extrem gering im Vergleich zur heutigen Kraft-/ Wärmekopplung. Wir beziehen unsere Fernwärme von der DREWAG, die im Verbund der Stadtwerke wiederum den ÖPNV gegenfinanziert - so schließt sich auch der (persönliche) Kreis.

Dresdner
 
Kachelöfen kenne ich von meiner Oma aus Spremberg/Niederlausitz,
sie waren dort auch in den Neubauwohnungen. Wir fanden diese wunderschön!
Sicherlich, das Hochschleppen des Brenngutes aus dem Keller war schon
eine "Maloche"! - Wir erwarten die jährliche Energiekostenabrechnung, ich
zittere schon (Gasheizung)! - Nach der Kälte haben wir heuer fast frühlingshafte
Temperaturen, die Riesenschneemengen schmelzen, dazu regnet es . Nun
kommt wieder das Hochwasser. - Alles Gute für die nächste Zeit wünsche ich
allen hier im Forum! Ulrike
 
Meine Tante hat ab und zu Kartoffelschalen mit in den Ofen getan , damit der Kamin gereinigt wird.

In den warmen Monaten, wurde ab und zu 2 Hände Kartoffelschalen auf Zeitungspapier im Hausflur getrocknet und dann im Ofen ferbrant. Sollte vor Versottung schützen. Ich denke, das hat es auch.
Gruß Lars

Im Badezimmer stand ein Ofen , ähnlich der neuen Warmwasserspeicher, welcher das Badewasser und das Badezimmer aufheitzte. Find ich eine gute Erfindung. Im Wohnzimmer stand ein " Berliner ( Kachel- ) Ofen.

Ein Bekannter, Ofensetzer von Beruf , erzählte, das nach der Wende den
" Ossi`s" ( soll keine Beleidigung sein ) die neuen Kohleöfen Verkauft wurden und die alten ( mit Kacheln oder Ornamenten versehenen Kostbarkeiten)
behutsam abgebaut und teuer weiterverkauft wurden.

In unserem Heimatmuseum befindet sich noch eine alte Dampfmaschiene.
 
Kachelöfen kenne ich von meiner Oma aus Spremberg/Niederlausitz,
sie waren dort auch in den Neubauwohnungen. Wir fanden diese wunderschön!
Sicherlich, das Hochschleppen des Brenngutes aus dem Keller war schon
eine "Maloche"! - Wir erwarten die jährliche Energiekostenabrechnung, ich
zittere schon (Gasheizung)! - Nach der Kälte haben wir heuer fast frühlingshafte
Temperaturen, die Riesenschneemengen schmelzen, dazu regnet es . Nun
kommt wieder das Hochwasser. - Alles Gute für die nächste Zeit wünsche ich
allen hier im Forum! Ulrike

Über Hochwasser können wir uns im Bergischen nicht beschweren, früher hätten die Hammerwerksbesitzer jetzt ordenlich was zu tun gehabt. Wir haben keine feuchten Keller, Lach. Ne , ne, leider ist das Bergische Dreieck ( Remscheid, Wuppertal , Solingen )+Umland für seine verschieferte Häuser bekannt. Die Dachlawienen haben bei uns soviele Schiefer mitgenommen ,das es reinregnet. So´n mist.
 
Die Dachdecker haben auch bei uns "Hochsaison", der nasse schwere Schnee
hat viel Schaden angerichtet. Echter Schiefer ist natürlich teuer, heuer wird
er oft ersetzt durch "Eternit" oder wie heißt es noch? Auch unser Haus ist
im Giebel mit diesem "falschen Schiefer" verblendet (30 Jahre alt).-Ulrike
 
Die Dachdecker haben auch bei uns "Hochsaison", der nasse schwere Schnee
hat viel Schaden angerichtet. Echter Schiefer ist natürlich teuer, heuer wird
er oft ersetzt durch "Eternit" oder wie heißt es noch? Auch unser Haus ist
im Giebel mit diesem "falschen Schiefer" verblendet (30 Jahre alt).-Ulrike

Des anderen Leid, des anderen Freud.
Dieser Spruch passt zu einigen Berufen. Ich war 30 Jahre Dachdecker und kann nur sagen dieser Spruch ist wahr. Wenn einmal ein schlechtes Baujahr war, dann hatten wir auch weniger Arbeit. Manchmal kam aber die Rettung in Form von Sturm, Hagel oder Schnee und Eis. Dann hatten wir wieder alle Hände voll zu tun.

Der Naturschiefer ist nach dem Strohdach und den Holzschindeln das älteste Eindeckmaterial und wird aus einem Schiefersteinbruch gewonnen.
Zum Eternit sagt man auch Schieferstein und wird in einer Fabrik aus verschiedenen Materialien zusammen gepresst.
Der Unterschied von Naturschiefer und Eternit ist.
Der Naturschiefer ist Wasserdicht, Eternit ist nicht Wasserdicht sondern nur Regensicher. Das heißt, wenn es längere Zeit regnet wird der Eternit auf der Unterseite Feucht.
Links ist Naturschiefer, rechts ist Eternit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tolle Fotos, das erste macht mich richtig schwindelig. Gute Arbeit.

Ein weiterer Unterschied zwischen Schifer und Eternit : Eternit ist eigentlich Sondernüll, zumindest in Deutschland. Daher sind die Kosten gleich hoch.
Ein großer Rechteckiger Schiefer kostet hier 1,50€ .
Gruß Lars
 
Eternit war Sondermüll vor der Umstellung 1980 von Asbestfaser auf eine synthesische Kunstfaser.
Die Platten, die vor 1980 verlegt wurden sind also Sondermüll.
 
Zu meinem Schulhof in der DDR (bis 1951) gehörte in meiner Erinnerung immer der Kohlenberg, den der Hausmeister ab und zu in den Keller schaufelte – aber bald war wieder ein neuer da.

Als ich im Jahre 1993 zum ersten Mal wieder die Stätten meiner Kindheit besuchte, traute ich meinen Augen nicht: Der Berg war immer noch da!!!
Auf Fotos ab 2000 ist er dann verschwunden.
 

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Beeindruckendes Dokumentarfoto zu Braunkohle-Briketts!
Die hatten wir vor sehr langer Zeit auch zu Hause, als Kind fand ich die recht lustig zum Spielen, so eine Art Bauklötze ;)

Unsere Braunkohle-Briketts stammten aus regionalen Bergwerken und waren natürlich aus heutiger Sicht eine Umweltverschmutzung ersten Grades - zum Glück ist man da schön langsam am Umdenken dran...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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