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Jakobsweg

Ich freue mich schon sehr auf die historischen Ansichten und auch darüber, dass der Wallfahrtsort immer noch im weiteren Umkreis bekannt ist. Ich bin im Vorjahr vorbei gekommen und hab ein paar Fotos gemacht, vielleicht läßt sich da auch etwas vergleichen, das die Entwicklung ergänzen könnte. Als Kind war ich fasziniert von dem Andenkengeschäft gegenüber vom Kraus, mit den vielen Bildchen, Rosenkränzen und allem sonst noch Üblichen an diesen Orten. es ist längst geschlossen. Die Kirche ist übrigens wunderschön renoviert, ich glaube das meiste hat sich unten bei der Grotte verändert.
 
Um die Frage der Beliebtheit des Jakobswegs zu beantworten:

Viele Leute haben Shirley McLanes Buch über den Jakobsweg gelesen und sich anstecken lassen.
Ich habe das Hörbuch von H.P Kerkeling: Ich bin dann mal weg
schon mehrmals gehört und bin von seiner Schilderung, die mir wesentlich authentischer erscheint, begeistert.
 
Hallo Zusammen,
die Diskussion über den Jakobsweg ist ja ziemlich kontrovers, und ich möchte gerne dazu beitragen was ich darüber weis wenn gewünscht.

Hernach folget nun sant Jacob
Genannt zu Compostel.
Da laufen die narren mit haufen auf
der narren der sind vil
So heißt es in einem Flugblatt der Reformationszeit etwa 1550- 1560

Von jeher war der Jakobsweg recht umstritten und die Legende die sich um St. Jacobus d.Ä. rankt, erscheint auch ziemlich an der Haaren herbeigezogen.
Hinzu kommt noch dass gewisse politische Ereignisse es erforderlich machten einen Kultplatz zu schaffen den es gegen die Mauren die von Spanien aus auf Europa drückten zu verteidigen galt.
Ist Rom und Jerusalem noch leicht nachvollziehbar, ich meine so als Wiegen der Christenheit, so musste man sich für Nordspanien was ausdenken worum es sich zu kämpfen lohnt.
So betrachtet ist der Jakobuskult eine riesiege Propagandamasche.
(Sorry wenn ich jemandem nun auf den Schlips treten sollte.)

Natürlich ist die Kommerzialisierung ein grosses Problem unserer Zeit, aber ich möchte zu bedenken geben, das der Jakobsweg ja vor der eigenen Haustüre beginnt, und so gesehen es ja nicht gelogen ist wenn man sagt: Der Jakobsweg ist überall.
Jedoch sollte man hier nicht unerwähnt lassen dass der Jakobsweg an markanten Punkten aus allen Himmelsrichtungen zusammenlief.
So z.B. ist da die via Podiensis, einer Römerstrasse, die noch bis ins 19 Jahrhundert ganz normal genutzt wurde und von den Jakobuspilgern bis auf den heutigen Tag genutzt wird.
Desweiteren gab es da noch die Niederstrass`und die Oberstrass`die alle drei bei dem Übergang der Pyrenäen bei Roncesvalles zusammenliefen und in der eigentlichen Sternenweg, dem Camino mündeten.
So wills der Brauch damals wie heute.
Also so gesehen gibt es ihn doch den Jakobsweg.

@ Sagen at.

Bei der dargestellten Rötelzeichnung handelt es sich vermutlich um einen sog. Zinken wie er auch von Bettlern und anderen Fahrenden verwendet wurde. Es gab nämlich nicht nur Berufspilger, es gab auch jede Menge Scheinheilige und Ganoven die recht schnell merkten das man als Pilger verkleidet ganz gut durchs Leben kam.
Aber auch so war das pilgern in früheren Zeiten meisst ein regelrechtes Durchschlagen wobei man in der Wahl der Mittel nicht unbedingt immer wählerisch sein konnte.
Übrigens konnte man auch zu einer Pilgerreise verurteilt werden und- und- und.
Es gäbe so viel zu schreiben, wo soll ich anfangen?
Welcher Bereich wäre von Interesse?

Buen Camino Pellegrino, E sus eia! Deus aia nos! (Guten Weg Pilger, Gott steh uns bei!)
Er wird dann mit den Worten:
Et Ultreia (Immer weiter) antworten.
So lautet der traditionelle Pilgergruss auf dem Jakobsweg.

Wie ich schon sagte, es war meisst ein Durchschlagen, das steht da ganz unzweideutig zwischen den Zeilen, und nicht alle überlebten.

L.G. Nachtfee
 
... So betrachtet ist der Jakobuskult eine riesige Propagandamasche ... Also so gesehen gibt es ihn doch den Jakobsweg.
Danke für Deine Erläuterungen, denen ich nur zustimmen kann, Nachtfee. Eines möchte ich aber noch hinzufügen:
Ein Pilger der den Camino vor 9 Jahren zu Fuß ging - damals war er auch auch noch nicht so in Mode - erzählte mir, das dieser Weg ein unvergessliches spirituelles (wie auch immer) Erlebnis war.
Der Pilgerpass ist heute eine Erinnerung, aber damals berechtigte nur er zur Übernachtung in den Pilgerherbergen.
 

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Der Credencial ist in erster Linie der Nachweis für die gepilgerte Strecke, da er in jeder Kirche, Rathaus, Polizeidienststelle oder Pilgerherberge abgestempelt wird.
Die Vorlage des Pilgerpasses ist zum Erhalt der Compostela unbedingt notwendig, da diese nur ausgestellt wird wenn mindestens die letzten 100 km zu Fuss oder 200 km mit dem Fahrrad oder zu Pferd zurückgelegt wurden.
Auch wenn die Frage nach dem Beginn des Jakobsweges in Spanien mit den Worten: "In deinem Haus" beantwortet wird so hat sich doch das keine Örtchen Saint Jean Pied de Port in Frankreich für viele Pilger als Ausgangspunkt etabliert. Von hier sind es ca 800 km bis nach Santiago de Compostela.
Wie ernst es jedem Einzelnen mit diesem Weg ist bleibt ihm überlassen, Fakt ist, dieser Weg prüft jeden Pilger auf seine ganz eigene Art und bei weitem nicht jeder kommt an's Ziel.
 
Hallo Harry,

dabei bin ich nicht einmal richtig warm geworden.
Der Jakobssweg ist ein sehr breites Gebiet, nicht nur spirituel/religiös sondern auch geschichtlich, kulturhistorisch, über das man endlos schreiben kann.

Könnte es sein, dass der Freund der den Camino gegangen ist.... na ja ich will jetzt nicht indiskret sein, denn die spirituelle Seite des Caminos ist Privatsache. Aber irgendwie muss der Pilgerpass ja in Deine Obhut gekommen sein, und das hat mich doch aufmerksam werden lassen. ;-)
Aber egal, da will ich nicht weiter nachfragen, das ist Privatsache eines jeden Pilgers.
Aber ich will es mal zusammenfassen wie ich es erfahren habe.
Man begegnet den Menschen am Weg und auf dem Weg, und bald begegnet man auch sich selbst.
Das sagt ja auch die erste Zeile des Jakobsrufes

In Mittelhochdeutsch: (na ja so ungefähres Mittelhochdeutsch)
Wer daz elent bawen wil.....
Übersetzt ins Hochdeutsch:
Wer Vergebung erlangen will....
Das übertragen in das Verständnis unserer heutigen Zeit:
Wer Erkenntnis gewinnen will...
Es geht also eigentlich gar nicht so sehr um den Ablass den man in Compstella bekommt, sondern um den Weg selber.
Oder wie die Werbung in den letzten Jahren sagt: " Der Weg ist das Ziel."
Und dieser Spruch eigentlich aus dem Taoismus, also China stammend, trifft den Nagel auf den Kopf.
Und dadurch ist der Jakobsweg sogar religionsübergreifend und auf internationaler Ebene von Interessse, denn die Menschen, besonders ihre Sorgen und Nöte die sie dort abladen können um dann wieder zu sich selber zu finden, nun die sind lange nicht so verschieden wie man meinen sollte.
In gewisser Weise kann man dem Jakobsweg also offensichtlich auch einen gewissen terapheutischen Sinn zuschreiben.
Kluge Richter haben das übrigens schon vor Jahrhunderten erkannt und Manche zum pilgern verurteilt.
Ist wenn man so will damals ne Art moderner Strafvollzug gewesen.
Und das alles so zusammengenommen, so finde ich ist es was den Jakobsweg irgendwie zeitlos und zu einer guten Sache macht.
Mag man über die Umstände die zu seiner Entstehung führten denken wie man will.

Aber da wollte ich jetzt eigentlich nicht so drauf eingehen. Doch es ist vielleicht auch ganz gut die spirituelle Seite wenigstens mal ganz kurz und mit aller Sensibelität angesprochen zu haben.
Vielleicht kann ich dadurch dem einen oder anderen User einen anderen Blickwinkel aufzeigen, bei dem es eigentlich gar nicht so sehr um den Glauben geht sich aber trotzdem ein tieferer Sinn darin ergibt zu pilgern?
Was aber nicht heisst, nicht heissen kann und darf, dass man sich nicht auch kritisch damit auseinandersetzen sollte. Im Gegenteil, betrachtet man die geschichtliche Seite dann wird es gar nicht anders gehen!

L. G. Nachtfee
 
Noch eine kleine Anmerkung zum Thema Jakobsweg: Wenn mir alte, mittlerweile schon lange verstorbene Frau vor vielen Jahren die Sage vom Galgenkreuz erzählte, schloss sie immer mit den Worten: ".... Der Mann aber machte eine Pilgerfahrt bis ans Ende der Welt".
Ich weiß nicht, ob die einfache Frau, bei uns hieß sie nur die "Goashilda", etwas über Jakobsweg wusste. Bei mir aber prägte sich diese Geschichte ein und erst lange, lange später konnte ich mir einen Reim darauf machen: Gilt doch das Kap Finisterre (übersetzt: Ende der Welt) als westlichster Punkt Spaniens am Atlantik oft als das eigentliche Ende des Jakobsweges ...
 
@ alterego

Richtig, heutzutage ist Saint Jean Pied de Port der Start.

Der Jakobsweg ist voller Symbolik und auch scheinbar Nebensächliches hat einen gewissen Sinn, auch wenn man ihn zunächst nicht erkennt.
Man sagte mir dass man von den Zeitpunkt an an welchem man sich entschlossen hat zu gehen Pilger sein würde, und man würde es den ganzen Rest seines Lebens auch bleiben. Ob man diese Reise dann aber auch wirklich antritt spielt keine Rolle.
Jakobusbruder jedoch würde man erst dann sein, wenn man 100 Km gegangen wäre, denn während dieser 100 Km würde sich zeigen wie ernst es einem mit dem pilgern wäre, da es ein Vorgeschmack dessen ist, was einen in der nächsten Zeit erwartet.
Und manch einer, jedenfalls einer dem es ernst ist damit, kriecht das letzte Stück dieser 100Km notfalls auf allen Vieren.
Wie gesagt 100 km muss man gehen um von anderen Pilgern für voll genommen zu werden.
Übrigens: Wenn man was erbitten will ist man Wallfahrer.
Ein Pilger jedoch geht weil er es in einer schwierigen Lebenslage versprochen hat, wie der in Harrys Legende erwähnter Fuhrmann, oder er sich aus anderen persönlichen Gründen dazu entschlossen hat.
Das müssen also beim pilgern nicht wie bei der Wallfahrt zwangsläufigerweise religiöse Gründe sein.

Der Pilgerpass hatte in früheren Zeiten noch eine andere wichtige Funktion.
Ich sagte ja schon, dass nicht alle Pilger auch wirklich echt, waren und jede Menge halbseidenes Volk sich ebenfalls als Pilger ausgab.
War nun in einem Ort an welchem man gerade durchkam eine Unregelmässigkeit passiert, so war es wohl so, dass man zunächst erst mal die Fremden verdächtigte.
Und wenn man dann als Pilger zur falschen Zeit am falschen Ort war, dann hatte man u. U. ein echtes Problem.
Nun war es zunächst ja so, dass jeder Pilger von dem Pfarrer seines Heimatortes ein Entsendungsschreiben, ne Art Empfehlungsschreiben als ein Echtheitszertifikat sozusagen, mitbekam, aber aufgrund der langen Wege war die Echtheit nicht nachprüfbar und genügte deshalb nicht.
Aber ein sauber geführter Pilgerpass, täglich aktualisiert, der klar zeigte das der betreffende Pilger zu der bewussten Zeit nicht am Ort des Geschehens war, sondern 1 ,2 oder drei Tagesreisen entfernt, das war nachprüfbar und verschaffte dem Pilger damit ein bombensicheres Alibi.
Aus diesem Grunde übrigens mussten auch die wandernden Handwerksburschen (sog. Kunden) ihr Wanderbuch führen, und müssen es bis auf den heutigen Tag.
Jedenfalls wenn sie wandern, was manche auch heute noch machen.
Aber eher selten, und das ist eigentlich schade.


@ Harry, kleine Anmerkung zu Finis Terre? Ich werde versuchen mich kurz zu fassen :))

Also wenn die alte Dame katholisch war, dann wird sie im Religionsuntericht einiges über den Jakobsweg gehört haben und Finis Terre war ihr bekannt, da bin ich mir ziemlich sicher.
Man muss bedenken, dass Santiago de Compostella neben Jerusalem und Rom eines der wichtigsten Pilgerziele der Christenheit war.
Übrigens erzählt man sich eine recht ähnliche Legende auch vom Jakobsweg. Und zwar das Hühnerwunder, viele von Euch werden sie wohl kennen.
Falls nicht dann guckt ihr mal hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Hühnerwunder

In dem Zusammenhang schaut Euch doch bitte noch mal die Rötelzeichnung des Jakobspilgers an.
Nun muss man dazu wissen, dass die Jerusalempilger, wie die Jakobuspilger die Muschel auch ihr Pilgerzeichen hatten, nämlich das Palmenblatt. Und die Rompilger hatten als Symbol die gekreuzten Pilgerstäbe.
Wenn man nun zugrunde legt dass man in früheren Zeiten allenfalls eine Pilgerreise in seinem Leben unternahm und foh sein konnte wenn man diese überlebt hatte, jener Pilger aber offensichtlich in Rom und Santiago , oder zumindest auf dem Weg zu einem dieser Ziele war, so ergibt sich daraus die Überlegung, das derjenige der diese Zeichnung hinterlassen hatte möglicherweise, vielleicht sogar mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Berufspilger war.
(Über die Zinken sollte ich irgendwann auch noch schreiben, aber dann müssen wir in die Welt der Räuberbanden des 18 und 19 Jahrhunderts und teilweise vielleicht auch ins Ganovenmilleu eintauchen, und das wäre ein anderes Thema)

Ich möchte nun zu Finis Terre zurück kommen und noch mal den Jakobsruf bemühen, ein für Manche recht naiv anmutendes Liedchen, aber das steckt mehr dahinter als man meinen sollte.
Es wird nur nicht mehr so recht verstanden in der heutigen Zeit.

Nach der Vergebung der Sünden in der Kathedrale zu Compostell holte man sich am Kap Finis Terre seine Muschel, sie galt als Beweis dass man wirklich auch dort war und man war auch nur berechigt sie auf dem Rückweg nach der Vergebung der Sünden zu zu tragen waren doch auch einige Privilegien damit verbunden.

Sy bruder du solt nit stiller stan
40 meil hastu noch zu gan
wol in sandt jacobs münster
14 meil hinunter ga
zu eynem stern heist fynster

Bey sant jacob vergiebt man peyn undt schuld
der liebe got sey uns allen holt
in seynem höchsten throne
der sandt jacob dienen thut
der lieb got sol ihm lonen

Den fynstern stern wolln wir lan stan
undt wollen zu sankt salvator eyn gan
grofl wunderzeichen anschauen
so rufen wir got und sandt jacob an
undt unsre liebe fraue

Finis Terre wird hier als der finstere Stern bezeichnet, und nun fragt man sich: Wie kommt dieser Ort zu einem solch morbid anmutendem Namen?

Das aber ist noch eine andere Geschichte die ich Euch morgen erzählen werde, da es heute schon recht spät geworden ist.
Soviel nur, es wird eine ziemliche Überraschung sein, denn den Jakobsweg wird jeder Mensch dereinst einmal betreten.
Und zwar ausnahmslos!

L.G. Nachtfee
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Deine Ausführungen, Nachtfee. Da bin ich aber baff. Die Legende vom Hühnerwunder war mir bis jetzt unbekannt, umso mehr ließen mich die Parallelen zur Sage vom Galgenkreuz erstaunen. Bemerkenswert!
 
Dabei kommt das Beste doch erst noch, allerdings mit der Einschränkung dass ich die Richtigkeit bisher noch nicht vollständig überprüft habe.
Quellen habe ich mehrere, unabhängig voneinander, aber nur mündliche.
Ein befreundeter User aus einem anderen Forum (Kulturhistoriker f. sakrale Kunst) macht sich z. .Z. leider ein wenig rar weil er im Examen steckt.
Ich will daher selber mal versuchen das mit meinem bescheidenem Wissen schlüssig aufzubauen und die Richtigkeit so gut als möglich zu belegen.

Schon im alten Ägypten glaubte man an das Land im Westen wo die Seelen der Verstorbenen eingingen, und viele nachfolgende andere Kulturen, so auch z.B. die Kelten verlegten die Inseln der Glückseeligen, Avalon oder wie es auch immer genannt wurde nach weit in den Westen des Atlantiks hinter den Rand der Weltenscheibe.
Heute vermutet man dass es die Azoren gewesen sein könnten, die aufgrund ihres milden Klimas als Inseln des ewigen Frühlings bezeichnet werden, gewesen sein könnten wohin man solange es eine Seefahrt gibt durch Sturm und dergleichen gelegentlich, also alle paar jahrhunderte mal einen immer hinverschlagen haben könnte.
Das mag nun mal als Erklärung zur Bildung dieser Legende die sich schliesslich über mehrere Jahrtausende hielt genügen.
Solche Fragmente vorchristlicher Kulturen hielten sich hartnäckig, und vermischten sich besonders wenn man in der neuen Religion, also dem Christentum auch keine bessere Erklärung auf die Frage wohin wir kommen und wohin wir gehen anbieten konnte.
Hier mag auch der griechisch/römische Glaube an Charon den Fährmann der die Aufgabe hatte die Seelen der verstorbenen über den Styx zu bringen eine Rolle gespielt haben.
Die geographische Bezeichnung Finis Terre ist wohl römischen Ursprungs, und
noch bis weit ins Mittelalter hinein glaubte man, dass sich dort die Seelen der Verstorbenen einschifften um von dort in dieses im Westen liegende Land der Glückseeligen gebracht zu werden.
Wo den auch sonst, logisch überlegt aus den Verständnis eines einfachen aber sehr religiösem Menschen des frühen Mittelalters herraus, als am Ende der Welt, nämlich Finis Terre.

Dies mal als Einleitung aus meinem Wissen.
Nun aber kommt`s:
Ich hörte nun das die Darstellung des Todes in der Kunst also so als Sensenmann wie wir es ja alle kennen, eigentlich noch gar nicht so alt ist.
Sie soll in der Zeit so etwa 100 jahre vor der Reformation zum ersten Male aufgetreten sein, während es schon ganz mächtig im Gebält kniserte und knackte. Das kam ja nicht aus heiterem Himmel, sondern es entwickelte sich langsam und überzog Stück für Stück allmählich und schleichend ganz Europa bis es dann eskalierte.
Es gibt also eine andere Darstellung des Todes, eine wesentlich ältere, die aber inzwischen fast völlig in Vergessenheit geraten ist.

Man musste also zum Ende der Welt gelangen, nach Finis Terre woraus der Volksmund, der lateinischen Sprache nicht mächtig, im Laufe einiger Jahrhunderte finstrer Stern gemacht hatte, um sich dort einzuschiffen.
Und wie gelangt man dort hin?
Nun auf dem Jabobsweg! Und was meint ihr als in welcher Gestalt der Tod in früheren Zeiten vor einem erschien um den Verstorbenen abzuholen?
Nicht der Sensenmann der einem das Stundenglas vor die Nase hält und den Lebensfaden abschneidet, sondern der Pilger ist es, mit Mantel, Hut, Stab, Tasche und der Muschel, müde und gezeichnet von der Mühsahl des Pilgerns.
Dafür spricht auch, dass man das Leben in früheren Zeiten sehr oft mit einer Pilgerreise verglichen hat.

Ich weis nicht wie es Euch dabei so ergeht, aber die Erkenntnis dass ich den Tod als Schutzpatron habe war zunächst eine kleine Ungeheuerlichkeit und auch ein wenig erschreckend für mich.
Aber mal ganz ehrlich gesagt gefällt mir die Vorstellung in der letzten Stunde, die man auch als die Schwerste bezeichnet, einem alten Freund zu begegnen viel besser als die Geschichte mit dem Knochenmann die ja im Grunde nur dem Calvinismus entstammen kann. Das aber wäre auch noch zu prüfen.
https://upload.wikimedia.org/wikipe...iemenschneider_Hl._Jakobus_d._Ä_ca.1505-1.jpg

Und noch eine kleine Ungeheuerlichkeit, ich hörte das es ein Sprichwort gibt in Österreich, es lautet: Der Tod ist ein Wiener.
Das dürfte nun zumindest in Frage gestellt sein, denn dass der Tod ein Spanier ist, das ist nun mehr als nur in den Bereich des Möglichen gerückt. ;-)
Wie schon gesagt werde ich mal versuchen den befreundeten Kulturhistoriker dafür zu interessieren.

L.G. Nachtfee
 
Ihr Lieben,
es ist mir durchaus bewusst dass diese These, und mehr ist es derzeit ja auch noch nicht, ganz schön starker Tobak ist, und ich hatte eigentlich mit ordentlich Wiederspruch gerechnet.
Nun ist es aber so, dass auch harsche Kritik einen weiter bringt in seinem Denken und es ist somit auch durchaus erwünscht dass ihr mich ordentlich zerreisst.

Wer Wind säht muss damit rechnen das er Sturm erntet und wenn man dann noch hart am Wind segelt, dann sollte man auch darauf vorbereitet sein dass man auffieren oder abfallen muss.
Damit will ich sagen dass es ganz bestimmt keinen Streit geben wird wenn jemand so ganz anderer Meinung ist.
Im Gegenteil, ich wäre dankbar für neue Denkansätze, zumal hier auch wirklich jede Menge kompetente Leute sind.

L.G. Nachtfee
 
Der Jakobsweg durch Nordrhein-Westfalen ist neuerdings um eine
abwechselungsreiche Strecke reicher. Ein 185 km langer Weg zwischen
Dortmund und Aachen folgt der historischen Trasse von Hellweg und Via
Regia. Die wechselhafte Strecke hat Industriekulisse, viel Grün die Ruhr entlang und führt zu
imposanten Sakralbauten. In 9 Tagen müßte der Weg zu schaffen sein!
Ich habe es aber noch nicht ausprobiert! - Frohes Wandern wünscht Ulrike
 
Dabei kommt das Beste doch erst noch, allerdings mit der Einschränkung dass ich die Richtigkeit bisher noch nicht vollständig überprüft habe.
Quellen habe ich mehrere, unabhängig voneinander, aber nur mündliche.
Ein befreundeter User aus einem anderen Forum (Kulturhistoriker f. sakrale Kunst) macht sich z. .Z. leider ein wenig rar weil er im Examen steckt.
Ich will daher selber mal versuchen das mit meinem bescheidenem Wissen schlüssig aufzubauen und die Richtigkeit so gut als möglich zu belegen.

Schon im alten Ägypten glaubte man an das Land im Westen wo die Seelen der Verstorbenen eingingen, und viele nachfolgende andere Kulturen, so auch z.B. die Kelten verlegten die Inseln der Glückseeligen, Avalon oder wie es auch immer genannt wurde nach weit in den Westen des Atlantiks hinter den Rand der Weltenscheibe.
Heute vermutet man dass es die Azoren gewesen sein könnten, die aufgrund ihres milden Klimas als Inseln des ewigen Frühlings bezeichnet werden, gewesen sein könnten wohin man solange es eine Seefahrt gibt durch Sturm und dergleichen gelegentlich, also alle paar jahrhunderte mal einen immer hinverschlagen haben könnte.
Das mag nun mal als Erklärung zur Bildung dieser Legende die sich schliesslich über mehrere Jahrtausende hielt genügen.
Solche Fragmente vorchristlicher Kulturen hielten sich hartnäckig, und vermischten sich besonders wenn man in der neuen Religion, also dem Christentum auch keine bessere Erklärung auf die Frage wohin wir kommen und wohin wir gehen anbieten konnte.
Hier mag auch der griechisch/römische Glaube an Charon den Fährmann der die Aufgabe hatte die Seelen der verstorbenen über den Styx zu bringen eine Rolle gespielt haben.
Die geographische Bezeichnung Finis Terre ist wohl römischen Ursprungs, und
noch bis weit ins Mittelalter hinein glaubte man, dass sich dort die Seelen der Verstorbenen einschifften um von dort in dieses im Westen liegende Land der Glückseeligen gebracht zu werden.
Wo den auch sonst, logisch überlegt aus den Verständnis eines einfachen aber sehr religiösem Menschen des frühen Mittelalters herraus, als am Ende der Welt, nämlich Finis Terre.

Dies mal als Einleitung aus meinem Wissen.
Nun aber kommt`s:
Ich hörte nun das die Darstellung des Todes in der Kunst also so als Sensenmann wie wir es ja alle kennen, eigentlich noch gar nicht so alt ist.
Sie soll in der Zeit so etwa 100 jahre vor der Reformation zum ersten Male aufgetreten sein, während es schon ganz mächtig im Gebält kniserte und knackte. Das kam ja nicht aus heiterem Himmel, sondern es entwickelte sich langsam und überzog Stück für Stück allmählich und schleichend ganz Europa bis es dann eskalierte.
Es gibt also eine andere Darstellung des Todes, eine wesentlich ältere, die aber inzwischen fast völlig in Vergessenheit geraten ist.

Man musste also zum Ende der Welt gelangen, nach Finis Terre woraus der Volksmund, der lateinischen Sprache nicht mächtig, im Laufe einiger Jahrhunderte finstrer Stern gemacht hatte, um sich dort einzuschiffen.
Und wie gelangt man dort hin?
Nun auf dem Jabobsweg! Und was meint ihr als in welcher Gestalt der Tod in früheren Zeiten vor einem erschien um den Verstorbenen abzuholen?
Nicht der Sensenmann der einem das Stundenglas vor die Nase hält und den Lebensfaden abschneidet, sondern der Pilger ist es, mit Mantel, Hut, Stab, Tasche und der Muschel, müde und gezeichnet von der Mühsahl des Pilgerns.
Dafür spricht auch, dass man das Leben in früheren Zeiten sehr oft mit einer Pilgerreise verglichen hat.

Ich weis nicht wie es Euch dabei so ergeht, aber die Erkenntnis dass ich den Tod als Schutzpatron habe war zunächst eine kleine Ungeheuerlichkeit und auch ein wenig erschreckend für mich.
Aber mal ganz ehrlich gesagt gefällt mir die Vorstellung in der letzten Stunde, die man auch als die Schwerste bezeichnet, einem alten Freund zu begegnen viel besser als die Geschichte mit dem Knochenmann die ja im Grunde nur dem Calvinismus entstammen kann. Das aber wäre auch noch zu prüfen.
https://upload.wikimedia.org/wikipe...iemenschneider_Hl._Jakobus_d._Ä_ca.1505-1.jpg

Und noch eine kleine Ungeheuerlichkeit, ich hörte das es ein Sprichwort gibt in Österreich, es lautet: Der Tod ist ein Wiener.
Das dürfte nun zumindest in Frage gestellt sein, denn dass der Tod ein Spanier ist, das ist nun mehr als nur in den Bereich des Möglichen gerückt. ;-)
Wie schon gesagt werde ich mal versuchen den befreundeten Kulturhistoriker dafür zu interessieren.

L.G. Nachtfee

Wir sind nur Gast auf Erden
Unsere Altvorderen nannten den Tod liebevoll „Gevatter“.
Den Gevatter als Paten zu haben ist nicht das Schlechteste. Wenn wir aber nur Gast auf Erden sind, was in der Tat so ist, dann haben wir eine Heimat, die nicht auf Erden ist.
Heimat, sagte Ernst Bloch einmal sinngemäß, sei etwas, wohin alle stets zurückwollten, wo aber keiner je war.

Die landläufige Auffassung von „Heimat“ ist im Allgemeinen der Geburtsort mit Kindheit und Jugend. Das ist aber zu wenig und wird nicht mehr den gegenwärtigen Gegebenheiten gerecht. Diese sind: Kriege, Flucht, Vertreibungen, Einwanderungen und weltweite Mobilität. Das alles gab es schon in der Antike. Ursachen, die Sehnsüchte nach Heimat begünstigten.
Wie später ausgeführt wird, ist die Sehnsucht des Menschen nach Heimat ein transzendentes Erscheinungsbild.

„Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.“
Georg Thurmaier dichtete dieses Kirchenlied 1935.

Kürzer und besser können wohl kaum die Fragen: „Was ist Heimat. Wo ist die Heimat der Menschen?“, beantwortet werden.
Wer sind „Wir?“ Wir sind alle Menschen, aller Rassen, aller Nationen. Wenn wir aber Gast auf Erden sind, so gibt es auch einen Gastgeber. Wandern wir aber einer ewigen Heimat zu, dann kamen wir auch von dort, wo wir zu Hause waren. Ewig ist aber nur Gott, ohne Anfang ohne Ende.
Moses beschreibt in der Genesis, in dem wunderbaren Epos von der Erschaffung des Universums mit der Erde und allen Lebens, auch des Menschen, die Allmacht und den Willen des Schöpfers.
Nach seinem Bilde und Gleichnis erschuf er den Menschen. Man könnte hinzu setzen, er begrenzte seine Gottesähnlichkeit durch die Zeit. In der Zeit aber entäußerte sich Gott aller Gewalten.
Im Bilde geschah dies als er dem Geschöpf in der von ihm erschaffenen Zeit, die Seele einhauchte.
Damit wurde der Mensch Gott ähnlich, nicht gleich.
Zeit, eingebettet in der Ewigkeit, wie können wir Menschen das verstehen? In der Zeit, die jedem Menschen zur Verfügung steht, in dieser Zeit ist dem Menschen alle Freiheit gegeben, Gott ähnliche Freiheit. Er, der Mensch, kann sich so gar gegen seinen Schöpfer entscheiden. Gott hat sich entäußert aller seiner Gewalten in der Zeit. Da er aber Herr der Zeit bleibt, kann er und wird er, alles das ungeschehen machen, was nicht Gotteswerk war in der Zeit.
Der Menschen Problem ist, nicht zeitlos denken zu können. Es ist eher unwahrscheinlich, dass jemals ein Mensch, so lange er in der Zeit lebt, dies vermag.
Seit Albert Einstein die Gesetze der Zeit entdeckte, kann man es aber wissen. Von ihm stammt auch sinngemäß die Äußerung, dass er dem, der meint er könnte zeitlos denken und das Wesen der Zeit verstehen, nicht glauben könnte. Denn er weiß wohl um das, was er entdeckte. Verstehen, diese Zusammenhänge, das kann er nicht.
Heimat, sagte Ernst Bloch einmal sinngemäß, sei etwas, wohin alle stets zurückwollten, wo aber keiner je war.
Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.
Ernst Bloch war schon nahe daran den Begriff Heimat zu definieren. Er hatte Recht, wenn er meinte:
Heimat sei etwas, wohin alle stets zurückwollten.
Wenn er meinte, wo aber keiner je war, hatte er Unrecht.
Heimat ist mit dem Gast sein auf Erden eng verknüpft. Damit erklären sich auch die Unruhe der Menschen und die Sehnsucht nach Heimat.
Die Sehnsucht des Menschen nach Heimat ist ein transzendentes Erscheinungsbild.
Heimweh, Sehnsucht nach Heimat, kennt auch der Mensch, welcher nie seine Heimat im landläufigen Sinne verließ, verlassen musste. Jene Menschen, aus welchen Gründen immer, die Wohnorte ihrer Kindheit, der Jugend oder des Alters, frei- oder unfreiwillig verließen, leiden an Heimweh. Heimweh kann so stark werden bis zur echten Erkrankung führen. Das ist bekannt. Die vom Heimweh Betroffenen meinen, mit der Rückkehr zu den verlassenen Orten, könnte dieses gestillt werden.
Das aber ist ein Irrtum und keineswegs neu.
Augustinus schreibt in seinen Bekenntnissen:
„Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es ruht in dir!“
 
Danke, Hallknecht, für deine Ausführungen!
Mir fällt als "Märchentante" sofort das schöne Grimms Märchen ein vom
Gevatter Tod. Dazu gibt es wunderbare Erläuterungen von Herrn Drewermann,
den ja die kath. Kirche ausgeschlossen hat, weil er der "Lehrmeinung" widerspricht. Dabei geht es natürlich um theologische Dinge. - Ich habe
ihn mal live erlebt, da ging es um das Märchen "Fundevogel". Einfach
berührend! - Viele Grüße von Ulrike - "Mein Leben ist ein Pilgrimstand"
 
Die Presse meldet: neue Besucherrekorde auf dem Jakobsweg, deshalb müssen
etliche neue Herbergen errichtet werden! - In Norwegen gibt es : Pilgern auf dem Olafsweg, dieser war der erste christliche König , wurde umgebracht
und später heilig gesprochen (soweit meine Infos : NDR Fernsehen). -
In Zeiten der Wirtschaftskrise bringt es immerhin einigen Leuten Arbeit, denn
die Pilger müssen "versorgt" werden. Wie man das Pilgern sieht, ist individuell.
Ich sehe es auch mehr touristisch. - Viele Grüße von Ulrike
 
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