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Jahreskreisfeste?

Rabenweib

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Hallo zusammen!

Immer wieder fragen mich in den letzten Tagen Leute, ob ich ein "Julfest" feiern würde, ich werde gefragt, ob und wie und mit wem ich das "Yulefest" feiere, und ich beginne nun darüber nachzudenken, woher die Namen "Beltane, Samhain, Yule/ Jul, usw.... kommen und ob diese Feste tatsächlich in unserer Kultur verankert waren?
Was war vor Weihnachten? Wurde die Wintersonnenwende gefeiert? Wenn ja, wie? Hieß das tatsächlich JULFEST?
Gab es das in unseren Breitengraden?
Und wird das heute noch irgendwo praktiziert?

Alles Liebe, Sonja
 
Und noch eine Frage: Wer kennt LUCIA- die Lichtbringerin? Hat das alles mit österreichischer Tradition zu tun oder nicht?
Mich würden eure Erfahrungen/ Meinungen interessieren!

Liebe Grüße, Sonja
 
Das Julfest als skandinavisches Fest der Wintersonnenwende ist bis in erste Zeit der Schriftlichkeit urkundlich belegt und ist damit mit Sicherheit vorchristlich. In Skandinavien wird Weihnachten bis heute "Jul" genannt.

Bei uns sieht die Sache anders aus:

Die Jahreskreisfeste wurden ja von den Nationalsozialisten als Ablöse der christlichen Feiern vorbereitet. Bis heute sind Hinweise in Literatur oder Gespräch auf diese Wörter Erkennungszeichen unter Rechtsextremen.
Man wird das bei uns nicht trennen können.

Ich lehne jegliche Form solcher politischen Einstellung ab.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich finde es traurig und absurd, dass dies scheinbar nicht mehr zu trennen ist.
Ich sage das deshalb, weil ich denke, dass Sonja in dieser Frage genauso wie die Jungfrau zum Kind kommt, wie es mir oft gegangen ist. Ich lehne jede Gewalt ab, bin pazifistisch eingestellt – auch wenn ich sehe, dass dies nicht immer möglich ist – und hab mich mit den Greueln jener Zeit nie penibel auseinandergesetzt. Natürlich weiß ich, was alle wissen (könnten-sollten-müssten) und das war schlimm genug. Die Doku mit Originalfilmen von der Befreiung des KZs Mauthausen vergess ich nie, die Erinnerung dreht mir heute noch den Magen um und diese Abscheu bleibt auch gewissen aktuellen Umtrieben gegenüber erhalten.
Aber von Ideologien außerhalb der allgemein bekannten und Unterwanderungen bestehender Religionen und deren Mitteln hatte ich keine Ahnung und lerne Manches immer noch dazu. Als Kind liebte ich schon die Nibelungen-Sage, es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich mit bekam dass sie ebenfalls missbraucht wurde. Oder bestimmte Aussprüche und einen wiederhole ich bewusst, um zu zeigen, wie absurd das Ganze ist: jedem das Seine. Ich hab das nie nachgesagt, es war meine Meinung, dass der Eine etwas total mögen kann, was dem Anderen völlig wurscht ist und jeder soll haben, was er will. Mehr sagt das für mich nicht aus. Aber irgendwann hab ich mitgekriegt, dass es da auch eine schreckliche Verknüpfung gibt und der Sager ein völliges Tabu ist.
Ich kann nicht beurteilen, ob Sonja hellhörig gegenüber Fragern sein soll, aber dass sie sich mit „Naturreligionen“ im weitesten Sinn und was immer man darunter versteht, befasst, weiß jeder, der sie kennt. Und wer sich für das, was bei uns vor der Christianisierung Brauch war, interessiert, begeht ja nicht schon grundsätzlich Blasphemie. Natürlich muss man nicht wieder hinten anfangen mit Traditionen, wir haben unsere. Aber sie verwerflich finden, weil sie einmal grauenhaft missbraucht wurden?? Das Hakenkreuz ist ein uraltes Sonnensymbol, z. B.
Vielleicht bin ich naiv, mag sein.
Andrerseits darf eine Regierung machen was sie will incl. Menschenrechtsverletzungen und die ganze Welt muss schweigen aus einem bestimmten Grund, der damit auch nichts mehr zu tun hat.
Und das Christentum, besser gesagt diejenigen, denen es da auch nur um Macht ging, haben ebenfalls Dinge getan, mit denen heute keiner mehr was zu tun haben will. Und wir, die wir heute leben, können von da wie von dort nur lernen, wachsam zu sein.
Das Absurdeste ist meiner Meinung nach: während wir hier sogar Worte und Namen angestrengt vermeiden, formieren sich rundum die Ideologen ungebremst und ungestraft vor aller Augen.
@ Wolfgang: wenn das zu politisch war, kannst es ruhig löschen (auch Auszüge), aber das musste einfach raus und hat mit niemanden persönlich zu tun.
 
Ich wollte hier nur ein wenig zur Vorsicht mahnen...

Eine seriöse Beschäftigung mit Mythologie ist durchaus interessant.

Allerdings muss man wirklich feststellen, dass viele Begriffe der Mythologie und der Jahreskreisfeste bis in die Gegenwart leider von Ewiggestrigen und Rechtsextremen belegt sind.

So sind zum Beispiel die Bezeichnungen der Jahreskreisfeste u.a. auch die Bezeichnungen einer Kleidermarke, die unter Rechtsextremen als Erkennungsmerkmal gilt.

Abgesehen von dieser unglückseligen Verknüpfung sind Naturreligionen durchaus interessant. Mit ein bischen Glück werde ich übrigens in den nächsten Wochen einige Inhalte einer aktiven noch praktizierten Naturreligion hier im Forum bringen können.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
@ Elfie

Ich bin was das politische in deinem Statement angeht, ganz bei dir.
Das Hakenkreuz findet sich schon in den Ruinen von Pompeji. Allerdings
spiegelverkehrt. (Selbst zum Abzeichnen waren die Herrenmenschen
also nicht zu gebrauchen)


@ Rabenweib

Die Wintersonnenwende war bei den Kelten sicher eines der wichtigsten
Ereignisse im Jahreslauf.

http://www.jahreskreis.info/files/wintersonnenwende.html
 
Hallo Sonja,

die lichtbringende Lucia ist in der schwedischen Winterfesttradition (13. Dezember) schwer verhaftet, müsste sich aber bei einer beliebigen Suchmaschine genauer herausfinden lassen. In unserer Wintermythologie hat Lucia hauptsächlich mit Adventkränzen zu tun, da in der Lucia-Feier Mädchen Tannenzweiggebinde mit Kerzen auf ihren Köpfen tragen. Historisch scheint es aus dem slawischen Raum gekommen zu sein, was allerdings nicht unumstritten ist. Tatsache ist, dass es in Schweden bis ins 18. Jahrhundert mit der Wintersonnwende gleichgesetzt wurde.

Hoffe, gehelft zu haben.

Frohe Wintersonnwende
Erich
 
Hakenkreuze sind lineare Zeichen und gehören zu den Ursymbolen. In Niederösterreich sind diese bereits für die linearbandkeramische Kultur der jüngeren Steinzeit nachgewiesen. Der hier abgebildete Beleg von Mold bei Horn, Niederösterreich, ist zeitlich ungefähr in die Zeit um 5000 vor Christi anzusetzen.
Hakenkreuznachweise gibt es in vielen Kulturen, so auch bei den Kelten, den Germanen und bei den Slaven.
 

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dankeschön für eure beiträge, ich habe jetzt von hinten angefangen zu lesen und war etwas irritiert, weil als erster beitrag somit das hakenkreuz-bild kam... also mit sowas bring ich diese dinge nicht in verbindung damit hab ich auch nix am hut und davon distanziere ich mich auch klar.

danke erich für die erklärung zur lucia, davon hörte ich vor zwei wochen zum ersten mal, ich lerne da auch noch immer wieder dazu!

@alterego: dankeschön für deinen link, diese legende mit dem sonnenkind habe ich auch vor wenigen tagen zum ersten mal bewusst gelesen, das klingt schön und ich finde das feiern von naturereignissen (wintersonnenwende) für mich persönlich (ich hab mit der kirche nichts mehr am hut, bin vor vielen jahren schon ausgetreten) schöner, bzw. logischer als christliche feste zu feiern, zu denen ich weniger bezug habe. aber das ist natürlich jedem selbst überlassen, ich spreche jetzt nur von mir und meiner persönlichen einstellung.

dass namen die aus schweden oder anderen nordischen ländern kommen plötzlich bei uns "in"sind erstaunt mich etwas, scheint wohl so zu sein wie mit dem weihnachtsmann, der das christkind abgelöst hat...

drauf gekommen bin ich eigentlich nur weil mir mehrere menschen dieses jahr ein schönes "julfest" gewünscht haben und ich mich fragte, wieso die das so nennen?

slawisch abgeleitete namen oder feste erscheinen mir wiederum logisch, weil ja auch mein mädchenname und die ortsnamen bei uns in der gegend slawischer herkunft sind. (opponitz- geräusch des wassers- slawische herkunft)

liebe grüße und danke für eure kommentare !!

sonja
 
Hallo....
ich habe ja erst vor kurzem dieses Forum entdeckt (eine Fundgrube) und ich weiß nicht ob das Thema "Jahreskreisfeste" noch aktuell ist. Wolfgang hat jedenfalls etwas geschrieben dass noch ein Beitrag nachkommen soll. Selbigen habe ich leider nicht gefunden. Woher diese Feste wirklich stammen darüber gehen die Meinungen auseinander. Manche behaupten aus der Keltenzeit - manche bestreiten das. Fakt ist dass es heute eine ganze Menge Leute gibt die diese Feste feiern. Ich selber war jahrelang bei einer Gruppe (Frauen) die sich regelmässig getroffen haben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: es ist eine Art "Naturreligion". Zur Wintersonnwende wird die Geburt der Sonne gefeiert. (Ich freue mich noch immer jedes Jahr wenn die Tage wieder länger werden). Für mich waren die Feste zum Wechsel der Jahreszeiten (also vier) immer die Wichtigsten. Dazwischen gibt es noch einmal jeweils vier Feiern - insgesamt acht. Es gibt jede Menge, zum Teil sehr unterschiedliche Literatur - Dogmas existieren so gut wie gar nicht. Zum Teil kenne ich die Autorinnen persönlich. Eine Symphatisantin mit NS-Gedankengut ist weit und breit nicht in Sicht. Ich persönlich kann eine Verbindung dazu einfach nicht herstellen - das ist einfach zu weit auseinander. Es geht darum zu beobachten, zu spüren, offen zu sein. Natur (Tiere, Pflanzen, Steine etc.) sind keine Gegenstände die benutzt und ausgebeutet werden können. Wie schon ein Indianerhäuptling sagte: ....Geld kann man nicht essen.......
Zusammengefasst: es geht um die Achtung vor dem Leben.
Genaue Daten, Quellen etc. über alle Feiertage mit Ursprung gibt es z.B. im Band "Das magische Jahr" von Zsuzsanna Budapest. Ist aber nicht das einzige Buch....ich habe selber habe so an die fünfzig einschlägige Bücher und noch lange nicht alle.
Einen schönen Abend noch
Jara
 
Und noch eine Frage: Wer kennt LUCIA- die Lichtbringerin? Hat das alles mit österreichischer Tradition zu tun oder nicht?
Mich würden eure Erfahrungen/ Meinungen interessieren!

Liebe Grüße, Sonja

Hallo Sonja
Mit der Österreichischen Tradition hat es so einen Haken - wielange willst Du dabei zurückgehen?
Norisch , Römisch , Keltisch ???? - das wird sich nicht ganz ausgehen , denn ein Teil die ursprünglichen Bevölkerung wurde in der Völkerwanderungszeit in den Venetischen Raum ausgesiedelt
Der verbliebene Rest hat sich mit den Völkern vermischt die dann in diesen Leerraum eingewandert sind - bis ins Ennstal sind z.B.Wiederbesiedlungsspuren der Slawen (die aus dem Schwarzmeerraum kamen )nachgewiesen - dann sind die "Bayern" nachgerückt die vor der Völkerwanderungszeit ja auch nicht nördlich der Alpen sesshaft waren
Wenn Du jetzt z.B. in die seinerzeitigen Rückzuggebiete südlich der Schadminger Tauern - Schöder, Krakaudorf dir die Faschingsrenner in ihren weissen Trachten ansiehst (das ist Tradition) dann findest Du Paralellen zu Pettau -in Slowenien
Die re - Christianisierung geschah bei uns ab etwa 800 und daher ist ein großteil unsere Tradition christlichen Ursprungs und z.Teil viel viel jünger

aber um im Jahresfestkreis weiterzugehen - hast Du schon ......(ps die sind nicht von heuer )
 

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... sind aber ganz besonders schön!! Ergäbe einen wunderbaren Osterbaum. Oder sind die gar voll??
 
Feiern im Kirchenjahr:
Das Kirchenjahr entfaltet das Christuszeugnis. In seinem Ablauf vergegenwärtigt
sich die Gemeinde Leben und Wirken ihres Herrn: Ankündigung u. Geburt
(Advent u. Weihnachten), Erscheinung Gottes in Christus (Epiphaniaszeit),
Jesu Leiden u. Sterben (Passionszeit), Jesu Auferstehung u. Himmelfahrt (Osterzeit), Ausgießung des Heiligen Geistes (Pfingsten).
 
(Forts.) da vorher wieder abgestürzt, wahrscheinl. immer wegen
Zeitüberschreitung meinerseits:
Damit beginnt die Zeit der Kirche. Sie bekennt sich zur Dreifaltigkeit Gottes:
Vater, Sohn, Heiliger Geist (Trinitatiszeit) u. erwartet die Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag.
Dies aus meinem ev. Gesangbuch, anschließend werden alle Feste noch
ausführlich erklärt. Bei Interesse könnte ich es hier eingeben!
Natürlich hat in jeder Kultur die Natur festliche Tage vorgegeben u. das
Christentum "stülpte" diesem Jahrekreislauf neue Inhalte über. Ob u. wie man
daran glaubt??? Außerdem wandelt sich vieles über die Generationen hinaus.
Manche Themen hatten wir hier schon: Allerheiligen (kath.) oder Halloween
usw. -
Nicht vergessen: In volkskundlichen Werken nachschauen, nicht nur im
internet! - Viele Grüße von Ulrike
 
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