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Jetzt im Jänner ist in den Alpen die Zeit des Heuziehens. Dazu eine Schilderung aus Südtirol 1985:

Heuziehen am Bergbauernhof
Geschildert von Peter Feichter, Rieplechnerbauer in Pojen

Der Rieplechnerbauer in Pojen/Ahornbach im Tauferer Tal hat in jahrzehntelanger Arbeit sein „Hoamatl“ zu einem Musterhöfl gemacht, das heute allerseits bewundert wird, weil es mit den ca. acht Stück Großvieh seine 13köpfige Familie ernährt hat. 1976 erhielt Peter Feichter den Bergbauernpreis, und diesen Tag bezeichnet er als den freudigsten und unvergesslichsten Tag seines Lebens.
[…]
Als eine der schwersten und gefährlichsten Arbeiten auf seinem Bergbauernhof bezeichnet er das Heuziehen; jeden Winter muss er mindestens fünf Tage hindurch von seinem Hof zu seiner Alm hinaufsteigen, um von dort das Heu herunterzuholen. Wie diese anstrengende Arbeit vor sich geht, schildert der Rieplechner nachstehend aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung.

Es ist eine gefährliche Schindarbeit, die nur geübte Bergler machen können. Um vier Uhr früh geht’s auf mit dem Schlitten, Proviant und Arbeitsgerät beschwert, und winterlich gerüstet kämpft man sich durch den tiefen Schnee den oft viele Stunden langen, steilen Bergpfad durch Nacht und Kälte empor zur Hochwiese, die teils über 2000 Meter liegt. An den steilen Berghängen lauert manchmal unheimliche Lawinengefahr. Oben angelangt, beginnt gleich das Schneetreten und sachgerechtes Heuaufladen, ca. 200 Kilogramm; dabei wird oft lustig aufgesungen beim sogenannten „Bocken“.

Bevor man abfährt, stärkt man sich mit der Jause und macht Turnübungen, um nicht zu erfrieren bei grimmigster Kälte da oben in der einsamen, weiten Winterwelt. Dann geht’s auf, keuchend und schnaubend bahnt man sich einen Weg und zieht die Heufuhren mühsam nach. Dann geht’s wieder durch steile, schwindelige Hänge und Klippen, und man muss die Tücken und Tricks gut können und aus Leibeskraft stemmen und bremsen, um gut weiterzufahren.

Daheim glücklich, aber totmüde angelangt, gibt’s dann ein Schlückl Schnaps, nachher eine kräftige Mahlzeit mit Melchermus, Speckknödl, Schmarren usw. Dann scharrt man sich um den gemütlichen, warmen Stubenofen, trocknet die nassen Kleider und ruht sich entsprechend aus, um am Morgen bei Hahnenschrei wieder auf den Füßen zu sein. Viele Bauern haben die Bergmähder wegen Unrentabilität jetzt aufgegeben, ich denk‘ aber nicht daran und hab meine miserable Wiese gerodet und kultiviert, so gut es eben ging, und eine neue Scheune dazugebaut.​

Quelle: Reimmichls Volkskalender 1985, Ausgabe Südtirol, S. 37 – 38.

Es wäre sehr interessant, ob und wo heute das Heuziehen noch praktiziert wird?
Vielleicht melden sich hier Leser mit Berichten oder Fotos?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Es wäre sehr interessant, ob und wo heute das Heuziehen noch praktiziert wird?
Vielleicht melden sich hier Leser mit Berichten oder Fotos?
Wolfgang (SAGEN.at)

Das Heuziehen (Haziachn) wird im Pinzgau heute nicht mehr durchgeführt, auch, weil die Bergmähder kaum noch genutzt werden. Und wenn, bringt der Traktor das Bergheu im Herbst schon ins Tal in die Scheune.
Die kleinen Stadel, in denen das Heu gelagert wurde, bleiben leer, verfallen oder werden zu Ferienhäuschen umgebaut ...

Ich habe ein paar Fotos in die Bildgalerie „Landwirtschaft“ geladen.
 
Vielen Dank für diese beeindruckenden Bildergänzungen!

Zur Übersichtlichkeit hier nochmals der direkte Link zu den Bildern:






Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich hab leider keine Fotos aber erinnere mich als Kind auf einem Bauernhof in der Naehe von Westendorf wurde das Heu im Sommer mit Pferd und Schlitten eingebracht; die Wiesen waren wohl zu steil fuer Raeder. Es war sehr aufregend fuer ein 'Stadtkind'. Im Vinschgau sass ich hoch oben auf dem Heuwagen, der von Rindern gezogen wurde. Auch toll und erinnerungspraegend.
 
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