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Herzkreuzl/ Hirschkreuzl

waren mal Teil der sog. Steinbock-Apotheke, wenn man dem Ganghofer da trauen darf.
Vom Steinwild fand etliches der Volksmedizin Verwendung. Das Fleisch galt als besonders heilkräftig (die Lebensgeister wiedererweckend, stärkend). Herz, Blut, Talg... galten als Wundermittel. Das Herzkreuzl war ein apotropäisches Amulett und sollte nur überm Herzen getragen werden, nicht am Charivari, der Uhrkette oder sonstwo.

Andere Herzkreuzl stammen vom Rotwild, vom 'Herzknochen' älterer Tiere. Es ist kein Knochen, sondern eng verbackenes Sehnengewebe aus der Herzbasis (oben am Herzen, Vorhöfe und Abgang der grossen Gefässe)
Deshalb wird es auch nicht spröde, ist jedoch sehnentypisch empfindlich auf Eingeweicht werden, also längeren Wasserkontakt oder Lauge.

Als Jagdschmuck ist es ziemlich aus der Mode gekommen, da es leicht ins Unschicke vergilbt, nicht plan ist und von daher etwas aufwändig zu fassen, wenn man es ordentlich machen will, also mit einem schützenden Rahmen rundum.
Es gibt nämlich — selten und teuer — Herzkreuzel, die eine fast symmetrische Raute bilden und die werden so gefasst.

Ich habe meins unvorsichtigerweise so gut wie immer getragen. Einen längeren Schwumm hat es dann irgendwann nicht überstanden und ist beim Abtrocknen zerbrochen. So dankbar war ich, dass ihm das nicht im See eingefallen ist.
Wg. damaligem Geldmangel für Firlefanz hab ich es nicht zum Goldschmied gebracht, sondern die Bruchstelle entgratet und das Kreuzl brutal durchbohrt.
Hab jetzt also zwei Anhänger und trage das grosse Stück weiterhin ständig zusammen mit anderen feinen Sachen an einem - natürlich- Hirschlederband.
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Im Netz gibts inzwischen ein bissl was drüber, z.B. in dieser, sehr schön gemachten Broschüre über Amulette und Talismane.
Auch auf dieser interessanten Seite findet es sich inmitten anderem tierischem, knöchernem.... Brauchtum, im Wortsinn.
 
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