• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Heimatkunde

Babel

Active member
Ich kann mich an meine Volksschulzeit noch sehr gut erinnern, ich könnte auch noch recht viele Unterrichtsgegenstände aufzählen. Am liebsten war mir in der Volksschule das Fach "Heimatkunde", das bei mir vermutlich auch die Quelle meines späteren Studiums der Volkskunde/Europäischen Ethnologie war.

Im Fach Naturgeschichte zeigte uns der Lehrer immer wieder ausgestopfte Vögel, das war ganz unterhaltsam, besonders wenn man eingeteilt wurde, einen Vogel vom "Naturgeschichtekabinett" in die Klasse oder retour zu tragen.

Dann gab es im Naturgeschichteunterricht natürlich auch die Mineralogie! Es war ebenso spannend Steine, Lava oder Mineralien aus dem Naturgeschichtekabinett in die Klasse tragen zu dürfen!

Wolfgang (SAGEN.at)
Entschuldige, Wolfgang, daß ich deine Mitteilungen über Heimatkunde aus einem anderen Thread hierher rübergezogen habe. Aber das Thema "Heimatkunde" interessiert mich.

Aus meinen alten Schulzeugnissen ersehe ich, daß ich tatsächlich bis zum 4. Schuljahr das Fach "Heimatkunde" hatte. Tatsächlich aber habe ich nicht die geringste Erinnerung, was wir da durchgenommen haben. Es kann mich nicht interessiert haben. Mit einer einzigen Ausnahme: Wir bekamen die Machnower Schleuse erklärt. Die Lehrerin machte eine Schemazeichnung an der Tafel, es war die erste "technische Zeichnung", die ich sah, und ich war völlig hingerissen. Tatsächlich bin ich als Erwachsene, als ich das erste Mal die Möglichkeit hatte, mit dem Schiff durch eine Schleuse gefahren (auf der Mosel), obwohl ich sonst Schiffsfahrten immer unerträglich langweilig fand. Und das erste, was ich unternahm, als ich zum ersten Mal nach dem Fall der Mauer nach Berlin kam, war der Besuch der Machnower Schleuse.

Aber sonst? Ich kann mir nicht mal vorstellen, was man uns in diesem Schulfach hätte beibringen wollen. In meiner bayerischen Studienzeit habe ich in Lehrerpraktika auch Heimatkundestunden gehalten. Noch später habe ich auch die Lehrpläne kennengelernt. Nichts davon kann ich mit meiner eigenen Schulzeit in Verbindung bringen. Ich würde deswegen gerne etwas von anderen darüber hören, was sie da durchgenommen haben, woran sie sich gut erinnern, was ihnen gefallen (oder mißfallen) hat.
 
Auch wir hatten in der Volksschule (heuer Grundschule genannt) Heimatkunde.
Da ein extra Heft dafür angelegt wurde, muß es wohl im 2. oder
3. Schuljahr gewesen sein, denn vorher konnte man ja noch nicht so gut schreiben. Mein 1. Klassenlehrer verstarb zu der Zeit, also kann es auch nicht
später gewesen sein. Leider habe ich das Heft nicht mehr, habe aber noch einige Erinnerungen. Auf die 1. Seite kam unser Stadtwappen, die
gekreuzten Schwerter auf rotem Grund. Wir besuchten unser Heimatmuseum
und bekamen einen Überblick über unsere Stadtgeschichte. Alte Häuser
(Fachwerk) und die Mühle wurden besucht, Sprüche aufgeschrieben. Der alte
Friedhof (heuer Stadtpark) und die alten Grabinschriften waren ein Thema.
Mit Pergament wurden sie "durchgerubbelt". Auch unsere Heimatsagen
(noch heute mein Thema) wurden durchgenommen. In unserer Altstadt
finden sich Hochwassermarken, wir erfuhren von der Möhnekatastrophe
im 2. Weltkrieg usw. - Heute glaube ich wird in der 3. Klasse im
Sachunterricht eine Stadtführung mitgemacht , Museum u. Stadtmodell
besucht. - Ach ja, geologischer Spaziergang und heimische Pflanzen
standen auch auf dem Programm. Ich habe alles sehr gerne mitgemacht!-
Ulrike
 
... Wir besuchten unser Heimatmuseum
und bekamen einen Überblick über unsere Stadtgeschichte. Alte Häuser
(Fachwerk) und die Mühle wurden besucht, Sprüche aufgeschrieben. Der alte
Friedhof (heuer Stadtpark) und die alten Grabinschriften waren ein Thema.
Mit Pergament wurden sie "durchgerubbelt". Auch unsere Heimatsagen
(noch heute mein Thema) wurden durchgenommen. In unserer Altstadt
finden sich Hochwassermarken, wir erfuhren von der Möhnekatastrophe
im 2. Weltkrieg usw. - Heute glaube ich wird in der 3. Klasse im
Sachunterricht eine Stadtführung mitgemacht , Museum u. Stadtmodell
besucht. - Ach ja, geologischer Spaziergang und heimische Pflanzen
standen auch auf dem Programm. Ich habe alles sehr gerne mitgemacht!-
Ulrike
Ein Heimatmuseum hatten wir in Babelsberg (heute Stadtteil von Potsdam) nicht, und in Potsdam war sowieso alles von den Bomben zerstört. Wir hatten nur überall preußische Königsschlösser, die zweifellos nicht zur Heimatkunde gehörten, weil diese reaktionäre Phase unserer Geschichte in der frühen DDR tabu war. ;)

Tatsächlich ist mir inzwischen eingefallen, daß wir in der Schule etwas vom "Neuendorfer Anger" hörten (sehr uninteressant) und vom Findling (ebenfalls sehr uninteressant). Was ich damals über Pflanzen wußte, habe ich sicher nicht in der Schule gelernt, sondern beim Sammeln von Brennesseln, Miere und Melde (Spinatersatz und Salat in der Nachkriegszeit). Von Geologie habe ich in meiner gesamten Schulzeit (1. Klasse bis Abitur) nie was gehört (trotz Findling – wahrscheinlich habe ich in Heimatkunde einfach nie aufgepaßt), aber das später immer bedauert. Ja, im Grunde weiß ich nicht, wieso dieses Unterrichtsfach vier Jahre lang gänzlich an mir vorbeigegangen ist ...

Hausinschriften habe ich als Zwölfjährige zu meinem Privatvergnügen abgeschrieben (oder vielmehr abgemalt), als ich nach Hessen kam und dort zum ersten Mal Fachwerk sah. Zur selben Zeit (und noch später) hielt ich Geschichte für ein todlangweiliges Fach und kam nie auf die Idee, daß auch das Geschichte ist.
 
Vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag!

Ich hatte in der Volksschule in Oberösterreich 4 Jahre lang das Fach "Heimatkunde", das ich zugegebenermaßen wirklich geliebt habe und das wie schon oben geschrieben, einer der Auslöser für meine spätere Studienwahl der Europäischen Ethnologie/Volkskunde war.

Bei mir war das ungefähr um 1970, wo die damaligen Volksschulen in der Provinz in Österreich allerdings wirklich an einem äußerst schwierigen Punkt waren und kurz darauf zu Recht gravierend reformiert wurden.

Leider ist bei dieser Reform das Fach Heimatkunde aufgelöst worden und durch den sog. "Sachunterricht" ersetzt worden. Ich weiß daher im Augenblick nicht, was heute in diesem Fach unterrichtet wird, werde es aber in Bälde erfahren... ;)

Jedenfalls waren um 1970 die Volksschulen am Land in einem schwierigen Zustand, vieles war noch ideologisch ziemlich vom Nationalsozialismus geprägt...
Es gab damals einen enormen Kampf der jungen Lehrer gegen die Offiziere aus dem Krieg, das haben wir sogar als Kinder recht deutlich mitbekommen (zB jene jungen Lehrer die sich gegen die prügelnden Ex-Offiziere durchsetzen mussten). Ein Lehrer hat uns etwa in der 3. Klasse Volksschule im Heimatkunde-Unterricht monatelang von seinen Kämpfen in Russland erzählt. Ich fand das (als Kind) eigentlich recht spannend, bis dann irgendwann der Elternverein eingeschritten ist und diesen pensionsnahen Lehrer auf den Lehrplan erinnert hat.

Zudem war um 1970 der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt und die ständige Bedrohung der "Russen", also der Nähe zum "Eisernen Vorhang", sowie der Rückzug in die Alpenfestung ("Spannocchi-Doktrin") war für uns Kinder in dieser Region durchaus eine gewisse Belastung und natürlich leider ständig im Heimatkunde-Unterricht präsent.

Der 2. Weltkrieg selbst war um 1970 ansonsten im Heimatkunde-Unterricht kein Thema mehr, lediglich die unübersehbaren Tunnel des KZ in Ebensee dürften kurz ein Thema gewesen sein. Evt auch ganz knapp etwas zum KZ Zipf, da ich mich erinnere, dass meine Schulkollegen öfters beim Flaschenpfandsammeln etwas dazu sagten. Und natürlich erzählten einige Schulkollegen von der Flucht ihrer Eltern aus Siebenbürgen.

Soweit meine persönlichen und subjektiv eher negativen Erinnerungen an den Heimatkunde-Unterricht.

Der überwiegende Teil meiner persönlichen Erinnerungen an den Heimatkunde-Unterricht ist durchaus positiv und ich erinnere mich sehr, sehr gerne daran!

Bemerkenswert war in diesem Schulfach, dass wir damals keine Schulbücher für Heimatkunde hatten, sondern dass wir die Bücher von den Lehrern (aus der Lehrerbibliothek) geliehen bekamen. Das war äußerst ungewöhnlich und wohl auch sehr erfreulich für meine Eltern, da die "Schulbuch-Aktion" (= Gratis Schulbücher) erst um diese Zeit eingeführt wurde.

Wir bekamen in den ersten beiden Schuljahren kleine, uralte Bücher, zum Teil noch in Fraktur gedruckt, geliehen. Da waren einfachste Texte enthalten, bisher konnten wir die Bücher leider noch nicht rekonstruieren.

In der 3. und 4. Klasse der Volksschule liehen uns die Lehrer äußerst informative Bücher hauptsächlich zum Land Oberösterreich. Diese hießen "Heimatkundliches Leseheft", hatten zwischen 80 und 100 Seiten und boten eigentlich auch nach heutiger Sicht einen guten Mix zur jeweiligen Region. Die Bücher enthielten sowohl historische Themen (unter Auslassung des 20. Jahrhunderts), Handwerk, Berufe, bis hin zu modernen Industrien.
Leider waren in Oberösterreich gewisse Schwerpunkte bei den Bauernkriegen und die ewigen Kriegstheorien und Kriegsstrategien der damaligen Ex-Offiziere aus dem Krieg gähnend langweilig.

Und da kann man wohl die Kritik an der Heimatkunde um 1970 ansetzen: die Inhalte wären wohl interessant dagewesen, aber es fehlte dem Fach Heimatkunde eine moderne Methode, auch waren die Ziele unklar.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass der Heimatkunde-Unterricht um 1970 eigentlich ganz gute Ansätze zu heutiger Europäischer Ethnologie brachte, aber eben methodisch zu wenig bzw gar nicht untermauert war.

Im Anhang der Scan des Buches "Heimatkundliches Leseheft - Linz-Land", vom Bundesministerium für Unterricht am 9. Mai 1961 als Klassenlesestoff zum Unterrichtsgebrauch in der 3. und 4. Schulstufe (Volksschule) zugelassen. Herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft. Illustrationen von Hans Babuder.
Dazu der Scan des Inhaltsverzeichnisses.

(Bei Interesse von Lesern aus Oberösterreich bringe ich auch gerne alle Ausgaben von Oberösterreich).

Wolfgang (SAGEN.at)
 

Anhänge

  • Heimatkundliches_Leseheft_Linz_Land.jpg
    Heimatkundliches_Leseheft_Linz_Land.jpg
    287,5 KB · Aufrufe: 5
  • Heimatkundliches_Leseheft_Linz_Land_Inhalt.jpg
    Heimatkundliches_Leseheft_Linz_Land_Inhalt.jpg
    205,2 KB · Aufrufe: 6
Heimatkunde/Sachkunde:
"Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Heimatkunde in der Bundesrepublik Deutschland das anerkannte Zentralfach des heimatkundlichen Gesamtunterrichts der Grundschule. Erst in den 1960er Jahren wurde das Fach zuerst durch Sachkunde und später durch Sachunterricht abgelöst. Die Kritik an der Heimatkunde bezog sich auf ideologische Überfrachtung, geographische Enge, zu wenig Wissenschaftlichkeit und zu starke Orientierung an Landidylle statt an Problemen der Gegenwart. Der Begriff Heimatkunde wurde 1969 in den Lehrplänen aufgegeben. Allerdings blieben in einigen Bundesländern Kombinationsformeln wie Heimat- und Sachunterricht (HuS) bestehen." (Quelle)

In Bayern z. B. heißt es noch "Heimat- und Sachunterricht". Die Lehrpläne dafür kannst du hier nachlesen. (Mir wird es immer noch schlecht, wenn ich dieses Geschwafel lese :kotz:.)

Ich denke, ein Grund für die Ablösung der "Heimatkunde" durch den "Sachunterricht" war auch die Regelungswut der zuständigen Landesbehörden: Den Stoff des Sachunterrichts konnte man für das ganze Land vorgeben; Heimatkunde dagegen befaßt sich gerade auch mit dem, was nicht landesweit vorhanden ist. Ich habe z. B. 1959 in einer bayerischen Dorfschule eine Unterrichtsstunde über die Entstehung von Tropfsteinen gehalten, weil wir hier viele Höhlen haben. So etwas ist kein überregional vermittelbarer Stoff, sondern fällt unter "geographische Enge" (siehe die oben zitierte Kritik).

Die "ideologische Überfrachtung" habe ich in meinen paar Pädagogik-Semestern (1958/60) durchaus feststellen können: In Bayern war es eine christliche Überfrachtung. Als ich in einem Praktikum Erstklässlern die Entwicklung der Obstblüte zur Frucht beibringen sollte, sagte die Ausbildungslehrerin zu mir: "Wenn Sie zum Schluß fragen: ,Und wer hat das alles so herrlich eingerichtet?’, dann achten Sie darauf, daß die Kinder nicht antworten: ,Der Herr Jesus!’, sondern ,Gott der Schöpfer’." Daß diese Frage am Schluß der Stunde gestellt werden mußte, stand außer Frage. Unter uns Studenten kursierte dazu der folgende Witz: Ein Berliner Kind kommt auf eine bayerische Volksschule. Der Lehrer fragt es: "Es ist braun, hat einen langen Schwanz und springt von Ast zu Ast – was ist das?" Das Berliner Kind: "Also, ick hätte ja jesagt, det is 'n Eichhörnchen, aber wie ick den Betrieb hier so kenne, muß et ja wohl det liebe Jesulein sein!"

Kürzlich las ich in unserer Regionalzeitung einen Artikel "Kinder kennen ihre Heimat nicht". Leider hab ich ihn jetzt im Internet nicht mehr gefunden.
 
Heimatkunde
Ich kann mich eigentlich noch gut an meine Volksschulzeit an Heimatkunde erinnern, da mich das schon immer interessierte und mich zu einem "Scheibtruhengeographen" werden ließ (ich interessiere mich besonders für meine Umgebung).
Das angefügte Bild zeigt eine Zusammenfassung (damals noch mit Matritzen abgezogen und vervielfältigt), welche jeder Schüler daheim haben sollte. Inhalt:
- Altenmarkt und seine Umgebung (Planskizze mit Nachbarorten, Straßen, Bächen, Bahnlinie, Gemeindegrenzen)
- Altenmarkt liegt im Feistritztal
- Innerdörfliche Skizze mit Kirche, Schulhaus und den wichtigtsen Gebäuden (da hatte ich ein Schlüsselerlebnis, an das ich mich noch genau erinnern kann: Die Plandarstellung faszinierte mich so, dass ich zu einem Landkartenfetischisten wurde)
- Kurze geschichtliche Darstellung der wenigen Daten
- Schulsprengel, Pfarrsprengel, Katastralgemeinden
- Volkszählung 1.6.1951; Seehöhen, Flächen, Häuser und Bewohner der einzelnen KG's, Vergleiche der Bezirke Fürstenfeld und Hartberg, Bevölkerungsdichte
- Zahlen aus der Vergangenheit (Bewohner, Häuser, Pferde, Traktore, Rinder; Bodenverteilung der KG's
- Entwicklung des Wohnhauses vom Windschirm zu unseren Bauernhäusern
- Kurze geschichtliche Übersicht : Pfarrkirche, Schule
- Sage über die Entstehung von Fürstenfeld, Stadtkern und Befestigungsanlage von Fürstenfeld (2 km entfernt von Altenmarkt)
- Bilder aus der Vergangenheit: Geschichte von der ersten Besiedlung bis heute in der Oststeiermark
- "Kuruzzen kommen!" Schilderung des Einfalls 1704
- Ein Bauer erzählt vom "Kohlenführen"
- Als der Wald kam: Schilderung der Entstehung des Waldes nach Abfluss des Pannonischen Meeres
In der dritten bzw. vierten VS - Klasse lernten wir den Bezirk und das Bundesland kennen; schmerzlich war das Lernen der Bundeshymne zum Tag der Fahne, da ich nie gerne auswendig gelernt habe.
Aus Schilderungen meiner Kameraden (ich kam nach der 4. Kl. VS zur HS bzw. Gymn. Fürstenfeld) erschöpfte sich der Heimatkundunterricht in der VS - Oberstufe in Schilderungen des Lehrers von Kriegserlebnissen und Einführung in die Imkerei (tatsächlich gibt es auch heute noch etliche Imker, die auf diese Erlebnisse gründen).
far.a
 

Anhänge

  • Heimatkunde2.jpg
    Heimatkunde2.jpg
    401,3 KB · Aufrufe: 9
Darf ich fragen, welcher Jahrgang Du bist? Die Aufstellung erinnert mich
an unseren Unterricht! Ich bin Geburtsjahr 1952. _ Erinnere mich auch an
"kriegsgeschädigte" Lehrer, Strafen -man würde heuer tatsächlich
schon von körperlichen Mißhandlungen sprechen- wie Schläge, Ecke stehen,
Nachsitzen, Strafarbeit ... Krieg als Thema war tabu, mein Vater erzählte
mir einiges . Übrigens hieß ein Fach später Bürgerkunde, bevor es heuer
wohl Politik heißt. - Ich habe z.B. in Geschichte ausführlich Alexander d. Gr.
u. Napoleon "durchgekaut", jeweils ein Lehrer war Fan dieser Eroberer.
Ein vernünftiger Unterricht, z.B. chronologisch unsere ganze Landesgeschichte
oder Zusammenhänge gab es nie. Überhaupt scheint auch noch heute der
Unterricht sehr reformbedürftig! Ich war auf einer evangelischen
Volksschule, viele alte Lehrer (aktive Kriegsteilnehmer, entnazifiziert). -Ulrike
 
Zuletzt bearbeitet:
In meiner Schulzeit (ab Herbst 1944) berichtete nie jemand vom Krieg. Zum einen lag das natürlich daran, daß wir Mädchen vorwiegend von Lehrerinnen unterrichtet wurden, zum anderen daran, daß der Krieg noch nicht lange vorbei war, von uns Kindern erlebt (wenn auch anders als von den Soldaten) und in seinen unmittelbaren Folgen tägliche Realität.

Da das Fach Heimatkunde bei euch Interessen geweckt hat, die nun hier in einem volkskundlichen Forum ihren Platz finden, frage ich mich, was es für die Kinder und späteren Erwachsenen der "Sachkunde-Generationen" bedeutet, daß sie nie die "geographische Enge" eines Heimatkunde-Unterrichts erlebt haben. :kopfkratz

Mir passierte um 1980 Jahre folgendes: Ich besuchte wieder mal das hessische Dorf, in dem ich als Kind die Inschriften an den Fachwerkhäusern abgeschrieben hatte – diesmal mit der Kamera, um sie zu fotografieren. Auf dem Parkplatz lungerten etliche halbwüchsige Jungens herum und langweilten sich – auf dem Dorf ist ja nichts los. Ich fragte sie nach einem Haus, das ich nicht finden konnte. Sie wußten es nicht, weil sie nie auf die Hausinschriften achteten, und versuchten sich mühsam zu erinnern, was sie etwa schon mal gesehen hatten. Ich erklärte, zeigte ihnen das Heftchen mit meinen Abschriften aus der Kinderzeit, und nach einer Weile waren sie Feuer und Flamme, zogen mit mir durchs ganze Dorf, erinnerten sich jetzt an Inschriften an Häusern der Nachbardörfer ... Ich habe ich mich damals gefragt: Hat die Schule oder sonst jemand diese Buben nie auf ihre Häuser und die Inschriften aufmerksam gemacht? Offenbar nicht. Aber warum nicht? Ich hatte ja gerade erlebt, wie leicht sie – selbst im "schwierigen Alter" von 15, 16 Jahren – dafür zu interessieren waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin Jahrgang 68 und wir hatten leider keine Heimatkunde im Schuluntericht.
In einer Ag nahm ich an mehreren Fahradtouren Teil, wo man auch etwas sehen konnte. Ansonsten lief das alles im Freundeskreis ab.
 
Zurück
Oben