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EXPERIMENTIERKÄSTEN - Wer erinnert sich?

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
In den 1970er Jahren waren Experimentierkästen zu naturwissenschaftlichen Themen eine sehr beliebte Beschäftigung:

ee2003.jpg

Philips Elektronik Experimentierkasten EE2003
(Wolfgang's Liebling)

Wer von Euch hatte Experimentierkästen? Zu welchem Thema hattest Du Experimentierkästen? Was war Dein Lieblingsexperiment?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Oh ja!
Ich hatte leider nie einen. Zu teuer und so. Aber meine Schulfreunde, die ich dann oft unauffällig besucht habe *g*
Lieblingsexperiment?
Egal, hauptsache es brodelt und zischt.

LG
Erich
 
Also ich hätte irrsinnig gerne eine Chemiebaukasten gehabt!

Ich hab mir das ganz toll vorgestellt: viele verschiedene Gläser in den unterschiedlichsten Formen und Größen, dazu bunte Pulver, aus denen man geheimnisvolle, gurgelnde & zischende Wässerchen brauen konnte,.. usw usf.

Leider fanden meine Eltern, dass die Beschäftigung mit einem Chemiebaukasten für ein Mädchen nicht adäquat sei :smi_heult und somit kam ich nie in den Genuss, geschweige denn in den Besitz eines solchen.
 
Ich bin in einer amerikanischen Zeitschrift aus dem Jahr 1950 auf ein besonders schönes Inserat zu Experimentierkästen der Firma Gilbert gestoßen.

Diese Firma bot alles an, was das experimentierfreudige Herz sich nur wünschen kann: von wunderschönen Säge-Sets (Holzsägen, Metallsägen, Laubsägen), Windmühlen mit Wasserpumpe, Dampfmaschinen, Mikroskope zum Experimentieren, Chemiebaukästen, Chemikalien-Sets etc:

Gilbert_Experimentierkasten_1.jpg Gilbert_Experimentierkasten_2.jpg

Doch wenn man genau hinsieht - was entdeckt man dann! :sensationell:

Das neue Gilbert ATOM ENERGIE LABORATORIUM!

Gilbert_Atomic_Energy_Lab.jpg

Von Amerikas führenden Atom-Wissenschaftlern entwickelt kann man damit über 150 Experimente mit echter Radioaktivität durchführen!
Ausgestattet ist das hübsche Set mit Geiger-Müller Zähler, Wilson Nebelkammer, Elektroskop, Spinthariskop, Neutronen und Protonen um Nuklear-Modelle zu bauen, Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlern und uranhaltige Erze.

Bemerkenswert ist auch, dass man nach Erfahrung mit den radioaktiv strahlenden Mineralien in diesem Experimentierkasten auch selbst in der Natur auf die Suche nach Radioaktivität gehen konnte: 10.000 Dollar zahlte die US-Regierung jedem, der radioaktive Lagerstätten entdeckte.

Zu diesem netten Experimentierkasten für Jugendliche schreibt Frank Patalong in seinem unlängst erschienenen Buch "Der viktorianische Vibrator. Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik":

"Trotzdem [wegen tödlicher Unfälle mit Radioaktivität] hielt sich der unbedingte Fortschrittsglaube, das Grundvertrauen in die Beherrschbarkeit aller Dinge bis spät in die 1950er.
Wie weit diese Naivität ging, lässt sich am besten mit dem Gilbert U-238 Atomic Energy Lab zeigen, das von 1950 bis 1952 zum damalig astronomisch hohen Preis von 50 Dollar verkauft wurde: Der Experimentierkasten für Kinder war deshalb so teuer, weil er neben einem Geigerzähler und anderen funktionierenden Messgeräten auch vier Proben radioaktiver Materialien enthielt - inklusive eines Gamma-Strahlers. Für den Bau einer eigenen Bombe reichte das zwar nicht, reichte aber locker aus, um sich selbst etwa durch Verschlucken der Mineralien nachhaltig zu vergiften."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich habe immer den herrlichen Sketch von Loriot (Administrator: Youtube-Link nicht mehr verfügbar) für eine Erfindung gehalten !!
 
Ich erinnere mich an "Kosmos" Kästen, z.B. Kristallezüchten usw.
Habe nie einen besessen, wohl aber während meiner Buchhandelszeit
an Kunden - nach Bestellung - verkauft. Vorrätig hatten wir sie nicht.-
Es gab daheim sog. Stabilbaukästen aus der Jugendzeit meines Vaters.
War nicht später "Fischertechnik" angesagt? Chemie war nicht so unser Ding!
Unser Sohn hatte dann Lego-Technik Mondfahrzeuge u. dgl. Es wurde wirklich
meist den Jungen vorbehalten. Ich hatte aber einen Laubsägekasten und sägte
Märchenbilder für meine kleine Schwester aus, diese wurden auch bemalt u.
kamen an die Wand im Kinderzimmer. Da war ich damals mächtig stolz - weil
ich als Mädchen so etwas geschaffen hatte. Leider wurde der Werkunterricht
in der Schule auch nur den Jungen geboten (wie gerne hätte ich emailliert,
Kupfer getrieben u. gehämmert usw. - war immer neidisch, wenn ich diese
Dinge bei einem Schulfreund sah)-wir mußten Socken stricken, häkeln, nähen ..
jetzt schweife ich wieder vom Thema ab. Grüße deshalb u. warte auf weitere
Berichte: Ulrike
 
Hallo,

auch ich erinnere mich sehr gerne an meine "Experimentier-Phase" in meinen Jugend-Jahren und als junger Erwachsener.

Alles fing damit an. dass eine weitaus ältere Cousine mir 1975 einen "KOSMOS All-Chemist 2000" schenkte:

AllChemist2000_01.JPG
AllChemist2000_BD.jpg


AllChemist2000_IH.jpg
AllChemist2000_IHVZ.jpg


Ich habe aufgrund einer latenten Tetraspastik von Geburt an Probleme mit der Feinmotorik beider Hände. Dennoch experimentierte ich schon vor 40 Jahren auch mit dem KOSMOS Elektronik-Labor XG und vielen Zusatzkästen dazu. Das Schaltpult und die sonstigen Teile wurden von mir bekannten Studenten des Maschinenbaus und der Elektrotechnik/Elektronik soweit vormontiert, so dass ich mit dem Stecken und Verbinden loslegen konnte. Das war damals schon eine Herausforderung, doch zu meinem Erstaunen und anderer kam ich nach längeren Training damit gut klar... Später hatte ich auch noch die KOSMOS E-Serie mit dem KOSMOtronik-System sowie die Kästen von BUSCH bis zum Microcomputer. Tja, wo die Sachen alle geblieben sind: Größenteils im jungen Erwachsenenalter an interessierte Jungs verschenkt, weil so viel Platz hatte ich nie... Mein Steckenpferd war und ist nach wie vor Chemie - jetzt die "historische Chemie" ....

Auch heute noch experimentieren ich sehr gerne. Hier meine Vorstellung in einem Chemie-Forum und zwei Artikel mit Experimenten:


Ein Ex-Hobbychemiker stellt sich vor...

Historische Chlor-Darstellung und Chlorbleiche

Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen


Durch den heute allgemein bösen Zeitgeist der staatlich geförderten und medial verbreiteten "Chemophobie" ist es nahezu unmöglich geworden, als privater Amateurchemiker an benötigte und interessante Chemikalien für höchst interessante chemische Experimente zu kommen.

"Chemie für echte Schmutzfinger" ist es auch es nun mal, wenn ab und zu´s stinkt. blitzt oder knallt - und wenn´s nur "Opas Blitzlichtpulver" ist. Genauso gehört der Umgang mit Säuren, Laugen, gesundheitsschädlichen und giftigen Chemikalien zum verantwortungsvollen und interessanten Experimentieren je nach Altersstufe dazu....

Die modernen Experimentierkästen dagegen werden jedoch aus Angst des Staates vor Terrorismus (Einschränkung persönlicher Freiheiten inklusive) und der Furcht der Autoren vor Haftung für gefährlichere Experimente immer harmloser - wie ich es aktuell mit einem KOSMOS CHEMIELABOR C1000 erlebe.... Dagegen ist der KOSMOS All Chemist 2000, mit dem ich vor 41 Jahren anfing, die reinste Wucht; z. B. mit'm netten Tischfeuerwerk oder der "Salzsäure-Fabrik"...

Gesamtgesellschaftlich ist dieses Hobby meiner Meinung nach heutzutage nicht mehr erwünscht. Und das "praktische Heranführen der Jugend an die Naturwissenschaft", das in den alten Experimentierbüchern immer so schön zitiert wird, ist ein historisches Phänomen geworden. Es ist heute nicht mehr nötig, weil die Naturwissenschaften Selbstläufer geworden sind. Die Geschichte hat die Amateurchemiker abgeschafft. Natürlich tut mir das leid, weil ich mein Hobby liebe. Andererseits glaube ich wirklich, daß es eine historische Episode war, die vorbei ist.

Erst wenn in Deutschland und EU alle Chemikalien verboten sind; auch Kochsalz und Essig Abgabebestimmungen unterliegen und der allerletzte Hobbychemiker das Handtuch geworfen hat; wird die Politik sehen, dass es immer noch Terrorismus und Drogen gibt.

Ohne Chemie jedoch kein Leben....
 
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