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Drei Elende aus dem Mittelalter

Elfie

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Der Fotograf Johann Frank, der auch schon für die SAGEN.at Fotogalerie schon einige historische Fotos zur Verfügung gestellt hat, arbeitet nun auch mit der Video-Kamera und drehte eine

MITTELALTERLICHE BALLADE UM DIE SCHICKSALSHAFTE BEGEGNUNG DREIER HÖCHST UNTERSCHIEDLICHER CHARAKTERE

auf der Ruine Weitenegg, also hinter meinem Rücken ;).

Wirklich sehenswert!

 
Ich habe mir den Film "Drey Ellende" von Johann Frank am Abend in höchster Auflösung angesehen und bin sehr beeindruckt!

Man merkt sofort, dass bei diesem Film ein großartiger Fotograf die Regie geführt hat. Die Wahl der Farben im Bild ist wohlüberlegt, der Umgang mit der Tiefenschärfe ist unaufdringlich aber bedacht gewählt und Schnitt und Nachbearbeitung sind großartig!
Die Filmmusik ist ein Glücksgriff und passt hervorragend zum Thema, auch die Kulisse und mögliche Kulissenbearbeitung sind super gemacht.

Ein bisschen Kritik:
die Maske finde ich nicht so gut, hier hätte der Regisseur etwas mehr Professionalität einsetzen können. Der Vagabund bei der Vorstellung mit perfekten Zähnen und relativ sauberen Händen (6:08 ff) wirkt im historischen Film etwas unglaubwürdig, hier wäre mehr Maske bzw. Farbe besser gewesen.

An manchen Schnittkanten wackelt das Bild (zumindest bei meiner Internetverbindung bei Youtube-Einstellung auf 1080 HD); wenn es nicht an der Verbindung liegen sollte, wäre der Einsatz eines DSLR-Gimbal empfohlen.

Überhaupt ist das Medium Youtube mit Sicherheit der falsche Ort für solche schönen Filmprojekte, hier würde ich unbedingt zu VIMEO raten, das nicht so schauderhafte HD-Kompression wie Youtube bringt.

Abgesehen von diesen kleinen Details ist der Film hervorragend gelungen und wir können uns hoffentlich bald auf weitere Werke von Johann Frank freuen!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Danke, das leite ich gerne weiter. Soviel ich weiß, soll es als Nächstes einen Wilderer-Film geben.
 
Ich habe mir den Film "Drey Ellende" von Johann Frank am Abend in höchster Auflösung angesehen und bin sehr beeindruckt!

Man merkt sofort, dass bei diesem Film ein großartiger Fotograf die Regie geführt hat. Die Wahl der Farben im Bild ist wohlüberlegt, der Umgang mit der Tiefenschärfe ist unaufdringlich aber bedacht gewählt und Schnitt und Nachbearbeitung sind großartig!
Die Filmmusik ist ein Glücksgriff und passt hervorragend zum Thema, auch die Kulisse und mögliche Kulissenbearbeitung sind super gemacht.

Ein bisschen Kritik:
die Maske finde ich nicht so gut, hier hätte der Regisseur etwas mehr Professionalität einsetzen können. Der Vagabund bei der Vorstellung mit perfekten Zähnen und relativ sauberen Händen (6:08 ff) wirkt im historischen Film etwas unglaubwürdig, hier wäre mehr Maske bzw. Farbe besser gewesen.

An manchen Schnittkanten wackelt das Bild (zumindest bei meiner Internetverbindung bei Youtube-Einstellung auf 1080 HD); wenn es nicht an der Verbindung liegen sollte, wäre der Einsatz eines DSLR-Gimbal empfohlen.

Überhaupt ist das Medium Youtube mit Sicherheit der falsche Ort für solche schönen Filmprojekte, hier würde ich unbedingt zu VIMEO raten, das nicht so schauderhafte HD-Kompression wie Youtube bringt.

Abgesehen von diesen kleinen Details ist der Film hervorragend gelungen und wir können uns hoffentlich bald auf weitere Werke von Johann Frank freuen!

Wolfgang (SAGEN.at)

Besten Dank für das Lob und die sachlich fundierte Kritik. Ganz offensichtlich besteht ein Problem mit der "Maske". Leider hatten wir keinen Visagisten - da das gesamte Projekt praktisch ohne Budget auskommen mußte. Auch die Kostüme waren geborgt und mußten natürlich unversehrt zurückgegeben werden. Außerdem standen mir die Darsteller nur einen einzigen Tag zur Verfügung - so dass praktisch das gesamte Projekt an einem Tag abgedreht werden mußte. Auch zu den Fehlern der Nachbearbeitung kann ich dazu stehen. Zwar habe ich durchaus fortgeschrittenes Wissen in der Bildbearbeitung (Photoshop und Lightroom), aber der Videoschnitt und die Postproduktion waren für mich gänzlich neu und mußte mich mit vielen Fehlern und Neuversuchen erst Schritt für Schritt heranarbeiten. Das alles soll natürlich keine Ausrede sein - der Film ist wie er ist - mit viel Herzblut gemacht, aber auch mit vielen Unzulänglichkeiten. Hervorheben möchte ich aber die Lyriks, die von meinem Sohn Pjotr Frank erst nach Fertigstellung des Videos in nächtelangen Überlegungen hinzugefügt wurden und die - meiner Meinung nach - erst den wirklichen Charme dieses meines ersten Videos ausmachen. Beste Grüße Johann Frank
 
Ich kenn mich technisch überhaupt nicht aus, daher gefällt mir ein Film aus allen möglichen anderen Gründen, aber hier glaube - besser: spüre ich - dass die Lyriks das Ganze tragen. Durch die richtigen Worte erzählt eine paar-Sekunden-Szene eine ganze Geschichte. Ich hab es mir zum 3. Mal NUR in Konzentration auf den Text angeschaut.
So seh ich das - völlig unprofessionell aber mit viel Vergnügen ;).
 
Wirklich ein sehenswerter Film mit wunderbaren Bildern ! Mich würde interessieren, um welche Ballade es sich da handelt.
 
Danke für das Einstellen. Ich werde mir den Film auch sehr gerne ansehen und bin aufgrund der positiven Rückmeldungen nun ganz besonders gespannt darauf!
 
Wirklich ein sehenswerter Film mit wunderbaren Bildern ! Mich würde interessieren, um welche Ballade es sich da handelt.

Hallo Klarad,
danke für dein Interesse. Hier die Erklärung: Als der Film fast fertig war wurde uns klar, dass die Handlung in einigen Szenen durch die Bildsprache nicht richtig erklärt war. Also mußte eine Texterklärung her. So entschloss sich mein Sohn Peter Frank eine Ballade zu schreiben, die eine Erklärung der Handlung weitgehend unterstützen und gleichzeitig auch die mittelalterliche Stimmung haben sollte. Natürlich ist es nicht Mittelhochdeutsch - das wäre für die meisten Zuschauer nicht wirklich verständlich gewesen - sondern eine Art Kunstsprache im mittelalterlichen Stil. Übrigens hat Peter diese Ballade auch in Englisch übersetzt und diese Übersetzung steht wahlweise dem Film auch als Untertitel zur Verfügung. "Shakespeare schau owa!"

lg Franky
 
Und evt. noch ganz sparsam eine günstige Nebelmaschine einsetzen.

Wolfgang (SAGEN.at)

Danke für die professionellen Tips. Vor allem der Hinweis auf VIMEO hilft mir möglicherweise weiter. Werde dort mal meine Finger ausstrecken.

Die Nebelmaschine wäre sicher vorteilhaft gewesen. Wir waren ein ganz kleines Team und mußten alles selber zu den unwegsamen Locations tragen. Da wäre wieder zusätzliches Personal notwendig gewesen und natürlich der leidige Zeitfaktor, da wir alles an einem Tag abdrehen mußten. Natürlich wurde da bei vielen Szenen "geschludert" - jede einzelne Einstellung hätte viel mehr Zeit und Liebe verdient - das ist mir ohnehin klar. Auch die DSLR-Gimbal wäre eine maximale Alternative gewesen - für ein No-Budget-Projekt wie dieses aber außerhalb unserer Möglichkeiten.
lg Fotofrank
 
Hallo Frank,

bezüglich Gimbals gibt es zwischenzeitlich relativ günstige Lösungen, also gute GoPro-Gimbals ab 70 € und DSLR-Gimbals ab 230 €. In dem Zusammenhang muss aber auf ein Problem hingewiesen werden, das das Filmen mit Gimbals extrem aufwändig und nervig macht: die Gimbals sind außerordentlich mühsam zu justieren!

Ich kann nur aus meiner Erfahrung mit GoPro-Gimbals berichten, wo sich etwa durch Batteriewechsel an der GoPro eine neue Montage der Cam naturgemäß um 2 mm verschoben ergeben kann und das Gimbal dann partout verrückt spielt und vor dem Hauptmotiv auf einem schrägen Horizont besteht. Bei der nächsten Montage kann es dann wieder ganz brav sein...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
So will ich mich als Fabrikator der Ballade auch noch zu Wort melden.

Vorweg mal vielen Dank für das Lob.
Zum Zweiten wollte ich in die Runde fragen, ob jemand einen englischen Native-Speaker mit Anglistik- bzw. lyrischem Background kennt, der gerne mal über meinen Versuch die Ballade ins Angelsächsische zu übertragen rüberlesen will. Obwohl mir das englische Poem durch Lord Byron, Kipling etc. durchaus vertraut ist, ist Englisch nicht meine Muttersprache. Wäre klass' wenn wir so noch den einen oder anderen "Holperer" rausbekommen könnten. Vielleicht machen wir dann noch eine englisch gesprochene Version des Films. Danke im Voraus.

Three wretches

01
Lo and behold yonder story
Of three wretches' misery
Forlornly roaming in their worry
Sans honour, their morals blurry
And learn of what their tale might be

*

02
Tankred was of noble breed
Whose heritage came asunder
By adversary’s evil deed
Foemen forced him in their greed
To flee his home and wander

03
So he embraced papal decree
Donning crusade's attire
The holy lands he went to see
Fought saracens by sacred plea
With effort, sword and fire

04
To battle the infidels horde
Made him abhor the slaying
of countles enemies he gored
inspired him to pledge his sword
to the Knight Templars' swaying

05
To shield and to protect the weak
This oath he vowed not lightly
To pilgrims most devout and meek
On holy journeys dire'n bleak
He'll be a guardian brightly

*

06
Peril, pain, tormenting plight
Are pilgrim's travel-fellows
On the trail to sacred site
A-wandering from dawn to night
Their sting churchwardly mellows

07
But when a palmer doth decide
To follow atonement's path
The cause in days of yore incite
In former wrongs he longs to right
To thwart his conscience's wrath

08
Balthasar here, a sinner too
Devout, forgiveness craving
His burden great, his life askew
By rage and greed destroyed true
Hoped for deliv'rance' saving

09
Once upon a distant day
His spouse he found a-slumber
Beside a stranger in the hay
In intimate embrace they lay
Bereft garments to encumber

10
It was a nobleman most lewd
Who lured his wife to treason
The onlooker's enragement grew
His wrathful dirk gave them their due
'Til blood ran red beneath'em

11
The ghastly canvas that he drew
Woke in him repent purely
The two adulterers he slew
Deeply veiled in crimson dew
Will earn him hell most surely

12
Now that the ire subsided
The atrocity is plain
By hasty deed, misguided
Their cruel demise decided
His hence and future pain

13
With tense and bloodstained finger
He took the wooers purse
Made the slain his fortune-bringer
And he felt no urge to linger
Fled home from bad to worse

14
To soothe his torment's ragin'
for Compostela he did head
Thus avoided justice's wagin'
Trial, verdict, rightful cagin'
And indulged in wealth instead

15
And because each christened soul
Can hope for absolution
He granted to himself parole
For pilgrim's penance will console
And serve as retribution

*

16
A rover's scant and woeful lot
Is a life of meager blessings
Shunned and starving, ill-begott'
Weak and tired of "having-not"
A-clad in pauper's dressings

17
Thusly dwelled yonder lad
Young Everd called by name
Outlawed - and since walks in dread
The roadside ditch his night-time bed
Vagabond all the same

18
And while he roams through frigid air
With naught but life to cling to
He dreams of Gold an wenches fair
But all is birthed by grim despair
Mere thought, no truth to link to

19
Thusly deprived of basic need
No helpful alms were handed
Piqued by the clawing urge to feed
The road leads towards evil deed
One ends up a caitiff bandit

20
To dabble in the muggers trade
After apt consideration
Bodes vile - but with decision made
Bends virtues to a darker shade
Though leads out of deslolation

*

21
The chimes of silver and of gold
From well-filled pouch emergin'
Sang of aliments manifold
Everd - harken and behold
Thy luck will turn a-surgin'

22
He stalks his fleeing quarry
Wielding his bodkin blade
To end the pilgrim's sorry
And wretched life of worry
For there is plunder to be made

23
But Fortuna casts a smile
Upon the chased'n battered soul
Fleeing the highwayman most vile
By putting shelter on his trail
Makes templars rest his goal

24
Calling upon the camping knight
To deliver him from crisis
The pilgrim begging him to smite
The bandit - who appears to sight
And clash of arms arises

*

25
When Tankred wrestled down his foe
And to the ground did send him
Helpless before him, full of woe
Everd awaits the final blow
The pilgrim roars to end him!

26
The knight remembers days of war
When blood he spilled a-plenty
While knowing not the reason for
The carnage - and wishs nevermore
Commit a deed thus empty

27
The pilgrim's shout keepeth anon
His sword he shall thrust truly
To slay for good the wicked one
Because it's fair and justly done
Well deserved and overduely

28
But weary of his dreadful trade
He weighs his scope of action
The journeyman's macabre tirade
The scoundrels meager life forfeit
And picks the latter faction

29
Alms he gives from pilgrim's purse
To the moribound rover
Bewilderment and strife disperse
But none of them is off the worse
And the argument is over

*

30
Who wretchedly prowls far from home
Is well advised by sharing
With fellows who do also roam
Through relentless lands unknown
And to uphold a gentle bearing

31
Thus soothe your wrath, me angry lad
And have the strength to choose it
Harness wisdom's might instead
And have faith to use thy head
Instead of merely lose it
 
Hier noch das zuerst entstandene deutsche "Original":

Ballade für "Drey Ellende"

01
Hier hebt sich an die Märe
Von ellend Degen drey'n
Ließen fahren ihre Ehre
Durch Schicksals harte Lehre
Und fügten sich darein

*

02
Tankred hier, eyn Recke stark
Um's Erbtheil warth bethrogen
Viel Feind bedrängete ihn arg
Ihm blieb kein Lehen in der Mark
Ward ins Exil gezogen

03
So folgte er des Papstes Ruf
Und ritt in heil'ge Lande
Focht dort zu Fuße und zu Huf
Was Grimm und Glauben in ihm schuf
Zu sühnen seine Schande

04
Trutzend der Ketzer Horden
Gewann er manche Schlacht
Doch wurd' er müd dem Morden
Ward in der Templer Orden
Zum Kriegermönch gemacht

05
Wie's ihm der Schwur gebeuet
Schützt er nun Pilgers Pfad
Kein Mühsal er gescheuet
Doch hat ihn oft gereuet
Manch derb und bluthig Tath

*

06
Des Wallfahrers Queste
Birgt Mühsal und Gefahr
Führt in heilige Paläste
Zu beten für das Beste
Heißt wandern Tag und Jahr

07
Tut man die Entscheidung kund
Zu geh'n auf Pilgerspfaden
Liegt oftens das Gewissen wund
Manch Sünde ist zumeist ein Grund
Der Heimat zu entsagen

08
Auch der Meister Balthasar
Sucht' der Vergebung Gnaden
So erlag er Avaritia
Und Ira sein Verhängnis war
Hatt' Schmach auf sich geladen

09
Einstens da begab es sich
Er fand die holde Buhle
Mit einem andern inniglich
Lüstern und gar minniglich
Traut schlummernd in der Kuhle

10
Es ward ein reicher Edelmann
Der ihm sein Lieb verführet
Voll Groll hob er den Dolch hoch an
Stach auf die Leiber ein sodann
Bis keins sich mehr gerühret

11
Und als er seinen Frevel sah
Voll rotem Tau die beiden
Die toten Augen ungewahr
Wehe Dir O Balthasar
Die Hölle wirst’ erleiden

12
Sein Tun ihn blank entsetzet
Nun da die Wut gebannt
Vergoss'nes Blut benetzet
Was meuchelnd' er verletzet
Gewissen, Wams und Hand

13
Schnell raffte er zusammen
Des Freiers Hab und Gut
Die Geldkatz' des Infamen
Mit zitternd' Fingern, klammen
Nahm Pilgerstab und Hut

14
Um zu lindern seine Qual
Zieht er gen Compostela
Zu fliehen Schiedsspruch und Ordal
Stellt' er Glauben vor Moral
Und frönt so manchem Heller

15
Und weil ein jeder guter Christ
Kann auf Verzeihung hoffen
Setzt er sich der Buße Frist
Billigt, was nicht zu ändern ist
Wähnt's Himmelreich ihm offen

*

16
Das Los des Vagabunden
Es ist ein hart' Geschyck
Verfrorn, verfemt, zerschunden
Verzehrt, was er gefunden
S'ist der Vogelfreyen Glyck

17
So lebt Junker Ewerde
Seit jener ward verbannt
Von heimatlichem Herde
Schläft nun auf feuchter Erde
Zieht streunend über's Land

18
Bedeckt von Lumpenfetzen
Darbt Ewerd vor sich hin
Und träumt von großen Schätzen
Von sündhaft drallen Metzen
Doch bleiben's Phantasie'n

19
Hat einer nun die Mittel nicht
Zu füllen sich den Magen
Wird Eigenwohl zur ersten Pflicht
Man wird Bandit und Bösewicht
Um Gut sich zu erjagen

20
Als Dieb sich zu verdingen
Ist wohl ein schändlich Tath
Doch Hunger mag's erzwingen
Sich der Tugend zu entringen
So man kein Hoffnung hat

*

21
Des Beutels güldner Münzenklang
Verhieß fürstliche Gaben
Von Braten, Bieren, Brot er sang
Dem Räuber dies zu Ohren drang
Er wollt' sich daran laben

22
Mit blank gezückter Schneide
Stellt er nach dem Pilgerlein
Zu tun ihm viel zu Leide
Für Silber, Gold, Geschmeide
Jagt er ihm hinterdrein

23
Doch ein Gott Erbarmen hat
Mit dem gehetzten Manne
Als dieser wähnt die Beine matt
Schaut er vor sich die Lagerstatt
Des Templermönchs sodanne

24
Vor den Recken wirft er sich
Der als Pilger ihn erkennet
Zitternd von dem Dieb er spricht
Als dieser jäh ins Lager bricht
Und wilder Kampf entbrennet

*

25
Als Tankred mit geübter Hand
Warf den Schurken vor sich hin
Vor Ort hatt' er ihn fest im Band
Ewerdes letzte Hoffnung schwand
Als es gellet: "Töte ihn"!

26
Verwich'ner Zeit gedenket er
Gemetzel, Tod und Morden
Den Strauchdieb vor sich ohne Wehr
Doch meucheln will er nimmermehr
Als Mönch Salomon's Orden

27
Und wieder schallt des Pilgers Wort
Das scharfe Schwert zu netzen
Mit Räuberblut den spitzen Ort
Was rechtens sei und lang kein Mord
Er sollt' den Schelm zerfetzen

28
Dem Rittersmann scheint's just nicht gut
Was er vor sich erblicket
Des Pilgers dreister Durst nach Blut
Des kargen Diebes Todesmut
Den Schreier weg er drücket

29
Er gibt nun von des Pilgers Gold
Dem mageren Vaganten
Verdutzt man ihm Erstaunen zollt
Doch jeder hat, was er gewollt
Und keiner kommt zu Schanden

*

30
Wer ellend in der Fremde weilt
Dem steht's gut an, wenn weise
Er füglich seine Habe teilt
Dass ihn nicht Grimm und Furcht ereilt
Auf seiner Lebensreise

31
Item nutz' wohl des Hauptes Kraft
Und such' den Mut zu schüren
Zu mündiger Gedankenschaft
Und hüte dich auch dauerhaft
Den Kopf nicht zu verlieren
 
Wunderschön zu lesen, sehr stilvoll. ich liebe dergleichen. sehe mich als
kind vor dem fernseher: Roger Moore als Ivanhoe (zum Beispiel), war dann
"hin und weg". Später las ich viel Historisches, da sahen die Helden (zum
Beispiel Richard Löwenherz) etwas "angekratzt" aus, man begriff, wie
einseitig die Informationen über die Kreuzzüge u. dgl. bisher waren. -
Genauso war es ja übrigens mit dem thema "Cowboy und Indianer" usw.
Gut, wenn "Schattenseiten" nicht verschwiegen werden!-
Konnte mir erst zum obigen thema wenig vorstellen, nun bin ich recht
angetan und lese (und schaue) hier gerne weiter!
Viele Grüße aus dem alten "Sachsenland" (Spaß): Ulrike
 
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