• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Die erste Glotze

dolasilla

Active member
...hielt in unserer Familie Einzug im Jahr 1975.
Außer "Am, dam, des" und dem Sandmännchen gabs da anfangs kaum Sendungen für Kinder.

Und damals (und auch noch viel später) wurde noch nicht die ganze Nacht hindurch Sendungen gezeigt, sondern um Mitternacht war beinhart Schluss - da wurde dann das ORF-Testbild (lauter bunte Farbkästchen) gezeigt.

Für uns Kinder, später Jugendliche, war es quasi ein Ritual ins Erwachsenenleben oder schlichtweg die Tatsache einer sturmfreien Bude (=elternfreie Wohnung), wenn wir am nächsten Tag in der Schule vor unseren FreundInnen damit prahlen konnten, gestern tatsächlich bis zum Testbild ferngeschaut zu haben!

Ja, damit konnte man echt Eindruck schinden ;-)
 
Ich glaube, das Testbild über Nacht kam erst sehr spät.

Da war doch nach Sendeschluß zuerst die österreichische Bundeshymne, mit einer wehenden Beamtenfahne (Achtung: nicht der Bundesflagge!!!, tatsächlich die Beamtenfahne mit dem Adler! Die falsche Fahne, mit der auf Fußballspielen und anderen Sportveranstaltungen oft die Fans wacheln und winken, die aber als Flagge aber eben falsch ist :) )

Und kurz nach der Bundeshymne hat es "Plopp" gemacht und dann war das Schwarz/Weiße "Grieseln", weil die Sender abgeschaltet haben. Ich glaube, das Testbild wurde erst in der Früh eingeschaltet?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ach, du meine Güte! Bin ich schon so alt?

Bei uns gab's Fernsehen in den späten Fünfzigern in Schwarz-Weiß. Dienstags und Donnerstags, soweit ich mich erinnere. An diesen Tagen wurde aus dem Kreis der Familie ein Halbkreis ;)

Es gab nur ein Programm. Zu Beginn sah man ein Testbild mit der Ansage "Hier ist der Österreichische Rundfunk mit seinem Fernsehprogramm. Sie sehen und hören uns über die Sender [Sendername] auf Kanal [Nummer], ... " und dann wurden die Sender aufgezählt.

Eine Minute vor Programmbeginn kam eine Uhr ins Bild, untermalt mit dem Motiv der Zauberflöte.

Das Programm begann mit Kasperl oder etwas ähnlichem (das durften wir uns ansehen). Dann die Nachrichten, die schon von Anfang an "Zeit im Bild" hießen. Der Trailer war ein Sekundenzeiger mit einer sich drehenden Weltkugel als Zifferblatt. Nach den Nachrichten gab es noch einen Film oder ein Theaterstück (live!) oder ähnliches. Dann war mit dem Abspielen der Bundeshymne Schluss.
 
SAGEN.at schrieb:
Ich glaube, das Testbild über Nacht kam erst sehr spät.
Da war doch nach Sendeschluß zuerst die österreichische Bundeshymne

Genau, die Bundeshymne - hab ich glatt verdrängt, aber jetzt fällts mir wieder ein!
Meiner Erinnerung nach kamen Testbild und Bundeshymne gleichzeitig, also per Sendeschluss. Kanns aber nicht beschwören...
 
die schon von Anfang an "Zeit im Bild" hießen

Die "Zeit im Bild" ist wohl auch eine der ganz großen Institutionen in Österreich. Hat mich als Kind immer gelangweilt, da in meiner Kindheit immer Bruno Kreisky mit Hannes Androsch gestritten hat. Die Bilder vom Vietnam-Krieg waren sehr erschütternd. Ich erinnere mich an die Luftaufnahmen, wie sie vom Flugzeug auf die Wälder in Vietnam mit dem Maschinengewehr gefeuert haben. Wenn die Amerikaner wieder in einem Dorf gefilmt haben, waren die herumirrenden Frauen und Kinder in Großaufnahme zu sehen und meine Mutter hat dann immer gesagt: "Schau, Du kannst im Garten spielen und bei denen ist Krieg!"
Ich fand das als Kind sehr erschütternd.

Dafür gab es nach der "Zeit im Bild" einen Vorläufer der "Seitenblicke": Als Trailer waren da die Anschläge einer Schreibmaschine zu sehen und es gab ein paar friedliche Szenen Kunterbuntes aus aller Welt. Ich glaube, das war noch in den ganz späten 1960er Jahren?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
SAGEN.at schrieb:
Die "Zeit im Bild" ist wohl auch eine der ganz großen Institutionen in Österreich.
Wolfgang (SAGEN.at)

Jau, in unserer Familie war "Zeit im Bild" praktisch ein Heiligtum. Da durfte nicht geredet werden, weil die Eltern sonst was Wichtiges verpassen könnten.

Ich fand das total ungerecht - wenn ICH "Biene Maja" geschaut hab (und für mich war im Alter von fünf Jahren die Biene Maja ungefähr so wichtig, wie für meine Eltern die "Zeit im Bild") - dann haben auch immer alle durcheinander gequatscht und niemand hat es gestört, dass ich grade verpasse, wie die tapfere Biene eine Fliege aus dem Netz der fiesen Spinne rettet ;-)

Ich kann mich noch erinnern, dass meine Mama immer, wenn in der "Zeit im Bild" der Josef Taus zu sehen war, gemeint hat, sie würd am liebsten auf den Taus, also halt auf den Fernseher spucken!

Sie hats aber nie gemacht, weil auf's anschließende Fernseher-Putzen hatte sie verständlicherweise keine Lust!
 
Mein Vater ist meistens so um 7 Uhr Abends heimgekommen, da wurde dann je nachdem schnell oder langsam gegessen, denn die "Zeit im Bild" um 19.30 durfte nie versäumt werden. Ich glaube, wir haben die Sendung auch nie versäumt. Da war dann auch für eine halbe Stunde völlige Ruhe angeordnet...

Übrigens glaube ich mich zu erinnern, dass die "Zeit im Bild" um 19.30 eine besonders nervige Melodie bei der gefilmten Analog-Uhr vor 19.30 hatte:
"Ton Ton Ton Ton (ansteigend), Ton-Ton (kurz), Ton-Ton (kurz)"

Ich fand das total ungerecht - wenn ICH "Biene Maja" geschaut hab
Das ist ein wichtiger Gedanke! Dazu kann ich Dir nur zustimmen!

Ich habe das für mich in späterem Alter in Erinnerung. Als ich "Ohne Maulkorb" und eine Hitparade, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, sehen wollte, haben auch alle gequatscht...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Meinst du vielleicht die Hitparade mit Udo Huber?

Nein. Die war nur im Radio.
Im Fernsehen gab es auch eine Hitparade in den 1970er-Jahren. Ich glaube "Ohne Maulkorb" war am Samstag um 18.00 bis 18.30 und die Hitparade war von 18.30 bis 19.00. (Das weiß ich deshalb, weil um 19.15 die sogenannte Samstag-Abend-Messe in der Kirche anfing und es daher immer stressig wurde, also Mantel, Schuhe und Schal anziehen vor dem Fernseher...)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Igitt, die schwarzweiß Welt hat mich wieder!

Meine ersten Kindereindrücke waren Heinz Conrads (Serwas die Madln ...), die Löwinger Bühne ... und sogar den Namen eines der damaligen Nachrichtensprecher hab ich noch verinnerlicht: Herbert Kragora ....
Das Testbild war schon zu dieser Zeit da, vor und nach der Sendung. Es war eine weiße Scheibe mit Ringen, senkrechten und waagrechten Strichmustern. Man brauchte diese, um die optimale Einstellung (Verzerrung, Frequenz, Zeilenstopp, Helligkeit und Kontrast) finden zu können; dafür hatte man an der Rückseite des Fernsehers einen roten (Farbe und Kontrast) und einen schwarzen (Verzerrungen usw. ). Warum ich das noch weiß? Den weiblichen Familienmitgliedern war das Drehen an diesen Knöpfen vom Elektriker (!) verboten worden *gggg*. Wir Buben kapierten das natürlich viel besser (Meine Damen, bitte nicht schimpfen: Ich berichte aus einer lang zurückliegenden Zeit!!!) ;-)

Für die Familie interessant war das "Quiz 21" wobei 2 Kandidaten in (schalldichten) Kabinen mittels Kopfhörer und Mikrofon Fragen verschiedener Schwierigkeit (=Punkte) auswählen konnten. Wer als erster die "21" erreichte, war Sieger ...ich glaube, den Kandidaten waren jeweils die Punkte des Kontrahenten unbekannt ...

Die ersten Fußballspiele waren "Blindflug": der "Fernsehfußball" war noch nicht erfunden, der braune Lederball praktisch nicht zu sehen.

Später kam noch die köstliche deutsche "Willy Millowitsch-Bühne" dazu; aufgrund der "würzigen Sprache" wurde ich als Jüngster vom Bildschirm verbannt. (Ich schaffte aber fast eine ganze Aufführung durchs Schlüsselloch mitzukriegen - ohne Text!!)

Hans und Lotte Hass lernte ich auch so kennen - und sah die erste Frau meines Lebens in einem Badeanzug! (Mutter kam zu spät um uns Brüder zu vertreiben und so unser Seelenheil zu schützen!)

Otto König's "Rendezvous mit Tieren"; später "... mit Tier und Mensch" war eine Pflichtsendung für mich und für alle Kinder erlaubt ... er ließ vor laufender Kamera eine Kreuzotter frei (!) auf seiner Hand und demonstrierte so die Ungefährlichkeit. (Ich hab das später mal nachgemacht : 's klappt wirklich, die Viecher sind nicht aggressiv - ich will aber keinen zu dieser Sache verleiten; 's kann auch kräftig schiefgehen!!!)

Bei Franz Antel-Filmen wurden wir weggesperrt, dafür kamen Nachbarn und alle waren lustig - nur wir nicht!!!

Heute hab ich keinen Fernseher mehr - so bleibt mir Zeit für meine Hobbies - und die heutigen Programminhalte lassen sich leicht verschmerzen ;-)

Norbert
 
cerambyx schrieb:
Für die Familie interessant war das "Quiz 21" wobei 2 Kandidaten in (schalldichten) Kabinen mittels Kopfhörer und Mikrofon Fragen verschiedener Schwierigkeit (=Punkte) auswählen konnten.

Die "Elferfrage" ist heute noch sprichwörtlich!
 
Es gibt hier so schöne, längst vergessene Themen! ;)

Also, die erste Glotze: Wir hatten ab 1953 ein Fernsehgerät, weil mein Vater als Ingenieur an der Entwicklung der Geräte arbeitete. Niemand außer uns kannte so ein Ding, und unseres diente angeblich nur der Erprobung – was plausibel war, da ja nur von 20 bis 22 Uhr gesendet wurde. Es gab einen einzigen Sender, Bildstörungen waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel; an manchen Tagen war fast nur Schneegestöber zu sehen, und wir jubelten, wenn wir kurz mal eine richtig erkennbare Person über den Bildschirm laufen sahen ...

Die Rückwand des Fernsehers lag während der Sendezeit am Boden, mein Vater saß dahinter und legte das Gerät oft auf die Seite, um besser in seinen Eingeweiden herumfummeln zu können; wir saßen dann mit auf die Schulter gekippten Köpfen davor. Oft bekamen wir nur das Bild ohne Ton zu sehen oder den Ton ohne Bild zu hören, und auf unsere Proteste hin hieß es, das sei erprobungshalber nötig. Das stimmte nicht immer – wenn ihm etwas am im Programm nicht zusagte, schaltete er ab – Bild oder Ton, je nachdem, was ihm mißfiel.

Selbstverständlich durften meine Mutter und erst recht wir Töchter den Fernseher nicht einschalten. Dafür bestand aber auch keine Notwendigkeit, da ja tagsüber ohnehin nicht gesendet wurde. Es gab noch keine Fernbedienung, aber mein Vater baute eine; auch sie war für die Familie tabu.

Den großen Tag habe ich leider nicht miterlebt, da war ich gerade in einem Ferienheim. Das war die Fußball-WM 1954 (das "Wunder von Bern"). Als einzige Fernsehbesitzer weit und breit war meine Familie natürlich verpflichtet, ein paar Leute zum Fußball-Gucken einzuladen. Noch heute krümmt sich meine Schwester vor Lachen bei der Erinnerung daran, wie unser Hausarzt schreiend im Zimmer herumhüpfte, völlig unfähig, sich wieder zu beruhigen ...
 
Na wirklich, was du alles entdeckst :)!

@Wolfgang: „Ohne Maulkorb“ – hat sich da nicht Vera Russwurm entdeckt, indem sie immer aus der hintersten Reihe nach vorne redete, nachdem sie schon als „Tritsch-Tratsch-Mädchen“ von Jocki Kirschner bekannt war? Die Hitparade könnte Spot-Light mit Peter Rapp gewesen sein.

Die ersten Fernsehstunden verbrachte ich vor der Auslage unseres Elektro-Händlers, der immer die Kindersendungen aufdrehte. Wenn ich mich richtig erinnerte, durfte man drinnen auch Sportsendungen anschauen.

Der erste zu Hause Anfang der 1960er Jahre war ein kurzes Vergnügen, denn als meine Eltern sich trennten, war auch der Fernseher weg.

Mein erster eigener war ein Geschenkter, natürlich schwarz/weiß und auch ich mußte gegen Ende seines Lebens, das ich natürlich aus finanziellen Gründen hinauszögern wollte, mit fehlender Rückwand schauen, weil der Anschluss einer Röhre defekt war. Mit zunehmender Wärme löste sich das Pflaster, das das Ding zusammenhielt und dann war der Ton weg. So hatte ich immer einen langen Schraubenzieher liegen, mit dem ich das Pflaster wieder andrückte. Bis zum nächsten Mal.

Meine Lieblingssendungen waren "Tier und Mensch" mit Otto König, dann hatte Hoimar von Dietfurth eine wunderbare Sendereihe, deren Titel ich nicht mehr weiß. Heinz Konrads sowieso und die Peter Alexander-Show war auch immer ein Höhepunkt.
Und Hans-Joachim Kulenkampf mit dem Vorspann der Eurovision.
Später wurde es immer mehr und dadurch die nachhaltigen Eindrücke weniger ;).
 
Ich hab noch mehr Nettes entdeckt, das ich in den nächsten Tagen nochmal ins Leben zurückrufen werde. ;)

An besondere Lieblingssendungen kann ich mich eigentlich nicht erinnern. So ganz allgemein an Peter Frankenfeld mit der großkarierten Jacke und an Heinz Erhardt, der sich das Auge durch die glaslose Brille rieb und mit gespielt-dämlichem Gesichtsausdruck sagte: "Noch 'n Gedicht" ... Aber Lieblingssendungen? Ich wüßte nicht.

Unvergeßlich ist mir aber die unglaubliche Aufregung, in die ganz Deutschland verfiel, als das ZDF um 1970 auf die Idee kam, die Nachrichten von einer Frau sprechen zu lassen. Der allgemeine Tenor war: Nachrichten seien schließlich eine ernste Sache, da habe eine Frau nichts zu suchen ... :D
 
Jetzt hab ich doch auch mal gegoogelt :D, leider fand ich erst 1975 die erste Frau, bei einigen sehr frühen steht leider keine Jahreszahl dabei. Alles weiß Wiki also auch nicht ;)
 
Jetzt hab ich doch auch mal gegoogelt :D, leider fand ich erst 1975 die erste Frau, bei einigen sehr frühen steht leider keine Jahreszahl dabei. Alles weiß Wiki also auch nicht ;)
Ich hab auch gegoogelt; bei uns war es Wibke Bruns: "Als politische Journalistin war sie am 12. Mai 1971 die erste Frau im westdeutschen Fernsehen, die Nachrichten präsentieren durfte. Noch im selben Jahr moderierte sie im ZDF die Nachrichtensendung heute, was damals großes Aufsehen erregte." (Quelle) "Großes Aufsehen" ist gewaltig untertrieben; ein Teil der Nation hat sich geradezu überschlagen vor Empörung. :smi_ersch
 
Jetzt hab ich doch auch mal gegoogelt :D, leider fand ich erst 1975 die erste Frau, bei einigen sehr frühen steht leider keine Jahreszahl dabei. Alles weiß Wiki also auch nicht ;)
Du solltest Googleunterricht bei Babel nehmen! :smi_predi Ich eigne mich da als Lehrer kaum! :D

Soweit ich weiß, war Franziska Kalmar die erste Fernsehsprecherin in Österreich und hatte 1955 ihren ersten Auftritt! Siehe auch hier ein Rückblick
(Admin: externer Link existiert nicht mehr) über die Anfänge der weiblichen Ansagerinnen und Moderatorinnen im ORF.
 
Ich eigne mich da als Lehrer kaum! :D

Soweit ich weiß, war Franziska Kalmar die erste Fernsehsprecherin in Österreich
Wieso nicht? :kopfkratz

Fernsehsprecherinnen gab es natürlich auch bei uns sehr früh (oder von Anfang an, das weiß ich nicht mehr), das waren aber reine Programmansagerinnen. Furchtbar wurde es erst, als man einer Frau zumuten wollte, die Nachrichtensendung ("eine ernste Sache", wie gesagt) zu moderieren. Da wart ihr uns also um Jahre voraus ... Ich verneige mich in Ehrfurcht vor soviel Emanzipiertheit! :smiley_da
 
Soweit ich weiß, war Franziska Kalmar die erste Fernsehsprecherin in Österreich

Die ist mir gestern noch im Bett eingefallen, ich kam nur nicht gleich auf den Namen: Kal... Kal..., na die Frau vom Muliar eben :D.
Das ist ja der Unterschied, ich glaube, die hat nur Programm angesagt. Ich hatte die ZIB-Ansager geschaut, bei der Stenzel steht kein Jahr.
 
Zurück
Oben