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SAGEN.at

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Teammitglied
Das Thema Zeit und Eisenbahn würde mich sehr interessieren.

Die Zeit war und ist eine sehr große logistische Herausforderung für die Bahn.
Hat die Eisenbahn die Sonnenuhr abgelöst?
Wie wurden in der Monarchie die Uhren verteilt?

Wie stellt man überhaupt eine Uhr in einer abgelegenen Region?

Hatte Uhrzeit - Eisenbahn und Telegrafie einen Zusammenhang?

Wie konnte ein so komplexes System wie ein europaweites Eisenbahnnetz ohne Zeitsynchronisation aufgebaut werden?

Wurden die Uhren auch in jüngster Zeit noch zentral getaktet?
Wie wird heute eine Zeitsynchronistation vorgenommen? Wie lösen die Bahnen die Zeitumstellung?

Wer weiß Erzählungen zum Thema Uhrzeit?

Wer weiß zum Thema Zeit Bescheid? Auch über Literaturhinweise würde ich mich freuen!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Mir wurde erzählt, daß im Zeitalter der Postkutschen eine einheitliche
Zeit gültig wurde, da es ja auch damals schon" Umsteiger "gab u. die
verschiedenen Ortszeiten zu verwirrend u. unübersichtlich für grenzüber-
greifende Fahrpläne. Danach hat die Eisenbahn es leichter gehabt!
Viele Grüße von Ulrike
 
Hallo Ulrike,

"Zeitalter der Postkutschen" ist ein etwas ungenauer Begriff... Postkutschen gibt es in etwa seit dem 17. Jahrhundert, in der Schweiz gab es sie noch bis vor kurzem.

Kutschenverkehr dürfte mit Sonnenuhren geregelt worden sein? Wer weiß dazu genaues?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
... in der Schweiz gab es sie noch bis vor kurzem.
Grüezi

Die letzte Pferdepost der Schweiz verkehrte bis 1961 zwischen Cresta und Juf im Kanton Graubünden. Das war aber eine Ausnahme; die meisten Postkutschenlinien wurden mit dem Aufkommen der Eisenbahn in den 1880-er Jahren eingestellt. In den 1920-er Jahren gab es nur noch ganz vereinzelt Postkutschen...

Gruss gropli


.
 
Mir wurde erzählt, daß im Zeitalter der Postkutschen eine einheitliche Zeit gültig wurde

... aber wo nimmt man eine einheitliche Zeit her?
Wie wusste man vor Einführung des Telegraphen in Wien, wie spät es in Innsbruck ist?
Alleine der Unterschied der wahren Sonnenzeit beträgt bei 5 Längengraden 20 Minuten.
Auf welche Zeit einigt man sich?
Fragen über Fragen:kopfkratz
 
Habe dazu folgende Aussage gefunden:

Unter Weltzeit ist die Zeitmessung zu verstehen, die auf der ganzen Welt in den jeweiligen Zeitzonen angewendet wird.

In früheren Zeiten verwendeten die Menschen die jeweilige reale lokale Zeit an einem Ort. Mit Zunahme der Mobilität insbesondere durch die Eisenbahn im 19. Jahrhundert musste jedoch eine weltweit einheitliche Uhrzeit definiert werden. Man einige sich daher auf Zonenreferenzzeiten, die innerhalb eines größeren Gebietes einheitlich sind, auch wenn sie sich von der Sonnenzeit leicht unterscheiden.

Im Deutschen Reich wurde mit dem Zeitgesetz von 1.4.1893 die mittlere Sonnenzeit des 15. Längengrades als gesetzliche Zeit verankert und so die deutsche Zeitzone definiert. Zuvor galten in den einzelnen Bundesländern eigene Zeiten, in Bayern z.B. die Münchner Ortszeit, welche im Verhältnis zu der in den Preußischen Gebieten geltenden Berliner Zeit eine Verschiebung von 2 Längengraden (entsprechend etwa 8 Minuten) hatte.

Als aktuelle Weltzeit gilt die koordinierte Weltzeit oder UTC(Universal Time Coordinated), zuvor wurde die Greenwich Mean Time (GMT) verwendet. Die Zeitzonen der Erde werden von der UTC abgeleitet und sind durch Ihre Abweichung von dieser definiert. Die UTC gilt dabei auf dem Nullmeridian,der durch Greenwich verläuft, daher entsprechen die abgeleiteten Zeitzonen auch denen der GMT.
Die in Deutschland geltende mitteleuröpäische Zeit entspricht der UTC+1 Stunde.

Quelle: https://www.uhrzeit.org/weltzeit.php

Dresdner
 
1890 entschied sich die Eisenbahnverwaltung für MEZ (Mitteleurop. Zeit) und
stellte alle Bahnhofsuhren danach. Bei den Kutschenfahrplänen galt wohl die
MOZ (Mittlere Ortszeit). Da es ja noch Postkutschenverkehr gleichzeitig mit
der Bahn gab, war es für die Reisenden nicht zufriedenstellend (Umsteiger, Anschlüsse).Ein deutsches
Reichsgesetz sorgte 1893 für einheitliche Einführung von MEZ. Dies in
Deutschland, weiß nicht, wie und wann in den Nachbarländern?
Grüße von Ulrike !
 
Zuletzt bearbeitet:
1890 entschied sich die Eisenbahnverwaltung für MEZ (Mitteleurop. Zeit) und
stellte alle Bahnhofsuhren danach.
Aber wie tat sie das?
Wie wusste man z.B. in Köln, wenigstens mit der Genauigkeit von einer Sekunde, wie spät es gerade in Potsdam ist (Vor der Einrichtung der ersten Telegrafen), sprich, wie synchronisierte man eine Region mit der nötigen Genauigkeit? Einfach gefragt, wie schaffte man es, dass alle Kirchen gleichzeitig "Zwölfe läuteten"?
Wie wichtig das Problem der Synchronisation ist, sieht man an einem Preis von 20.000 Pfund, den das britische Parlament für denjenigen aussetzte, der Amerika mit Europa synchronisieren konnte. Dieser Preis wurde erst 1772 vergeben.
 
In der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, herausgegeben von Dr. Freiherr v. Röll, 1912 - 1923, findet sich ein kleiner Artikel über die Uhren im Eisenbahnwesen, der allerdings auf die ursprüngliche Verteilung und die Synchronisation der Zeit in Europa leider nicht mehr eingeht.

Dennoch sind ein paar Fakten enthalten, die zum Thema passen und daher das Zitat rechtfertigen:

Uhren (clocks; horloges; orologi) sind ein unentbehrliches Erfordernis für den Eisenbahnbetrieb. Nach den TV. soll jeder Bahn- und Schrankenwärter, Lokomotiv- und Zugführer im Dienst mit einer richtig gehenden Uhren versehen sein, die nach der Zeit des Dienstfahrplans gerichtet ist. Ebenso haben nach den bei den meisten deutschen Bahnen gültigen Fahrdienstvorschriften vom 1. August 1907 die im Fahrdienst tätigen Beamten eine richtig gehende Uhr zu tragen; der Führer eines Kleinwagens (Bahnmeisterwagen, Dräsinen, Eisenbahnfahrräder u.s.w.) hat seine Uhr vor der Fahrt mit der Stationsuhr in Übereinstimmung zu bringen.
Auf jeder Station soll (§ 52 der TV.) eine Uhr (Bahnhofs- oder Stationsuhr) für die Reisenden sichtbar angebracht sein, die nach der dem öffentlichen Fahrplan entsprechenden Zeit gerichtet ist. Auf größeren Stationen sollen die Zeitangaben vom Zugang und von den Zügen aus auch bei Dunkelheit erkennbar sein. Nach § 26 der BO. muss ferner auf größeren Bahnhöfen die Zeitangabe sowohl von der Zugangs- als von der Bahnseite zu erkennen sein. Nach den Fahrdienstvorschriften vom 1. August 1907 hat der Aufsichtsbeamte darüber zu wachen, dass die Stationsuhren richtig gehen, unrichtig gehende Uhren aber, soweit möglich, verdeckt werden. Für die Zeit der Abfahrt des Zuges ist die Stationsuhr maßgebend.

Ähnliche Bestimmungen wie in Deutschland finden sich in fast allen anderen Ländern. Vgl. u.a. § 40 der österreichischen Eisenbahn-Betriebsordnung vom 16. November 1851, § 6 des schweizerischen Transportreglements vom 1. Juli 1876 und Art. 24 der englischen rules and regulations.

Seit den letzten Jahrzehnten sind bei den Eisenbahnen mehr und mehr die elektrisch betriebenen Uhr in Aufnahme gekommen, weil nur sie die Möglichkeit bieten, eine größere Anzahl von Uhren in genauer Übereinstimmung zu halten. Bei diesen unterscheidet man Hauptuhren, die gleichzeitig eine Reihe von Nebenuhren betätigen, und elektrische Einzeluhren. Für die Eisenbahnen kommen hauptsächlich die ersteren in Betracht. Bereits im Jahre 1839 hat Steinheil elektrische Nebenuhren von einer Hauptuhr in Übereinstimmung gehalten. Heute sind die meisten größeren Bahnhöfe mit elektrischen Uhren ausgerüstet. Die Genauigkeit der Zeitübertragung ist bei ihnen recht hoch, denn die Abweichung von der richtigen Zeit beträgt nur etwa 1/10 Sekunde. Bei den Nebenuhren benutzt man zur Bewegung des Zeigerwerks einen durch Stahlmagnete polarisierten Anker oder Elektromagneten. Durch Gleichstrom wechselnder Richtung wird jede Minute der Anker in Tätigkeit gesetzt, der durch seine Bewegung die Zeiger um eine Minute weiterschiebt. Während mechanische Werke aufgezogen und von Zeit zu Zeit geölt und gereinigt werden müssen, bedürfen elektrische Uhren nur sehr geringer Wartung und können jahrelang ohne Nachhilfe betrieben werden. Der für diese Uhren erforderliche Strom ist ganz gering.

Besonders nach der Einführung der Einheitszeit und im besonderen der mitteleuropäischen Zeit in Deutschland, Österreich, Ungarn, Schweiz und Italien stellte sich das Bedürfnis heraus, in jedem Land auf den Eisenbahnstationen die Uhren richtig zu halten. Die richtige mitteleuropäische Zeit wird heute durch Morsezeichen auf den Farbschreibern, ferner durch elektrische Wecker oder durch Telefon zu einem bestimmten Zeitpunkt abgegeben. Zur Regelung der Uhren des gesamten preußisch-hessischen Eisenbahnnetzes befindet sich auf dem Schlesischen Bahnhof in Berlin folgende Einrichtung: Die von der Sternwarte berichtigte Hauptuhr der Normalzeit stellt täglich morgens um 7 Uhr eine Hauptuhr auf dem Schlesischen Bahnhof richtig. Zwei Minuten vor 8 Uhr bringt eine von Professor Strasser entworfene Kontaktuhr wiederholt das Morsezeichen m.e.z. (d.h. mitteleuropäische Zeit). Dieses Zeichen wird durch Relais innerhalb des ganzen Eisenbahnnetzes aufzahlreichen Hauptleitungen, auf denen für 2 Minuten der Betrieb ruht, weitergegeben; 2 Sekunden vor 8 Uhr entsteht ein langer Strich auf dem Morsestreifen, der um 8 Uhr plötzlich abbricht und hierdurch mit einer Genauigkeit von etwa 1/10 Sekunde die richtige Zeit dem ganzen Land angibt.
Giese

Uhrsignal (Zeitsignal), Signal 14 der österreichischen Signalvorschriften, aus 12 Glockenschlägen bestehend, mit der Bedeutung »Uhren richten«. Es ist von jeder Station in der vorgeschriebenen Richtung in dem Augenblick zu geben, in dem auf der Telegraphenlinie das Uhrenzeichen erfolgt; bei Störungen auf der Telegraphenlinie hat jede Station das Uhrenzeichen nach der eigenen Uhr zu geben.
Wegen der telegraphischen Übermittlung des Zeitsignals s. Telegraph.

Quelle: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, herausgegeben von Dr. Freiherr v. Röll, 1912 - 1923.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wow, das ist ja ein interessanter Artikel, da steht doch einiges drin! :smi_klats

Offensichtlich wurde, vor dem Telegrafen, die Uhrzeit doch durch die Zugführer mit Ihrer Dienst-Taschenuhr weitergegeben. Ich habe das zwar schon öfter gehört aber noch nie einen Beleg gefunden.
 
Hallo Harry,

ich weiß auch, wer mir im Sommer 2006 beim Heurigen in Dürnstein den "Floh" von der Verbreitung und Synchronisation der Uhrzeit in das Ohr gesetzt hat... Seither lässt mich das Thema nicht mehr los... :)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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