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Der Kreuzstein bei Natters, Tirol

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Als Anhang ein historisches Foto vom "Kreuzstein" bei Natters, Tirol.

Wer kann ein heutiges Foto vom Kreuzstein und die Position des Steinkreuzes angeben?

Dieses Steinkreuz gehört zur kulturgeschichtlich bedeutsamen Art der "Kreuzsteine". Es sind dies einfache Steindenkmäler in Kreuzform oder mit eingemeißelten Kreuzen, wie sie sich in ganz Mitteleuropa in großer Zahl einzeln oder gruppenweise, zumeist an alten Straßen, Wegen und Fußpfaden, zuweilen aber auch ganz abseits von solchen vorfinden. In der Regel ohne besonderen Schmuck, ohne Inschrift und Jahreszahl, öfter jedoch Figuren wie Mordwerkzeuge, Handwerksgeräte, Hausmarken, Kelch und dgl. aufweisend, stammen sie aus der Zeit von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und haben nach den Ergebnissen der Spezialforschung ihrem Ursprung nach den Zweck, die Stelle eines jähen Menschentodes zu bezeichnen. Viele sind Sühnkreuze, welche an der Stätte eines Mordes oder Totschlages auf Grund eines gerichtlichen Sühnevertrages mit den Verwandten des Getöteten vom Mörder zu errichten waren; diese tragen häufig das Bild des Werkzeugs, mit dem der Mord geschah (Hacke, Schwert, Messer und dgl.) In Tirol sind diese Kreuzsteine verhältnismäßig selten; umso wertvoller wäre es, ihre Vorkommen festzustellen.
Quelle: Heinrich von Schullern, in Tiroler Heimatblätter, 4. Jahrgang, August 1926, S. 249 - 250.

Weitere Hinweise auf den Standort des Kreuzsteines bzw die durchaus spannende Erklärung für diesen Kreuzstein liefert die Sage "Ein Hirtenzweikampf"!


Wolfgang (SAGEN.at)
 

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  • Kreuzstein_Natters.jpg
    Kreuzstein_Natters.jpg
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Dazu noch folgende Literatur (mit Ortsangabe und zugehöriger Sage) aus
Ada Paul, Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich -Eine Bestandaufnahme, Berger und Söhne, Horn, 1975, S. 53 f.:

"82. Natters (Abb. 55)
Das knapp über 1 m hohe Scheibenkreuz fand ich in den Tiroler Heimatblättern (Jg. 1926 Heft 8) erwähnt. Es steht etwa 1 km südwestlich des Ortskernes von Natters im Walde zwischen dem Eichen- und Tschurtschenthalerhof, ist stark verwittert und zeigt weder Inschrift noch Jahreszahl oder sonstige Zeichen.

Heinrich von Schüllern teilt dazu folgende Legende mit: In alter Zeit bestanden Hutweiden, wo heute Wiesen sind. Diese Weiden gingen in einen Staudwald über, der einer Ziegenherde als Futterplatz diente, während auf den Grasflächen Kühe gehütet wurden. Da kein Zaun die Weiden trennte, kam es natürlich immer wieder vor, daß die Kühe in das Gebiet der Ziegen drangen und umgekehrt, die Ziegen das Gras der Rinder fraßen. Die beiden Hirten der Herden gerieten darob in Streit und beschlossen einen ritterlichen Zweikampf mit jenen Spießen auszutragen, die sie zur Abwehr von Wölfen und Bären mit sich trugen. Der eine setzte sich auf einen Stier, der andere auf einen Ziegenbock und stürmten die vorgehaltenen Spießen auf einander los. Zwei mal verfehlten sie ihr Ziel. Beim dritten Anlauf aber bohrte einer dem anderen gleichzeitig die Spitze seines „Speers" ins Herz. Beide waren auf der Stelle tot. Zur Sühne für dieses frevle Spiel errichtete man das Kreuz aus Stein.

Soweit die Legende. Die wahre Bedeutung dieses Kultmales ist kaum zu deuten. Der Legende nach wäre es ein echtes Sühnekreuz, doch werden in Tirol eher „Marterln" gesetzt. Als Grenzstein kann es auch kaum angesprochen werden, denn sein Standort liegt nicht an der Grenze sondern mitten im Wirkungsbereich des ehemaligen Hofgerichtes Axams, das dem Stift Frauenchiemsee gehörte. Der Mystik seines Standortes nach könnte es sich bei diesem Kreuz am ehesten um ein uraltes, germanisches Kultmal handeln, wie Fietz und andere die Steinkreuze deuten, das nicht einmal christianisiert wurde, sondern dessen Existenz man einfach durch obige Legende erklären wollte. Denn daß der Raum Natters über Bayern von germanischen Stämmen besiedelt wurde, steht außer Zweifel."


Im Anhang die zitierte Abb. 55, welche offensichtlich das oben genannte Steinkreuz zeigt.
 

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  • Steinkreuz_Natters_Paul.jpg
    Steinkreuz_Natters_Paul.jpg
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Es ist das im unteren Link erwähnte Steinkreuz mit dem oben geposteten Bezug auf Paul so gut, wie möglich, geschätzt.

Ergänzung nach kurzer Internetrecherche:
Die Verordnung des Bundesdenkmalamtes betreffend den pol.Bezirk Innsbruck-Land weist das Steinkreuz auf dem Grundstück der Gemeinde Natters, Einlagezahl 11, Grundstücksnummer 1083/1 aus. Das sollte nun zu finden sein. :smi_tanzt
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Harry,

ganz so einfach ist in den Alpen die Suche leider doch nicht... :nono:

Die Positionsangaben bei suehnekreuz.de sind nur geschätzt.

Hier ein Foto des in Frage kommenden Gebietes am Nattererboden:

Sehr hilfreich ist die Angabe des Denkmalschutzes, diese ermutigt zumindest dahingehend, dass das Steinkreuz noch existieren sollte!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier die Aufnahme der Region "Natterer-Boden" aus Google-Maps:

Natterer_Boden.jpg



Das im obigen Beitrag gezeigte Foto ist exakt in der Mitte des Natterer Boden aufgenommen, also am Schotter-Weg von links nach rechts quer durch das Bild, wo der dunkelgrüne Punkt ist.

Da mir leider unklar ist, wie man via Google-Maps Positionsangaben weitergeben kann, hier noch eine Verkleinerung der Region Natterer-Boden südlich von Innsbruck, Tirol:

Natterer_Boden_2.jpg



Ergänzung: blaue Linie, das tatsächliche Grundstück des Natterer Steinkreuzes.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier die Karte des Grundstückes Natters 1083/1 aus Tiris, den offiziellen Karten des Landes Tirol.

Hier sollte also laut Bundesdenkmalamt der Natterer Kreuzstein tatsächlich sein:

Natterer_Boden_3.jpg



In Ergänzung der oben angegebenen Fotoserie liegt das Suchgebiet nun etwas links des von mir geschätzten Gebietes, also zum Vergleich nochmals in Google-Maps dargestellt:

Natterer_Boden_4.jpg



Wolfgang (SAGEN.at)
 
Also, dieser Standort sollte nun wirklich stimmen, zumal der Autor Kartograph ist und über "Karten und raumrelevante Information im Internet" :autor: diplomierte.

Jetzt, wo wir den Standort kennen, findet man das Steinkreuz auch in der fünfzigtausender Karte. Auf, auf zum fröhlichen Wandern (für mich leider ein bissl zu weit ;)
 

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    Natters.jpg
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Hallo Harry,

Auf, auf zum fröhlichen Wandern
:)

Beachte die feinen dünnen eng nebeneinander liegenden braunen Linien...

Diese Linien kennt man vermutlich im Flachland nicht, diese haben aber in den Bergen eine besonders schwerwiegende Bedeutung... :verdaecht

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Elfie,

ja in den Bergen muss man tatsächlich anders wie im Waldviertel wandern:smi_predi

Im Anhang die Diretissima der Route von meinem Haus bis zum Steinkreuz. Man muss von 500 Meter auf 800 Meter rauf, beim Kreuz wieder runter. Dann Foto machen und wieder die Tour retour, macht alles in allem rund 600 Meter Höhenunterschied.

Ihr könnt aber durchaus trainieren und in einem Nachmittag drei Mal den Donauturm zu Fuss bezwingen, das wäre vergleichbar :tuifal:

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Bis zum Krankenhaus oder den Fahrweg , der östlich desselben vorbei geht, wird man ja wohl fahren können :smi_reite und von dort weg sind die "kleinen braunen Linien" ziemlich weit auseinander :)
 
Hallo Harry,

bei der vorliegenden Strecke würde ich doch eher vorschlagen, das Auto zu Hause zu lassen - wir haben doch von Wanderung gesprochen... :kopfkratz

Die ideale Route von Innsbruck aus ist nach meiner Einschätzung:

- mit der Stubaitalbahn von Innsbruck nach Natters (Karte Anhang Punkt "1"). Das geht auch mit Familie und Mountainbike.

- von Natters zum Steinkreuz (Karte Anhang Punkt "2"), dieses entdecken, fotografieren und hier im Forum (bzw Fotogalerie) ein Foto bringen.

- Vom Natterer Steinkreuz über die vielen Forstwege nach Innsbruck.

- wer noch eine ganz besondere Entdeckung machen möchte, dem sei auf diesem Weg noch die Entdeckung des "Marienbründls" am Weg bergab nach Mentlberg geraten (Karte Anhang Punkt "3").
Dieses ist sicher noch eine ganz besondere Herausforderung, wirklich schwer zu finden! Wir haben auch zwei Jahre im Wald dieses heilige Bründl gesucht... :weise:

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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    Wanderroute_Natters_Innsbruck.jpg
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Das sieht nun tatsächlich nach einem schönen und interessanten Wandervorschlag aus.
Die Lehre daraus: Einheimische fragen zahlt sich aus! :daumen:
 
Es erscheint mir doch noch wichtig darauf hinzuweisen, dass die oben angeführte Diretissima selbst unter routinierten Bergsteigern in der Stadt Innsbruck kaum bzw. nicht bekannt ist!

Es handelt sich um eine ziemlich steile Kletterwand mitten im Stadtgebiet, die früher in der Stadt als Klettersteig sehr bekannt war. Das Gelände war zudem einer der wichtigsten Kriegsschauplätze unter Andreas Hofer im Jahr 1809 und konnte auf Grund des steilen Geländes auch von den Franzosen natürlich nicht eingenommen werden.

In den 1960er Jahren wurde die Kletterwand wegen der Autobahn etwas kleiner gesprengt, sie kann aber bis heute als ziemlich steil und sehr selten begangen bezeichnet werden.

Ein aktuelles Foto (2009) folgt, im Anhang ein Foto des Innsbrucker Klettersteiges im ursprünglichen Zustand.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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  • Kletterwand_suedlich_Innsbruck.jpg
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Hier noch zwei Fotos vom Klettersteig südlich von Innsbruck. Es handelt sich um die "Kletterschule am Bismarckturm".

Beim Autobahnbau in den späten 1970er Jahren wurde das Gelände ziemlich zerstört.

Die Aufnahmen stammen vom 23. Mai 2009.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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  • Innsbruck_Klettersteig_1.jpg
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  • Innsbruck_Klettersteig_2.jpg
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Wie jeden Tag seit fünf Jahren habe ich meine Spazierrunde am Nattererboden gemacht und hab das steinerne Kreuz gefunden. Interessiert das noch jemanden? Es liegt direkt an der Straße zum Gasthof Natterer Boden, ist aber kaum zu sehen.
 
Hallo Anita,

vielen Dank für Dein Foto! Ich habe das Kreuz zwischenzeitlich auch gefunden, leider vergessen mein Foto hier einzustellen.
Der Kreuzstein bei Natters ist ein ziemlich interessantes Ziel. Im Wipptal bis zum Brenner gibt es übrigens noch mehr so spannende Orte, allerdings eher aus jüngerer Zeit. Eine sehr ergiebige Gegend.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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