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Der jüdische Friedhof in Wien, Währing

Hallo Harry,

eine äußerst gelungene Zusammenstellung, die mich (als "Fast-Wiener") sehr betroffen gemacht hat! Gratuliere zu den aussagestarken Bildern!!

Ich selber bin nicht religiös, allerdings habe ich (dennoch?) hohe Achtung und Respekt vor dem Andenken an Verstorbene und halte einen derartigen Umgang mit einem ganzen Friedhofsteil für - naja, zumindest äußerst gedankenlos, ja sogar pietätlos!

Nachdenkliche Grüße aus dem Steyrtal
Norbert
 
Sehr schöner, vor allem stimmiger Bericht. Gratuliere.

Ich war auch vor einigen Jahren dort und das einzige, das ich nach der (allerdings ungeführten) Begehung gefühlt habe, war Traurigkeit.

Zu dem Vogelkundler, der den Friedhof rettete, behauptet Hr. Diemann-Dichtl in seinem Buch "Sagenhaftes Österreich", daß dieser abgelöst wurde und in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs der Friedhof erst recht vernichtet werden sollte. Dies hat allerdings ein anderer Beamter verhindert, der dem Wiener Gauleiter einredete, wie wichtig die vorhandenen Skelette wären, damit man die arisch-jüdischen Unterschiede bei den Schädeln feststellen konnte.
Und dann war der Krieg vorbei.

LG und danke nochmals für deinen Bericht.
Erich
 
Danke für die positiven Reaktionen auf diesen Bericht. Dazu noch einige ergänzende Informationen:

Ein Teil des Friedhofes wurde sehr wohl zerstört. Gegen Ende des Krieges sollte hier ein großer Löschteich angelegt werden. Der östliche Teil wurde mehrere Meter tief abgegraben. Nach dem Krieg wurde genau in diese Grube der Schnitzlerhof gestellt.

Der Friedhof ist heute im Eigentum der Jüdischen Kultusgemeinde. Für diese ist es (zu Recht) vordringlicher, ihre begrenzten Geldmittel in die Pflege des in Verwendung stehenden Friedhofes zu investieren. Aus religösen Gründen ist eine Renovierung überdies sehr problematisch: Zum Beispiel würde die Entfernung der inzwischen recht hoch gewachsenen Bäume, deren Wurzeln auch die Gräber durchdringen, eine Störung der Totenruhe bedeuten.

Die Gemeinde Wien zeigt leider anscheinend keinerlei Interesse an der Erhaltung dieses (wenn man von der religiösen Bedeutung absieht) einmaligen Kulturdenkmales. Diese Friedhof befindet sich ja nicht in ihrem Besitz ...

Es ist traurig, so meine ich ganz persönlich, dass man die Bedürfnisse einer Volksgruppe, der so viel Leid angetan wurde und die unsere Kultur so sehr befruchtet hat, heute oft "nicht einmal ignoriert".
 
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