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Buchsbaum auf dem Friedhof

Babel

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Auf ein ordentliches katholisches Grab gehört neben Grabstein oder -kreuz und dem Gehäuse für das Grablicht ein Weihwasserkesselchen, und in dieses ein Gerät, mit dem man das Wasser übers Grab sprengen kann. Dieses Gerät hat entweder das Aussehen einer kleinen Flaschenbürste, oder es ist ein kleiner Buchsbaumzweig. Auf Gräbern in meiner Region (östliches Bayerisch Schwaben) sieht man den Buchsbaumzweig sehr oft, auf manchen Friedhöfen ist er häufiger als der Weihwasserpinsel. Als Begründung habe ich bisher nur zu hören bekommen: "Es ist halt so üblich." Mich interessiert, ob es auch in Österreich üblich ist?
 

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Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Buchsbäume immergrüne Pflanzen sind? Außerdem sind sie oft auf Gräbern zu finden, man hat die Zweige also "griffbereit ".
 
In meinen mir bekannten Teilen von Österreich ist das nicht üblich, aber soo gut kenne ich mich mit Friedhofsbräuchen auch nicht aus.
 
Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Buchsbäume immergrüne Pflanzen sind? Außerdem sind sie oft auf Gräbern zu finden, man hat die Zweige also "griffbereit ".

Danke für deine Antwort! :) Man kann hier und da lesen, daß der Buchsbaum als Symbol für das ewige Leben (o. ä.) galt bzw. gilt, und dafür ist ganz sicher verantwortlich, daß er eine immergrüne Pflanze ist (es gibt aber auch andere immergrüne Pflanzen :kopfkratz). Daß man Buchsbaum auf Gräber pflanzt, kann mit dieser Symbolik zu tun haben oder auch nur "üblich" sein – es sieht halt besser aus, wenn die Grabbepflanzung nicht über den Winter völlig verdorrt.

In einem Katalog zu einer volkskundlichen Ausstellung zum Thema "Die Lebenden und ihre Toten" (Les vivants et leurs morts, Bastogne (B) 1989) heißt es: "Am Palmsonntag kommen viele Pfarrkinder in die Kirche, und am Ende der Messe nehmen sie geweihte Buchsbaumzweige mit*), die sie an verschiedene Orte bringen. Meist steckt man ein Zweiglein ans Kruzifix im Haus, manchmal an die Wegekreuze. Manche Leute legen etwas davon in den Dachboden, um das Haus vor Blitzschlag zu schützen. Andere werfen während des Gewitters Buchsbaum ins Feuer. Früher war es auch Sitte, ein Zweiglein am Geschirr der Pferde anzubringen; dieser Brauch ist verschwunden, dafür steckt man den Zweig heute ins Auto. Nur noch selten trägt man den Buchsbaumzweig am Hut oder an der Mütze. Noch sehr lebendig ist dagegen der Brauch, den Buchsbaumzweig, das Symbol der Ewigkeit, auf die Gräber zu bringen, auch wenn diese Sitte nicht mehr so in Blüte steht wie früher. Noch erhält auf manchen Friedhöfen jedes Grab seinen Buchsbaum. Interessant waren die vielen Varianten des Worts, die die Zeugen der Untersuchung von 1988 und auch der Atlas linguistique gebrauchten, um diese Handlung – den Buchsbaumzweig aufs Grab zu legen – zu bezeichnen."
*) Die Verwendung von Buchs in Palmbuschen ist hier überall zu beobachten.

Mich interessiert vor allem, wie verbreitet das Buchszweiglein als Weihwasserwedel auf den Gräbern (noch?) ist.
 
Es gibt hier so gut wie keine Weihwasserbehälter auf Gräbern. In manchen Friedhöfen sieht man sie in den (alten) Mauern beim Eingangstor.

Buchsbaum ist dagegen sehr häufig, an großen Grabanlagen vor allem und in Form geschnitten. Aber das war nicht deine Frage, auch wenn sie schon beantwortet wurde ;).
Übrigens hat ihm der Buchsbaumzünsler zuletzt den Garaus gemacht (Bild).
 

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Es gibt hier so gut wie keine Weihwasserbehälter auf Gräbern.

Buchsbaum ist dagegen sehr häufig...

Übrigens hat ihm der Buchsbaumzünsler zuletzt den Garaus gemacht (Bild).
Das erledigt meine Frage auf einfache Weise. ;) Ich hatte Weihwasserbehälter auf etlichen meiner Fotos aus Kärnten und Tirol in Erinnerung. Aber nachdem ich jetzt nachgeschaut habe, sehe ich, daß das ein Irrtum war: Es sind immer Lampen :eek: (und oft sehr schöne!).

Das sind ja monströse Gebilde auf deinem Foto! Mir scheint, Buchsbaumsträucher sind hier nicht sehr häufig. Ich habe allerdings schon Friedhöfe gesehen, auf denen die Gräber mit so kleinen Buchsbaumhecken eingefaßt sind, wie man wie als Beeteinfassungen von sogenannten Bauerngärten (Administrator: Link existiert nicht mehr) kennt.

Von dem Viech wußte ich noch gar nichts. Das kratzt ja den Symbolgehalt des Buchsbaums – "ewiges Leben" und so – doch ziemlich an ...;)
 
Das sind eure Bauerngärten? Bei uns gibts sowas in Schönbrunn :confused:
Nein, das sind natürlich Pseudo-Bauerngärten (deshalb hatte ich auch "sogenannt" geschrieben). Aber es hat sowas Ähnliches auf dem Land schon gegeben, wenn ich auch über die Zeit vor 1900 natürlich nichts weiß. 1949 war ich bei Verwandten in einem hessischen Dorf, und das älteste Ehepaar in der Verwandtschaft (übrigens keine Bauern, sondern die Inhaber des Dorfladens) hatte einen Garten, ein dreieckiges Stückchen Land am Haus, mit ziemlich hoher steinerner Mauer umgeben und im Inneren so eingerichtet: Kleine abgezirkelte Beete, mit niedrigem, eckig beschnittenem Buchsbaum eingefaßt. Ich war zehn Jahre alt und empfand das als unglaublich seltsam. Beim Herumstreifen im Dorf sah ich das vereinzelt auch bei anderen Häusern, aber da hat es mich nicht so verstört. Schließlich war das ganze Dorf sehr fremdartig: Fachwerkhäuser, Ställe mit Kühen darin, Hühner und Gänse überall herumlaufend ... :D Heute sind solche Gärten eine Modesache.
 
In Österreich ist die Verwendung von Weihwasserkesseln
auf Gräbern in Salzburg und dem oberösterreichischen Innviertel,
also den bayernnahen Regionen, verbreitet.

Der Buchs ist aber überall in Österreich auf Friedhöfen zuhause da
es sich um einen "Lebensbaum" handelt.
 
Bei uns sieht man vermehrt kugelförmige Buchsbäumchen und kleine Hecken
als Umrandung. Ich erinnere mich, dass es früher Ligusterhecken gab und
viel Efeu, letzteres nun kaum . Es windet sich noch an einigen alten Linden
hoch.
Viele Grüße von Ulrike
 
Seit ich behauptet hab, bei uns gibt es keine Weihwasserkesseln auf Gräbern, seh ich genug davon. Allerdings nur auf neuen Grabanlagen, die oft so mit Engelchen und allem Möglichen beladen sind, dass das wenig auffällt.

Der hier war nicht zu übersehen ;).

Für gewöhnlich schau ich auch eher auf alte Gräber.
 

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Der hier war nicht zu übersehen ;).
Der hier??? :kopfkratz :D

Mich dagegen hat die Frage beschäftigt, wo man eigentlich das Weihwasser für die Kesselchen auf den Gräbern hernimmt. Unproblematisch ist das auf Dorffriedhöfen, die noch bei der Kirche (bzw. um sie herum) liegen, wie es hier noch vielerorts der Fall ist. Man geht da einfach in die ohnehin offene Kirche und zapft sich dort das Wasser ab. Die größeren, vor allem städtischen Friedhöfe dagegen haben nur noch eine Leichenhalle und/oder Friedhofskapelle, beides immer geschlossen. Man kann natürlich das Weihwasser irgendwann aus der Pfarrkirche nach Hause mitnehmen und von dort zum Friedhof, was aber doch etwas umständlich ist.

Im Internet habe ich zwei österreichische Belege dafür gefunden, daß das Problem erkannt wurde (beide aus "bayernnahen" Gegenden): In Lauterach (nahe Bregenz am Bodensee) gibt es an der Außenseite der Kirche einen (Administrator: Link existiert nicht mehr) (das Bild mit den Gießkannen anklicken!). In Telfs (Tirol) steht "ab sofort ein neuer Weihwasserkessel” auf dem Friedhof zur Vefügung, der schon "seit langem gefehlt" hat.

Sonst aber scheint das ein weitgehend ungelöstes Problem zu sein, auf das mich die etwas seltsame Konstruktion aufmerksam gemacht hat, die ich im Mai dieses Jahres fotografiert habe.
 

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Schon behoben ;).

Der Plastikkanister mit Hahn ist doch eine gute Idee!

Ich werde in Zukunft mehr auf diese kleinen Behälter achten, bisher eben nur auf meinem Heimat-Friedhof entdeckt und nur neue.

Die Pfarrkirche ist zwar immer offen, aber doch weiter weg und es gab diese Tradition hier auch nicht. Friedhofsbesuche waren durch den frühen Tod meines Vaters schon ab meinem 2. Lebensjahr Alltag (im Sommer fast täglich gießen), das wäre mir nicht entgangen.
 
Auf dem Friedhof von Schmiechen (ca. 25 km westlich von Ulm) fielen mir die Weihwasserkesselchen besonders auf, weil sie so schön aufrecht in Reih und Glied wie Soldaten an jedem Grab stehen. :D
 

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Zum Zusammenhang von Tod und Buchsbaum habe ich einen unerwarteten Beleg gefunden: Einer der "Erfinder" des Kriminalromans, Emile Gaboriau, schildert in "Die Affäre Lerouge" (1863), was eine Nonne, die eine Kranke betreut hat, nach deren Sterben tut: "Sie ... breitete eine weiße Decke auf den Tisch, stellte Kerzen darauf und zündete sie an. In die Mitte setzte sie das Kruzifix mit der Weihwasserschale und legte den geweihten Buchsbaumzweig davor."
 
Hi,

ich finde dass ein Buchsbaum auch immer eine schöne Grüne von sich gibt und für ein Friedhof geeignet ist. Das ist natürlich jedem selber überlassen, was er für Pflanzen am Friedhof einpflanzen will.

Viele Grüße
Hans.Werner12
 
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