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Bergbau, Bergwerke und Bergbaukultur

Kohle bald nur noch im Museum -
Die Ära des Steinkohlenbergbaus wird bald nur noch eine Legende sein. Für die
kommenden Generationen bleibt ein musealer Erhalt, z.B.
Welterbe Zollverein Essen - dort im nächsten Jahr eine große Ausstellung
Info unter : (Admin: externer Link existiert nicht mehr)
Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund- dort wird ein Besucherbergwerk
aufgebaut , mit echten Relikten aus verschiedenen Zechen
Info unter: https://www.glueckauf-zukunft.de/
Prosper-Haniel in Bottrop wird 2018 als letzte Ruhrgebietszeche schließen. -
Glückauf! -Ulrike
 
Nach 3 1/2 Jahren wieder etwas zum Thema Bergbau:
Gestern lief im wdr eine Doku mit dem Titel "Unter Tage lebendig begraben -
Deutschlands schwerstes Grubenunglück". Es ging um die Explosion in 900
Metern Tiefe in Bergkamen/ Zeche Monopol Schacht Grimberg 3/4. Es soll
eine 300 Meter hohe Stichflamme gegeben haben. Die 405 Bergleute hinterließen
vor nunmehr 75 Jahren 400 Kinder u. 300 Ehefrauen. Diese wohnten in Straßen
die später den Namen "Witwenstaßen" bekamen. Die Interviews mit den nun
alten Menschen, die als Kinder dies erleben mußten berühren immer noch!
Es wurden wohl nur 18 Opfer geborgen - wie schrecklich für die Familien.
Allein der Gedanke, dass irgendwie unter Tage noch Überlebende - ...
Man mag sich dies ganze Leid gar nicht vorstellen. -Ulrike
 
@Wolfgang: Danke für Dein Feedback! Vor ein paar Jahren habe ich bei einem Munde-TV Gewinnspiel gewonnen:autor_2:!
Seither schaue ich mir regelmäßig die Sendungen an. Es lohnt sich immer wieder, weil es oft interessante Beiträge gibt!
Vielleicht werde ich das in der Sendung beworbene Buch in diesem Sommer lesen. Hier noch ein Hinweis auf eine Lesung:
 
Vor 150 Jahren begann die Ära der Zeche Monopol im Krs. Unna (Kamen/Bergkamen), als 1. Schacht wurde Grillo I abgeteuft (sagt man so?)-
leider wurde schon 1973 reduziert u. 1983 die Förderung ganz eingestellt. Ein Fördergerüst steht noch als Industriedenkmal. Eine ganze Region
veränderte ihr "Gesicht". - Vorhin im Fernsehen: die Stadt Bottrop hat es geschafft von der Zechenstadt innerhalb 10 Jahren zur beispielhaft
"grünen" Region zu werden. - Dies alles in meiner Nähe (Ruhr/Westfalen). Meine Heimatstadt liegt zwischen Ruhrgebiet u. dem schönen
Sauerland, wobei ich sagen muß: das Ruhrgebiet (der" Pott") hat auch viele schöne Seiten. Die Stadt Dortmund soll fast 50% grüne Natur haben,
längst ist ihr Image: Kohle, Stahl, Bier - nicht mehr gültig. Demnächst werden Kinder nur noch im Museum 1 Stückchen Kohle anschauen können,
ich kenne aus meiner Kindheit noch einen Kohlenkeller, wir haben später einen" Partykeller" daraus gemacht. Was meine Großeltern wohl dazu sagen würden? - Viele Grüße von Ulrike
 
Vor 150 Jahren begann die Ära der Zeche Monopol im Krs. Unna (Kamen/Bergkamen), als 1. Schacht wurde Grillo I abgeteuft (sagt man so?)-
leider wurde schon 1973 reduziert u. 1983 die Förderung ganz eingestellt. Ein Fördergerüst steht noch als Industriedenkmal. Eine ganze Region
veränderte ihr "Gesicht". - Vorhin im Fernsehen: die Stadt Bottrop hat es geschafft von der Zechenstadt innerhalb 10 Jahren zur beispielhaft
"grünen" Region zu werden. - Dies alles in meiner Nähe (Ruhr/Westfalen).
Ich hatte das Glück, im Jahre 1998 im Rahmen einer Exkursion zum Bergbau im Ruhrgebiet in das damalige Verbundbergwerk Ost, zu dem damals die Zechen Monopol/Grimberg und Heinrich-Robert gehörten, über Schacht Robert in Hamm einzufahren. Der Besuch war in mehrfacher Hinsicht sehr interessant. In Erinnerung ist mir die Fahrt mit dem Förderkorb geblieben - und da das Gefühl, man führe genau in entgegengesetzter Richtung. Wie man sich täuschen kann... Auf der Sohle angekommen ging es erst einmal viele Kilometer mit der Grubenbahn weiter, danach noch eine ordentliche Strecke zu Fuß. Unvergessen da ein Streckenabschnitt, an dem uns der uns begleitende Steiger bat, möglichst nicht zu sprechen und zügig den Abschnitt zu begehen.

Vor Ort angekommen, galt es dann, die Arbeit des Kohlenhobels und des hydraulisch betriebenen Ausbaus zu beobachten. Das trockene Knacken des Hangenden, wenn also das über der Kohle anstehende Gestein - nachbricht, weil der Ausbau vorgefahren wurde, werde ich nie vergessen. Es war der Klang, wenn mal eben rund 1000 Meter Gestein nachbrechen.

Bemerkenswert auch: den Bergmann, der mit dem Drucklufthammer vor Ort tätig ist und die Kohle herausbricht, den gab es da, Ende der 1990er Jahre schon lange nicht mehr. Vor Ort waren 2, 3 Leute, die die Maschinen bedienten und den Betrieb überwachten, dazu dann Handwerker, v.a. Schlosser, Elektriker und Klempner, die die Maschinen warteten.

Aber: in Bergkamen/Hamm sah man noch Leute unter Tage. In der Anthrazit-Zeche in Ibbenbüren war das komplett anders. Das Bergwerk war schon 1998 vollkommen durchgitalisiert und -automatisiert. Der Steiger saß über Tage und bediente die Maschinen vor Ort vom Computer aus. Unter Tage sah man praktisch niemanden - außer ein paar Handwerkern. Überhaupt war die damals noch von der Preussag - der späteren TUI - betriebene Zeche in Ibbenbühren ein krasser Unterschied zu den Zechen im Ruhrgebiet. In Ibbenbühren gab es keine Grubenbahn untertage. Das Gebirge dort ließ es nicht zu. Die Strecken waren stark gewellt, es ging rauf und runter. Wer zum Abbauort musste, legte sich dort bäuchlings aufs Förderband und fuhr damit. Wenn man wen untertage traf, hieß es auch nicht "Glückauf!", sondern trocken-norddeutsch "Moin". Die in Ibbenbühren geförderte Kohle (hier: Anthrazit) verließ auch nicht das Werksgelände. Nach Aufbereitung und Wäsche landete sie im auf dem Gelände stehenden Kohlekraftwerk.

Meine Heimatstadt liegt zwischen Ruhrgebiet u. dem schönen
Sauerland, wobei ich sagen muß: das Ruhrgebiet (der" Pott") hat auch viele schöne Seiten. Die Stadt Dortmund soll fast 50% grüne Natur haben,
längst ist ihr Image: Kohle, Stahl, Bier - nicht mehr gültig. Demnächst werden Kinder nur noch im Museum 1 Stückchen Kohle anschauen können,
ich kenne aus meiner Kindheit noch einen Kohlenkeller, wir haben später einen" Partykeller" daraus gemacht. Was meine Großeltern wohl dazu sagen würden? - Viele Grüße von Ulrike

Der Kohlebergbau wird aber trotzdem das Ruhrgebiet noch für Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen - auch wenn man das irgendwann nicht mehr mit bloßem Auge sehen kann. Ein schönes Beispiel dafür ist die Emscher. Durch den Kohleabbau ist das Gelände abgesunken, so dass die Emscher auf Dämmen durch ihre Niederung geführt werden muss. Immerhin hat man sie inzwischen renaturiert, sie ist nicht mehr die stinkende Köttel-Emscher, über die das ganze Schmutzwasser aus dem Ruhrgebiet zum Klärwerk an der Mündung in den Rhein transportiert wird.
Die Köttelemscher, noch vor ca. 50 Jahren der Inbegriff eines völlig kaputten, zerstörten Flusses, war letztendlich ein Kompromiss: indem man dort das Schmutzwasser sammelte und dann in Richtung Rhein leitete, blieb die Ruhr mit ihrer romantischen Niederung in einem relativ naturnahen Zustand. Das Ruhrtal war für mich schon in den 80ern die Überraschung im Ruhrgebiet selbst. Irgendwie hatte man nie auf dem Schirm, dass es direkt vor den Toren Essens so eine tolle Landschaft gibt. Und zwar auch zu einer Zeit, als noch Georg Kreisler ketzerisch-böse sang:
"Wo wird der Vierjahresplan erfüllt,
Alle vier Jahre sehen wir die Sonne?"
 
Vielen Dank für deinen sachkundigen Bericht, denn ich bin keine" Fachfrau" auf diesem Gebiet. Ich hätte Angst unter Tage, früher durften -glaube ich-Frauen nicht dorthin, ich verzichte freiwillig auf eine Fahrt im Förderkorb, so interessant es auch ist. Mir ist die Emscher als sog." Kürtelbecke" bekannt, es gab überall Gewässer, in die alles abgeleitet wurde-ist wirklich
aktuell ein größeres Umweltbewußtsein eingekehrt?
Möchte hier mal auf ein lustiges "Pott"- Märchenbuch hinweisen: Kullerball in Köttelbecke (meint "Froschkönig") - Henselowsky Verl. Bottrop:
"Emscherzauber" - enthält z.B. auch "Das erste Steinkohlenbergwerk a.d. Ruhr (Hattingen) u.a. Ich finde es lustig u. interessant, was dort über das
"Schlotenland" berichtet wird. - Mit vielen Grüßen! -Ulrike
 
Vielen Dank für deinen sachkundigen Bericht, denn ich bin keine" Fachfrau" auf diesem Gebiet. Ich hätte Angst unter Tage, früher durften -glaube ich-Frauen nicht dorthin, ich verzichte freiwillig auf eine Fahrt im Förderkorb, so interessant es auch ist. Mir ist die Emscher als sog." Kürtelbecke" bekannt, es gab überall Gewässer, in die alles abgeleitet wurde-ist wirklich
aktuell ein größeres Umweltbewußtsein eingekehrt?
Mit Sicherheit. Zufrieden war niemand mit der Köttelbecke, den Inbegriff eines vergewaltigten Flusses, in dem oberirdisch Haus- und Industrieabwässer abgeführt wurden. Die Emscher hatte auch keine wirkliche Mündung. Zwischen Emscher dun Rhein befand sich ein Mündungsklärwerk, in dem das Wasser in der Emscher zentral gereinigt wurde.

Die Renaturierung der Emscher ist ein Projekt, das seit den 1980er Jahren läuft und konsequent fortgesetzt wurde. Es ist eines der größten, umfangreichsten, technisch anspruchsvollsten und zugleich beeindruckensten Naturschutzprojekte in D, die ich kenne. Das ist absolut sehenswert.

 
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