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Eine nützliche Bedienungsanleitung für eine Dampflokomotive:

Der Führerstand einer Lokomotive

Reglerhebel 1 regelt den Zustrom des Dampfes von dem im Dom liegenden Regler zu den Zylindern. Das hier entstehende Niederschlagwasser kann durch Ziehen des Handgriffes 2, der die Zylinderventile betätigt, abgelassen werden.

Fahrtrichtung der Lokomotive und Füllungsgrad der Zylinder werden durch Handrad 3 mit Steuerschraube geändert; ein am Zifferstreifen gleitender Zeiger lässt die Füllungsgrade in Zehnteln des Kolbenhubes erkennen.
Die Bremsung kann auf dreierlei Art bewirkt werden:
a) durch die an der Rückwand des Führerhauses befindliche, hier nicht sichtbare Handbremse;
b) mittels Druckluft durch Betätigung des Führerbremsventils 4 und des Zusatzbremsventils 5. Die Druckluft wird durch zwei zweistufige Luftpumpen erzeugt, deren Gang durch Handräder 6 und 7 geregelt wird; die Schmierung dieser, vorn rechts an der Rauchkammer befestigten Pumpen geschieht durch die beiden Hand-Ölpumpen 8 und 9. An den Druckmessern 10, 11 und 12 kann der Bremsluftdruck im Hauptluftbehälter, in der Leitung und im Bremszylinder abgelesen werden;
c) durch Gegendruckbremse. Hierbei wirken die Dampf Zylinder nach Umlegen der Steuerung auf entgegengesetzte Fahrtrichtung als Luftpumpe, die aus dem Blasrohr Luft ansaugt und nach dem Kessel zu verdichtet. Handrad 13 bedient ein ins Freie führendes Drosselventil, um den Druck der verdichteten Luft und damit die Bremswirkung zu regeln. Die Erwärmung der Druckluft kann durch Einspritzen von Kesselwasser in die Schieberkästen durch Handrad 14 gemindert werden. Die am Pyrometer 15 ablesbare Temperatur soll wegen Gefährdung der Stopfbüchsen 350° nicht übersteigen. Um ein Ansaugen von Rauchgasen und Flugasche aus der Rauchkammer zu vermeiden, wird durch Umlegen des Hebels 16 ein durch Pressluft betätigter Drehschieber so gestellt, dass der Ausströmraum der Zylinder vom Blasrohr abgesperrt ist und mit der Außenluft in Verbindung steht. Eine in Augenhöhe angebrachte Vorschrift 17 gibt die Reihenfolge der zu einer Gegendruckbremsung nötigen Handgriffe an.

Druckmesser 19 zeigt den Dampfdruck im Kessel, Druckmesser 18 den Dampfdruck im Schieberkasten, bei Gegendruckbremsung die Höhe des Pressluftdruckes an; neben Druckmesser 19 rechts befindet sich der Eichdruckmesserflansch 20.

Der Pressluftsandstreuer sandet durch Umlegen des Hebels 21 nach rechts oder links für Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt; das Pressluft- Läutewerk ertönt nach Linksdrehung des Handrädchens 22.

Geschwindigkeitsmesser 23 zeigt die Fahrgeschwindigkeit an. An den Zug des Pfeifenhebels 24 kann die Notleine mittels Gestänge 25 angeschlossen werden.

Feuertür 26 ist als Kipptür ausgebildet; das als Kipprost ausgeführte Mittelstück des Rostes kann durch Drehung der Handkurbel 27 gekippt werden.

Die Kesselspeisung geschieht links durch eine an der Rauchkammer befestigte Kolbenpumpe, deren Gang mittels des Handrades 28 geregelt, durch Druckmesser 29 sichtbar gemacht und durch die Handölpumpe 30 geschmiert wird, rechts durch Dampfstrahlpumpe 31, der Dampf durch Ziehen des Hebels 32 zugeführt wird. Das Dampfventil erhält seinen Dampf aus dem vor dem Führerhaus auf dem Stehkessel befindlichen Dampfentnahmestutzen; durch das. Handrad 33 kann der Dampfentnahmestutzen gegen den Kessel abgesperrt werden. Der Wasserstand im Kessel wird durch zwei Wasserstandsanzeiger 34 sichtbar gemacht, an denen besondere Marken für den tiefsten Wasserstand in der Ebene (unten) und in der größten Steigung 1:16,6 (oben) angebracht sind.

Handrad 35 betätigt den Hilfsbläser.

Der Dillingsche Hahn 36 gestattet, durch Einstellung des Handrades je nach der Pfeilrichtung die Kohlennäßvorrichtung, die Aschkasten- oder die Rauchkammerspritze in Tätigkeit zu setzen.

Die Schmierpumpe 37 mit Schaugläsern zur Prüfung der Ölvorräte und Schutzkorb schmiert Schieber und Zylinder mit Heißdampföl.

Die Dampfheizung für den Zug wird durch das Handrad 38 geregelt; den Leitungsdruck zeigt Heizdruckmesser 39 an. Durch die Drahtzüge 40 können die Sicherheitsventile gerüttelt werden; 41 sind Halter für Handölkannen, 42 federnde, drehbare Sitze für Führer und Heizer. Das Untersuchungsschild 43, das Kesselschild 44 und Geschwindigkeitsschild 45 entsprechen den behördlichen Vorschriften. Griffe 46 dienen zum Öffnen und Schließen der Lüftungsklappen, und Griff 47 gestattet, das vordere rechte Führerstandsfenster zu öffnen. Die Werkzeug- und Kleiderkästen sind auf dem Bilde nicht sichtbar, ihre Anordnung wird je nach den Platzverhältnissen seitlich oder hinten im Führerstand oder außerhalb desselben getroffen.

Quelle: Constantin Redzich, Das große Buch der Erfindungen und deren Erfinder, Erfurt und Leipzig 1928, 1. Band, Tafel II zu S. 248.


Wolfgang (SAGEN.at)

 

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Na wenn das so einfach wäre. wie der Autor tut..... Zum Fahren einer Dampflok gehört noch viel mehr, als das, was der Autor hier beschrieben hat. In der DDR gabs sogar das Standardwerk ("Die Dampflokomotive"), welches vor einigen Jahren sogar wieder als Reprint im Transpress Verlag aufgelegt wurde.

Nebenbei: nicht jede Dampflok hatte einen Gegendruckbremse und Bremsern durch Umsteuern sollte man auch tunlichst vermeiden, da es sehr böse enden kann.

Zur Gegendruckbremse: bekanntestes Beispiel einer Solchen ist die Riggenbach'sche Gegendruckbremse. Nur Lokomotiven, die als Bremslokomotiven bei Versuchsanstalten eingesetzt waren und Lokomotiven, die auf Steilstrecken verkehrten (insbes. Zahnradmaschinen) haben eine solche Gegendruckbremse eingebaut. Das besondere an der Bremse ist die Tatsache, dass Wasser in die Zylinder eingespritzt wird. Normalerweise hat das Wasser (Kondenswasser) ja nichts im Zylinder verloren, da es nicht komprimiert werden kann und es so zum Wasserschlag kommt (und die Zylinderdeckel fliegen einem um die Ohren), bei der Gegendruckbremse dient das Wasser aber zur Kühlung und zum Erzeugen des Gegendruckes. Durch die Komprimierung der angesaugten Luft wird diese erwärmt und lässt das eingespritze Wasser verdunsten. Dadurch wird das Volumen des Wassers größer, es dehnt sich aus und baut den Gegendruck auf. Anschließend wird das Wasserdampf - Luftgemisch aus dem Zylinder über den Schieberkasten (der macht zu einem genau definierten Punkt auf) aus dem Zylinder abgelassen und tritt in Form einer weißen Dampffahne am Auslass in Erscheinung - zur Freude der Fotografen. Sodann beginnt das Spiel wieder von vorne. Das Typische an der Gegendruckbremse ist, wenn der Abdampf blockiert wird, steht die Lok ruckartig still - nur gibt es bekanntlich keine gänzlich dichten Zylinder, somit beginnt die Lok nach einer gewissen Zeit wieder zu rollen. Die Gegendruckbremse ist daher eine Betriebsbremse, aber keine Feststellbremse. Feststellbremsen bei Zahnradmaschinen wären beispielsweise Bandbremsen oder nomale Bremsklötze an den Rädern (Handbremse). Nächste Bahn mit solchen Maschinen von Innsbruck - Achenseebahn, Schafbergbahn, Schneebergbahn und diverse Bahnen in der Schweiz.
 
Vielen Dank für Deine profunde Erklärung!

Deine Erklärungen erwecken den Anschein, Du hättest schon mal eine Dampflokomotive in Betrieb genommen...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Dachstein!!!
Dein Beitrag ist nicht ganz richtig.
Das Prinzip der Riggenbach Gegendruckbremse,welche nur bei Dampflokomotiven anwendbar ist wie du richtig schreibst,besteht darin die kinetische Energie des fahrenden Zuges zum Verdichten von Luft in den Dampfzylindern zu benutzen und damit zu Bremsen.Das Wasser dient nur zur Kühlung der Zylinder damit der Ölfilm infolge der grossen Hitze,welche durch dass Verdichten der Luft entsteht,nicht reisst.Ich bin mir nicht sicher ob die Dampffahne,welche am Austritt (Drosselventil)zu sehen ist,bei den Fotografen Freude auslöst.Wohl eher jene,welche beim Anfahren am Schornstein Orkanartig das Blasrohr verlassen!!Da die Gegendruckbremse mit Luft arbeitet,kann die Lokomotive auch nicht ruckartig stehenbleiben.Luft lässt sich verdichten und kann dadurch nicht ruckartig zum Anhalten der Lok führen.Sollte der Schieberkastendruck 6bar übersteigen,kann es passieren dass der Regler aufgedrückt wird und die Bremsleistung verloren geht! Ausserdem steht die Lokomotive kraftschlüssig auf der Schiene,wodurch sie eher weiterrutscht als auf einen Schlag stehenzubleiben.Bitte berichtige meine Ansichten wenn ich falsch liege!!!
 
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