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Arme Seelen erlösen

ulli292

Member
Das ist mir heute untergekommen:

Wenn zwei Menschen gleichzeitig dasselbe sagen (natürlich unbeabsichtigt), haben sie eine arme Seele erlöst.

Die Armen Seelen spielen ja im Volksglauben eine wichtige Rolle. Vielleicht kennt jemand andere Methoden, sie zu erlösen, die nicht unbedingt im Bereich der Religion sondern eher im Aberglauben angesiedelt sind?
 
Hallo Ulli,

das Thema "Arme Seelen" ist natürlich ein absoluter Bestseller in der traditionellen Volkskunde :musik:

Man muss zuvor klar und deutlich unterscheiden zwischen der kirchlichen Lehre der "Armen Seelen", zu der sich ein Theologe hier äußern müsste. Auch aus naturwissenschaftlicher Sicht gibt es gerade in jüngerer Zeit durchaus beachtliche Erfolge zur Seele.

Aus volkskundlicher Sicht hingegen begegnen wir den Vorstellungen der "Armen Seelen" recht häufig und wie schon angedeutet ist das natürlich ein volkskundliches Festmahl :)

Die Vorstellungen der Seele als Wesen im Körper und das Verlassen derselben des Körpers im Todesfall ist in unserem Kulturkreis bis heute fast eine Selbstverständlichkeit...

Wenn jemand dann seine Seele "ausgehaucht" hat, hat diese in der allgemeinen Vorstellung immer noch Wünsche und Bedürfnisse ähnlich eines menschlichen Individuums. Um so schlimmer, wenn diese Seele - vermutlich durch Verfehlungen zu Lebzeiten - dann als "arme Seele" irgendwo ein kümmerliches Dasein fristen muss, ganz schlimm wäre es natürlich wenn die "arme Seele" im Fegefeuer Qualen erleiden muss. :tuifal:

Es gibt eine ganze Menge Mittel um eine arme Seele zu erlösen, ich muss da ein wenig in der volkskundlichen Literatur stöbern. Auch in meinem Bildarchiv dürfte ich da einiges haben, in vielen Kirchen erinnere ich mich etwa Kerzen zum Erlösen armer Seelen angeboten gesehen zu haben.
Vielleicht haben weitere Leser auch Hinweise?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hans Fink schreibt in seinem Buch "Verzaubertes Land. Volkskult und Ahnenbrauch in Südtirol", Innsbruck 1969, folgendes zum Seelenkult:

Seelentag

Das neue Jahr begann bei den Germanen nicht am 1. Jänner, sondern im Spät-herbst nach dem Weideschluss. Zugleich wurden die Erntefeste abgehalten und der Toten gedacht.

Ebenfalls in unserer Zeit ist der Herbst den „Toten geweiht“; es sind die sogenannten „Seelentage“. Wenn am Allerheiligentag zur Mittagstunde das „Seelausläuten" von den Türmen hallt, dürfen die Armen Seelen aus den Gräbern steigen und nach „Hause gehen“. An vielen Orten „fahren“ sie bereits bei Dämmerung mit dem „Seelenwind“ um den Kirchbichl. Unsere Großeltern streuten noch Mohn vom Friedhof bis zur Haustür, um die leidenden Seelen gütig zu stimmen und tun sich ein gutes Jahr zu erbitten.

Mit dem „Ausläuten“ stiegen also die Armen Seelen aus den Gräbern, mit dem „Einläuten“ am folgenden Allerseelentag kehrten sie wieder zurück. Dieser Glaube ist in den Alten noch heute verankert; und so heizt man in der Stube den Ofen, damit es die Armen Seelen warm haben; die ganze Nacht über brennt ein Licht, Krapfen werden auf einer Schüssel aufgetürmt, ebenso steht Milch auf dem Tisch, und die blanken Löffel liegen bereit. Die Hausleute gehen an diesem Abend früher in ihre Kammer zum Schlafen. In manchen Orten liefen die jungen Dirnen dreimal um das Haus, um ihrem Bräutigam zu begegnen.

Die „Armen Seelen“ waren ebenfalls bei Spiel, Trunk und Unterhaltung anwesend. In Brixen findet man daher die Redensart, der Allerheiligenabend sei der größte „Törggeletag“.

Speisung und Bewirtung der Verstorbenen kannten auch andere Völker: Griechen und Römer luden ihre Manen (Geister der Toten) zu Tisch und stellten ein krapfenähnliches Gebäck auf. In abgelegenen Alpentälern geschieht noch heute ähnliches: z. B. wird im Ahrntal das „Pitschele-Singen“ nach wie vor liebevoll gepflegt; Sänger ziehen von Haus zu Haus und erhalten die „Pitschelen“, kleine Brote, die man dann an die Dorfarmen verteilt.

Vermummung und weiße Geisterverkleidung erinnern an die ruhelosen Seelen. Zuerst wird ein Armenseelenlied gesungen, das in seiner einfachen Vielstimmigkeit sehr ernst und traurig klingt; die milden Gaben werden in einen Ruckkorb gesteckt; zum Schluss erklingt noch ein lustiges Lied, worauf die Gruppe weiterzieht.

Uralter Seelenglaube dürfte den Umzügen der Eggentaler „Juzkinder“ zugrunde liegen. Sie sind mit langen Ruten bewaffnet, und so streichen sie um die Höfe. Mit einem hellen „Juzer“ danken sie für die erhaltenen „Seelstücklen“ (Brote). Beim „Tüengiehn“ in Laurein wurden die Kinder ebenfalls mit Broten beschenkt. Wer den „Sealstuckbettlern“ kein Geschenk gibt, wird kein Glück haben, und er hört in den Nächten die Armen Seelen im Fegefeuer wimmern.

Am Seelentag sind noch Bräuche lebendig, die auf das früher innige Verhältnis zwischen Leben und Tod hinweisen: Wer am Seelentag nicht früher aufsteht, um den leidenden Vorfahren das warme Bett zu überlassen, hört die Armen Seelen in der Nacht tun sein Fenster „zientern“ (stöhnen). Der „Sealwind“ wirft Sand und Steinchen an die Fenster; um ihn abzuwehren, wurde er in Pfitsch mit Mehl „gefüttert“; man riss dabei die Tür auf und warf ein „Maßl“ voll Mehl „in das Gesicht“ des Windes, und zwar mit den Worten: „Friss und geh, du Verhungerter!“

Nach altem Brauch werden die Patenkinder zu Allerheiligen mit „Ross und Henne“ beschenkt; das sind die landesüblichen Gebildbrote aus besserem Teig. Stolz tragen die Kinder diese Geschenke nach Hause. In Mauls holt sich der Mesner die „Allerheiligenkrapfen“ von den Höfen; ihnen wird ein besonderer Segen zugeschrieben. Ein schlechtes Zeichen wäre es, so der Mesner einen Hof überginge.

Auch viele alte Stiftungen gehen auf die „Armen Seelen“ zurück: sie bestanden früher meist in Jahresgaben von Brot, Salz oder Fett (Kerzen); heute hingegen werden Messen bestellt, Kerzen gespendet oder Gaben an die Armen verabreicht.

Das alte Sippenbewusstsein erfährt gerade am Vortag von Allerseelen neue Belebung. Da treffen sich die Verwandten am Familiengrab — vielleicht das einzige Mal im Jahr! So ist dieser Tag tatsächlich ein Tag des Wiedersehens.
In der Seelenwoche schweigen Zither und Gesang; denn es gehen die Geister der Vorfahren und der büßenden Seelen um. In diesen Tagen werden auch die Soldatenfriedhöfe geschmückt und gesegnet. Und so mancher dieser stillen Orte liegt hoch in den Bergen.


Die Seele im Glauben des Volkes

Über das Wesen der Seele finden sich im Volksglauben drei Vorstellungen:

die Seele ist ein selbständiges Wesen im Körper
sie ist mit dem Körper untrennbar verbunden
die Seele ist Kraftstoff und Lebensprinzip​

Beispiele mögen dies veranschaulichen:

Einmal hat ein Fuhrmann aus Brotneid die neue Eisenbahn am Ufer des Eisack zur Entgleisung gebracht. Zur Strafe musste seine Seele nach dem Tode „umgehen“. Der Geist gab keine Ruhe, und die Leute fürchteten sich. Daher wurde er eingefangen und „in ein Fass gesperrt“ und sodann auf den Langkofl gebracht, wo er mit anderen Sündern in Form von Nebelwolken büßen muss.
Ein Mann aus Ratschings büßte schon lange für seine Sünden im Fegefeuer und zeigte sich öfters den Lebenden. Als er seine Sünden zur Hälfte abgebüßt hatte, erschien er als sichtbares Wesen — halb schwarz (sündig) und halb weiß (rein). Als seine Bußzeit endlich um war, zeigte er sich als helle Gestalt auf einer Felswand; er schwenkte ein weißes Fähnlein und schrie: „Jui — itz bin i erlöst!“.

Im Volksglauben an das „anklagende Blut“ und die „sprechenden Totenköpfe“ offenbart sich deutlich die Existenz der Seele.

Einmal erschlug ein Bauer im Wald seine eigene Frau, weil er ein junges Mädchen liebte. Daraufhin kam der Richter ins Haus und fragte die Tote: „Hat dich dein Mann erschlagen?“ Da blutete die tote Frau aus der Nase und bezeugte damit die Schuld des Mannes.

In der Brennergegend holte sich ein Mann für die „Schwarze Kunst“ Totenköpfe aus einem Beinhaus. Die „Schädel“ aber weigerten sich und schrien, einer nach dem andern: „Mi nit! Mi nit!"

Für den Seelenglauben sprechen noch folgende Ausdrücke: „Die Seele aushauchen!“ oder „Sich die Seele aus dem Leib schreien!“ Das Volk stellt sich sündige Seelen „schwarz“ vor, während die reinen von weißer Farbe sind; erlöste Seelen schweben als schimmernde Tauben gen Himmel. Bekannt ist die Geschichte vom Satan, der eine verkaufte Seele in einen Sack stopft und in seine feurigen Pratzen nimmt. Der Teufel „fängt, fischt und jagt“ die Seelen, er „kartet um sie, er rauft und ranggelt, ja er häkelt sogar“. Von gewiegten Rosshändlern wird behauptet, sie wären ohne Seele (Gewissen?) hätten sie aber eine in der „Krippe“ (Leib), so ließen sie diese Seele bei Geschäftsreisen „daheim“.

Nach einem Sterzinger Volksglauben fahren büßende Seelen in eine Kuh oder klappern in Holzschuhen ruhelos durch das Haus; in Villnöß holpern sie als gedörrte, jedoch unsichtbare „Rindshaut“ über die Äcker.
Unerschöpflich sind die Geschichten über Geister, die in Menschengestalt umgehen müssen. Oftmals erscheinen sie ohne Kopf, manchmal bieten sie den Lebenden grausige Speisen an; wer die Überwindung aufbringt, solche zu essen, bringt den Geistern die Erlösung.​
Quelle: Hans Fink, Verzaubertes Land. Volkskult und Ahnenbrauch in Südtirol, Innsbruck 1969, S. 359 - 361.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Johann Adolf Heyl bringt in seinem Buch "Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol", Brixen 1897 im Kapitel "Tod und Geisterwelt":

"Wenn die Köchin Salz ins Feuer wirft, fällt es den armen Seelen in die Augen."

"Wer das Glück hat, eine arme Seele aus dem Fegefeuer zu erlösen, der lebt nicht lange. Ein Mädchen erlöste durch ihre Wallfahrt nach Weißenstein die weiße Frau in Neumarkt, starb aber selbst bald darauf."

"In Enneberg lässt keine Bäurin den Pfannknecht leer über dem Feuer, sobald gar gekocht ist; sie stellt ihn entweder schleunig auf die Seite oder legt ein Scheit drauf, denn sonst müssten arme Seelen darauf braten."

"Keiner lässt in Enneberg ein Messer mit der Scheide nach oben liegen oder einen Rechen, dessen Zähne nach oben gekehrt sind, denn die armen Seelen müssten darauf sitzen."

"Das Holz, das man in die Küche trägt, soll man ganz langsam und ruhig niederlassen, sonst empfinden die armen Seelen den Stoß des ganzen Haufen von Scheitern."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Arme Seelen erlösen kann ich leider nichts beitragen, aber dass sie auf der Schneide knieen müssen, wenn ein Messer mit ihr nach oben liegt, kenn ich von meiner Großmutter. Auch, dass die Armen Seelen jammern und um Gebete bitten, wenn das Herdfeuer durch (falschen?) Zug wimmerte.
 
Unerlöste Seelen - Rainschinder, aber auch leuchtende Männchen - kamen auch bei den Recherchen zu den Wegkreuzen in meiner Pfarre vor, wie z. B. beim

Wiesenkreuz

Es stand vor der Neutrassierung der Umfahrungsstraße weiter westlich Richtung Großwilfersdorf auf dem Grund der Familie Birchbauer. Im Zuge des Baues der Umfahrungsstraße (Eröffnung Juli 1995) wurde es entfernt und an der Einfahrt nach Altenmarkt gegenüber der ÖMV - Tankstelle aufgestellt.
Der frühere Besitzer war einmal ein großer Bauer, der auch als "Rainschinder" bekannt war. Wenn die Kohlenführer von Mutzenfeld - Kleegraben runterfuhren und dort vorbeikamen, ging der Rainschinder von 12 bis 1 Uhr nachts ruhelos hin und her, da er noch eine unerlöste Seele hatte. Damit die Seele befreit werde, stellte man das Kreuz auf. Seither hatte dieser Spuk ein Ende.
Eine andere Geschichte handelt von einem Bauern, der auch aus der Richtung Ilz kam. Es war stockdunkle Nacht und der Bauer hatte kein Licht mit. Plötzlich hüpfte ein kleines Manderl auf die "Schweb'n" (Wagenstange) und setzte sich neben der "Kipf" hin, wobei sein Körper wie eine Laterne leuchtete. Als der Bauer daheim in Altenmarkt bei seinem Haustor einfuhr, sagte er zum Männchen: "Vergelt's Gott, dass du mir geleuchtet hast!" Dieses sprach darauf: "Vergelt's Gott, dass du mich erlöst hast!" Somit verschwand das kleine Männchen, welches beim Pumperwald'l - Wiesenkreuz aufgesessen war.

far.a
 
Dazu die Sage von der Brunnenfrau aus meiner Heimatstadt, hier im Forum unter
dem Thema: Quellen, Heilquellen ...
und die Sage von der Weißen Frau (Schwerter Laternenweg im internet - eine
von 5 Sagen), letztere wartet allerdings immer noch auf Erlösung, es fand sich
noch kein rechter Mann ... -Ulrike
 
Ich lese gerade, daß man früher in den Vogesen (Ostfrankreich) an Allerheiligen ein Gericht namens meillat aß, Hirse (millet) in gesüßter Milch gekocht, und daß man glaubte, so viele Hirsekörner wie man aß, so viele Seelen befreite man dadurch aus dem Fegefeuer.
 
Ich lese gerade, daß man früher in den Vogesen (Ostfrankreich) an Allerheiligen ein Gericht namens meillat aß, Hirse (millet) in gesüßter Milch gekocht, und daß man glaubte, so viele Hirsekörner wie man aß, so viele Seelen befreite man dadurch aus dem Fegefeuer.

Wo hast du das gefunden? Meillat ist eigentlich Honigtau.
 
Entschuldigung, ich habe vergessen, die Quelle anzugeben:
Colette Méchin: Saint Nicolas. Fêtes et traditions populaires d’hier et d’aujourd’hui. Paris (Berger-Levrault) 1978, S. 61

Es geht da eigentlich um die Spinnstuben früher an den Winterabenden:
„Mais il y a encore une autre façon de clore les veillées: dans la région de Metz, il était d’usage de se réunir une dernière fois entre habituées du même veilloir pour faire un petit banquet de clôture: à ces joyeuses agapes figurait toujours au menu un plat traditionel, le meillat (millet bouilli dans du lait sucré). (...) Enfin, en remontant la Moselle vers sa source dans les Vosges, c’est le jour de la Toussaint, au repas du soir, qu’on sert de la bouillie de millet; la croyance est qu’autant de grains de millet on mange, autant d’âmes du purgatoire on délivre.”

(Französische Texte abzuschreiben ist mir doch recht mühsam - ich habe garantiert etliche Tippfehler gemacht.)
 
Entschuldigung, ich habe vergessen, die Quelle anzugeben:
Colette Méchin: Saint Nicolas. Fêtes et traditions populaires d’hier et d’aujourd’hui. Paris (Berger-Levrault) 1978, S. 61

Es geht da eigentlich um die Spinnstuben früher an den Winterabenden:
„Mais il y a encore une autre façon de clore les veillées: dans la région de Metz, il était d’usage de se réunir une dernière fois entre habituées du même veilloir pour faire un petit banquet de clôture: à ces joyeuses agapes figurait toujours au menu un plat traditionel, le meillat (millet bouilli dans du lait sucré). (...) Enfin, en remontant la Moselle vers sa source dans les Vosges, c’est le jour de la Toussaint, au repas du soir, qu’on sert de la bouillie de millet; la croyance est qu’autant de grains de millet on mange, autant d’âmes du purgatoire on délivre.”

(Französische Texte abzuschreiben ist mir doch recht mühsam - ich habe garantiert etliche Tippfehler gemacht.)

Ah danke. Nein, keine Fehler. Es geht da um die veillées, die Ucht auf Lothringisch, ja Spinnstube ist eine gute Übersetzung. Hab ich noch erlebt.
 


Spinnstube ... Hab ich noch erlebt.
Wirklich? Wie lange gab es das? Als (ursprünglich) norddeutsche Städterin wußte ich davon gar nichts.

1960 war ich mal ein paar Tage in einem sehr kleinen und ganz entlegenen Dorf in der Fränkischen Schweiz (an der Strecke Nürnberg-Bayreuth - aber die Straße gab es damals noch gar nicht). Neben der Landwirtschaft machten die meisten Bewohner(innen) Heimarbeit: Sie fädelten Schnüre in Plastikbeutel, damit man die Beutel zubinden konnte. Abends saßen sie alle gemeinsam in der Wirtsstube, zogen Schnüre ein und unterhielten sich. (Es gab da auch einen Fernseher, aber auf dem Bildschirm war meist nur Schneegestöber zu sehen.) Es ist das einzige "Spinnstubenähnliche", das ich je gesehen habe. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wirklich? Wie lange gab es das? Als (ursprünglich) norddeutsche Städterin wußte ich davon gar nichts.

1960 war ich mal ein paar Tage in einem sehr kleinen und ganz entlegenen Dorf in der Fränkischen Schweiz (an der Strecke Nürnberg-Bayreuth - aber die Straße gab es damals noch gar nicht). Neben der Landwirtschaft machten die meisten Bewohner(innen) Heimarbeit: Sie fädelten Schnüre in Plastikbeutel, damit man die Beutel zubinden konnte. Abends saßen sie alle gemeinsam in der Wirtsstube, zogen Schnüre ein und unterhielten sich. (Es gab da auch einen Fernseher, aber auf dem Bildschirm war meist nur Schneegestöber zu sehen.) Es ist das einzige "Spinnstubenähnliche", das ich je gesehen habe. ;)

Spinnstube scheint tatsächlich der einzige Ausdruck im Hochdeutschen zu sein. Außerhalb des Lothringisch-Luxemburgischen Sprachkomplexes (und dem verwandten Siebenbürger Sächsisch) kenne ich mich nicht so gut aus. Es dürfte noch andere Dialekt Begriffe geben.

http://engelmann.uni.lu:8080/portal/WBB2009/LLU/wbgui_py?mainmode=&lemid=&prefix=a&mode=&openwb=1

In dem Wörterbuch oben Ucht eingeben.

Nun das gibt es noch Heute wenn auch selten. Man kommt Abends zusammen um Licht und Heizung zu sparren. Man drinkt Brandtwein und erzählt alte Geschichten.
 
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