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Altes Bauernhaus

Ulrike Berkenhoff

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Südlich von Lüdinghausen (Krs. Coesfeld) liegt der alte Hof Grube, urkundlich
zum ersten Mal erwähnt bereits 1339. Es handelt sich um das älteste Bauern-
haus Westfalens und ebenso um die älteste bekannte Vierständerkonstruktion.
Eine wiss. Untersuchung datierte das Holz dafür auf 1517. Das Haupthaus ist
jetzt 32 m lang, früher 19 m. natürlich wurde ständig angebaut, umgebaut
und renoviert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hilft jetzt den
Eigentümern mit einer Spende. Es soll z.B. die alte Gräfte freigelegt werden.
Die Stiftung hat schon 280 Projekte finanziell durch Spenden gefördert, so
ein Baudenkmal ist für Privatleute schwer zu erhalten, es handelt sich ja um
wertvolle Kulturgüter. - Ulrike
 
Hierzu ein Bericht auf der Website der Interessengemeinschaft Bauernhaus mit ein paar Hinweisen zur Datierung des im Haus verbauten Holzes:

500 Jahre Wohn- und Agrargeschichte auf Hof Grube

Deutschlands ältestes Bauernhaus in Vierständerbauweise vor dem Aus gerettet



Text und Fotos von Michaela Töpfer



Lüdinghausen. Hof Grube im im münsterländischen Lüdinghausen gilt als wissenschaftliche Sensation. Denn bisher wurde angenommen, dass diese norddeutsche Bauernhausform viel jünger ist und ihren Ursprung im Weserraum hat. Das Haupthaus des Anwesens ist auf das Jahr 1517 datiert, die Wurzeln gehen, wie Funde mittlerweile belegen, bis ins Jahr 1000 zurück. Karin und Johannes Busch haben im Jahr 2008 den geschichtsträchtigen Hof erworben, auf dem es unzählige Spuren im Hinblick auf die Wohn- und Arbeitssituation seiner Bewohnerinnen und Bewohner zu finden und zu deuten gibt.


Nun ist die Anlage augenblicklich nicht gerade in einem wohnlichen Zustand, sondern stellt die Lebensaufgabe des engagierten Paares dar. Das Anwesen lag seit 1974 nach einem Konkurs brach, war zuletzt vom Wasserstraßenneubauamt mit Blick auf den geplanten Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals gekauft worden. Dann kam der Ausbau doch nicht und die Gebäude verfielen zusehends. Im Jahr 2003 entdeckte Johannes Busch auf einem Streifzug den leerstehenden Hof. Mit Unterstützung von Dr. Dietrich Maschmeyer, Bundesvorsitzender der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB), wurden diverse dendrochronologische Proben genommen. Mit dieser wissenschaftlichen Methode lässt sich das Fälldatum eines Baumes bestimmen.

(...)

Bitte den ganzen Artikel lesen

Fachwerkhäuser gehören qualitativ mit zu den wohl hochwertigsten Gebäuden, die jemals konstruiert worden sind; sie sind äußerst robust und äußerst widerstandsfähig.

In ihrer Grundstruktur gehen die norddeutschen Hallenhäuser bis in die Jungsteinzeit zurück verfolgen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Häuser war, dass sie sich im Zweifelsfall leicht ab- und an einem anderen Ort wieder aufbauen ließen.
 
Deine Ergänzungen finde ich ja toll, auch den Hinweis auf die
Interessengemeinschaft ...
Nun noch ein Negativbeispiel, Bericht im Seniorenmagazin Unna:
Hof Gantenfort/Waltrop wurde leider vollständig abgerissen. Ewig schade,
daß sogar der schöne alte Türbalken "zersägt und im Ofen des Nachbarn"
landete. Er war von 1783 und hatte folgende Inschrift:
Hier kann jeder Freund es schauen wie Jantenfot mit seiner Frauen
dieses Haus gans neu gebautt Gott dem Vater anvertraut
Der Hof wurde bereits 1654 urkundl. nachgewiesen.
Auf den Fotos sieht man schöstes Fachwerk, über dem Scheunentor
den Balken mit der Inschrift. Wenigstens diesen hätte man doch in ein
Museum geben können! Da denke ich manchmal: Kulturbanausen!
Viele Grüße "Sünnerklaas"! Ulrike
P.S. Meine Heimatstadt heißt demnächst (offizielles Ortsschild):
Hansestadt an der Ruhr! Man besinnt sich auf Vergangenes -
ich bin auch im örtl. Heimatverein.
 
Deine Ergänzungen finde ich ja toll, auch den Hinweis auf die
Interessengemeinschaft ...
Nun noch ein Negativbeispiel, Bericht im Seniorenmagazin Unna:
Hof Gantenfort/Waltrop wurde leider vollständig abgerissen. Ewig schade,
daß sogar der schöne alte Türbalken "zersägt und im Ofen des Nachbarn"
landete. Er war von 1783 und hatte folgende Inschrift:
Hier kann jeder Freund es schauen wie Jantenfot mit seiner Frauen
dieses Haus gans neu gebautt Gott dem Vater anvertraut
Der Hof wurde bereits 1654 urkundl. nachgewiesen.
Auf den Fotos sieht man schöstes Fachwerk, über dem Scheunentor
den Balken mit der Inschrift. Wenigstens diesen hätte man doch in ein
Museum geben können! Da denke ich manchmal: Kulturbanausen!
Viele Grüße "Sünnerklaas"! Ulrike
P.S. Meine Heimatstadt heißt demnächst (offizielles Ortsschild):
Hansestadt an der Ruhr! Man besinnt sich auf Vergangenes -
ich bin auch im örtl. Heimatverein.

Dass Höfe und Häuser und ganze Landschaften scheinbar verschwinden, ist leider immer wieder vorgekommen - und wird auch immer wieder vorkommen. Leider wurde und wird so ein Verlust immer erst dann wahr genommen, wenn es zu spät ist.

Der Tod der alten Bauernhäuser fand in Deutschland im wesentlichen in zwei Etappen statt: zum einen in der wirtschaftlichen Boomzeit vor dem I. Weltkrieg, als viele Fachwerkbauernhäuser durch zweckmäßige Ziegelbauernhäuser ersetzt wurden - zum anderen nach dem II. Weltkrieg, als die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Rahmen des sogenannten "Strukturwandels" im ländlichen Raum dramatisch zurück ging. Das "Bäuerliche" bekam zunehmend einen schlechten Ruf; auch auf dem Lande wollte man einen Wohnstandard wie in den Städten haben.

Im Rahmen diesen aufkommenden anderen Wohn- und Wirtschaftsformen wurden Bauernhäuser mit den modernen Methoden des Bauens abgerissen oder bis zur Entstellung komplett umgebaut. Die sogenannte "Dorferneuerung" befeuerte dies dann noch - Dorfstraßen wurden durch Asphaltpisten und Pflasterwüsten ersetzt, Alleen verschwanden - ebenso viele kleine, landwirtschaftsnahe Gewerbebetriebe. Man arbeitete in der Stadt - und kam nur noch am Abend und am Wochenende ins Dorf im Speckgürtel der Städte zurück: das Dorf war nach Jahrhunderten, manchmal sogar nach über 1000 Jahren wirtschaftlich gesehen weitgehend funktionslos geworden.

Fakt ist: der Erhalt und die Sanierung eines Baudenkmals im ländlichen Raum braucht viel Geduld, viel Idealismus, jede Menge Geld - und bedeutet sehr viel Arbeit.
 
Das sich solch alte Bauwerke aus leicht verrotbaren Material so lange halten ist der liebe der Handwerker und dem wachen Auge der Eigentümer als auch dem Glück den Katastrophen der Zeit ( Krieg, Pest)enronnen zu sein, zuzuschreiben.
 
Das sich solch alte Bauwerke aus leicht verrotbaren Material so lange halten ist der liebe der Handwerker und dem wachen Auge der Eigentümer als auch dem Glück den Katastrophen der Zeit ( Krieg, Pest)enronnen zu sein, zuzuschreiben.

So lange Feuchtigkeit nach aussen diffundieren kann, sind Fachwerkhäuser hinsichtlich ihrer baulichen Qualität unschlagbar: mit der erwärmten Raumluft wird die Raumfeuchtigkeit durch die zahlreichen Ritzen im Gebäude nach außen transportiert. Wenn man nun - wie ab den 1970er Jahren aus energetischen Gründen zunehmend geschehen - jegliche Ritze in den Gebäuden schließt, wird dieser Luftaustausch unterbunden. Das unbedingte Drinnenhalten der warmen Luft hat dann allerdings die Folge, dass mit ihr auch die Feuchtigkeit im Gebäude bleibt. Warm - und Feucht, das sind wiederum Idealbedingungen für Schimmel-, Pilz- und Ungezieferbefall. Teilweise sind Gebäude, die 500 Jahre und älter waren, binnen weniger Jahre durch solche "Sanierungen" ein Fall für den Abbruchbagger geworden: da war nichts mehr zu retten.
 
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