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24. Dezember - "Bachltag"

baru

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„Bachötåg“ wird im (Ober-) Pinzgau der 24. Dezember genannt.
Mittags gibt es das Bachökoch, ein Mehlbrei, der mit einem Gemisch aus zerlassener Butter und Honig übergossen wird; bei den Bauern wurde/wird an Messern, Äxten und Sägen die Bachöschneid, die angeblich länger hält, gemacht und als die Kamine noch mehr oder weniger offen waren, wurden sie mit dem Bachöboschen durchgeputzt. Die Boschen sind kleine Fichtenbäumchen, sie wurden von jungen Knechten aus dem Wald geholt.

Schon lange bin ich auf der Suche nach der Herkunft des Wortteiles
„Bachö-“, , seit ich einen Internetanschluss habe, auch in verschiedenen Dialekt-Foren:
Vermutungen gingen von einem Zusammenhang mit „Bache“ (weibl. Schwein) aus, weil ja knapp vor Weihnachten geschlachtet wurde. Aber die Bache gibt es in unserem Dialekt nicht, das ist „der Fåck“, sogar ein Mutterschwein ist der Facköfåck. Andere führen es auf das Backen zurück.
Ich selber konnte mit all diesen Deutungen nichts anfangen. Vorweihnachtliches Backen beschränkte sich in unserer ehemals kargen Gegend fast nur auf das Klåznbrot (Klåz = Dörrbirne), Kekse gab es kaum.

Nun hat sich ein Dialektbegeisterter aus Bayern erinnert, im
Bayerischen Wörterbuch v. J. Andreas Schmeller (1785 – 1852) vom Bachltag gelesen zu haben, und Schmeller liefert eine interessante und für mich auch sehr plausible Antwort:
Das Wort wird auf einen sehr alten heidnischen Brauch zurückgeführt. Es geht um eine Bewirtung der "4 Elemente = Berchten", um sie günstig zu stimmen und sie einem nichts zuleide tun.
Schmeller erwähnt in diesem Zusammenhang ausdrücklich den "Bacheltag" im oberen Pinzgau. Das "Bachökoch" würde zur Bewirtung passen, und auch der Bachöboschen kommt den Berchten/Perchten entgegen, denn sie wollen saubere Wohnstätten vorfinden.
Der phonetische Weg von "Berchten" zu "Beachtn" und weiter zu "Bachtn" --> "Bachtl" --> "Bachl" ist durchaus denkbar.
Und weiter ist im Schmeller zu lesen:
„Von einer ähnlichen Bewirtung der 4 Elemente am Bachltag ist auch in der Beschreibung des obern Pinzgau p. 51 und bey Hübner (Salzb. L.p. 662 ) die Rede.
Die in der salzb. Waldo. v. 1755 verbotenen Bachl- oder Weihnachtboschen gehören als Berchtl=Boschen wol ebenfalls hierher.“

(Das Bayer. Wb. von Schmeller steht auch online zu Verfügung: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11007335?page=5 )

In anderen Teilen des Pinzgaus gibt es rund um die Rauchnächte in manchen Orten Perchtenläufe, in Stuhlfelden tanzen die Tresterer. Bei uns im Oberpinzgau hat sich Frau Berchta & Co. im Bachötåg verewigt.

Gibt es bei euch irgendwo auch einen so speziellen Namen für den 24. Dezember?

Vorweihnachtliche Grüße!
 
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