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Die Stilllegung von 1.600 Kilometer des österreichischen Bahnnetzes ist derzeit bei den österreichischen Bundesbahnen in Erwägung.

Ein massives Ausdünnungsprogramm der Dienstleistungen der ÖBB ist seit Jahren im Gang und soll nun in der baldigen Stillegung von Eisenbahnstrecken eine Fortsetzung finden.

Neu in den Bahnüberlegungen ist laut Grünen der Plan, in die Stilllegungswelle auch Strecken der Kategorie "W" einzubeziehen. Diese sind insgesamt 1.620 Kilometer lang und machen besonders in Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten einen Großteil des Streckennetzes aus.

Wobei darunter nicht nur Bahnstrecken in dünn besiedelten Grenzregionen fallen. So ist auch die Strecke Hollabrunn - Korneuburg direkt vor den Toren von Wien eine "W"-Strecke. In der Steiermark sind die Strecken Spielfeld - Bad Radkersburg und Stainach-Irdning - Ebensee betroffen.

Scharfe Kritik an den ÖBB-Plänen übt der Verkehrssprecher der steirischen Grünen, Lambert Schönleitner: "Die Regionen dürfen nicht weiter ausgeblutet werden, nur weil die ÖBB hunderte Millionen Euro verspekuliert haben".

Quellen: ORF.at, 22. September 2009
Steiermark.orf.at, 22. September 2009



Soweit die (aus meiner Sicht erschütternden) Zitate der heutigen Nachrichtenagenturen.

Die erwähnte Bahnlinie Attnang-Puchheim - Steinach-Irdning etwa zählt ebenso wie die Mariazellerbahn zu den schönsten Bahnstrecken in den Alpen. Nicht zu vergessen der "Kammerer-Hansl" (Vöcklabruck - Kammer-Schörfling) in Oberösterreich und noch viele weitere Bahnstrecken.

Abgesehen davon sind die sogenannten "Nebenbahnen" außerordentlich wichtige Zubringer für die "großen Bahnen" wie Westbahn oder Südbahn. Wenn die Menschen mit dem Auto zu den Landesbahnhöfen fahren müssen, ist es wohl mehr als fraglich, ob sich dann ein Umstieg auf die Bahn überhaupt noch lohnt?

Meines Erachtens erfüllt die Bahn und die Nebenbahnen noch eine ganze Reihe weiterer Aufgaben innerhalb eines modernen Staates, die betriebswirtschaftlich gar nicht erfasst werden können, jedoch für die Regionen von immenser Bedeutung sind. Aus meiner Sicht darf die Bahn nicht von Betriebswirten untersucht werden, sondern die Bahn ist eine bedeutende Infrastruktur, die als Dienstleistungsunternehmen unabhängig von Gewinn und Verlust für die Bevölkerung da zu sein hat - das muss sich eine (der reichsten) Zivilisationen einfach leisten.

Wenn eine Nebenbahnlinie einmal eingestellt ist, ist es in der Regel kaum mehr möglich diese jemals wieder zu aktivieren. Es gibt diesbezüglich zwar einzelne positive Beispiele wie die Vinschgerbahn (Südtirol), dieses sehr erfolgreiche Konzept benötigte aber eine enorme Kraftanstrengung des Landes Südtirol. In der Regel klappt allerdings eine Reaktivierung kaum mehr, da die Bahn-Trassen verkauft werden etc.

Ausnahmslos alle Einstellungen von Bahnlinien von denen ich jemals entweder persönlich gehört oder auch nur in der Literatur gelesen habe, wurden meistens schon kurzfristigst von allen Beteiligten einschließlich der Betreiber bedauert.

Wie ist Eure Meinung zu den geplanten Stillegungen der Regionalbahnen und der Vorgangsweise der ÖBB?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich fürchte langsam, vieles (alles?) was Dienstleistung für die "Öffentlichkeit" bedeutet, ist betriebswirtschaftlich nicht gewinnbringend! Und da der betriebswirtschaftliche Maßstabe bald der einzige Maßstab sein wird, wird eben alles unwirtschaftliche "eingestellt". Die angeblich Ersparnisse werden wohl in Richtung Managergehälter umgeleitet? ... oder Parteienfinanzierung? ... oder gar Politikergehälter? ...
Ich fürchte daher für Jugend- und Kinder-Ausbildung, Altenbetreuung, Krankenpflege, Post (!), Bahn (!), Kultur- und Naturschutz, nicht wirtschaftlich ausgerichtete Forschung und wissenschaftliche Arbeit brechen harte Zeiten an ...
Wieweit sich eigentlich Politiker wohl rechnen? Ob das wohl jemand mal berwertet? Aber da wird wohl mit "Umwegrentabilität" argumentiert ....

Euer kopfschüttelnder
Norbert
 
Also den Kammerer Hansl einstellen? Na gut, was wollen sie jetzt noch einstellen, wo eh schon fast nix mehr fährt, auf die 2 Personenzüge kommt es auch nicht drauf an... Güterverkehr? Bitte, das will ich aber sehen, Lenzing wird sich freuen.
Salzkammergutbahn einstellen ist ein riesen Schwachsinn: Bad Ischl und Bad Aussee bahnlos? Unvorstellbar und touristisch ein Wahnsinn vergleichbar mit der Einstellung der SKGLB.
Einstellungsgefährdet sind in OÖ weiters die Almtalbahn, die Aschacherbahn, die Bahnstrecke Attnang Puchheim - Ried - Schärding. Ach ja, und die Gesäusebahn... Und dann ist in Oberösterreich fast alles eingestellt, was zum Einstellen ginge... Und daran will ich jetzt lieder nicht denken.

MFG Dachstein
 
Die Fahrt mit dem Kammerer-Hansl ist derzeit leider wirklich eine Katastrophe. Ich wollte im Sommer unbedingt mit ihm an den Attersee fahren, aber bei einer Abfahrtszeit von 13:29 (Ankunft: 13:46 also Top-Zeit, schneller wie jedes Auto beim heutigen Verkehr! Hinweis: der Busverkehr auf der selben Strecke benötigt schon laut Fahrplan 31 Minuten!) hätte ich bis 18:26 auf den nächsten Zug warten müssen - da bin ich tatsächlich zu Fuss schneller in Vöcklabruck... :smi_heult

Man kann Nebenbahnlinien durch Ausdünnung des Fahrplans tatsächlich für den Kunden uninteressant machen, für den Betriebswirt am Schreibtisch vor seinem PC ist es dann trivial Entscheidungen am Papier zu treffen.

Ein anderes Beispiel unlängst erlebt auf der Salzkammergut-Bahn:

Wir wollten vor ein paar Wochen nach Hallstatt fahren, ausgerechnet an meinem Urlaubstag war die Strecke bis Ebensee zwei Tage unterbrochen. Also mussten sich unzählige Touristen und Anrainer in die Busse zwängen, was natürlich ein unbeschreibliches Chaos war. Die Busse waren mehr als überfüllt und für die älteren Menschen war die Fahrt vom Einsteigen weg eine Tortur. Gemeinsam mit anderen Touristen habe ich ältere Leute in den Bus die steilen Stufen rauf geholfen. Die Touristen haben sowieso nur den Kopf geschüttelt oder geschimpft.

Wie zu erwarten, sind wir mit den Bussen im Straßenverkehr steckengeblieben und haben Hallstatt mit über 1,5 Stunden Verspätung erreicht. Neben dem halben verdorbenen Urlaubstag habe ich nur Gedränge in Erinnerung, nichts war's mit der sonst wunderschönen Bahnfahrt.

Zudem hat der Schienenersatzverkehr ganz ordentlich Busfahrer und Schaffner beschäftigt, sicher wesentlich mehr Personal, als es bei der Bahnfahrt bedurft hätte. Also eine Personalkosten-Einsparung von Regionalbahnen durch Reisebusse kann mir sicher kein Betriebswirt einreden...

Das wirklich wesentliche, was aus meiner Sicht Regional- oder Nebenbahnen ausmacht, ist erstens der Zubringerverkehr zu den größeren Verkehrsknoten, Schülertransport etc. Aber gleich an zweiter Stelle würde ich übereinstimmend mit Norbert diese vielen kleinen menschlichen Details des Bahnfahrens nennen, eine Rolle, die von gestressten und im Straßenverkehr steckenden Bussen nie übernommen werden kann. Eine "Funktion" der Bahn, die der Staat und unsere Gesellschaft einfach braucht.
Nur wer selbst je mit einer Regionalbahn gefahren ist, kann verstehen, was ich hiermit meine.

Nach meiner Meinung darf es nicht sein, dass Betriebswirte Bahnlinien bewerten. Die Bahn einschließlich der noch aktiven Nebenbahnen muss in Österreich vollständig erhalten bleiben. Das muss ein Staat sich leisten können.
Sonst sehe ich schon bald den nächsten Betriebswirt, der durch seine klugen Excel-Tabellen die Rentabilität von Wasserleitungen zu abgelegenen Gegenden streicht oder Stromleitungen zu Bauernhöfen wegen Unrentabilität abschaltet etc...

Was mich interessieren würde wäre eine Kostenaufstellung, was der heutige Betrieb der in den Presseaussendungen angesprochenen 1.600 Kilometer Regionalbahnen tatsächlich kostet?

Ich würde wetten, dass diese im Betrieb wesentlich billiger sind, als die Spekulationsgeschäfte der ÖBB auf ungarischen Bahnstrecken, tschechischen Cargo-Bahnhöfen, amerikanischen Cross-Border-Leasing-Verträgen etc...!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Nun habe ich die Berechnung der Einsparung der ÖBB durch die Stillegung von Nebenbahnen gefunden:

Laut "Der Standard" (21. September 2009) könnten die Österreichischen Bundesbahnen mit der Stillegung von 56 Nebenbahnen und zahlreicher Regionalstrecken eine Kosteneinsparung von lediglich 20 Millionen Euro erreichen.

Dieser Betrag stellt einen Bruchteil (manche sprechen von einzelnen Prozent) jener Summen aus, die von den "Bahnmanagern" durch Spekulationsgeschäfte und Börsenspielereien in den letzten Jahren verspielt wurden.
Dazu Jahresgehalt von 416.000 Euro plus Dienstwagen für Privatfahrten der Familie oder Abfertigung von kolportierten 1,2 Millionen Euro für Bahnmanager, die aber zusätzlich allein im Jahr 2004 6,4 Millionen Euro für externe Ratgeber benötigen... (Quelle: Falter)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich glaube auch nicht, dass die ÖBB das letztendlich durchziehen werden und diese 1600 km stilllegen, das ist ja derzeit nur reine Spekulation, denn es wird auch nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Man wird sehen was kommt, aber die Spekulationsverluste können auch nicht mehr ausgeglichen werden, wichtig ist es jetzt nach vorne zu sehen und trotz allem Mobilität und Alternativen zum Auto anbieten zu können, dann wird es auch wahrgenommen werden. So wie die Finanzkrise sich noch weiter ausbreitet und wir zwar unseren Wohlstandsgedanken noch haben - aber auch das wird nicht so weiter gehen.
 
Schade. Aber, ÖBB überlegt sich vermutlich eine Alternative dafür, denke ich. Schließlich muss man die Mobilität in Österreich doch gewähren.
Lg, C
 
Hallo Civian,

ÖBB überlegt sich vermutlich eine Alternative dafür, denke ich

ja vermutlich: Etwa "Zurück zum Bus" in den Stau und Straßenverkehr oder "Zurück zum LKW-Transport", die ÖBB sind ua das größte LKW-Frachtunternehmen Österreichs... :(

Der aus meiner Sicht einzig sinnvolle Weg aus der Misere der ÖBB und der zukünftigen Verkehrsproblematik besteht aus einer gesamtpolitischen Einführung und Organisation eines umfassenden Containerverkehres auch in Mitteleuropa.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Tja, das wird wohl eine Weile warten müssen, grade vorhin im Radio: Der Fracht-Partner der ÖBB, Rail-Cargo, verliert ca. 20% seines Umsatzes wegen der Wirtschaftskrise .....
Im Standard hab ich gefunden: zwecks Einsparungen soll vermehrt mittels LKW (!) abgewickelt werden! >>>hier ...
.... jetzt weiß i aber wirkli' nimmer, warum die eigentlich "ÖBB" heißen

Aber in Zeiten wo bloß die Raupen der Tagpfauenaugen bloß frühzeitig absterben, weil sie bloß wie gewohnt ihre (wenigen) Brennnesseln fressen, die aber bloß mit Pollen von bloß ein bisserl gentechnisch verändertem Mais bloß ein bisserl "kontaminiert" sind, wundert das auch keinen mehr ....

...hat selbstvernatürlich nix damit zu tun, aber ...... wie war das mit der steigenden Unfruchtbarkeit der Frauen ???
... aber wir gemeines Volk verstehen das ja nicht ... alles nicht ... nicht ...

hm ... verstehen ... ich verlass mich auf mein G'fühl, aber ich verrat nicht was mir das sagt, weil das ist wirt..... ähem .... wissenschaftlich ja nicht haltbar!!!

Igitt - wo ist bloß mei' Optimismus hingeraten?? Mal schauen - muß suchen ....

Euer grad' grimmassenschneidender
cerambyx vlg. Norbert - oder umgekehrt ...
 
Tja, die Verlagerung auf Strasse - ist zwar nicht das vorteilshafteste dieser Welt aber es muss halt sein, die wirtschaftlichkeit verlangt es! Schulden sollen abgebaut werden und das ist auch eine Priorität finde ich - auch das soll ein Ziel der ÖBB sein!
 
In Deutschland wurden viele der sogenannten Nebenbahnen in den vergangenen 10 Jahren von kleinen Privatbahnen übernommen. Und da gibt es inzwischen echte Erfolgsgeschichten - wie etwa die Nordwestbahn. Diese Bahn übernahm im Jahre 2000 die damals akut stillegungsgefährdeten Bahnlinien Bremen-Delmenhorst-Vechta-Osnabrück, Wilhelmshaven-Oldenburg-Osnbrück und Esens-Sande.

Auf den Strecken Delmenhorst-Osnbrück sowie Esens-Sande führt damals die DB quasi einen Alibi-Zugbetrieb, d.h. es fuhren sehr wenige Züge am Tag und der Fahrplan war so gehalten, dass an den Endhaltestellen bei Ankunft der Züge sämtliche Anschlüsse weg waren und man lange warten musste. Zusätzlich hatte man parallel zu den Strecken Buslinien eingerichtet, die den wichtigen Pendlerverkehr abzogen. Am Wochenende gab's natürlich keinen Zugbetrieb.

Inzwischen fährt die Nordwestbahn auf allen drei Strecken von morgens früh bis spätabends im Stundentakt - und die Züge sind gut gefüllt und man hat weitere Strecken übernommen bzw. auch wieder in Betrieb genommen - darunter die 40 Jahre lang nur im Güterverkehr betriebene Strecke Bremen-Vegesack - Bremen Farge sowie der Haller Willem (Strecke Osnabrück-Bielefeld). Letztere war zuletzt fast völlig zugewachsen. In NRW hat man das sogenannte Ems-Senne-Netz übernommen und ab 2011 fährt die NWB auch das neue Bremer S-Bahn-Netz.

Trotz der ganzen Erfolgsgeschichte - einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es allerdings: die Bahnanlagen sind immer noch im Besitz der DB... Und die macht es Nichtbundeseigenen Betreibern ganz einfach sehr schwer. Auf vielen Strecken kann der Takt nicht mehr verdichtet werden, da die DB Netz ganz einfach die dafür notwendigen Kreuzungsmöglichkeiten zurückgebaut hat. Ebenso ist der Güterverkehr ausserordentlich erschwert, da es praktisch an den Magistralen keine Ladestraßen mehr gibt, sondern nur noch an Gleisanlagen von schon seit ehedem Nichtbundeseigenen Kleinbahnen. Wer hin und wieder einmal eine Waggonladung auf die Reise schicken möchte, muss sich heute an eine Kleinbahn wenden... In einer Stadt, wie Bremen ist es die Bremen-Thedinghauser Eisenbahn oder die Farge-Vegesacker Eisenbahn (dort fährt die Nordwest Cargo), in einer Stadt, wie Delmenhorst (etwa 100.000 Einwohner) an die Kleinbahn DHE, die in Delmenhorst-Annenheide noch eine Ladestraße unterhält... Delmenhorst hatte Anfang der 90er Jahre noch einen großen Rangierbahnhof mit Güterabfertigung...
 
In Deutschland wurden viele der sogenannten Nebenbahnen in den vergangenen 10 Jahren von kleinen Privatbahnen übernommen. Und da gibt es inzwischen echte Erfolgsgeschichten

Die Frage ist nur, zu welchen Bedingungen die Beschäftigten dieser Regionalbahnen arbeiten. Wenn ich nur an V.... denke, die in ganz Deutschland Bahn- und Buslinien übernommen hat muss man feststellen, dass die bei ihr Beschäftigten nur durch immense Überstunden einen Lohn erarbeiten können, welcher zur Deckung der Lebenshaltungskosten ausreicht. V..... ist ja auch noch in anderen Bereichen aktiv, z.B. in der Müllabfuhr. Ein Mitarbeiter erzählte mir erst vor einem Monat, dass Stundenlöhne um die 4,50 € die Regel sind. Oder schau dir an, was die Leute bei den privaten Postdienstleistern "verdienen". Die "Erfolgsgeschichte" derartiger Unternehmen basiert immer auf der Ausbeutung ihrer Beschäftigten, da ist es kein Wunder, dass sie billiger als die Bahn sind.
Dresdner
 
Die Frage ist nur, zu welchen Bedingungen die Beschäftigten dieser Regionalbahnen arbeiten. Wenn ich nur an V.... denke, die in ganz Deutschland Bahn- und Buslinien übernommen hat muss man feststellen, dass die bei ihr Beschäftigten nur durch immense Überstunden einen Lohn erarbeiten können, welcher zur Deckung der Lebenshaltungskosten ausreicht. V..... ist ja auch noch in anderen Bereichen aktiv, z.B. in der Müllabfuhr. Ein Mitarbeiter erzählte mir erst vor einem Monat, dass Stundenlöhne um die 4,50 € die Regel sind. Oder schau dir an, was die Leute bei den privaten Postdienstleistern "verdienen". Die "Erfolgsgeschichte" derartiger Unternehmen basiert immer auf der Ausbeutung ihrer Beschäftigten, da ist es kein Wunder, dass sie billiger als die Bahn sind.
Dresdner


Zumindest für die Nordwestbahn kann ich sagen, dass sich auch das Klima in den Zügen - im Gegensatz zur Deutschen Bahn - deutlich verbessert hat. Hemmschuh für eine weitere Verbesserung - auch bei den Einkommen - ist jedoch die DB, die immer noch für das Netz zuständig ist und alle NE-Bahnen letztendlich bis zum Gehtnichtmehr auspresst. Selbst vor den eigenen Töchtern macht man nicht Halt - wie das Beispiel der Berliner S-Bahn zeigt.
 
Du sprichst ein allgemeines Problem des ÖPNV an. Den Kommunen steht finanziell gesehen das Wasser schon jetzt bis zum Halse und da wird versucht, Dienstleistungen immer billiger einzukaufen.
In diese Bresche springen private Anbieter welche massiv versuchen, öffentliche Aufträge zu ergattern. Eigentlich eine normale Angelegenheit, wenn mit fairen Mitteln gekämpft würde.
Fakt ist, dass die Privaten die Infratruktur der ehemaligen Monopolisten mit nutzen und da ist es nur richtig, dass sie auch dafür zahlen.

Das sind die Methoden der Privatanbieter:
* absolute Dumpinglöhne für ihr Personal - Bereitschaftszeiten bei einem großen privaten überregional tätigen Anbieter werden z.B mit 50 Cent brutto / Stunde "bezahlt"
* Gewerkschaften und Betriebsräte werden erst nach massiven Protesten der Beschäftgten toleriert
* zum großen Teil nur befristete Arbeitsverträge, welche nach Gutdünken verlängert werden oder auch nicht
* Freizeitregelungen am gesetzlichen Limit und teilweise auch darunter - der Mitarbeiter ist dort Bittsteller und nicht Partner
* das gleiche betrifft die Dienstpläne - diese sind nicht wie bei den öffentlichen Unternehmen bindend, sondern tragen maximal einen allgemeinen Orientierungscharakter
* besonders beliebt ist die befristete Einstellung von Praktikanten, da bezahlt das Arbeitsamt einen Großteil der Lohnkosten
* Beschäftigung von Mitarbeitern, welche z.B aus den öffentlichen Unternehmen in Altersteilzeit gegangen sind - man bekommt gut ausgebildete Fachkräfte kostenlos und zum Schnäppchentarif
* keine Bezahlung von Pausen- und sonstigen Ruhezeiten
* bei Bahnunternehmen Arbeitsbeginn und -ende in hunderten km Entfernung ohne Entschädigung für die Mitarbeiter
* möglichst kostenlose Nutzung der Infrastruktur der öffentlichen Unternehmen
* katastrophale Bedingungen was z.B. Pausenräume, Toiletten an den Endpunkten etc. betrifft
* teilweise keine Lohnzahlung bei betrieblichen Problemen
* keine Ausbildung von Lehrlingen bzw. nur dann, wenn das Amt den Großteil der Kosten übernimmt
* keine Abfederung von Mitarbeitern, welche aus gesundheitlichen Gründen z.B. nicht mehr in den Fahrdienst gehen können - Entlassung dieser oft schon älteren Kollegen; in den öffentlichen Unternehmen werden diese Mitarbeiter zum Großteil in anderen Bereichen weiter beschäftigt
* keine freiwilligen Schulungsmaßnahmen wie Sicherheitstraining und Dienstunterricht, was bei öffentlichen Unternehmen eine Selbstverständlichkeit ist und ja auch dem Kunden zugute kommt.

Ist ja in Deutschland aber auch nicht weiter schlimm. Wenn das Geld nicht reicht, wird man halt Aufstocker und das Arbeitsamt zahlt die Differenz zum Existenzminimum.

Ich weis wovon ich spreche, bin selbst seit 20 Jahren im ÖPNV-Geschäft.

Dresdner
 
da ich aus dem Raum Vöcklabruck komme, hab ich auch so einiges erfahren was die ÖBB betrifft:

Das sie die Salzkammergutbahn und die weiterführende Strecke nach Ried auflassen wollen, dafür gibt es schon seit über 10 Jahre Berichte, Planungen ...
Erst letzte Woche gab es wieder einen kurzen Bericht über den Versuch diese Strecke bald einzustellen.
Da ich auch öfters mit der Bahn ins Salzkammergut fahre, dabei immer erlebe das diese Züge gut gefüllt sind da sie meistens nur 3 Wagons anhängen, wäre es aus meiner Sicht der Ruin für das gesamte Salzkammergut, da auf keinen anderen Weg so viele Touristen befördert werden können.
Durch die Löschung dieser Strecke würden ca 10.000 neue Arbeitslose geschaffen werden, die bis dahin vom extremen Tourismus lebten.
Allein die Region Hallstatt und Bad Ischl wird von ca 5 Millionen jährlich besucht.

Dann die Strecke Vöcklabruck - Schörfling (Kammerer Hansl)
soweit ich weiß war diese Strecke über 5 Jahre ohne Personenverkehr
bzw wenn ein kulturelles Event war fuhren vielleicht Sonderzüge
Seit 2 Jahren fahren hier wieder 3 Züge pro Tag (eigentlich Triebwagen)

Dann noch eine Bemerkung zu Sinnlosbauten der ÖBB:
Das in den vergangen Jahren Milliarden Euro verspekuliert und weiter Millionen großzügig verschenkt wurden und großteils vom Steuerzahler beglichen wurde, ist schon angeführt worden in den Beiträgen zuvor. (Dieses Jahr gibts wieder ein MegaMinus)
Vor ca 10 Jahren wurde nach 30 Jähriger Planung endlich der Bahnhof Vöcklabruck neu gebaut (also Planungskosten sind ca gleich hoch wie Baukosten!!!!)
1 Jahr später wurde die ganze Güterverladung von Attnang-Puchheim übernommen, 30 Arbeitsplätze gestrichen und der halbe Umbau war somit umsonst.
Des weiteren wurden die Bahnsteige verlängert, obwohl bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ein Intercity Zug Halt gemacht hat, obwohl dieser Ort eine Bezirkshauptstadt ist. (Attnang-Puchheim hat den Bahnhof wo für den Bezirk Vöcklabruck die IC-Züge halten, ein einmaliges Schicksal in der Geschichte)
Seit 3 Jahren halten endlich IC-Züge auch in Vöcklabruck, nachdem über 30 Jahre auf politischer Ebene "geplant" und somit Steuergeld verschwendet wurde.

Und das die ÖBB auf LKW teilweise umgerüstet haben überrascht mich:
Zum einen gibts einen Zug namens "Alpentransitbörse" wo für umweltschonendes Verladen und Transport der LKW auf Wagons über die Alpen geworben wird.
 
Unsere schöne Ybbstalbahn wurde auch zwischen Lunz und Gstadt (bei Waidhofen/ Ybbs) und von Ybbsitz bis Gstadt eingestellt.
Nun fahren Unmengen Busse auf der Strasse. Ich finde das FURCHTBAR!
Früher gab es in Waidhofen noch die Molkerei da wurde alles mit dem Zug hingebracht, deshalb auch der Spitzname "Schofkas-Express"- auch Holz wurde mit der Banh befördert. Dann wurde die Molkerei eingestellt, da fahren nun die grossen Milchlastwagen. Das Holz wird auch auf der Strasse befördert, das heisst Lastwagen. Und nun die Busse- verblüfft hat mich vor allem die rasche Umsetzung! In NULL KOMMA NIX waren überall Bushaltestellen gebaut worden und es gab trotz lauten Protesten kein Pardon.
Schade um unser Wahrzeichen. Damit ist schon mein Papa zur Schule egfahren, später mein bruder und ich und jetzt meine Kinder.
Ich hab sie geliebt. :-(
 
Hallo Mystery,

eine Auflassung der Salzkammergut-Bahn würde für den Tourismus im Salzkammergut verheerende Folgen bringen und dort tatsächlich in nicht wenigen Bereichen einen Stillstand auslösen. Zudem ist die Bahn zwischenzeitlich auch ein beachtliches technisches Denkmal, da sie meines Wissens zu den letzten teilweise mechanisch betriebenen Bahnstrecken gehört.

Ich fahre seit vielen Jahren jedes Jahr mindestens einmal mit der Salzkammergut-Bahn eben ins Herz des Salzkammergutes und kann dabei immer eine sehr hohe Auslastung der Strecke beobachten. Zudem wird die Strecke von Touristen aus aller Welt benutzt die etwa das UNESCO-Welterbe Hallstatt besuchen. Weiters ist die Bahn für Bergsteiger und Wanderer unentbehrlich, wenn man weitere Touren (zB Überquerung Totes Gebirge) machen will und nicht einen Autocorso organisieren möchte. Nicht zuletzt wird die Bahn meines Wissens auch sehr stark von Einheimischen, Schülern und der Industrie genützt.

Die Baugeschichte des Bahnhofs Vöcklabruck stellt sich aus meiner persönlichen Sicht jedoch etwas anders dar:

Der Bahnhof Vöcklabruck war bis ca 1975 ein Juwel aus der Kaiserzeit. Neben der weitgehend erhaltenen Originalsubstanz hatte er auch sehr nette Holzanbauten, ua. erinnere ich mich bahnsteigseitig an ein sehr nettes Zuckerlgeschäft in einem schönen weißen Holzhütterl :)

Bis dann irgendwelche Leute bei den ÖBB etwas anderes eingefallen ist, vermutlich waren die Argumente "nicht zeitgemäß" oder was auch immer... Jedenfalls wurde der schöne Bahnhof eben um 1975 eingerüstet, hinter dem Gerüst das ganze architektonische Feinwerk abgeschlagen und nach Entfernung des Gerüstes kam zum Schock der Bevölkerung das schreckliche Gebäude mit den hässlichen weißen und blauen Eternitplatten zum Vorschein.

Seither wurde der Bahnhof etwa im 10-Jahres-Takt umgebaut, die hässliche Eternit-Architektur ist im großen und ganzen bis heute vorherrschend. Beim letzten Umbau kamen halt noch die Glasscheiben auf den Bahnsteigen dazu.

Die wesentliche bahntechnisch auch notwendige Modifikation des Vöcklabrucker Bahnhofes war (ich vermute das war in den 1990er Jahren) die dringend notwendige Unterführung bzw die Schnellzuggleise.

Bis eben in die Mitte der 1980er Jahre hatten ja die meisten Bahnhöfe in Österreich keine wirkliche Schnellzugtauglichkeit, traurigstes Beispiel in der Region ist ja der Bahnhof Attnang-Puchheim, wo bis dahin etwa 9 Gleise ohne Unterführung zu Fuß zu kreuzen waren und dazwischen die Züge durchpfiffen...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die Einstellung der Ybbstalbahn ist beschlossene Sache. Leider ist wiedereinmal von der hohen Politik ÜBER die Bevölkerung hinweggefahren worden. Die Abgehobenheit und Präpotenz der Politiker beunruhigt mich in der Zwischenzeit erheblich. Die Politiker behaupten geradeaus, dass die neue Buslinie im Ybbstal von der Bevölkerung überaus positiv angenommen wird. Genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn man die Menschen im Ybbstal fragt, was sie zur Einstellung IHRER Bahn sagen, dann erfährt man nur negative Statements dazu!!!

Mit der Ybbstalbahn stirbt wiedereinmal in einem Winkel der Welt ein Teil einer gewachsenen Struktur, ein Teil der regionalen Identität. Obwohl realisierbare Konzepte dem Land NÖ übergeben wurden, die einen Weiterbetrieb der Ybbstalbahn in sinnvoller Weise garantieren, wurden diese von den zuständigen Politikern nicht einmal ignoriert. Die Schließung dieser Bahn, die sogar Chancen hätte als Weltkulturerbe der UNESCO weiterzubestehen, ist beschlossene Sache. Obwohl sich der LH von Niederösterreich noch vor drei Jahren eindeutig FÜR den weiterbestand dieser Bahn aussprach, hat dieser sich jetzt vom Volk abgewendet und er vertritt eine Meinung, die 180 Grad konträr zu seiner früheren Meinung steht!

Auf der Trasse wird vermutlich ein Radweg errichtet, der in der Errichtung und im Erhalt genauso teuer ist, wie ein Weiterbetrieb der Bahn.

Die Verantwortlichen dieser Schließung beweisen eindrucksvoll fehlenden Weitblick. Hauptsache man „gewinnt“ einen Machtkampf GEGEN die Bevölkerung, GEGEN eine Initiative, die ein technisches Meisterwerk, welches seinesgleichen sucht, bewahren will. Unter dem Motto „Hinter uns die Sintflut“ soll die Suppe wer anderer auslöffeln!
 
dass der bus von der bevölkerung gut angenommen wird ist blödsinn.
im gegenteil, das gemeindeamt macht derzeit per gemeindezeitung werbung für den bus, sie bieten gratis- tageskarten für den bus an, damit die leute damit fahren.
mit diesen gratiskarten kann man zweimal im monat einen tag lang im ganzen mostviertel mit dem bus herumfahren.
witzig finde ich, dass auch ybbsitz am radweg mitzahlen soll, obwohl der radweg an ybbsitz VORBEI führt. *lach*
im vertrag steht was von: "die gemeinde verpflichtet sich"..... dabei müsste es ja eigentlich heissen: "im falle einer zustimmung verpflichtet sich die gemeinde..."

ich finde es BESCHISSEN (entschuldigt bitte das wort, aber genauso würd ich das auch jederzeit laut vor versammelten politikern aussprechen) daß die ybbstalbahn einfach abgeschafft wurde.

nicht nur meine kinder sind damit zur schule gefahren, sondern auch ich und mein vater als er noch zur schule ging.
ich erinnere mich an die lederriemen, mit denen man die fenster schliessen konnte, an die fahrten durchs ybbstal, die wunderschön und idyllisch waren, man konnte die ybbs betrachten und es war einfach eine wunderschöne strecke.

dazu kommt ja, dass es immer heisst: "zurück zur natur"- früher wurden mit der ybbstalbahn die molkerei-produkte nach waidhofen gebracht, weshalb die bahn ja auch den namen "schafkäs-express" hat.
es wurde holz transportiert, usw...

die molkerei hat dann zu gesperrt, das holz wird nun wieder auf LKW`s durchs tal gefahren und nun fahren auch noch stinkende busse durch unseren ort.
PFUIT DEIFI kann ich da nur sagen.

zum thema radweg: der muss auch erhalten werden!!!!
und: die radrennfahrer fahren sowieso auf der strasse und die paar leute die aus unserm tal nach waidhofen radeln, die kann man an einer hand abzählen.

ICH WILL DIE YBBSTALBAHN ZURÜCK!

und ich bin nicht die einzige.
wurscht wen ich frage, alle sind traurig, wegen der ybbstalbahn, aber es kämpfen nur noch wenige, weils eh zu spät ist.


liebe grüße, sonja
 
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